Klemens Maria Hofbauer

Klemens Maria Hofbauer
auch: Clemens
Taufname: Johannes Dvorčak

Gedenktag katholisch: 15. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Fest im Erzbistum Wien und im Redemptoristenorden
gebotener Gedenktag in den Bistümern Kraków/Krakau, Warszawa/Warschau und Warszawa-Praga
in Deutschland und Österreich: Gedenktag III. Klasse

Name bedeutet: der Sanftmütige (latein.)

Einsiedler, Priester, Ordensvikar
* 26. Dezember 1751 in Taßwitz in Südmähren, heute Tasovice in Tschechien
† 15. März 1820 in Wien in Österreich

Johannes Dvorčak – sein Vater Paul war Tscheche – wurde Bäcker, weil seine Eltern die Ausbildung zum Priester nicht finanzieren konnten. Mit Hilfe wohlmeinender Leute konnte er doch noch das Gymnasium besuchen und lebte dann als Einsiedler zunächst in Mähren, dann nahe Tivoli in Italien; seitdem nannte er sich Klemens. Durch seine Förderer unterstützt, konnte er 1779 das Theologiestudium in Wien beginnen und 1784 in Rom beenden. Im selben Jahr schloss er sich dort dem kurz zuvor gegründeten Redemptoristenorden an und empfing 1785 die Priesterweihe.

1787 wurde er zur Seelsorge an Deutschen nach Warschau gesandt, wo er im Kloster St. Benno lebte. 1788 erfolgte die Ernennung zum Generalvikar des Ordens für den Norden Europas. Hofbauer richetete die immerwährende Mission ein: eine den ganzen Sonntag andauernde Gottesdienst- und Predigt-Veranstaltung mit barocker Pracht und Orchesteraufführungen, ganz gegen den liturgischen Zeitgeist, der von der Aufklärung geprägt war. Dem Zug der Zeit gemäß war die Gründung einer Armenschule – zusammen mit seinem Freund Pater Hübl – für 350 Jungen, einer höheren Mädchenschule und eines Waisenhauses; außerdem bildete er aktive Laiengruppen.

Von Warschau aus wirkte er bis nach Süddeutschland und in die Schweiz hinein. Auf dem Bauernhof der Familie Kümin im Hirz in Wollerau am Zürichsee 1 hatte er im Winter 1797/98 für kurze Zeit sein Domizil. Eine Ordensniederlassung entstand auch an der St. Luzikirche in Chur. 1802 konnte er im Kloster der Prämonstratenser in Jestetten nahe Schaffhausen die erste deutsche Niederlassung gründen, die aber nur bis 1805 bestand. Auf Wunsch der dortigen Gemeinde und mit Unterstützung von Erzherzog Ferdinand in Wien kam er 1805 als Wallfahrtsseelsorger nach Triberg und gründete dort für seine Ordensgemeinschaft im Wallfahrtspfarrhaus ein Priesterseminar; aber bereits nach drei Monaten verließ er Triberg wieder, da ihm der zuständige Generalvikar keine Erlaubnis für die Seelsorge in der Bevölkerung erteilte. Nun erlaubte Fürst Fugger ihm, als Seelsorger in Babenhausen im Unterallgäu tätig zu werden, wo er zusammen mit seinem Mitbruder Passerat viele Menschen begeisterte. 1808 zerstörten die Folgen der napoleonische Kriege sein Lebenswerk endgültig.

Hofbauer musste nun auch Warschau verlassen und ging wieder nach Wien. Hier zog Hofbauer mit seiner natürlichen, bäuerlichen, manchmal auch derben Art, die dem aufgeklärt-rationalistischen Zeitgeist des Josephinismus widersprach, die Menschenmassen an; das brachte ihm den Beinamen Apostel von Wien ein aber auch die Aufmerksamkeit der Staatspolizei, die ihn bespitzelte. Während er von einer nicht geringen Schar von Anhängern verehrt wurde, lehnten andere sein Wirken ab. Im Jahr vor seinem Tod stand er sogar kurz vor der Ausweisung, nur dank des persönlichen Eingreifens des Kaisers durfte er in Wien bleiben.

Als Verfechter einer ausgesprochenen Individualseelsorge kümmerte er sich v. a. um Studenten und Professoren, veranstaltete Leseabende, richtete eine Leihbücherei ein und gründete die Zeitschrift Ölzweige. Er wurde auch zum Erfinder der Hausbesuche. Wieder entfaltete er umfangreiche caritative Aktivitäten – ab 1813 als Kirchenrektor an St. Ursula. Hofbauer pflegte Kontakt und Freundschaft auch zu Künstlern, v. a. der Deutschen Romantik; im Hofbauer-Kreis traf er sich mit Clemens von Brentano, Joseph von Eichendorff, Friedrich von Schlegel und anderen. Er verkehrte mit Studenten und Gelehrten ebenso wie mit einfachen Leuten und Armen, denen er – unter seinem Mantel verborgen – Essensreste brachte. Gegen Ende seines Lebens erfüllte sich ein Lebenstraum: zur Wiedergutmachung für die Kontrolle durch die staatliche Sicherheitspolizei erlaubte Kaiser Franz 1820 die Zulassung des Redemptoristenordens in Österreich.

Kanonisation: 1888 wurde Hofbauer von Papst Leo XIII. selig- und am 20. Mai 1909 von Papst Pius X. heiliggesprochen sowie am 14. Januar 1914 vom selben Papst zum Stadtpatron von Wien erklärt.
Patron der Stadt Wien und der Gesellenvereine

(1) Als einer der letzten Bauernhöfe von Wollerau wird dieser in neuen Gebäulichkeiten bis heute von der gleichen Familie Kümin betrieben. Es gibt dort einen kleinen Hausaltar im Andenken an Pater Hofbauer. Die gelegentlich verbreitete Nachricht, Hofbauer habe im Schulhaus in Wollerau eine Ordensniederlassung gegründet, ist falsch. In der Verenakirche in Wollerau wird seit um 1985 eine kleine Reliquie im Volksaltar verwahrt und Hofbauer gilt neben den Kirchenpatronen als Lokalheiliger.

Eine sehr informative und schöne Webseite über Klemens Maria Hofbauer und sein Wirken betreiben die Wiener Redemptoristen.
http://www.oesta.gv.at/site/6048/default.aspx
Hl. Klemens Maria Hofbauer (1751 – 1820)
„Nur Mut! Gott ist der Meister. Er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Besten und niemand kann ihm widerstehen. Alle Pläne der Menschen, und seien sie noch so gut ausgedacht, dienen nur dazu, seinen Willen zu erfüllen.“
Download: Liturgische Behelfe zur Festfeier
Johannes – so der Taufname – Hofbauer wurde am 26. Dezember 1751 in Tasswitz bei Znaim (Südmähren) geboren. Sein Vater war Tscheche, seine Mutter Deutsche. Die Familie Hofbauer hatte eine kleine Landwirtschaft. Der frühe Wunsch des Johannes, Priester zu werden, schien aufgrund der finanziellen Situation seiner Familie zunächst nicht realisierbar. So erlernte er in Znaim das Bäckerhandwerk, um später im nahegelegenen Prämonstratenserstift Klosterbruck diesen Beruf auszuüben und nebenbei eine Gymnasialausbildung zu absolvieren.

In seiner Jugendzeit folgte Johannes Hofbauer wiederholt seinem geistlichem Drang, ein gottgeweihtes Leben zu führen. Mehrmals versuchte er sich als Einsiedler – nicht nur in seiner engeren Heimat, sondern einmal auch in der Nähe von Tivoli bei Rom. Seit damals nannte er sich Klemens. In die Ewige Stadt war der religiös begeisterte junge Mann im übrigen mehrmals aufgebrochen. Die Pilgerschaft sollte ein Prägemerkmal seines ganzen Lebens bilden.

1779 absolvierte Klemens einen katechetischen Kurs in Wien. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er wieder als Bäcker. Mit Hilfe wohlmeinender Leute konnte er ein Jahr später an der Wiener Universität sein Theologiestudium beginnen, vermochte aber zur vorherrschenden kirchlichen Aufklärung keinen rechten Zugang finden. Eine geistliche Vaterfigur fand er hingegen in dem Exjesuiten Nikolaus von Dießbach, welcher ihm vermutlich auch das Schrifttum des heiligen Alfons Maria von Liguori bekannt machte.

Im Jahre 1784 lernte Klemens bei einem erneuten Aufenthalt in Rom die von Alfons gegründete Gemeinschaft der Redemptoristen persönlich kennen und bat mit seinem Freund Thaddäus Hübl kurzentschlossen um die Aufnahme. Am 19. März 1785 legten die beiden als erste nichtitalienische Redemptoristen ihre Gelübde ab, und bereits zehn Tage später wurden sie zu Priestern geweiht. Es war der Wunsch der Oberen, dass sie nach Norden zögen, um jenseits der Alpen zu wirken und die Gemeinschaft zu verbreiten. Man dachte zunächst an Österreich, doch war eine Niederlassung aufgrund des herrschenden Josephinismus nicht möglich.

Im Winter 1786 führte der Weg von Klemens Maria Hofbauer und Thaddäus Hübl nach Warschau. Hier wurde man gebeten, die Seelsorge an der Kirche St. Benno vornehmlich für die deutschsprachige Bevölkerung zu übernehmen. Rasch verbreitete sich der Ruf der Redemptoristen in der Stadt an der Weichsel. Es schlossen sich zahlreiche junge Leute an, und man entfaltete ein reges Wirken sowohl in der Verkündigungsarbeit wie auch in der Sozialpastoral.

St. Benno wurde zu einem Seelsorgszentrum. Mit feierlichen Gottesdiensten, Predigten in deutscher und polnischer Sprache, verschiedenen volkstümlichen Andachtsformen und nicht zuletzt dem intensiven Angebot des Bußsakraments versuchte man einen starken religiösen Impuls in der Großstadt zu setzen. Das gesamte seelsorgliche Angebot verstand man als „immerwährende Mission“. Dazu gehörte auch die Schulung von Laien, um mit ihnen im apostolischen Dienst zusammenzuwirken. Im Sozialbereich führten die Redemptoristen in Warschau eine Armenschule mit bis zu 500 Plätzen. Später wurden ein Waisenhaus und eine Handarbeitsschule für Mädchen gegründet.

Von Warschau aus brach Klemens Maria Hofbauer, der seit 1788 der Stellvertreter des Generals der Redemptoristen für den Bereich nördlich der Alpen war, zu mehreren Gründungsreisen auf. Sein Weg führte ihn unter nicht geringen Strapazen in die Schweiz, nach Deutschland, Frankreich und Italien. Doch kamen nur wenige Niederlassungen zustande und auch diese hatten aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten nur kurzen Bestand.

In Warschau selbst wurde die große Tätigkeit im Jahre 1808 jäh beendet. Ein Befehl Napoleons führte zur Auflösung der Gemeinschaft der Redemptoristen. Ihre Mitglieder mussten die Stadt verlassen. Viele von ihnen sollten einander nicht mehr wieder sehen. Für die nächsten zwölf Jahre war es nicht mehr möglich, eine offizielle Niederlassung nördlich der Alpen zu gründen. Ein beachtliches Werk war ausgelöscht.

Klemens Maria Hofbauer ging wieder nach Wien. Zuerst wirkte er als Aushilfspriester an der italienischen Nationalkirche, der Minoritenkirche. Seit 1813 war er Seelsorger an der Kirche und im Konvent der Ursulinen. Dort versammelte er auch einige wenige Mitbrüder um sich.

Um den Seelsorger mit dem Herzen eines Vollblutmissionars scharten sich bald wieder suchende Menschen, vor allem Studenten, mit denen er sich oft in seiner kleinen Wohnung zu religiösen Abendzusammenkünften traf. Hofbauer fand aber auch Zugang zu den kulturellen und politischen Kreisen der Reichshauptstadt – so beispielsweise zum „Romantikerkreis“ um Friedrich und Dorothea Schlegel. Vielen wurde er ein geistlicher Begleiter, vielen hat er den Weg in die Kirche geebnet. Unzählige Stunden verbrachte er im Beichtstuhl.

Als Seelsorger hatte Klemens Maria Hofbauer ganz gewiss ein äußerst gutes Gespür für die Nöte und Erfordernisse der Zeit. Immer wieder passte er sein Apostolat an die konkreten Gegebenheiten an. Ein von ihm oft genanntes Motto war: „Das Evangelium muss ganz neu gepredigt werden.“ In seiner natürlichen, einfachen Art zu reden zog er viele Gläubige an. Man nannte ihn einmal sogar einen neuen Abraham a Santa Clara. Es gelang ihm die Gebildeten und die Adeligen ebenso anzusprechen wie das einfache Volk.

Eine organisierte Sozialpastoral im Stil von St. Benno konnte in Wien nicht aufgebaut werden. Dennoch war es Klemens Maria Hofbauer auch in Wien wieder um die Armen zu tun. Oft ging er in die Vorstädte. Unter seinem breiten Mantel brachte er hilfsbedürftigen Leuten Lebensmittel und Kleider, die ihm selbst von Gönnern zugetragen wurden. Vielfach rief man ihn auch zu Kranken und Sterbenden. Rund 2000 Menschen soll er in Wien in die Ewigkeit begleitet haben.

Klemens Maria Hofbauer war in vieler Hinsicht ein Mann der Tat mit einem äußerst impulsiven Charakter. Diese Eigenschaft konnte sich mitunter auch als Jähzorn äußern. Er aber wusste um seine Schwächen. Mit einem Schuss Selbstironie gestand er einmal: „Ja, das ist leider mein Fehler. Aber ich danke Gott dafür. Dies erhält mich in der Demut und bewahrt mich vor dem Stolz. Hätte ich diesen Fehler nicht, wäre ich versucht, mir selbst die Hand zu küssen aus Respekt vor mir.“

Aus heutiger Sicht kritisch zu betrachten ist manche kirchenpolitische Aktivität Klemens Maria Hofbauers. So gab er über den bedeutenden Theologen Johann Michael Sailer ein äußerst negatives Urteil ab, welches mitentscheidend war, dass diesem über lange Zeit das Bischofsamt verwehrt blieb. Das Verdikt lautete: Sailer sei nicht katholisch genug, er verwische die Grenzen zwischen den Konfessionen und lehre bloß ein inneres Christentum. Die Ursachen dieses Fehlurteils waren wohl vielfältig. Hofbauer kannte Sailer nicht gut genug, und er ist über ihn auch falsch informiert worden. Zudem hatten die beiden andere Ansatzpunkte in der kirchlichen Erneuerung, und schließlich waren sie in ihrem persönlichen Charakter sowie in ihrem gesellschaftlichen und kirchlichen Status grundverschieden.

Festzuhalten bleibt: Die Persönlichkeit von Klemens Maria Hofbauer entfaltet mit all ihren Ecken und Kanten ihre Lichtseiten wohl am stärksten im Blick auf seine Seelsorgstätigkeit. Zudem ist es sein Verdienst, die Gemeinschaft der Redemptoristen über Italien hinaus getragen zu haben, so dass anfanghaft der Weg zur Weltkongregation bereitet war. Kurz nach dem Tod Hofbauers wurden die Redemptoristen in Wien offiziell zugelassen. Während des 19. Jahrhundert sollten sie sich zügig über ganz Europa und nach Übersee verbreiten.

Klemens Maria Hofbauer starb am 15. März 1820. 1888 wurde er selig- und 1909 heiliggesprochen. Er wird als „Apostel von Warschau“ und – seit 1914 – als Stadtpatron von Wien verehrt. Zudem ist er Patron der Bäcker. Seine Reliquien befinden sich in Wien, Maria am Gestade.

Hinweise:
Mehr über Klemens Maria Hofbauer finden Sie auf der Homepage, die anlässlich seines 250. Geburtstages präsentiert wurde: http://www.cssr.at/klemens/index.htm
Zu den redemptoristischen Heiligen und Seligen erscheinen auch immer wieder Beiträge unter: http://oelzweige.blogspot.com

Katholiken gedenken Clemens Maria Hofbauer
Von Schwarzwälder-Bote 23.03.2011

Der Festgottesdienst anlässlich des Patroziniums wird von der Chorgemeinschaft Triberg unter der Leitung von Clemens Maria Müller
Advertorial
Von Joachim Bülow
Triberg. Die katholische Pfarrgemeinde feierte am Sonntag in der St.-Clemens-Kirche das Patrozinium in Erinnerung des Wirkens des Heiligen Clemens in Triberg. Nach ihm wurde die im Jahr 1958 fertiggestellte Stadtkirche benannt.
Über ein volles Gotteshaus freute sich Stadtpfarrer Josef Läufer besonders. Er sprach zunächst von einer „stürmischen See, in der kein Schiff in Ruhe unbehelligt fahren kann. Das gelte auch für das Schiff Petri, die Kirche. Er sprach auch über die Stürme, die die Kirche im Laufe von 2000 Jahren erlebt und auch überlebt hat.
Als stürmisch bezeichnete der Geistliche auch das Leben und Wirken von Pater Clemens Maria Hofbauer, der sich immer wieder Anordnungen des Klerus widersetzte. Auch sein Wirken in Triberg, wo er 1805 auf Wunsch der Triberger für seine Ordensgemeinschaft im Wallfahrtspfarrhaus ein Priesterseminar gründen und als Wallfahrtsseelsorger wirken wollte, war wegen des damaligen Zeitgeschehens nicht von Erfolg gekrönt, betonte Pfarrer Läufer. Bereits nach drei Monaten musste Clemens Maria Hofbauer wegen Generalvikar Wessenberg Triberg wieder verlassen.
Mit Unterstützung von Diakon Klaus-Dieter Sembach feierten die Gottesdienstbesucher gemeinsam die Eucharistie, nachdem sie das Glaubensbekenntnis erneuert hatten.
Immer wieder gedachte Stadtpfarrer Josef Läufer in Gebeten, Fürbitten und Danksagungen an das Wirken des Heiligen Clemens in Triberg.
Zum Abschluss des Gottesdienstes zum Patroziniumsfest sangen die Kirchenbesucher das „Clemenslied“. Die Chorgemeinschaft Triberg umrahmte den Gottesdienst unter der Leitung von Clemens Maria Müller mit den Liedvorträgen Intradenmesse, Gloria, Halleluja, Offertorium, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei.
Prämonstratenserinnenkloster Jestetten – Geschichte

Der Schweizer Pfarrer Joseph Helg (1702-1787) konnte nach zwei Klostergründungen in der Schweiz auch im Klettgau mit Erlaubnis der Landesherrn, des Fürsten Schwarzenberg, ein Kloster zur Ewigen Anbetung gründen und dafür um 2.800 Gulden ein Grundstück in Jestetten erwerben. Pfarrer Helg schwebte eine Zahl von 92 Schwestern vor – trotz vieler Bedenken.
Lebensgrundlage sollte eine Landwirtschaft sein. Und gerade diese Grundlage blieb ein Schwachpunkt. Das Kloster bekam den biblischen Namen „Tabor“ und wurde im Januar 1774 eröffnet. Alles blieb dürftig und provisorisch. 1776 waren schließlich 12 Schwestern beisammen, aber ein Teil kehrte noch im selben Jahr wieder ins Heimatkloster „Berg Sion“ (Bistum St. Gallen) zurück.

Als die Redemptoristen unter Pater Klemens Maria Hofbauer (1751-1820, heiliggesprochen 1909) auch zwecks Klostergründung nach Jestetten kamen, lebten im Frauenkloster zwei Schwestern und einige Kandidatinnen, die aber wegen der schlechten Wirtschaftslage nicht als Ordensfrauen eingekleidet werden durften. Als die Redemptoristen im November 1805 Jestetten wieder verließen, bedeutete das auch das Ende des Frauenklosters. Es bestand noch bis 1806.

LOTHAR ABEND
LITERATUR
– G. JÄGER: Jetstetten und seine Umgebung. Ein Heimatbuch für das Badische Zollausschlussgebiet. Jestetten 1930.
– J. WIDMER: Das Prämonstratenserinnen-Kloster Berg Sion einst und jetzt / Historische Darstellung von J. Widmer. Uznach 1932.
– Dokumente zum Leben des hl. Klemens M. Hofbauer. In: M. BRUDZISZ / H. SCHERMANN (Hgg.): Monumemta Hofbaueriana 16. Innsbruck 1998.
– <GLAK> 147/223, Errichtung eines Frauenklosters Ord. S. Norberti de perpetua adoratione zu Jestetten.
– <PfA> Jestetten, Tagebuch der Schwester Scholastika Birli aus Weingarten (1755-1797).

Bild: Klemens Maria Hofbauer
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 10.12.2016

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.triberg-katholiken-gedenken-clemens-maria-hofbauer.a30b774f-f617-4219-9a82-ee1c3099ad18.html
http://www.redemptoristen.com/uploads/media/Zeittafel1.pdf
• Josef Läufer: Wallfahrtskirche Maria in der Tanne Triberg im Schwarzwald. 7. Aufl. 2004, Schnell & Steiner, Regensburg,
http://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?nr=892&thema=Geschichte
• Marcel Kümin aus Zürich
• Richard Mayer (Hg.): Die Heiligen in Deutschland. Verlag Neue Stadt, München 1987

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Klemens Maria Hofbauer, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienK/Klemens_Maria_Hofbauer.htm, abgerufen am 14. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Mathilde von Ringelheim

Mathilde von Ringelheim
auch: Mechtild, auch: die Heilige

Gedenktag katholisch: 14. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Fulda, Paderborn

Gedenktag evangelisch: 14. März

Name bedeutet: die im Kampf Mächtige (althochdt.)

Königin, Wohltäterin, Klostergründerin
* um 895 in Enger bei Herford in Nordrhein-Westfalen
† 14. März 968 in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt

Mathilde von Ringelheim war die Tochter des sächsischen Grafen Dietrich, eines Nachfahren von Widukind, und der Reinhild aus dänisch-friesischem Geschlecht. Sie wurde bei ihrer Großmutter, der Äbtissin im Frauenstift Herford, erzogen. Sie wird als schön, anmutig, gelehrt, geschickt berichtet. Herzog Heinrich von Sachsen, auch Heinrich der Vogler genannt, der spätere König Heinrich I., vermählte sich 909 mit ihr in seiner Pfalz in Wallhausen bei Sangerhausen; sie war seine zweite Frau und brachte reiches Erbgut im Raum Herford und Enger in die Ehe ein. Mit ihm bekam sie fünf Kinder, darunter den späteren Kaiser Otto I. und Bruno, den späteren Erzbischof von Köln.

Mathilde war eine Frau, die auch schwere Schicksalsschläge wegsteckte: den frühen Tod ihres Mannes 936 und die Probleme der Thronnachfolge, das Misstrauen ihrer Kinder – vor allem ihres Lieblingssohnes Heinrich -, die in der fast grenzenlosen Freigiebigkeit der Mutter und deren Nächstenliebe eine Verschwendung von Throngeldern vermuteten, schließlich den frühen Tod ihres Sohnes Heinrich. Nach dem Tod ihres Mannes gab sie sich ganz den Werken der Barmherzigkeit hin und benutzte ihren Witwenbesitz, um geistliche Gemeinschaften einzurichten, denen sie die Pflege des Andenkens ihres Mannes und aller verstorbenen Verwandten und Freunde auftrug. So stiftete sie das Frauenstift St. Servatius in Quedlinburg am Grabe Heinrichs und leitete diesen Frauenkonvent dreißig Jahre lang selbst. Auch die Konvente in Pöhlde bei Herzberg am Harz, Enger und Nordhausen gehen auf Mathilde zurück und begründeten ihren Ruf als gute Mutter der Nation.

Mathilde wurde in der Krypta der Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg neben ihrem Mann bestattet.

Zwei Lebensbeschreibungen entstanden wohl 974 in Nordhausen auf Wunsch von Otto I. und um 1002 für König Heinrich II..

Attribute: Königin, Almosen verteilend
Bauernregel: Mathilde noch Schnee / tut den Früchten weh!

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Mathilde
S. Mathildis, Reg. Vid. (14. März). Die hl. Mathildis, eigentlich Mahthildis, zuweilen Mechtildis aber auch Mahilda, Mahilla genannt, Gemahlin des Königs Heinrich, des Vogelstellers, leitet ihr Geschlecht von dem berühmten Witikind (Widukind) ab, der unter Carl dem Großen als Anführer der Sachsen sich rühmlich hervorthat, und nach seiner Unterwerfung ein eben so gläubiger und frommer Christ als treuer Unterthan wurde. Ihr Vater war Dietrich, Graf in Westfalen (Thietricus, Ditericus, Thidericus, Theodericus), 1 ihre Mutter Reinhildis stammte aus einem Dänisch-Frisischen Geschlechte. Ihre Großmutter von väterlicher Seite Mathildis, Abtissin in Herford 2, übernahm ihre Erziehung. Näheres ist von ihrer Familie nicht bekannt. Die kleine Grafentochter wurde an diesem heiligen Orte (sancta Herfordia) in Lesung der heiligen Bücher wie in Handarbeiten, im Psalmensingen wie in der Gottesfurcht unterrichtet. In allem dem machte Mathildis glänzende Fortschritte: obwohl zart an Alter zeigte sie eine gereifte Frömmigkeit, und schritt ebenso in den Schulgegenständen wie in Handarbeiten vorwärts. So entfaltete sich mehr und mehr ihre innere und äußere Schönheit und ihre Tugenden wurden ein Gegenstand allgemeinen Lobes. Sie war so sittsam, demuthsvoll, freigebig, daß sie allen Gespielinnen in allem dem vorauseilte. Herzog Otto von Sachsen beschloß deßhalb für seinen Sohn Heinrich, genannt der Vogelsteller, der damals 33 Jahre zählte, um ihre Hand anzuhalten. Graf Thietmar begab sich in seinem Auftrage ins Kloster, sah die Jungfrau und nahm, von ihrer Liebenswürdigkeit und Majestät begeistert, schon am nächsten Tage auch den jungen Heinrich mit, damit er die Braut sehe, die der Vater ihm geben wollte. Als er sie im Bethaus erblickte, ihr Psalmbuch in der Hand, in Ehrfurcht gebietender frommer Andacht, stand sein Entschluß fest, bei der Großmutter in ihrer Gegenwart um ihre Hand zu bitten. In ausgewählter, seiner Geburt angemessener Kleidung betrat er mit zahlreichem Gefolge zum zweiten Male das Heiligthum und begehrte die Abtissin des Klosters zu sprechen. Sie empfing ihn und sein Gefolge mit Freude und ließ auf seine Bitte auch die Enkelin kommen. Als sie erschien mit der heitern Stirne, mit dem freundlichen Angesichte, weiß wie die Lilien und roth wie frische Rosen, erfüllte sich sein Herz mit der innigsten Liebe, so daß er inständig bat, daß die Jungfrau ihm möchte verlobt werden. Die Aebtissin schwankte, indem sie nicht wisse, ob ihre Eltern nicht bereits sie einem Andern verlobt hätten, da gar Viele, durch Geburt und Schönheit hervorleuchtend, Verlangen nach ihr trügen. Aber schon am folgenden Tage führte Heinrich seine Braut durch die Städte seines Vaters. Er gab ihr zum Brautgeschenk Wallhausen (an der Helme) in Thüringen und was dazu gehörte. Hier wurde im J. 909 auch das Beilager gehalten. Drei Jahre später starb ihr Schwiegervater Otto, der sie wie sein eigen Kind geliebt hatte. Er erlebte noch die Geburt eines Enkels, der auch Otto genannt wurde. Durch Fügung Gottes sollte sie noch höher steigen. Am Anfang d.J. 919, nach Königs Conrad, des Saliers, kinderlosem Tode, bestieg ihr Gemahl den deutschen Königsthron. Sie selbst bemühte sich von Tag zu Tag an Demuth zuzunehmen. So kam es, daß ihr heiliges Leben ihr größere Berühmtheit verschaffte, als die Königskrone. Je erhabener sie war an Macht und Ansehen vor den Menschen, desto mehr erniedrigte sie sich und ertrug die Ehren der Krone wie eine Last. Sie bedachte stets die Rechenschaft, welche sie einst vor Gott werde ablegen müssen. Wenn sie ausging, sagt ihre Lebensbeschreibung, trug sie ein Kleid von Seide, geschmückt mit Edelsteinen, aber im Herzen trug sie den köstlichern Schmuck der vollkommenen Gottergebenheit. Ihr Wille fing in Gott an und endigte wo er angefangen hatte: in Gott. Man kann sagen, Mathildis habe sich in wunderbarer Weise das Königsschloß zum Kloster umgeschaffen und auf demselben alle Uebungen vorgenommen, welche man von einer Ordensfrau würde erwarten dürfen. Ihrer Umgebung erschien sie nie als Herrin, sondern war Allen eine liebe Mutter, die man, auch wenn sie weniger hoch gestellt gewesen wäre, hätte ehren und lieben müssen. Nie wendete sich ein Trauriger an sie, der nicht fröhlich von ihr weggegangen wäre. Jeder erhielt was er begehrte. Selbst der Verurtheilten erbarmte sie sich und erwirkte ihnen, wo sie nur konnte, durch inständiges Bitten die Begnadigung. Mit ihrem Mann lebte sie in solchem Frieden, daß beide nur ein Leib und eine Seele zu seyn schienen. Sie liebten sich beide gleich sehr in Christo, hatten beide gleiche Neigung zur Ausübung des Guten, waren beide gleich geneigt, den Willen Gottes als das einzige Gesetz ihres Willens zu erkennen und zu achten, hatten beide gleiche Liebe zum Nächsten, gleiches Mitleid für die Unglücklichen, gleiche Sorgfalt für ihre Unterthanen. Oefter entfernte sie sich in der Stille der Nacht heimlich von der Seite ihres Gemahls und lenkte ihren Geist zum Gebete, und der König, um sie nicht zu stören, that, als sähe er sie nicht. Alles, nach dem sie Verlangen trug, gewährte er, denn sie begehrte nie etwas als was gut und löblich war. Die Lust, welche die Welt ihr darbot, schätzte sie gering um der Liebe Christi willen. Ihn ehrte und liebte sie auch in ihrem Gemahl, und so wurde ihre Gattenliebe die reinste, hingebendste und vollkommenste, die man sich denken kann. Heinrich erhielt von ihr fünf Kinder: Otto, Gerberga, Haduwin, Heinrich und Bruno. Die zwei letzten gebar sie, als ihr Gemahl bereits König war. Den König Heinrich nahm Gott am 2. Juli 936 zu Meinleben zu sich; er bezeugte seiner tief betrübten Gattin in rührenden Worten seine Dankbarkeit und sagte unter anderm: »Nie hat Einer ein Weib genommen, dessen Treue zuverlässiger, dessen Eifer für alles Gute erprobter gewesen wäre. Habe Dank dafür, daß du mich besänftigtest wenn ich erzürnt war, daß du in allen Dingen mir heilsamen Rath gegeben, öfter von der Unbilligkeit zur Gerechtigkeit und Milde geführt und mich an den Unterdrückten Erbarmen zu üben gemahnt hast. Ich empfehle dich und unsere Kinder dem allmächtigen Gott und der Fürbitte seiner Auserwählten und so auch meine Seele, die nun von dieser Erde scheiden wird.« Nach seinem Tode ließ die fromme Königin sogleich Nachfrage halten, ob noch ein Priester da wäre, der nichts genossen hätte, um für die Seele des Königs den Gottesdienst zu halten. Es fand sich einer Namens Adeldac. Sie gab ihm zur Belohnung ihre beiden mit bewunderungswürdiger Kunst gefertigten goldenen Armringe. Er wurde später Erzbischof von Hamburg und Bremen und ist auch dadurch merkwürdig, daß er die ersten Bischöfe für Dänemark ordinirte. Ihre Trauer um den verstorbenen Gemahl war so beschaffen, daß sie aufrichtig und ernst, und doch von tiefer Gottergebenheit durchdrungen war. Sie zeigte nun ihren Söhnen die Leiche ihres verstorbenen Vaters mit den Worten: »O meine liebsten Söhne, ich bitte und beschwöre euch wiederum bei der Leiche eures Vaters: fürchtet Gott, dienet nur Ihm allein, in dessen Hand alle Reiche ruhen. Nie streitet miteinander um einer so flüchtigen und hinfälligen Ehre willen. Sehet, so endet alle irdische Herrlichkeit: glückselig wer sich ewige Güter erwirbt, die nie aufhören!« Dann ließ sie den Gemahl im Servatii-Münster zu Quedlinburg, wie er gewünscht hatte, durch den Bischof Bernhard von Halberstadt königlich bestatten. Das Frauenstift in Winithehusen, dessen Zucht gesunken war, wurde hieher verlegt, und die Stiftsfrauen verpflichtet, des Königs beständig im Gebete zu gedenken. Als Wittwe beging sie den Fehler, daß sie ihren liebsten Sohn Heinrich, später Herzog von Bayern, vor ihrem Sohne Otto, der vom Vater als Nachfolger auf dem Königsthrone bezeichnet war, bloß deßhalb bevorzugte, weil dieser, der Erstgeborene, schon auf die Welt gekommen war, da der Vater nur erst Herzog war, während er jenen als König erzeugt hatte. Es kam zum Bruderkampfe, der mit Heinrichs Niederlage endigte. Nachdem er einige Zeit zu Ingelheim gefangen gesessen, versöhnte er sich mit seinem Bruder und erhielt von ihm im I. 946 das Herzogthum Bayern. Bis dahin hatte die fromme Mutter viel Schmerz und Herzenleid zu ertragen. Der drittgeborene, der hl. Bruno, später Erzbischof von Cöln, studirte noch als der Vater starb. Wittwe geworden, suchte die selige Mathildis in der Frömmigkeit es Allen zuvorzuthun. Die Lebensbeschreibung erschöpft sich im Lobe ihrer Gottesfurcht, Geduld, Starkmüthigkeit, Barmherzigkeit, Friedensliebe, Schamhaftigkeit und Andacht. Einen großen Theil der Nacht brachte sie im Gebete zu. Wenn sie eine kurze Zeit geschlafen hatte, so weckte sie das Kammermädchen und ging mit ihr in die Kirche, um zu beten. Oft ging sie dann erst beim Morgengrauen aber ohne Geräusch in ihr Gemach zurück und legte sich in ihr Bett. Wurde das Zeichen zur Andacht vor Tages Anbruch gegeben, so erhob sie sich rasch und ging wieder in die Kirche zum Gebet. Speise und Trank genoß sie nur so viel, als die Natur nothwendig erforderte. Selten sah man sie erzürnt oder auch nur stark erregt, denn sie war streng nur gegen sich, nicht gegen Andere. Bei Tage sah sie Niemand auch nur kurze Zeit müssig. Im Almosengeben war sie so verschwenderisch, daß ihre Söhne Otto und Heinrich ihre Dotalgüter mit Sequester belegten und sie anwiesen, sich in ein Kloster zu begeben. Demüthig fügte sie sich und wählte den Ort ihrer Kindheit, die Villa Enger (Angria) bei Herford zu ihrem Aufenthalte. (Die Gegend zwischen Ems und Weser heißt ditio Angerinensis.) Zuweilen wohnte sie auch in der Burg Grohnde (Gruona, Grona, Gremonata) bei Hameln an der Weser. Diese Zurückgezogenheit betrachtete die selige Mathildis als eine Fügung Gottes, die Er zu ihrer Besserung über sie verhängt habe. Sie bewies sich stark im Unglück, bis ihre Söhne zunächst auf Bitten Editha’s, Otto’s II. (sic! richtig: Otto I.) Gemahlin, die Maßregel reuig zurücknahmen. Sie weilte in dem Kloster Pöhlde (Polten, Palidum), nahe bei Herzberg am Fuße des Harzes, als ihr Liebling Heinrich sie zum letzten Mal besuchte. Seinen Tod voraussehend, ermahnte sie ihn zu gründlicher Bekehrung. Er starb bald darauf zu Regensburg am 1. Nov. 955. Einige Jahre vorher war Editha, die Gemahlin Otto’s I., die sich für die Zurückrufung der Königin Mutter verwendet hatte, gestorben. Der König verehlichte sich zum zweiten Mal mit Adelheid, der Wittwe des Königs Lothar (932-950), die er gegen die Bedrückungen Berengars geschützt hatte. Als die Nachricht vom Tode des Herzogs Heinrich der heiligen Mathildis hinterbracht wurde, befand sie sich eben in Quedlinburg. Sie wurde blaß im Gesichte, kalter Schauer durchlief ihre Glieder, sie ließ das Angesicht in das Buch sinken, mit welchem sie eben beschäftiget war, brach in Thränen aus, und konnte den ganzen Tag nicht mehr aufhören zu weinen, noch einen Bissen Nahrung zu sich nehmen. Sie ordnete an, daß für den Verstorbenen gebetet würde und betete selbst für ihn, »der so selten freudenvoll lebte und fast alle Tage seiner irdischen Pilgerfahrt in Angst zugebracht hat.« Dieser Todesfall benahm ihr aber vollends alle Anhänglichkeit an die irdischen Dinge. Nichts Vergängliches hatte ferner einen Reiz für sie. Sie wollte keine weltlichen Gesänge mehr hören und kein Vergnügen mehr genießen; sie las nur mehr geistliche Schriften, besonders solche die vom Leiden Christi und den lieben Heiligen handelten. Sie erstieg allmählich die letzte Stufe der Vollkommenheit. Sie redete nur was nothwendig und nützlich war. Den Waisen, Wittwen und Pilgern war sie eine zweite Mutter. Zweimal täglich theilte sie in Person Speisen an die Armen aus, indem sie Christum in ihnen zu nähren glaubte. Den Kranken, welche nicht zu ihr kommen konnten, schickte sie Obst und die besten Speisen, wobei es manchmal geschah, daß dieselben durch die von ihr gesendete Erquickung geheilt wurden. Diese fromme Liebe dehnte sie auch auf die unvernünftigen Thiere aus: ein Hahn war der Gegenstand ihrer besondern Pflege, »weil er durch sein Krähen die Christgläubigen zum Dienste Christi erwecke.« Den Vögeln ließ sie Brodkrummen und andere Nahrung aufstreuen, damit sie »den Namen ihres Schöpfers preisen.« Wie wohlgefällig dieß der liebe Gott sah, zeigte sich eines Tags an einem wunderbaren Vorfalle mit der jungen Hirschkuh, welche in den Mauern des Klosters zu Quedlinburg zahm gehalten wurde. Dieselbe verschluckte nämlich das goldene Weinkrüglein, in welchem die Heilige den Wein zum heiligen Opfer darzubringen pflegte. Umsonst versuchten die erschreckten Anwesenden durch Schlagen, Drohen, Händeklatschen den Raub wieder zu erlangen. Da hielt die Königin ihre Hand an den Mund des Thieres und sprach mit sanfter Stimme: »Gib her; was du genommen gehört uns!« Kaum hatte sie dieß gesagt, als das Thier das verschluckte Gefäß wieder von sich gab. Wenn sie eine Reise machte, so ließ sie Kerzen mittragen, die sie an die Capellen und Kirchen verschenkte, an welchen sie vorüberkam, und Speisen für die Armen, welche ihr etwa auf dem Wege begegneten. Wenn sie las oder schlief, hatte Richburgis, ihre Hofdame, den strengsten Auftrag, es für sie zu thun. Im Winter sorgte sie allenthalben für offene Wärmestuben, damit die Armen nicht frieren dürften, für Laternen, damit sich in der nächtlichen Dunkelheit Niemand verirre. Auch Bäder ließ sie den Armen zubereiten, die sie öfter selbst bediente. Immer war sie mit Handarbeiten beschäftigt; bevor sie ihr selbst auferlegtes Pensum verrichtet hatte, pflegte sie nichts zu essen. Stets las oder betete sie oder hielt Betrachtung oder that irgend etwas Nützliches und dem Nächsten Zuträgliches. Auch war sie dabei eifriger für Andere in nützlicher Thätigkeit, als für sich. An sich selber dachte sie immer zuletzt. Zu der heil. Messe, die sie keinen Tag versäumte, brachte sie jedesmal die Oblation (Brod und Wein) für das Wohl und den Nutzen der ganzen heiligen Kirche. Sie stiftete drei Klöster: Nordhausen in Thüringen, Quedlinburg im Herzogthum Sachsen und Pöhlde (Poled), die ersten beiden für Frauen, das letzte für Männer. Oefter besuchte sie die Klosterschulen, um sich von den Fortschritten der Zöglinge zu überzeugen. Wie alle Heiligen, so hatte auch Mathilde die Gabe der Thränen. Anfänglich flossen sie freilich am öftesten wegen irdischer Leiden, aber die Gnade des Herrn wandelte sie allmählich in Thränen der heiligen Liebe um, indem sie sowohl ihre eigene Unvollkommenheit, als auch die Leiden der Mitmenschen beweinte. Aber die Güte des allmächtigen Gottes wirkte sogar Wunderthaten mit ihr. Als sie einmal zu Quedlinburg in der Tiefe des Thales einen Armen erblickte, der am Jahrtage ihres Gemahls Heinrich leer ausgegangen war, ergriff sie hurtig ein Stück Brod, machte das Kreuzzeichen darüber, rief den Namen Christi an, und warf es aus der Höhe hernieder. Das Brod sprang von einer Stelle zur andern abwärts über Felsen und Zäune und fiel zuletzt dem Armen in den Schoos, dem sie es zu geben beabsichtigt hatte. Daß ihr die Gabe des Hellsehens und der Weissagung zu Theil geworden war, zeigt ihre Lebensbeschreibung durch mehrere Beispiele. Als ihr Enkel Otto auf die Welt kam, beugte sie ihre Kniee zur Erde, rief die Gott dienende Schaar zusammen, ließ Lobgesänge anstimmen, die Kirchenglocken läuten und sprach: »dieser wird einst an Ruhm die Andern überstrahlen und uns Eltern zur Zier gereichen.« Nach Ostern des J. 965 sah sie zum letzten Male in diesem Leben alle ihre Lieben zu Cöln. Kaiser Otto I. war mit seinem Bruder Bruno, seinen Söhnen Otto und Wilhelm dahin gekommen. Auch Gerberga mit ihren Söhnen Lothar und Carl, vielleicht auch die Abtissin Hedwig, war erschienen. Die alte Königin bildete des Festes Mittelpunkt. Von ihren Sprößlingen mit hohen Ehren empfangen, brachte sie Christo Preis und Dank für das Wohlergehen Aller, besonders aber dafür, daß ihr kaiserlicher Sohn wohlbehalten in solcher Herrlichkeit aus Italien zurückgekommen war. Sie empfahl ihnen neben andern Dingen vorzüglich die Einrichtung und Vollendung des Klosters zu Nordhausen. Hier sah sie etwa im Juli 966 nochmal ihren Sohn, den Kaiser Otto I., welcher nach siebentägigem Aufenthalte sich nach Anhörung der hl. Messe von ihr verabschiedete. Sie küßten sich gegenseitig und weinten; auch Alle, die dabei waren zerflossen in Thränen. Die Königin eilte darauf in die Kirche zurück und küßte weinend die Stelle, an welcher ihr Sohn während der Meßfeier gestanden hatte. Als dieß dem Kaiser gemeldet wurde, kehrte er wieder zurück und abermals kamen sie ins Gespräch, das die fromme Mutter zuletzt mit den Worten abbrach: »Was frommt es uns, länger zu verweilen. So sehr wir widerstreben mögen, müssen wir uns doch von einander losreißen. Wenn wir einander noch länger anschauen, so werden wir unsere Betrübniß nicht mindern, sondern vielmehr erhöhen. So gehet nun im Frieden Christi!« 3 Ihr Sohn Bruno, Erzbischof von Cöln, war noch im J. 965 am 11. Oct. zu Rheims gottselig gestorben. Die hl. Mathilde, obwohl sehr angegriffen, faßte sich in Geduld, um als »elende Sünderin« in immer tieferer Verwaisung die Last des Lebens zu tragen. Als sie ihr Ende nahen fühlte, begab sie sich von Nordhausen in das Stift Quedlinburg, ihre und ihres Gemahls Lieblingsstiftung. Nochmals befahl sie zum Heile ihrer Seele reiche Spenden an die Armen, Klöster und Kirchen zu vertheilen. Der Bischof Wilhelm von Mainz, ihr Enkel, der selbst, ohne es zu wissen, dem Tode näher stand, als die hl. Mathildis, versah sie mit den hl. Sacramenten – obiturus obituram. Sie schaute im Geiste sein frühes Ende und sagte es ihm voraus. Als er ihr nämlich nach dreitägigem Verweilen seinen Caplan zu weiterer Hilfeleistung zurücklassen wollte, sprach sie: »Es ist nicht nöthig, Ihr bedürfet seiner mehr als ich. Gehet im Frieden Christi, wohin sein Wille es bestimmt hat.« So war es: der Bischof starb plötzlich auf der Reise zu Radulferode am 2. März 968. Umsonst suchte man der hl. Mathildis diesen Todesfall zu verheimlichen. »Ich weiß«, sprach sie, »daß Bischof Wilhelm aus dieser Welt gewandert ist, und dieß vermehrt meine Schwäche. Lasset die Glocken läuten und die Armen zusammenkommen, damit sie Almosen empfangen zur Fürbitte bei Gott.« Auch ihre treue Dienerin Richburgis, nun Abtissin von Nordhausen, hatte sie an ihr Sterbebett gerufen. Am Samstag nach dem ersten Sonntag in der Fasten beichtete sie nochmal und empfing aufs Neue die hl. Communion. Hernach bat sie, die Nähe des Todes fühlend, alle Umstehenden für ihre hinscheidende Seele zu beten, und mit Ablesung des Evangeliums und Psalmengesang so lange fortzufahren, bis die Seele sich vom Leibe getrennt hätte. Sie hob Augen und Herz gen Himmel, und betete unablässig mit ausgebreiteten Händen. Unterdessen war es neun Uhr geworden. Jetzt befahl sie, daß ein härenes Gewand auf den Boden gebreitet und ihr sterbender Leib darauf gelegt werde; sie streute mit eigener Hand Asche auf ihr Haupt und verschied mit dem Zeichen des hl. Kreuzes. Die Lebensbeschreibung, der wir dieß entnommen haben, schließt mit den schönen Worten: »Der Herr sei in ihr gepriesen und sie in dem Herrn. Er, dessen Lob ihr Mund unaufhörlich pries, ist auch ihr Lob. Ihm gebührt Ehre und Herrlichkeit, Ruhm und Macht ewiglich.« Ihr Hinscheiden erfolgte am 14. März 968, zu der Stunde, in welcher sie sonst die Armen erquickte. An diesem Tage steht ihr Name auch im Mart. Rom., dessen deutsche Ausgabe sie in folgender Weise aufführt: »Zu Halberstadt in Deutschland (statt des Todesortes ist hier der Name des Bisthums gesetzt) das Entschlafen der heiligen Königin Mathildis, des Kaisers Otto I. Mutter: sie war in Demuth und Geduld vortrefflich.« Sogar Giesebrecht kann nicht umhin, hier der Wahrheit Zeugniß zu geben und sich für ihr Lob zu begeistern, indem er schreibt: »Selten hat sich weltlicher Ruhm und irdische Höhe so wahr und aufrichtig dem Dienste des Herrn ergeben, als es in dieser ausgezeichneten Frau der Fall war. Ihr Beispiel und ihre unermüdliche Thätigkeit haben für die Gesittung und christliche Erweckung des Sachsenvolkes mehr gethan als man sagen kann. Mit Freude und Stolz muß der Deutsche setzt noch ihren Namen nennen, denn mit demselben sind die schönsten und rühmlichsten Erinnerungen unserer Geschichte innigst verknüpft.« Ihr Leib ruht neben dem ihres Gemahls, zur Zeit ohne Verehrung, in der Krypta der Schloßkirche zu Quedlinburg. Vor dem steinernen Altare, der als Ruine noch steht, sind die Grabsteine der beiden königlichen Gatten. Mit der Reformation ging in den Ländern, welche ihr zufielen, das Bedürfniß und das Verständniß, Gott in seinen Heiligen zu ehren, verloren. Das zu Quedlinburg gestiftete adelige Kloster wurde um diese Zeit in ein »freiweltliches adeliges Stift« verwandelt. Die Damen, welche in ihm lebten, und ihre Vorsteherinnen hatten den Geist und den Glauben ihrer hl. Stifterin eingebüßt. Im ganzen Stift wurde der katholische Cultus verboten. Es war also kein Nachtheil für die Religion, daß im J. 1803 diese »Abtissinnen« und »Stiftsdamen« zu bestehen aufhörten, und der westphälische König Jerome im J. 1812 dem Stift selbst ein Ende machte. Später wurde eine Waisenanstalt an dessen Stelle gegründet (Heyer’sche Stiftung), welche noch besteht. Gegenwärtig befindet sich wieder eine kleine katholische Gemeinde in Quedlinburg, welche mit vieler Mühe sich ein Kirchlein erbaut hat. Nordhausen ist jetzt eine preußische Stadt; von der zu Ehren der Mutter Gottes und des hl. Kreuzes gemachten Stiftung der Heiligen ist aber keine Spur mehr vorhanden. Nur ihr Standbild beim Hochaltare des Doms hat sich durch die Ungunst der Zeiten bis auf unsere Tage gerettet. Das Kloster Pöhlde kam später an Prämonstratenser-Nonnen, ist aber jetzt gleichfalls aufgehoben. Auf Abbildungen erscheint Mathildis in ihrer zweifachen Eigenschaft als Königin und Klosterstifterin, manchmal auch als Wohlthäterin der Armen. (II. 356-370).

(1) Einige geben an, er sei ein Oldenburgischer Graf gewesen, jedoch läßt sich diese Angabe nicht geschichtlich erweisen. Sein Wohnort heißt »Villa Enger«, u.w. von Herford. Dort stand ehedem Widnkinds Burg, deren Reste jetzt noch gezeigt werden. (Clarus, die hl. Mathilde, S. 22.)

(2) Nicht Erfurt, wie Butler (IV. 20) und v. A. nach ihm schreiben. (Vgl. Pertz mon. hist. VI. scr. IV. 284 et 285.) Die Literatur über die hl. Mathilde ist ziemlich reich. Eine recht gut geschriebene populäre Biographie, von Dr. Schwarz, ist in Regensburg 1846 erschienen. Auch das ausführlichere Buch von L. Clarus: Die hl. Mathilde, Münster 1867 haben wir benützt. Dazu noch Strunck, Westphalia Sancta etc. I. 68 bis 80.

(3) Es ist auffallend, wie oft der Biograph hier und anderwärts des Klosters Nordhausen erwähnt, so daß es fast den Anschein gewinnt, er habe mehr für die Vortheile dieses Stiftes, als zum Ruhme seiner hl. Stifterin geschrieben.
zuletzt aktualisiert am 04.12.2016
korrekt zitieren: Artikel Stadlers Heiligen-Lexikon: Mathilde, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Mathilde.html, abgerufen am 14. 3. 2017
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https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Mathilde.html

Catholic Encyclopedia
St. Matilda
Queen of Germany, wife of King Henry I (The Fowler), b. at the Villa of Engern in Westphalia, about 895; d. at Quedlinburg, 14 March, 968. She was brought up at the monastery of Erfurt. Henry, whose marriage to a young widow, named Hathburg, had been declared invalid, asked for Matilda’s hand, and married her in 909 at Walhausen, which he presented to her as a dowry. Matilda became the mother of: Otto I, Emperor of Germany; Henry, Duke of Bavaria; St. Bruno, Archbishop of Cologne; Gerberga, who married Louis IV of France; Hedwig, the mother of Hugh Capet. In 912 Matilda’s husband succeeded his father as Duke of Saxony, and in 918 he was chosen to succeed King Conrad of Germany. As queen, Matilda was humble, pious, and generous, and was always ready to help the oppressed and unfortunate. She wielded a wholesome influence over the king. After a reign of seventeen years, he died in 936. He bequeathed to her all his possessions in Quedlinburg, Poehlden, Nordhausen, Grona, and Duderstadt.

It was the king’s wish that his eldest son, Otto, should succeed him. Matilda wanted her favourite son Henry on the royal throne. On the plea that he was the first-born son after his father became king, she induced a few nobles to cast their vote for him, but Otto was elected and crowned king on 8 August, 936. Three years later Henry revolted against his brother Otto, but, being unable to wrest the royal crown from him, submitted, and upon the intercession of Matilda was made Duke of Bavaria. Soon, however, the two brothers joined in persecuting their mother, whom they accused of having impoverished the crown by her lavish almsgiving. To satisfy them, she renounced the possessions the deceased king had bequeathed to her, and retired to her villa at Engern in Westphalia. But afterwards, when misfortune overtook her sons, Matilda was called back to the palace, and both Otto and Henry implored her pardon.

Matilda built many churches, and founded or supported numerous monasteries. Her chief foundations were the monasteries at Quedlinburg, Nordhausen, Engern, and Poehlden. She spent many days at these monasteries and was especially fond of Nordhausen. She died at the convents of Sts. Servatius and Dionysius at Quedlinburg, and was buried there by the side of her husband. She was venerated as a saint immediately after her death. Her feast is celebrated on 14 March.

Two old Lives of Matilda are extant; one, Vita antiquior, written in the monastery of Nordhausen and dedicated to the Emperor Otto II; edited by KOEPKE in Mon. Germ. Script., X, 575-582, and reprinted in MIGNE, P.L., CLI, 1313-26. The other, Vita Mathildis reginae, written by order of the Emperor Henry II, is printed in mon. Germ. Script., IV, 283-302, and in MIGNE, P.L., CXXXV, 889-9220. CLARUS, Die heilige Mathilde, ihr Gemahl Heinrich I, und ihre Sohne Otto I, Heinrich und Bruno (Munster, 1867); SCHWARZ, Die heilige Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Königs von Deutschland (Ratisbon, 1846); Acta SS., March, II, 351-65.

Google-Übersetzung:
St. Matilda
Königin von Deutschland, Ehefrau von König Heinrich I. (Der Füller), b. An der Villa von Engern in Westfalen, ca. 895; D. In Quedlinburg, 14. März 968. Sie wurde im Kloster Erfurt erzogen. Henry, dessen Heirat mit einer jungen Witwe, Hathburg genannt, für ungültig erklärt worden war, fragte Matildas Hand und heiratete sie im Jahre 909 in Walhausen, die er ihr als Mitgift vorstellte. Matilda wurde die Mutter von: Otto I., Kaiser von Deutschland; Henry, Herzog von Bayern; St. Bruno, Kölner Erzbischof; Gerberga, die Ludwig IV. Von Frankreich heiratete; Hedwig, die Mutter von Hugh Capet. Im Jahre 912 folgte Matildas Mann seinem Vater als Herzog von Sachsen, und im Jahre 918 wurde er gewählt, um König Conrad von Deutschland zu folgen. Als Königin war Matilda demütig, fromm und großzügig und war immer bereit, den Unterdrückten und Unglücklichen zu helfen. Sie führte einen gesunden Einfluss auf den König. Nach einer Regierungszeit von siebzehn Jahren starb er im Jahre 936. Er vermachte ihr alle seine Besitztümer in Quedlinburg, Poehlden, Nordhausen, Grona und Duderstadt.

Es war der Wunsch des Königs, daß ihm sein ältester Sohn Otto folgen sollte. Matilda wollte ihren liebsten Sohn Henry auf den königlichen Thron. Auf dem Plädoyer, dass er der Erstgeborene war, nachdem sein Vater König wurde, veranlasste sie ein paar Adlige, ihre Stimme für ihn abzugeben, aber Otto wurde am 8. August 936 gewählt und gekrönt. Drei Jahre später widerstand Heinrich gegen seinen Bruder Otto, aber nicht in der Lage war, die königliche Krone von ihm zu entreißen, und auf die Fürsprache von Matilda wurde Herzog von Bayern gemacht. Bald aber schlossen sich die beiden Brüder bei der Verfolgung ihrer Mutter an, die sie beschuldigten, die Krone durch ihre großzügige Almosen verarmt zu haben. Um sie zu befriedigen, verzichtete sie auf den Besitz, den der verstorbene König ihr hinterlassen hatte, und zog sich in ihre Villa in Engern in Westfalen zurück. Aber nachher, als das Unglück ihre Söhne überholte, wurde Matilda in den Palast zurückgerufen, und Otto und Henry flehten um Verzeihung.

Matilda baute viele Kirchen und gründete oder unterstützte zahlreiche Klöster. Ihre Hauptgründe waren die Klöster in Quedlinburg, Nordhausen, Engern und Poehlden. Sie verbrachte viele Tage in diesen Klöstern und liebte Nordhausen besonders. Sie starb an den Klöstern von Sts. Servatius und Dionysius in Quedlinburg und wurde dort an der Seite ihres Mannes begraben. Sie wurde sofort nach ihrem Tod als Heiliger verehrt. Ihr Fest wird am 14. März gefeiert.

Zwei alte Leben von Matilda sind erhalten; Einer, Vita antiquior, geschrieben im Kloster von Nordhausen und dem Kaiser Otto II. Gewidmet; Bearbeitet von KOEPKE in Mon. Keim. Script., X, 575-582, und nachgedruckt in MIGNE, PL, CLI, 1313-26. Die andere, Vita Mathildis reginae, geschrieben im Auftrag des Kaisers Heinrich II., Ist in Mon gedruckt. Keim. Script., IV, 283-302 und in MIGNE, PL, CXXXV, 889-9220. CLARUS, Die heilige Mathilde, ihr Gemahl Heinrich I, und ihre Sohne Otto I, Heinrich und Bruno (Munster, 1867); SCHWARZ, Die heilige Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Königs von Deutschland (Regensburg, 1846); Acta SS., März, II, 351-65.
Über Königin Mathilde – 1. Königin des ottonischen Reiches informiert die Website Otto der Große.
Königin Mathilde – 1. Königin des ottonischen Reiches – die große Mutter Kaiser Ottos, ca. 895 in Enger geboren, ? 968 in Quedlinburg gestorben.
Die katholische Kirche sprach Mathilde heilig:

Mathilde wurde 895 in Enger (7 km westlich von Herford) geboren. Sie gehörte zum Widukind-Clan und galt damit als Urururenkelin des Sachsenherzogs Widukind, der im 8. Jahrhundert seinen verzweifelten Kampf gegen Karl den Großen geführt und verloren hatte. Im ottonischen Selbstverständnis war die Unterwerfung Widukinds eine Einigung unter Gleichen und die Ottonen sahen sich als Nachfolger Widukinds damit in carolingischer Königstradition. Mathildes Leben galt bereits zur ottonischer Zeit als modellhaft für weibliches Leben und ottonisches Königinnentum. Dazu trugen zwei Handschriften bei, die bereits wenige Jahre nach ihrem Tod Ihre Vita verbreiteten: Die Vita Mathildis reginae antiquior, Otto II. gewidmet, wurde 974, die Vita Mathildis reginae posterior, Heinrich II. zugeeignet, 1002/03 geschrieben. Autoren sind nicht bekannt, beide Handschriften wurden in einem Kloster in Nordhausen in Sachsen am Harzrand verfasst.
Ihre Erziehung genoss Mathilde im Herforder Damenstift, das von Ihrer Großmutter Mathilde als Abtissin geleitet wurde. Stiftsdamen in den traditionellen sächsischen Konventen waren in den meisten Fällen keine Nonnen, sondern traten als ledige Jungfern ein und konnten das Stift ohne Verlust Ihrer Mitgift zwecks Heirat auch wieder verlassen. Die Damen im Stift lernten Lesen und Schreiben und alles Wissenswerte, was für die Herrin des Hauses auf den Adelsburgen und -gütern in Sachsen gebraucht wurde. Die Stifte waren wegen der weiterhin verbürgten Zugriffsrechte auf das Eigentum der Kanonissinen für den Adel sehr attraktiv. Mathilde baute als Königin die Einrichtung der Stifte als Ausbildungsstätte für den weiblichen Adel weiter aus. Bedeutend waren die großen ottonischen Hausklöster Gandersheim und Quedlinburg. Aber auch der Adel folgte dieser Tradition. So stiftete der berühmte ottonische Markgraf Gero nach dem Tod seines Erben Siegfried das Stift Gernrode und setzte seine Schwiegertochter Hathui als Erbin ein.
Als Heinrich nach dem Tod seiner beiden älteren Brüder Erbe des sächsischen Herzogtums wurde, hielt er im Jahre 909 um die Hand der vierzehnjährigen Mathilde, einer ihm ebenbürtigen Adelsdame, an. Allerdings war er zu diesem Zeitpunkt bereits mit Hathaburg von Merseburg verheiratet und hatte mit dieser einen Sohn gezeugt. Er ließ diese Ehe annullieren, steckte Hathaburg ins Kloster zurück, aus der er sie einst zwecks der Heirat geholt hatte, behielt aber ihren Besitz in und um Merseburg, und heiratete die jüngere, schönere, gebildetere Mathilde, die noch dazu von höherer Geburt war und ihm als Herzogin standesgemäßer dünkte. Neben der Südausdehnung mit den Merseburger Besitzungen hatte der dreißigjährige Heinrich mit der erneuten Verheiratung eine Verbindung der alten Herzogsteile Ostfalen und Westfalen erreicht. Ob es eine Heirat aus Liebe war, wie die Quellen andeuten, vermag niemand nach so langer Zeit zu sagen, aber anscheinend verlief die gesamte Ehe danach sehr harmonisch und Heinrich stattete Mathilde frühzeitig mit einem reichen Dos (Brautgabe der Königin seit merowingischer Zeit) aus, diese bestand aus Quedlinburg, mehreren anderen Gütern und reichen Erzminen im Harz.
Heinrich wurde 919 erster König des fränkisch-sächsischen Reiches, nachdem er als mächtiger sächsischer Herzog seinem Vorgänger Konrad I. das Leben einigermaßen schwer gemacht hat. Mathilde nahm regen Anteil an der Regierungspolitik ihres Mannes. Das lässt sich anhand Ihres Auftauchens in Urkunden, ihrer Intervention für Fürbitter deutlich ablesen. Dies ist nicht allein bei ihr so, sondern für alle ottonisch-salischen Königinnen typisch. Die Herrschaftsausübung des mittelalterlichen Königs machte eine Reisetätigkeit dringend notwendig. Das führte in der Folgezeit sogar zu getrennten Reisewegen von König und Königin, die beide mit ihrem jeweiligen Hofstaat und der jeweiligen Hofkapelle das Heilige Königtum repräsentierten. Für Mathilde ist die Quellenlage schwierig: Belegt ist ihr Aufenthalt auf Heinrichs Reise am Ober- und Mittelrhein. Auf den grausamen Kriegszügen in den Slawengebieten hat sie Heinrich sicher nicht begleitet.
Das Königspaar Heinrich und Mathilde hatte 5 Kinder: Otto, Gerberga, Hadwig, Heinrich, und Brun. Otto wurde bekanntlich König des fränkisch-sächsischen Reiches und Kaiser des römischen Reiches. Gerberga heiratete den Herzog von Lothringen. Nachdem der Herzog in den Kämpfen gegen ihren Bruder Otto umkam, wurde sie Königin von Frankreich. Hadwig heirate den Herzog von Franzien. Heinrich kämpfte mit seinem Bruder um die Krone und wurde danach durch einen Gnadenakt Ottos Herzog von Bayern. Der jüngste Sohn Brun war für eine geistliche Karriere bestimmt worden und brachte es zum wichtigen Erzbischofsamt von Köln.
Heinrich I. starb 936. Das Reich war gefestigt, die Nachfolge von Heinrich frühzeitig mit den weltlichen und geistlichen Führern des Landes festgelegt worden. Heinrichs Sohn Otto sollte König werden, sein ältester Sohn Thankmar aus der Verbindung mit Hathaburg fand keine Berücksichtigung (er fiel später in einem Aufstand gegen Otto). Ottos Frau Edgith nahm nun alle Pflichten auf sich, die Mathilde bislang inne gehabt hatte. Mathilde verbrachte ihren Lebensabend in Quedlinburg mit der Erziehung der Stiftsdamen und dem Totengedächtnis für Heinrich I. Zudem kehrte der Hof in regelmäßigen Abständen in der Pfalz zu Quedlinburg ein.
Mathildes Einmischung in die Konflikte um die ottonische Krone nach 936 zugunsten des jüngeren Sohnes Heinrich gegen den älteren Otto sind zwar in der Vita Mathildis reginae posterior bezeugt, diese diente aber tendenziös der Kronlegitimation von Heinrich II., alle vorherigen Chronisten erwähnen darüber nichts. Otto, der gegen alle anderen Aufrührer unbarmherzig vorging, wurde von seiner Mutter Mathilde jedoch zur Mäßigung gegenüber seinen jüngeren Bruder angehalten. Eine herbeigeführte Versöhnung hielt bis Heinrichs Tod 955 an. Am 14. März 968 starb wahrscheinlich die „sancta mater“ der Ottonen. Mathildes Nachfolgerin in Quedlinburg wurde Mathilde die Jüngere, Ottos Tochter, und Mathildes Enkelin. Mathilde die Jüngere spielte nach dem Tod Otto. II. und in den unruhigen Zeiten des Slawenaufstandes von 983 als Reichsverweserin eine wichtige Rolle, da sie von Quedlinburg aus das Reich lenkte und Abwehrmaßnahmen in Sachsen organisierte.
Dieser Text erschien das erste Mal in Magister Rothers Mittelalter in Europa als historische Persönlichkeit des Monats April 2002.
Quellen:
Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters. – Leipzig: Urania, 1989
Fößel, Amalie: Die Königin im mittelalterlichen Reich. – Stuttgart: Thorbecke, 2000.
Frauenorte: Frauengeschichte in Sachsen-Anhalt. – Halle: mdv, 2000.
Stinehart, Anne C.: „Renowned Queen Mother Mathilda:“ Ideals and Realities of Ottonian Queenship in the Vitae Mathildis reginae (Mathilda of Saxony, 895?-968). – Published by the Corcoran Department of History at the University of Virginia, 1998.
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© 2001 – 2002 Letzte Änderung: Samstag, 19.Oktober 2002

Bild: März, 14. – Mathilde von Ringelheim
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 10.10.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Mathilde von Ringelheim, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Mathilde.htm, abgerufen am 14. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Dulce de Souza Brito Lopes Pontes

Dulce de Souza Brito Lopes Pontes
Gedenktag katholisch: 13. März

Name bedeutet: die Liebliche (portugiesisch)

Ordensfrau, Gründerin
* 26. Mai 1914 in Salvador in Bahia in Brasilien
† 13. März 1992 daselbst
Schwester Dulce
Maria Rita, Tochter des Zahnarztes Augusto Lopes Pontes und seiner Frau Dulce Maria de Souza Brito Lopes Pontes, entschloss sich im Alter von 13 Jahren – nach einem Besuch mit ihrer Tante in einem Armenviertel – ihr Leben in den Dienst der Notleidenden und der Kirche zu stellen; in ihrem Elternhaus betreute sie Arme und Kranke. Nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Lehrerin trat sie 1933 in den Missionsorden der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis der Muttergottes ein. In São Cristóvão im Bundesstaat Sergipe machte sie ihr Noviziat und erhielt den Ordensnamen Dulce. Sie wirkte dann als Lehrerin in einer Schule, die ihre Kongregation in der Unterstadt von Salvador unterhielt, und begann mit Sozialarbeit unter den Armen.

1936 rief Dulce einen Verein zur Versorgung von kranken und unterbezahlten Arbeitern und ihrer Familien ins Leben. Daraus wurde ein Jahr später in Zusammenarbeit mit dem deutschen Pater Hildebrand Kruthaup von der nordostbrasilianischen Franziskanerprovinz der katholische Arbeiterverein im Bundesstaat Bahia. Der Verein bot den Arbeitern soziale, religiöse, rechtliche und ärztliche Betreuung. 1939 eröffnete Dulce eine eigene Schule für die Kinder und begann mit Hausbesuchen in den Hütten der Armen auf der Ilha dos ratos, der Insel der Ratten. Dort begegnete sie eines Tages einem kleinen, hungrigen und vor Fieber zitternden Jungen, der dort Zeitungen verkaufte. Sie führte ihn zu einem leer stehenden Bretterhäuschen und brachte ihn dort unter, ebenso wie am nächsten Tag eine alte, krebskranke Frau. Als sich die Zahl der Kranken sehr vergrößerte hatte, zog Dulce mit ihnen in die geräumige Halle des alten Fischmarktes um; schließlich gab ihr die Oberin ihres Ordens die Erlaubnis, den alten Hühnerstall des Klosters in eine Herberge für die Armen zu verwandeln. Als die Oberin später fragte, was mit den Hühnern geschehen sei, eröffnete Dulce ihr, dass sie daraus Suppe für die dort Untergebrachten gemacht habe. So legte sie den Grundstein für eines der größten Sozialwerke Brasiliens.

Aus der Herberge im Hühnerstall entstand das Krankenhaus St. Antonius für mehr als tausend Patienten, ambulanten Behandlungsräumen und sozialerzieherischen Einrichtungen. Schwester Dulce besuchte nun Firmen und Menschen der Mittel- und der Oberschicht, um Spenden und Lebensmittel zu bekommen. Bei seinem ersten Besuch in Brasilien im Jahr 1980 bestärkte Papst Johannes Paul II. Schwester Dulce, mit ihrem sozialen Werk beherzt weiterzumachen. Auch 1991 bestand er darauf, die schon ziemlich kranke Schwester zu besuchen. Nach langer Krankheit starb Schwester Dulce, im Volksmund der gute Engel von Bahia genannt.

Das Wunder zur Einleitung der Seligsprechung geschah 2001. Die 41-jährige Claudia Cristina Santos aus der Ortschaft Malhador bei Aracajú, erlitt nach der Geburt ihres zweiten Kindes schwere Unterleibsblutungen, die nicht gestoppt werden konnten, bis der Priester José Almir versprach, unter Anrufung von Schwester Dulce für sie zu beten. Das Wunder wurde von Papst Benedikt XVI. 2010 anerkannt.

Kanonisation: Die Seligsprechung von Schwester Dulce erfolgte am 22. Mai 2011 in Salvador.
Bild: März, 13. – Doulce
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 00.00.2014

Quellen:
• Pater Rainer Kröger, E-Mail vom 15. Mai 2011 unter Verwendung von Artikeln aus:
– der Monatszeitschrift Revista de Aparecida, veröffentlicht vom Marienwallfahrtsort der Schutzpatronin Brasiliens Nossa Senhora Aparecida, Ano 10, Nr. 110, Mai 2011, S. 28
– der Tageszeitung Correio do Estado Notícias Carro Casa Brasil, 14. Mai 2011 über das Wunder zur Seligsprechung
– der Beilage der Illustrierten Isto é ohne Zeitangabe

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Dulce de Souza Brito Lopes Pontes, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienD/Dulce_de_Souza.html, abgerufen am 12. 3. 2017
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THEOPHANES BEKENNER

Theophanes der Bekenner, auch: T. Chronographus

Gedenktag katholisch: 12. März.
Gedenktag orthodox: 12. März

Name bedeutet: Gott ist erschienen (griech.)

Priester, Klostergründer und Abt am Berg Sigriane nahe Kurşunlu
* um 760 in Konstantinopel, heute Ístanbul in der Türkei
† 12. März 817 oder 818 auf der Insel Samothraki in Griechenland

Theophanes, Sohn des adligen Vaters Isaak und der Mutter Theodote, kam an den Hof von Kaiser Leon IV. und heiratete. Zugleich mit seiner Frau Megalo trat Theophanes aber im Alter von 26 Jahren in ein Kloster ein, gründete selbst das Kloster zum großen Acker am Berg Sigriane nahe Kurşunlu an der Südküste des Marmarameeres und leitete es als Abt.

Zwischen 811 und 814 arbeitete Theophanes an der Fortsetzung der von seinem Freund == Georg Syncellus begonnen Weltchronik und schrieb sie mit dem Material seines Freundes für die Jahre 285 bis 813. Seine Chronographia war im Mittelalter weit verbreitet und ist für große Zeiträume die ausführlichste, für die Jahre 769 bis 813 die einzige Quelle für byzantinische Geschichte. Weil er die Verehrung der Ikonen verteidigte, nahm Kaiser Leon V. 814 Theophanes zwei Jahre lang in Konstantinopel gefangen und verbannte ihn dann auf die Insel Samothraki, wo er starb.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Theophanes, der Bekenner
S. Theophanes, Hegum. (Abb.), (12. März). Die Eltern dieses großen Heiligen waren Isaak, kaiserlicher Statthalter über die Inseln des Archipelagus (weißes Meer) und Theodora, über deren Abkunft Näheres nicht bekannt ist. Nach deren frühzeitigem Tode kam der Knabe an den Hof des Kaisers Constantin Copronymus (v. J. 741 bis 775) zur Erziehung und Ausbildung. Da dieser ein heftiger Feind der Bilderverehrung war, so bestand große Gefahr, daß er in den falschen Grundsätzen der Bilderfeinde erzogen wurde. Aber die göttliche Vorsehung wachte über ihn, indem sie ihm einen rechtgläubigen Hofmeister, und ein allen Erdenfreuden und vergänglichen Ehren unzugängliches Gemüth gab. So kam es, daß der Drang nach dem klösterlichen Leben auch nach seiner unfreiwilligen Verheirathung immer stärker wurde. Er beredete schon in der ersten Nacht nach dem Hochzeittage die fromme Braut zur beständigen Enthaltsamkeit, bis im J. 779 beide Eheleute der Welt entsagten, nachdem sie ihr sämmtliches Vermögen an die Armen ausgetheilt hatten. Der hl. Theophanes gründete in Mysten zwei Klöster nach der Regel des heil. Basilius; die Vorstandschaft eines derselben, Großfeld – Magnus ager – genannt, übernahm er selbst. Von jetzt an lebte er in vorgeschriebenen und freiwilligen Gebeten, Bußwerken und Handarbeiten einzig für Gott und seine Untergebenen. Der Teufel sah mit Neid und Ingrimm sein stilles, aber erfolgreiches Wirken, und bereitete ihm viele Nachstellungen. Einmal fiel er ihn mit einer Schaar Gesellen in Gestalt wilder Schweine an, die auf ihn losstürzten. Der Heilige vertrieb sie mit dem Kreuzzeichen. Im J. 787 wohnte er dem zweiten Concil von Nicäa bei, dessen Beschlüsse er mitunterzeichnete. Auch hier erlitt der Teufel eine starke Niederlage. Das Concil bestätigte den Gebrauch der Bilder und die Erlaubtheit ihrer Verehrung, die nicht im Geringsten die Gott allein gebührende Anbetung beeinträchtige. Diese Verehrung beziehe sich, so erklärten die versammelten Väter, nicht auf den Stoff oder die Farbe der Bilder, sondern auf Jesus, Maria und die Heiligen, welche sie vorstellen. Sie seien auch zur Belehrung des Volkes sehr geeignet, und ersetzen theilweise die Lesung der hl. Schriften. Daher sollen die hhl. Bilder in den Kirchen, an Wänden und Mauern, auf den heil. Gefäßen und Kleidern, und ebenso in den Privathäusern, auf öffentlichen Plätzen und Straßen aufgestellt und geehrt werden. Als aber Leo der Armenier im J. 813 zur Regierung kam, und die Bilderverehrung neuerdings verbot, sollte auch der hl. Abt mit Gewalt zur Anerkennung und Befolgung dieser Verordnungen gezwungen werden. Aber dieser war durch beständige Niederhaltung aller sündhaften sinnlichen Regungen und strenge Buße auch für die schwersten Kämpfe gestählt. Seine Nahrung bestand in Wasser und Brod; sein Lager war eine Binsenmatte; als Kopfkissen diente ein Stein. So hatte er das 50. Jahr erreicht, als sich große Körperschwäche einstellte. Dennoch wurde er nach Constantinopel gebracht, um seine Halsstarrigkeit zu brechen. Als die von einem kaiserlichen Sophisten mit ihm angestellten Bekehrungsversuche mißlangen, gab man ihm 300 Ruthenstreiche und warf ihn ins Gefängniß, wo er ohne ärztliche Hilfe in größter Verlassenheit von allem menschlichen Beistande, ungeachtet sein Nierenleiden mit jedem Tage heftiger wurde, zwei Jahre in irdischen Leiden und himmlischen Tröstungen und Erscheinungen zubrachte, ehe man ihn nach Samothrace verbannte, wo er 17 Tage nach seiner Ankunft im J. 817 oder 818 starb. Wie im Leben, so war auch im Tode die Erinnerung an die Schönheit und die Freude des Himmels sein Trost und seine Stärke. An seinem Grabe geschahen zahlreiche Wunder an Menschen und Thieren. Eine mit Uebelthaten vollgeschriebene Anklageschrift, welche man versiegelt auf seinen Sarg legte, zeigte bei ihrer Eröffnung nichts mehr als das leere Papier. Der Name des heil. Abtes findet sich auch im Mart. Rom.
zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
korrekt zitieren: Artikel Stadlers Heiligen-Lexikon: Theophanes, der Bekenner, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Theophanes_Bekenner.html, abgerufen am 12. 3. 2017
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Catholic Encyclopedia
St. Theophanes
Chronicler, born at Constantinople, about 758; died in Samothracia, probably 12 March, 817, on which day he is commemorated in the Roman Martyrology. He was the son of Isaac, imperial governor of the islands of the White Sea, and of Theodora, of whose family nothing is known. After the early death of his parents he came to the Court of Constantine Copronimus. He was married at the age of twelve, but induced his wife to lead a life of virginity, and in 799, after the death of his father-in-law, they separated with mutual consent to embrace the religious state, she choosing a convent on an island near Constantinople, while he entered the monastery called Polychronius in the district of Sigriano near Cyzicus. Later he built a monastery on his own lands on the island of Calonymus (now Calomio). After six years he returned to Sigriano, founded an abbey known by the name of the great acre, and governed it as abbot. As such he was present at the second General Council of Nicaea, 787, and signed its decrees in defense of the sacred images. When the emperor Leo the Armenian again began his iconoclastic warfare, he ordered Theophanes to be brought to Constantinople and tried in vain to induce him to condemn what had been sanctioned by the council. Theophanes was cast into prison and for two years suffered cruel treatment; he was then banished to Samothracia, where, overwhelmed with afflictions, he lived only seventeen days and wrought many miracles after death.

At the urgent request of his friend George Syncellus (d. 810), Theophanes undertook the continuation of his chronicle, during the years 810-15 (P. G., CVIII, 55). He treated of the time from the year 284-813, and made use of material already prepared by Syncellus, probably also the extracts from the works of Socrates, Sozomenus, and Theodoret, made by Theodore Lector, and the city chronicle of Constantinople. The work consists of two parts, the first giving the history, arranged according to years, the other containing chronological tables, full of inaccuracies, and therefore of little value. It seems that Theophanes had only prepared the tables, leaving vacant spaces for the proper dates, but that these had been filled out by someone else (Hurter, Nomencl. I, Innsbruck, 1903, 735). The first part, though lacking in historical precision and criticism, which could scarcely be expected from a man of such ascetical disposition, greatly surpasses the majority of Byzantine chronicles (Krumbacher, Gesch. der byz. Litt., 1897, 342). The chronicle was edited at Paris in 1655 by Goar; again at Venice in 1729 with annotations and corrections by Combefis. A Latin version was made by Anastasius Bibliothecarius, and both were ably edited by de Boor (Leipzig, 1883).

St. Theophanes. Google-Übersetzung
Chronist, geboren in Konstantinopel, ungefähr 758; Starb in Samothracia, wahrscheinlich am 12. März 817, an welchem Tag er in der römischen Martyrologie gedenkt wird. Er war der Sohn Isaaks, des Imperialen Gouverneurs der Inseln des Weißen Meeres und der Theodora, deren Familie nichts bekannt ist. Nach dem frühen Tod seiner Eltern kam er zum Gericht von Konstantin Copronimus. Er war im Alter von zwölf Jahren verheiratet, veranlasste aber seine Frau, ein Leben der Jungfräulichkeit zu führen, und 799, nach dem Tod seines Schwiegervaters, trennten sie sich mit gegenseitiger Zustimmung, den religiösen Staat zu umarmen, sie wählte ein Kloster Auf einer Insel in der Nähe von Konstantinopel, während er das Kloster namens Polychronius im Bezirk Sigriano bei Cyzicus betrat. Später baute er ein Kloster auf seinem eigenen Land auf der Insel Calonymus (jetzt Calomio). Nach sechs Jahren kehrte er nach Sigriano zurück, gründete eine Abtei, die unter dem Namen des großen Acre bekannt war , und regierte sie als Abt. Als solches war er bei dem zweiten Generalrat von Nicaea, 787, und unterzeichnete seine Dekrete zur Verteidigung der heiligen Bilder. Als der Kaiser Leo der Armenier wieder seinen ikonoklastischen Krieg begann, befahl er den Theophanen, nach Konstantinopel gebracht zu werden, und versuchte vergebens, ihn zu verurteilen, was vom Rat sanktioniert worden war. Theophanen wurden ins Gefängnis geworfen und für zwei Jahre erlitten grausame Behandlung; Er wurde dann nach Samothracia verbannt, wo er mit Leiden überwältigt war, lebte er nur siebzehn Tage und machte viele Wunder nach dem Tode.

Auf der dringenden Bitte seines Freundes George Syncellus (d. 810) unternahm Theophanes die Fortsetzung seiner Chronik in den Jahren 810-15 (PG, CVIII, 55). Er behandelte die Zeit aus dem Jahre 284-813 und benutzte das von Syncellus bereits vorbereitete Material, vermutlich auch die Auszüge aus den Werken von Sokrates, Sozomenus und Theodoret, die von Theodore Lector gemacht wurden, und die Stadtchronik von Konstantinopel. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen, die erste geben die Geschichte, nach Jahren angeordnet, die andere mit chronologischen Tischen, voll von Ungenauigkeiten und daher von geringem Wert. Es scheint, daß Theophanen nur die Tische vorbereitet hatten, um freie Plätze für die richtigen Daten zu lassen, aber diese waren von jemand anderem ausgefüllt worden (Hurter, Nomencl. I, Innsbruck, 1903, 735). Der erste Teil, obwohl er an historischer Präzision und Kritik fehlte, der von einem Mann von solch einer körperlichen Disposition kaum zu erwarten war, übertrifft die Mehrheit der byzantinischen Chroniken (Krumbacher, Gesch. Der byz. Litt., 1897, 342). Die Chronik wurde in Paris im Jahre 1655 von Goar bearbeitet; Wieder in Venedig im Jahre 1729 mit Anmerkungen und Korrekturen von Combefis. Eine lateinische Version wurde von Anastasius Bibliothecarius gemacht, und beide wurden von de Boor (Leipzig, 1883) bearbeitet.
Aus: Charles G. Herbermann: The Catholic Encyclopedia. Robert Appleton Company, New York 1907 – 1912 – zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
korrekt zitieren: Artikel Catholic Encyclopedia – St. Theophanes, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/CatholicEncyclopedia/Theophanes_Bekenner.html, abgerufen am 12. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.
Bild: Theophanes Bekenner
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 27.11.2014

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• John Bagnell Bury: A history of the Eastern Roman empire from the fall of Irene to the accession of Basil I. A.D. 802 – 867, Macmillan and Co., London 1912

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Theophanes „der Bekenner”, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienT/Theophanes_Bekenner.html, abgerufen am 12. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

PIONIUS

Pionius von Smyrna
auch: Phronis, Phonis, Phionis, Pionis, Pœnis

Gedenktag katholisch: 11. März
1. Februar

Gedenktag evangelisch: 11. März

Gedenktag orthodox: 11. März

Gedenktag armenisch: 12. März
liturgische Feier am Montag nach dem 1. Vorfastensonntag

Gedenktag syrisch-orthodox: 11. März

Name bedeutet: der Versöhnende (latein.)

Priester, Märtyrer
† 12. März 250 (?) in Smyrna, heute Ízmir in der Türeki

Pionius wurde der Legende nach am 23. Februar, dem Gedenktag für Polykarp, den die Christen in Smyrna als Festtag begingen, zusammen mit der Sklavin Sabina/Theodota und Asklepiades gefangengenommen und auf das Forum vor eine große Menschenmenge gebracht. Pionius hielt eine ergreifende Rede vor den versammelten Griechen und Juden und ermahnte sie, sich nicht über die Christen zu belustigen; dann wurden sie ins Gefängnis geworfen. Dort trafen sie andere Christen, darunter den Priester Lennus und seine Frau Macedonia, – dazu nach mancher Überlieferung Euthychianus, einen Anhänger des Montanismus, sowie den gnostischen Priester Metrodorus – außerdem andere abgefallene Christen und viele Heiden; sie fanden durch Pionius (wieder) zum Glauben. Mehrere Versuche, ihn und die anderen zur Huldigung heidnischer Götter zu zwingen, schlugen fehl. Der Prokonsul Polemon verturteilte Pionius schließlich zum Feuertod, den er zusammen mit den Gefährten erlitt.
Das Martyrium geschah in den Verfolgungen unter Kaiser Decius – nicht, wie Eusebius schrieb, zur Zeit von Polykarp von Smyrna. Die Legende ist der des Polykarp nachgebildet, die Prozessakten sind stark überarbeitet, beruhen aber auf echten Akten. Ihre antijudaistische Tendenz zeigt, wie stark offenbar damals in Smyrna die Konkurrenz zwischen Christen und Juden war; die eingefügte Bekehrung der Häretiker zeigt die Heftigkeit der innerchristlichen Auseinandersetzungen.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Pionius von Smyrna
S.S. Pionius et 15 Soc. M. M. (1. Febr. al. 11. u. 12. März). Dieser hl. Pionius, welcher corrupt auch Pönes geschrieben wird, war Priester an der Kirche von Smyrna. Es ist streitig, ob er unter Marcus Aurelius (161-180) oder Decius (250-253) gelitten hat. Die Acten, an deren Aechtheit nach dem Urtheile aller Kritiker nicht gezweifelt werden kann, sowie die ältesten Kirchenbücher der Griechen entscheiden für die Decianische Verfolgung. Der heilige Pionius war ein gelehrter und eifriger Mann, welcher viele Brüder aus Irrthum und Unwissenheit befreite. »Er überwies«, wie das Synaxarium sagt, »Juden und Heiden aus der Schrift, daß es nur Ein wahrhaftiger Gott ist, der Alles gemacht hat, und sein eingeborner Sohn Jesus Christus und der heil. Geist etc.« Am Vorabende der Festfeier des hl. Polykarpus hatte er eine Erscheinung, aus welcher er erkannte, was ihm begegnen würde. Er bereitete sich also auf das Martyrthum vor, indem er um seinen Hals und den der Sabina und des Asclepiades1 einen Strick legte. Nachdem sie »das feierliche Gebet« (das hl. Meßopfer) vollendet und das heil. Brod mit Wasser genossen hatten, kam der Polizei-Beamte Polemon mit einer Schaar Gerichtsdiener, welche den Auftrag hatten, die Christen aufzusuchen und gefangen zu nehmen. Als er den Pionius sah, sprach er: »Wisset ihr, daß der Kaiser ein Gebot bekannt gegeben hat, daß ihr Opfer darzubringen habt?« Pionius antwortete: »Wir kennen zwar ein Gebot, das Opfer verlangt, aber dieses befiehlt uns, Gott allein zu verehren.« Der Häscher sagte: »Kommt auf das Forum, damit ihr euch überzeuget, daß ich Recht habe«. Sabina und Asclepiades entgegneten: »Wir gehorsamen dem wahren Gott.« Als das Volk sie am Halse gebunden auf das Forum führen sah, erfolgte alsbald ein so großer Zusammenlauf, daß alle höher gelegenen Punkte, selbst die Dächer, voll von Menschen waren, welche den Verlauf der Sache hören und sehen wollten. Man stellte also die gefangenen Christen in die Mitte des Platzes und Polemon forderte den hl. Pionius auf, wie Andere gehorsam zu sein und hiedurch den Strafen auszuweichen. Da übersah der Heilige mit heiterm Blicke die Volksmenge, streckte die Hand aus und hielt eine längere, eindringliche Rede an die versammelten Heiden und Juden, deren Inhalt im Wesentlichen darin bestand, daß er ihnen zeigte, wie sie selbst Jene verachteten und verlachten, die ihrem Gewissen entgegen entweder freiwillig sich zum Opfern stellen oder wenigstens sich dazu zwingen lassen. Wenn ihrer Viele seien, dürfe sich Niemand daran stoßen, denn auch beim Dreschen zeige sich, daß der Spreuhaufen größer sei als der Körnerhaufen. Aber die Spreu nehme der Wind mit sich fort, während der Waizen liegen bleibe. Auch beim Fischfange gehen nicht lauter gute Fische ins Netz. Immer sei Schlechtes mit Gutem, Gutes mit Schlechtem vermischt. Was aber die angedrohten Strafen betreffe, so frage er, ob sie dieselben als Gerechte oder als Ungerechte tragen sollen. Im letztern Falle müßte ein Beweis vorliegen; wenn sie einen solchen nicht erbringen könnten, so sei die Strafe und Diejenigen, welche sie verhängen, selbst ungerecht. Müßten sie aber als Gerechte leiden, wie könnten ihre Peiniger hoffen, der Bestrafung zu entgehen, die alle Ungerechten treffen müsse. Das Judenland mit dem todten Meere, das er selbst gesehen habe, sei Zeuge dafür. Auch in den heidnischen Ländern seien derartige Zeugen der göttlichen Strafgerechtigkeit, in Sicilien der Aetna, in Lycien der flammenspeiende Drache, in andern Ländern die heißen Quellen, was Alles offenbar von dem in der Hölle brennenden Feuer herrühre. Die Rede schließt deßhalb mit den Worten: »Daher sagen wir euch voraus das Gericht durch Jesus, das Wort Gottes, welcher im Feuer kommen wird. Deßhalb beten wir weder eure Götter an, noch erweisen wir Verehrung den Bildern aus Gold, denn in ihnen wird nicht die Religion befördert, sondern nur ihre Größe geschätzt.« Mit größter Aufmerksamkeit hörten die Anwesenden diese Rede und es schien, daß sie gerne noch länger zugehört hätten. Man führte ihn ins Atrium und redete ihm zu, sein Leben zu schonen, dessen er wegen seiner Sitten und Sanftmuth noch länger würdig sei. Darauf sprach Pionius: »Auch ich behaupte, daß es gut sei zu leben und des Lichtes zu genießen, aber ich meine das Licht, nach welchem wir begehren. Denn es gibt ein noch anderes Licht, das wir wünschen, um dessen willen wir das gegenwärtige Gottesgeschenk nicht gering schätzen, aber gern verlassen, weil wir Besseres zu erlangen hoffen. In Rücksicht auf das Bessere lassen wir das Geringere gern zurück. Wenn ihr glaubt, daß ich eurer Liebe und Ehre würdig sei, so lobe ich euch, aber ich halte dafür, daß ihr damit nur eure Feindseligkeit verbergen wollet. Jederzeit schadet aber weniger der ausgesprochene Haß, als hinterlistige Schmeichelei.« Darauf entgegnete Einer aus dem Volke, Alexander mit Namen: »Nun höre auch, was wir zu sagen haben.« Der Heilige sprach: »Du sollst lieber mich hören, denn was du weißt, weiß ich auch, dir aber ist unbekannt, was ich weiß«. Darauf spottete jener über seine Ketten und sagte: »Was bedeuten wohl diese Ketten?« Der Heilige gab zur Antwort: »Damit Niemand glaube, daß wir freiwillig zu den Opfern gehen, wenn wir in diesen Fesseln durch die Stadt geführt werden, oder damit ihr euch nicht die vergebliche Mühe nehmet, uns wie auch die Uebrigen in die Tempel zu führen, und zugleich damit ihr sehet, daß wir eurer Untersuchung nicht bedürfen, um freiwillig ins Gefängniß zu eilen.« Als aber das Volk nicht aufhörte, in ihn zu drängen, sagte er kurz und entschieden: »Das ist unser Beschluß, und wir werden fest bei dem stehen bleiben, was wir gesagt haben.« Als hierauf das Volk verlangte, daß die Martyrer ins Theater abgeführt werden sollten, suchte Polemon diesem Verlangen dadurch auszuweichen, daß er zum heil. Pionius sagte: »Weigerst du dich zu opfern, so komme wenigstens in den Tempel.« Jener antwortete: »Wir haben kein Bedürfniß nach euren Götzenbildern, daß wir in die Tempel kommen sollten.« Hierauf sagte Polemon: »Du bist also wirklich so eigensinnig, daß man dich nicht mehr überreden kann?« Pionius: »O könnte vielmehr ich euch überreden und bewegen, daß ihr Christen würdet!« Da spotteten, Einige und riefen ihm zu: »Dahin wirst du es nicht bringen, daß wir uns lebendig verbrennen lassen.« Pionius sprach: »Aerger ist das Brennen nach dem Tode.« Während dieser Reden bemerkte man, daß die hl. Sabina lachte und deßhalb sagten sie zu ihr mit drohender Gebärde und schrecklicher Stimme: »Du lachst?« Sie antwortete: »Ich lache wenn Gott es will, denn wir sind Christen.« Sie entgegneten: »Du wirst leiden müssen, was du weißt, aber nicht willst! Solche nämlich, die nicht opfern, werden in die öffentlichen Häuser geschafft, wo sie mit den Huren zusammen wohnen und ihnen bei der Arbeit helfen müssen.« Sie sprach: »Alles was Gott will!« Da redete der hl. Pionius den Polemon an und sprach: »Hat man dir befohlen, zu überreden oder zu strafen? du wirst wohl strafen müssen, da du uns doch nicht überreden kannst!« Ueber diese gerade Anrede wurde Polemon erregt und sprach: »Opfere.« Pionius: »Nein.« Polemon: »Warum nicht?« Jener: »Weil ich ein Christ bin.« Polemon: »Was für einen Gott verehrst du?« Pianius: »Ich verehre den allmächtigen Gott, welcher Himmel und Erde, das Meer und Alles was darin ist, und uns selbst erschaffen hat; der uns Alles schenkt und gibt; den wir durch sein Wort Jesus „Christus” kennen gelernt haben.« Darauf sagte Polemon: »So opfere wenigstens dem Kaiser«. Pionius: »Ich opfere keinem Menschen«. Darauf fragte Polemon, wie zur Ergänzung für den Notar, welcher diese Antworten aufschrieb: »Wie heißt du?« Pionius sagte: »Ich heiße Christ«. Polemon: »Welcher Kirche gehörst du an?« Pionius: »Der katholischen Kirche.« Ganz dieselben Antworten gab auch die hl. Sabina. Ebenso Asclepiades. Nur auf die Frage, was er für einen Gott verehre, sagte dieser kurz: »Christus«. Darauf fragte Polemon: »Wie also, ist dieß ein Anderer?« Asclepiades: »Nein derselbe, welchen jene so eben bekannt haben.« Hierauf erfolgte die Abführung der Martyrer ins Gefängniß; die dahin führenden Straßen waren so voll von Leuten, daß es kaum möglich war, vorwärts zu kommen. Im Gefängnisse trafen sie einen kathol. Priester Namens Lennus und eine Montanistische Frau Namens Macedonia. Da sie die üblichen Geschenke Seitens der Besucher nicht annahmen, ließ sie der Gefängnißwärter in ein tieferes und ganz abgeschlossenes Gemach bringen, wo sie Tag und Nacht in heiligen Lesungen und Gesängen zubrachten, so daß sich die Christen erbauten, die Abgefallenen aber ihre Treulosigkeit ernstlich zu beweinen anfingen. Der hl. Pionius tröstete diese »den Schweinen vorgeworfenen Perlen« und hielt eine längere Ansprache, worin er die Irrthümer der Juden und den Aberglauben in kräftigen Worten widerlegte. Bald darauf schleppte man sie mit Gewalt an Stricken und unter vielen Schlägen und Mißhandlungen in den Tempel. Die Richter fragten mit zornigen Worten: »Warum opfert ihr nicht?« Sie antworteten: »Weil wir Christen sind.« Die Richter sagten darauf: »Was für einen Gott ehret ihr?« Pionius antwortete: »Den Gott, welcher den Himmel gemacht und mit den Gestirnen geschmückt hat, welcher die Erde gegründet und mit Blumen und Bäumen geziert hat; welcher die Flüsse der Erde und die Meere geordnet und ihnen das Gesetz bestimmter Grenzen und Ufer gegeben hat«. Dann erwiderten jene: »Meinst du jenen, welcher gekreuzigt wurde?« Pionius: »Denselben, welchen der Vater zum Heile der Welt gesendet hat«. Unter Spott- und Hohnreden, denen Pionius die blitzähnlichen Antworten christlicher Weisheit und Entschlossenheit entgegen stellte, aber auch unter schweren körperlichen Mißhandlungen wurden sie wieder in das Gesängniß zurückgebracht, wo sie Gott wegen der bisher verliehenen Siege lauten Dank erstatteten. Nach einigen Tagen erschien der Proconsul Quintilianus in Smyrna, und ließ die hhl. Martyrer unverzüglich vor seinen Richterstuhl stellen. Es begann das peinliche Verhör. Der Proconsul: »Wie heißt ihr?« Antwort: »Pionius«. Der Proconsul: »Opfere«. Pionius: »Nein«. Proconsul: »Zu welcher Secte gehörst du?« Pionius: »Zu der katholischen.« Der Proconsul: »Zu was für einer katholischen?« Pionius: »Ich bin Priester der katholischen Kirche.« Der Proconsul: »Du bist ihr Lehrer gewesen?« Antwort: »Ja«. Proconsul: »Lehrer der Thorheit.« Pionius: »Nein, der Frömmigkeit.« Proconsul: »Was für einer Frömmigkeit?« Pionius: »Der Frömmigkeit gegen Gott, welcher Himmel und Erde erschaffen hat.« Der Proconsul: »So opfere also.« Pionius: »Ich bete nur den lebendigen Gott an.« Er weigerte sich auch noch unter den Qualen der Folter. So oft auch der Proconsul ihn zum Opfern aufforderte, sprach er jedesmal: »Nein, ich kann nicht.« Man fertigte also das Urtheil und las es ihm vor. Es lautete: »Pionius, ein Mann von gottesschänderischer Gesinnung, der sich als Christ bekannt hat, soll von der rächenden Flamme verzehrt werden, den Menschen zur Abschreckung, den Göttern zur Genugthuung.« Darauf trat der Heilige festen Schrittes und heitern Angesichts den Todesgang an. Er entkleidete sich selbst, dankte mit einem Blicke zum Himmel dem gütigen Gott für die Bewahrung in der Reinheit des Lebens, bestieg mit Ruhe den Scheiterhaufen und stellte seine Glieder selbst so, wie es zur Annagelung an den Pfahl nöthig war. Dem Volke, das ihn laut bemitleidete, rief er zu, es geschehe so zum Zeugnisse seines Glaubens an die Auferstehung nach dem Tode. Dann betete er still und mit geschlossenen Augen längere Zeit, sprach dann mit lauter Stimme: »Amen, Herr nimm meine Seele zu dir!« und starb. Dieß war, setzt die Martyrgeschichte hinzu, das Leiden eines Mannes, dessen Leben allezeit unbescholten frei und vollkommen schuldlos gewesen, von reiner Einfalt, standhaftem Glauben, unverbrüchlicher Unschuld, dessen Herz jeden Fehler ausschloß, weil es für Gott geöffnet war. Gott bezeugte bald darauf selbst, daß ihm die Siegeskrone gegeben war, denn er zeigte nach dem Tode die vollkommene Gestalt eines gesunden und kräftigen Jünglings, so daß die Christen Vertrauen, die Heiden aber Furcht ankam. Mit ihm litten Dionysius, ein anderer Pionius und 13 Ungenannte. Es war um die zehnte Stunde, an einem Samstag, als der hl. Pionius vollendete. Die Tage seiner Verehrung sind die oben angegebenen. (I. 37-46.)

Catholic Encyclopedia
St. Pionius
Martyred at Smyrna, 12 March, 250. Pionius, with Sabina and Asclepiades, was arrested on 23 February, the anniversary of St. Polycarp’s martyrdom. They had passed the previous night in prayer and fasting. Knowing of his impending arrest, Pionius had fastened fetters round the necks of himself and his companions to signify that they were already condemned. People seeing them led off unbound might suppose that they were prepared, like so many other Christians in Smyrna, the bishop included, to sacrifice. Early in the morning, after they had partaken of the Holy Bread and of water, they were conducted to the forum. The place was thronged with Greeks and Jews, for it was a great Sabbath and therefore a general holiday in the city – an indication of the importance of the Jews in Smyrna. Pionius harangued the multitude. He begged the Greeks to remember what Homer had said about not mocking the corpse of an enemy. Let them refrain therefore from mocking those Christians who had apostatized. He then turned to the Jews and quoted Moses and Solomon to the same effect. He ended with a vehement refusal to offer sacrifice. Then followed the usual interrogatories and threats, after which Pionius and his companions were relegated to prison, to await the arrival of the proconsul. Here they found other confessors, among them a Montanist. Many pagans visited them, and Christians who had sacrificed, lamenting their fall. The latter Pionius exhorted to repentance. A further attempt before the arrival of the proconsul was made to force Pionius and his companions into an act of apostasy. They were carried off to a temple where every effort was made to compel them to participate in a sacrifice. On 12 March, Pionius was brought before the proconsul who first tried persuasion and then torture. Both having failed, Pionius was condemned to be burnt alive. He suffered in company with Metrodorus, a Marcionite priest. His feast is kept by the Latins ion 1 Feb.; by the Greeks on 11 March. The true day of his martyrdom, according to the Acts, was 12 March. Eusebius (H.E., IV, xv; Chron., p. 17, ed. Schoene) places the martyrdom in the reign of Antoninus. His mistake was probably due to the fact that he found the martyrdom of Pionius in a volume containing the Acts of Martyrs of an earlier date. Possibly his MS. lacked the chronological note in our present ones. For the life of Polycarp by Pionius, see SAINT POLYCARP. Did Pionius before his martyrdom celebrate with bread and water? We know from St. Cyprian (Ep. 63) that this abuse existed in his time. But note (1) the bread is spoken of as Holy, but not the water; (2) it is unlikely that Pionius would celebrate with only two persons present. It is more likely therefore that we have an account, not of a celebration, but of a private Communion (see Funk, Abhandlungen, I, 287).
Die Märtyrerakten des Pionius und seiner Gefährten auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.
Märtyrerakten
Die Akten des Hl. Pionius und seiner Genossen
1.

Daß man die Verdienste der Heiligen im Andenken erhalten müsse, befiehlt der Apostel, weil er weiß, daß durch die Erinnerung an ihre Taten bei tüchtigen Männern die Flamme in ihrer Brust zunimmt, besonders bei jenen, die tatkräftig solche Männer nachzuahmen sich bestreben und mit vorzüglichem Eifer sie zu erreichen suchen. Darum darf das Leiden des Märtyrers Pionius nicht verschwiegen werden, weil er, als er noch im Leben war, bei vielen Brüdern die Finsternis der Unwissenheit verscheucht hat und, als er später Märtyrer wurde, denjenigen, denen er im Leben seine Lehre beigebracht hatte, in seinem Leiden ein Beispiel gezeigt hats.

2.
Am zweiten Tage also des sechsten Monates, am 11. März, einem großen Sabbatein der Verfolgung des Decius, hat die Gewalt der Verfolgung denPriester Pionius, die Sabina, den Asklepiades, die Makedonia und den Lemnus, einen Priester der katholischen Kirche, als sie den Geburtstag des Märtyrers Polykarp feierten erfaßt. Doch hat Pionius, den Gott ganz in seinem frommen Glauben zeigte, die ihm bevorstehen den zukünftigen Leiden, weil er sie nicht fürchtete, vorhergesehen. Am Tage nämlich vor dem Feste des Märtyrers Polykarp, als er mit Sabina und Asklepiades dem Fasten oblag, sah er im Traume, daß er am folgenden Tage ergriffen werden solle. Da er dies nun offen und unzweideutig erkannte und ihm die Erscheinung so klar vorkam, hat er seinen, der Sabina und des Asklepiades Hals mit einem Strick umwunden, damit die, welche kamen, um sie zu fesseln, wenn sie sie gefesselt sähen, wüßten, daß sie nichts Unerwartetes antun könnten und erkännten, daß sie nicht wie die übrigen, welche die Opfer kosteten, zu führen seien, da sie sich schon selbst, bevor es ihnen befohlen wurde, die Fesseln angelegt hatten als ein Zeugnis ihres Glaubens und als ein Anzeichen ihres guten Willens.

3.
Als sie am Sabbat ihr Gebet verrichtet und heiliges Brot und Wasser genossen hatten, kam der Tempelwächter Polemon an mit einer Schar solcher, welche das höhere Gericht dem Polemon zur Aufspürung der Christen beigegeben hatte. Als er den Pionius sah, brachte er folgende Worte aus seinem unheiligen Munde hervor: Wisset ihr, daß der Kaiser deutlich geboten hat, die Opfer mitzufeiern? Pionius antwortete: Gewiß kennen wir Gebote, aber jene allein, die uns gebieten, Gott zu verehren. Der Tempelwächter sagte: Kommet zum Gerichtshofe, damit ihr erkennet, daß mein Ausspruch wahr ist! Sabina aber und Asklepiades sagten mit lauter Stimme: Wir gehorchen dem wahren Gotte. Und als sie nun als Opfer zur Gerichtsstätte geführt wurden, da gewahrte das Volk die Stricke an ihrem Halse und, wie das bei dem unvernünftigen, neugierigen Volke gewöhnlich ist, es drängte sich verwundert so, daß der eine den andern fortstieß und dann wieder fortgestoßen wurde. Als nun der Zug im Gerichtshof angekommen war1 , da füllte sich der ganze Platz, soviel Raum er hatte, ja sogar die Dächer der heidnischen Häuser mit einer ungeheuren Volksmasse. Auch große Scharen von Weibern waren da; denn es war Sabbat und die Weiber der Juden waren wegen des Festtags frei von Arbeit. Von allen Seiten trieb die Neugierde Menschen jedes Alters zusammen, und denen die nötige Körperlänge fehlte, um alles sehen zu können, die stellten sich auf die Bänke oder bestiegen die Bogen, damit ihnen das Wunder nur nicht entginge; so suchten sie künstlich zu ersetzen, was ihnen die Natur versagt hatte.
1: an der östlichen Halle bei dem Doppeltor

4.
Als nun die Märtyrer in der Mitte standen, sagte Polemon: Es wäre gut, Pionius, wenn du und die andern gehorchtet, die Befehle erfülltet und so den Strafen entginget. 2 Jedoch der selige Märtyrer Pionius antwortete auf diese Worte mit erhobener Hand und mit fröhlichem, heiterem Angesicht in folgender Rede:

„Ihr Männer, die ihr frohlocket über die Schönheit eurer Mauern, die ihr euch freuet der Zierde eurer Stadt Smyrna und euch rühmt des Dichters Homer, und wenn etwa unter euch auch Juden sind, höret auf die wenigen Worte, die ich zu euch rede. 3 Ich höre nämlich, daß ihr über die spottet, die entweder freiwillig sich zum Opfern melden oder bei Anwendung von Zwang sich zu opfern nicht weigern, daß ihr in diesen die Seelenschwäche, in jenen die freiwillige Irrung verurteilt; 4 ihr müßtet vielmehr eurem Lehrer und Meister Homer folgen, der es für unrecht erklärt, sich über die Toten zu freuen, da mit den des Lichtes Beraubten kein Streit, mit den Toten kein Kampf mehr sein soll. 5 Ihr Juden aber solltet den Gesetzen des Moses folgen, der sagt : Wenn deines Feindes Tier fällt, so sollst du nicht vorbeigehen, ohne ihm aufzuhelfen. 6 Im gleichen Sinne und in ähnlicher Rede hat Salomon gesagt: Über einen gefallenen Feind frohlocke nicht und erfreue dich nicht an fremdem Unglücke. 7 Darum will ich lieber sterben und alle Strafen erdulden und, in die größten Drangsale gebracht, unermeßliche Qualen empfinden wenn ich nur nicht das, was ich gelernt oder was ich gelehrt habe, verkehre. 8 Wie aber können Juden in ein schallendes Gelächter ausbrechen, um die zu verspotten, die gezwungen oder freiwillig opfern? Auch uns verschonen sie nicht mit ihrem Hohngelächter und rufen es mit schmähsüchtigen Worten uns nach, daß wir Zeit genug zur Freiheit gehabt haben. Sind wir auch ihre Feinde, so sind wir doch auch Menschen. 9 Was für Verluste haben sie denn durch uns erlitten? Welche Strafen haben sie durch uns zu fühlen bekommen? Wen haben wir mit Worten verletzt? Wen haben wir mit ungerechtem Hasse verfolgt? Wen haben wir, mit viehischer Grausamkeit einschreitend, zum Opfern getrieben? 10 Haben sie nicht die nämlichen Sünden auf sich, die jetzt aus Menschenfurcht begangen werden? Es ist ein großer Unterschied, ob man wider Willen oder mit Willen sündigt; und zwar ist zwischen dem, der gezwungen wird, und dem, welchen niemand zwingt, der Unterschied, daß bei diesem die Seele, bei jenem die Umstände die Schuld tragen. 11 Wer hat die Juden gezwungen, den Götzendienst des Beelphegor mitzumachen oder den Totenfeiern beizuwohnen oder von den Opfern der Toten zu essen oder mit den Töchtern der Madianiter schändliche Unzucht und hurerische Wollust zu treiben? Oder ihre Kinder zu verbrennen, gegen Gott Murren zu erregen oder von Moses heimlich Böses zu reden? Wer hat so viele Wohltaten vergessen, wer hat solche Undankbarkeit bewirkt? Wer hat sie gezwungen, daß sie wieder nach Ägypten zurückkehren wollten? Oder wer hat, als Moses zum Empfang des Gesetzes auf den Berg gestiegen war, den Aaron dazu gebracht, zu sprechen: Mach uns Götter, mach uns ein Kalb, und das andere, was sie getan haben? 12 Allerdings euch, Heiden, könnten sie vielleicht betrügen, durch irgendeine List eure Ohren täuschen; bei uns aber wird keiner von ihnen eine Lüge anbringen können. Sie mögen euch die Bücher der Richter, der Könige und den Exodus hersagen und das übrige zeigen, wodurch sie überführt werden. 13 Allein ihr fragt, warum so viele freiwillig zum Opfern hingehen, und wegen dieser wenigen verspottet ihr die übrigen. 14 Stellt euch eine Tenne vor, die mit Weizen angefüllt ist. Ist der Haufen der Spreu größer oder der des Weizens? Wenn nämlich der Bauer mit der zweispitzigen Gabel oder mit der Hand den Weizen umwendet, so wird die leichte Spreu vom Winde weggeweht, das schwere und feste Korn aber bleibt an seinem Orte liegen. 15 Wenn man im Meere die Netze auswirft, kann dann alles, was man herauszieht, vortrefflich sein? Wisset also, daß die, welche ihr sehet, solche sind und daß das der Grund dafür ist, daß Böses mit Gutem und Gutes mit Bösem vermischt ist; wenn du die Wage nehmen willst, zeigt sich der Unterschied, und was das Bessere ist, wird beim Vergleich offenkundig. 16 Auf welche Weise also wollt ihr, daß wir die Strafen, die ihr uns antut, ertragen? Als Gerechte oder als Ungerechte? Wenn als Ungerechte, so beweiset ihr euch auf diese Weise als noch ungerechter, da gar kein Grund da ist, uns zu verfolgen. Wenn aber als Gerechte, so bleibt euch keine Hoffnung, da schon Gerechte so viel leiden müssen. Denn wenn der Gerechte kaum selig wird, wie wird es dem Sünder und Gottlosen ergehen? 17 Denn ein Gericht steht der Welt bevor, über dessen Nähe wir aus vielen Anzeichen gewiß sind. 18 Denn ich habe das ganze Land der Juden durchwandert und habe alles gesehen; ich bin über den Jordan gegangen und habe das Land gesehen, das in seiner Verwüstung ein Zeuge war für den Zorn Gottes, weil seine Einwohner entweder Fremde ohne alle Menschlichkeit töteten oder mit Verletzung des Gastrechtes Männer in unnatürlicher Unzucht wie Weiber vergewaltigten. 19 Ich habe den Boden gesehen, der, durch die Gewalt himmlischen Feuers ausgebrannt, in Staub und Asche verwandelt ist, trocken und unfruchtbar da liegt. 20 Ich habe das Tote Meer gesehen, in welchem das flüssige Element aus Furcht vor Gott seine Natur geändert hat; ich sah das Wasser, das kein Lebewesen ernährt und aufnimmt, sogar den Menschen, wenn es ihn aufnimmt, sofort wieder auswirft, damit es nicht wieder wegen des Menschen in Schuld und Strafe falle. 21 Doch was rede ich zu euch von so weit entlegenen Dingen? Ihr Heiden seht und erzählet von dem Brande, von dem an Felsen glühenden Feuer, berichtet auch von dem in Lykien und auf verschiedenen Inseln aus dem Innersten der Erde hervorbrechenden Feuer. 22 Oder wenn ihr das nicht sehen konntet, so betrachtet die heißen Wasser, ich meine nicht jene, die man warm macht, sondern die es von Natur sind; blicket auf die lauen und dort kochenden Quellen, wo sonst das Feuer zu erlöschen pflegt; woher soll dies Feuer sein, wenn es nicht mit dem Höllenfeuer in Verbindung steht? 23 Ihr sagt ja, daß die Welt teils durch Feuer, teils durch Überschwemmungen gelitten habe, nach eurer Auffassung unter Deukalion, nach der unsrigen unter Noe. So kommt es, daß aus den verschiedenen Tatsachen die allgemeinen Wahrheiten erkannt werden. 24 Darum predigen wir euch von dem Gerichte durch den Logos Gottes, Jesus Christus, der im Feuer kommen wird. Darum beten wir eure Götter nicht an und verehren auch eure goldenen Statuen nicht, weil in ihnen nicht die Religion geübt, sondern die Menge geschätzt wird.“

5.
Diesen und ähnlichen Reden, die sich lange hinzogen, weil der Märtyrer nicht schweigen wollte, hörten Polemon und das ganze Volk so aufmerksam zu, daß keiner ihn zu unterbrechen wagte. Als dann Pionius wiederholte: Eure Götter beten wir nicht an und goldenen Statuen zollen wir keine himmlische Verehrung, führte man sie in den Vorhof. Hier suchte das herumstehende Volk mit Polemon den seligen Märtyrer zu bereden und redete ihm also zu: Pionius, folge uns; denn vieles ist an dir, wegen dessen zu wünschen wäre, daß du am Leben bleibest. Denn du bist wert zu leben sowohl wegen deiner Rechtschaffenheit als auch wegen deiner Sanftmut. Es ist ja schön, zu leben und den Odem dieses Lichtes zu schöpfen. Als sie noch vieles andere sagten, erklärte Pionius: Auch ich sage, daß es schön ist, zu leben und das Licht zu genießen, aber jenes, nach dem wir verlangen. Es ist ein anderes Licht, das wir begehren, und diese Gaben Gottes verlassen wir nicht als Undankbare, sondern wir verlassen sie, weil wir größere hoffen, für Besseres verachten wir sie. Ich lobe euch, daß ihr mich der Liebe und Ehre für würdig haltet; aber wir vermuten, daß das nur Hinterlist ist; immer aber hat ausgesprochener Haß weniger geschadet als hinterlistige Schmeichelei.

6.
Nach diesen Worten sagte ein gewisser Alexander, ein boshafter Mensch aus dem Volke, zu Pionius: Du mußt auch unseren Reden Gehör schenken. Er aber antwortete: Du vielmehr mußt hören; denn was du weißt, weiß ich auch, aber du verstehst das nicht, was ich weiß. Da sagte jener, spottend über die Ketten des Märtyrers: Was bedeuten denn diese Ketten? Er antwortete: Damit man nicht glaube, wenn wir durch die Stadt geführt werden, wir gingen zum Opfer, und damit ihr uns nicht, wie die andern, zu den Tempeln führet, zugleich auch, damit ihr einsehen könnt, daß ihr uns nicht zu fragen braucht, da wir ja freiwillig in den Kerker gehen. Als er nun schwieg und das Volk fortfuhr, ihn zu beschwören und ihm zuzureden, antwortete der selige Märtyrer noch einmal: Das haben wir beschlossen und es steht fest, daß wir bei dem beharren, was wir gesagt haben. Und als er nun die Umstehenden mit scharfen Worten entschieden zurechtwies, das Vergangene ihnen vorhielt und sie auf die Zukunft aufmerksam machte, sagte Alexander: Was haben wir eure Predigten nötig, da ihr die Möglichkeit nicht habt, länger zu leben, vielmehr die Notwendigkeit groß ist, daß ihr sterbet?

7.
Als aber das Volk sich anschickte, ins Theater zu gehen, um dort auf den Sitzen im Schauplatz die Worte des seligen Märtyrers besser hören zu können, traten einige zu Polemon hin und sagten ihm etwas ins Ohr, um ihn zu überzeugen, im Volke werde eine Bewegung und ein Aufstand entstehen, wenn er dem seligen Märtyrer Gelegenheit zu reden gebe. Als Polemon das hörte, redete er den Pionius also an: Wenn du dich zu opfern weigerst, so komme wenigstens zum Tempel. Jener antwortete: Es nützt eurer Sache nichts, wenn wir zu den Tempeln kommen. Darauf Polemon: Also so verstockt ist dein Sinn, daß man dich nicht überzeugen kann! Und Pionius: O möchte ich doch euch bewegen und bereden können, Christen zu werden. Über diese Rede lachten einige und sagten laut: So etwas wirst du nicht erreichen, auch wenn wir lebendig verbrannt werden. Jener entgegnete: Noch schlimmer ist es, nach dem Tode zu brennen. Bei diesem Wortwechsel sahen einige die Sabina lachen und sagten zu ihr, wie drohend, mit starker Stimme: Du lachst? Sie antwortete: Ich lache, wenn Gott es will; wir sind Christen. Da sagten sie zu ihr: Du wirst leiden, was du nicht willst; denn die nicht opfern, müssen in den Hurenhäusern den Dirnen zur Gesellschaft und den Kupplern zur Befriedigung ihrer Lust dienen. Jene antwortete: Wie es Gott gefällt.

8.
Wiederum sagte Pionius zu Polemon: Wenn du den Auftrag hast, uns zu überreden oder zu bestrafen, dann mußt du zum Bestrafen übergehen, da du uns nicht überreden kannst. Da erklärte Polemon, durch diese scharfe Rede gereizt: Opfere. Pionius antwortete: Das werde ich nicht tun. Wieder sagte er zu ihm: Warum nicht? Jener darauf: Weil ich ein Christ bin. Polemon fragte weiter: Welchen Gott verehrst du? Pionius antwortete: Den allmächtigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darin ist, und uns alle; der uns alles gibt und darreicht, den wir durch seinen Logos Jesus Christus kennen gelernt haben. Darauf Polemon: Opfere wenigstens dem Kaiser! Jener antwortete: Einem Menschen werde ich nicht opfern.

9.
Als nun der Notar alle Antworten in die Wachstafel eingetragen hatte, sagte Polemon zu Pionius: Wie heißest du? Pionius antwortete: Christ. Polemon: Von welcher Kirche? Pionius antwortete: Von der katholischen. Nun wandte sich Polemon von Pionius weg und richtete seine Rede an Sabina, welcher Pionius früher, damit sie nicht in die Gewalt ihrer heidnischen Herrin1 zurückfalle, gesagt hatte, sie möchte ihren Namen verändern und unter dem Namen Theodota der Gewalt der Grausamkeit entgehen.2 die Sabina vom Glauben abbringen wollen und sie gefesselt ins Gebirge verstoßen, wo sie heimlich von den Brüdern Nahrungsmittel erhielt; darnach trug man Sorge, daß sie sowohl von der Politta wie auch von den Fesseln loskam; sie lebte nun gewöhnlich bei Pionius und war mit ihm in dieser Verfolgung verhaftet worden. Da sagte Polemon: Wie heißt du? Sie antwortete: Theodota und Christin. Polemon: Wenn du Christin bist, welcher Kirche gehörst du an? Sie antwortete: Der katholischen. Polemon: Welchen Gott verehrst du? Sie antwortete: Den allmächtigen Gott, der Himmel und Erde, das Meer und alles, was darin ist, erschaffen hat, den wir durch seinen Logos Jesus Christus erkannt haben. Als er dann den nahe dabei stehenden Asklepiades fragte, wie er heiße, antwortete Asklepiades: Christ. Polemon: Von welcher Kirche? Asklepiades: Von der katholischen. Polemon: Welchen Gott verehrest du? Er antwortete: Christus. Polemon: Wie, ist das ein anderer? Er antwortete: Nein, es ist derselbe, den auch diese soeben bekannt haben.

(1): Politta
(2): Jene hatte nämlich zur Zeit des Gordianus

10.
Nach diesen Worten und Verhandlungen wurden sie zum Kerker geführt, wobei ein großer Teil des Pöbels und eine gewaltige Volksmenge ihnen das Geleite gab, welche so zahlreich herbeigeströmt war, daß sie den Platz Martha erfüllte und daß der Zugang durch die Volkeswogen fast versperrt wurde. Da sagten einige, als sie die schöne rote Farbe im Angesichte des seligen Märtyrers bemerkten, voll Verwunderung: Was ist das, daß der immer so bleiche Mensch auf einmal seine Farbe in Rot verändert hat? Und als Sabina aus Furcht vor dem Volksgedränge sich fest an seiner Seite hielt, sagte jemand: Du hältst dich so an ihn, als ob du fürchtetest, von deiner Amme weggerissen zu werden. Ein anderer aber rief mit lauter Stimme: Sie sollen gezüchtigt werden, wenn sie nicht opfern wollen. Dem erklärte Polemon: Wir können es nicht; denn wir haben keine Rutenbündel und Stöcke. Ein anderer sagte spöttisch: Sieh, wie das Männlein zum Opfern wandert! Das bezog sich auf den Asklepiades, der bei Pionius war. Pionius aber entgegnete: Das wird der nicht tun. Ein anderer aber sagte laut: Dieser oder jener wird opfern. Pionius erklärte: Jeder hat seinen eigenen Willen; ich heiße Pionius; es geht mich nicht an, daß einer opfert; wer es tut, soll seinen Namen angeben. Während sie so miteinander redeten, sagte einer aus dem Volke zu Pionius: Warum eilst du, da du doch so wißbegierig und so gelehrt bist, hartnäckigen Sinnes zum Tode? Diesem antwortete Pionius: Weil ihr an meine Hinrichtung glaubt, muß ich umsomehr halten, was ich begonnen habe. Denn auch ihr wisset, wie viele Todesfälle und wie schrecklichen Hunger und wieviel anderes ihr erfahren habt. Einer aus dem Volke sagte zu ihm: Auch du hast mit uns Not gelitten. Er antwortete: Ja, aber mit der Hoffnung, die ich im Herrn hatte.

11.

Kaum aber konnten die Kerkeraufseher wegen des Gedränges durch die Türe hineinkommen. Als sie endlich durchdrangen und den Pionius und die übrigen einsperrten, fanden diese daselbst einen Priester der katholischen Kirche mit Namen Lemnus und ein Weib namens Makedonia aus dem Dorfe Karina1 von der Sekte der Phryger. Als nun die frommen Diener Gottes beisammen waren, bemerkten die Kerkerwächter, daß Pionius das, was ihm von den Gläubigen gebracht wurde, festen Willens mit den Seinigen zurückwies und sagte: Ich bin oft in großer Not und doch niemandem zur Last gewesen; wie sollte ich nun gezwungen sein, etwas anzunehmen? Darüber gerieten die Kerkerwächter, welche sie früher mit großer Menschlichkeit behandelt hatten, in Zorn und schlossen sie in den inneren Teil des Kerkers ein, damit sie dort ohne alle humane Behandlung und ohne Licht in einem finstern, stinkenden Loche große Qualen erdulden müßten. An dieser Stelle ganz abgeschnitten, priesen sie Gott und sangen viele Hymnen zu seiner Ehre. Nachdem sie lange in diesem Lobe Gottes verharrt hatten, schwiegen sie eine Zeitlang und besorgten ihre gewöhnlichen Verrichtungen. In den Herzen der Wächter aber hat, was der Zorn ihnen eingegeben hatte, die nachfolgende Strafe wieder verdammt: sie wollten sie zu dem anderen Teile wieder zurückbringen. So kamen sie wieder an den Ort, wo sie früher gewesen waren, und sagten laut: Dir, o Herr, wollen wir ohne Unterlaß lobsingen; denn das, was geschehen ist, gereichte uns zum besten.
(1): und einen gewissen Eutychianus

12.
Da sie nun die Freiheit erhalten hatten, zu tun, was sie wollten, brachten sie Tag und Nacht mit Lesungen und im Gebete zu, so daß ihre Beharrlichkeit ein religiöser Wettstreit, ein Zeugnis des Glaubens und eine Arznei für ihr Leiden war. Während sie in diesem Gottesdienst verharrten, kamen viele Heiden, um den Pionius zu überreden; als sie aber diesen Mann reden hörten, hörten sie wunderbarerweise ihre eigene Strafpredigt, sie, die gekommen waren, ihn zu tadeln. Jene aber, die dort mit Gewalt festgehalten wurden, benetzten mit vielen Tränen, die sie stromweise vergossen, ihre Wangen, so daß keinen Augenblick die Seufzer aufhörten und daß in dem wiederholten Schluchzen nur wieder neue Trauer entstand, besonders bei jenen, die bisher immer in unbeflecktem Rufe gestanden hatten. Als Pionius diese in beständiger Trauer und im größten Schmerze sah, sprach er unter Tränen also zu ihnen:

„Ich leide eine neue Art Strafe und werde so gepeinigt, als ob mir die Gelenke aller Glieder auseinander gerissen würden, da ich die Perlen der Kirche unter den Füßen der Schweine liegen und die Sterne des Himmels von dem Schwanze des Drachen bis zur Erde herabgezogen, den Weinstock, den Gottes Hand gepflanzt hatte, von einem einzigen Schweine zerwühlt und von jedem Vorübergehenden nach Belieben abgerupft sehe. Meine Kinder, die ich neu gebare, bis Christus in euch ausgestaltet ist1 , meine zarten Zöglinge, sind harte Wege gegangen, Jetzt wird Susanna von den Boshaften vor Gericht gestellt, von gottlosen Ältesten überlistet; um der Schönheit der zarten und wohlgestalteten Frau zu genießen, entkleiden sie dieselbe und sagen mit lasterhafter Lüsternheit falsche Zeugnisse gegen sie aus. Jetzt höhnt und schweigt Aman, während Esther und die ganze Gemeinde beunruhigt wird; jetzt herrscht Hunger und Durst, nicht aus Mangel an Brot oder Wasser, sondern wegen der Verfolgung. Jetzt also, wo alle Jungfrauen eingeschlafen sind, haben sich die Worte des Herrn Jesu erfüllt; Wo auf Erden wird der Menschensohn, wenn er kommt, Glauben finden können?2 Denn ich höre, daß ein jeder seinen Genossen verrät, damit erfüllt werde das Wort; Der Bruder wird den Bruder zum Tode überliefern.3 Oder glaubt ihr, weil der Satan selbst uns verlangt und mit feuriger Hand seine Tenne reinigt, daß auch das Salz verdorben sei und von den Füßen der Menschen zertreten werde?4 Niemand von euch, meine Kinder, glaube, daß Gott schwach geworden sei, sondern wir sind schwach geworden; er sagt: Meine Hand ist nicht ermüdet zum Befreien und meine Ohren nicht betäubt, daß sie nicht hören. Unsere Sünden trennen uns von Gott5 , und daß er uns nicht erhört, macht nicht Christi Unbarmherzigkeit, sondern unsere Treulosigkeit. Denn was haben wir nicht Übles getan? Wir haben Gott vernachlässigt, einige haben ihn verachtet, andere in Begierde und in Leichtsinn gesündigt und sind an den Wunden, die sie sich gegenseitig durch Anklage und Verrat schlugen, zugrunde gegangen. Wir müßten aber etwas mehr Gerechtigkeit haben als die Schriftgelehrten und Pharisäer.“

(1): vgl. Gal. 4,19
(2): vgl. Luk. 18,8
(3): vgl. Matth.10,21
(4): vgl. Luk. 22,31
(5): vgl. Is. 59,1+2

13.
„Ich höre nämlich, daß die Juden einige von euch in die Synagoge rufen. Weil der, welcher das tun wollte, in eine größere Sünde fiele, so sehet wohl zu, daß nicht einer ein so unerlaubtes Verbrechen begehe, das gar nicht mehr vergeben werden kann, weil es zur Lästerung gegen den Heiligen Geist gehört1 . Seid doch nicht wie die Fürsten von Sodoma und die Richter von Gomorrha, deren Hände von dem Blute der Unschuldigen, von dem Blute der Heiligen trieften. Denn wir haben weder Propheten getötet noch den Heiland überliefert. Doch wozu soll ich noch vieles erzählen? Erinnert euch nur an das, was ihr gehört habt. Denn ich habe erfahren, daß die Juden mit gottlosem Munde Lästerworte vorbringen, indem sie sich rühmen und mit eitlem Munde allerorten ausstreuen, der Herr Jesus Christus sei wie ein Mensch mit Gewalt zum Tode geführt worden. Saget mir doch, ich bitte: Wie konnten denn die Jünger eines Menschen, der eines gewaltsamen Todes gestorben ist, so viele Jahre hindurch Teufel austreiben und sie werden es auch noch tun? Wie hätten denn so viele Jünger und so viele andere für den Namen eines gewaltsam getöteten Meisters freudigen Herzens schwere Leiden erduldet? Was soll ich noch andere Wunderdinge erwähnen, die sich in der katholischen Kirche zugetragen haben? Sie wissen nicht, daß nur jener böse und gewaltsam stirbt, der, des Lebens überdrüssig, mit eigener Hand und freiwillig aus diesem Leben scheidet. Doch das ist diesen gotteslästerischen Seelen noch keineswegs genug; sie sagen, daß der Herr Jesus Christus durch eine Totenbeschwörung mit dem Kreuze zum Leben zurückgekehrt sei, und alles, was die Schrift bei uns oder bei ihnen von Christus dem Herrn sagt, das verkehren sie mit gottloser Rede zur Lästerung. Sind nicht, die so reden, Sünder, Treulose, Gottlose?“

(1): vgl. Matth.12,31

14.
„Ich will nun wiederholen, was die Juden oft in meinen jungen Jahren vorbrachten, und will ihnen im folgenden zeigen, daß es eine Lüge ist. Es steht nämlich geschrieben1 : Saul fragte die Wahrsagerin und sagte zu ihr: Erwecke mir den Propheten Samuel. Und das Weib sah einen Mann im Mantel emporsteigen. Saul glaubte, daß es Samuel sei, und fragte ihn das, was er zu hören wünschte. Wie denn? Konnte jene Wahrsagerin den Propheten auferwecken? Wenn sie das zugestehen, so bekennen sie damit, daß die Gottlosigkeit mehr als die Gerechtigkeit vermag; leugnen sie, daß das Weib ihn so zurückrufen konnte, so sind sie damit überführt, daß der Herr Jesus nicht so zum Leben zurückkehren konnte. So müssen sie in diesem Streite entweder den Rückzug antreten oder sie sind des Irrtums überführt. Der Beweis dafür ist folgender: Wie konnte der böse Geist einer Wahrsagerin die Seele des Propheten herbeirufen, die schon im Schoße Abrahams war und im Paradiese ruhte, da doch immer das Schwächere vom Stärkeren überwunden wird? Ist also, wie sie glauben, Samuel zum Leben zurückgeführt worden? Keineswegs. Wie liegt denn die Sache? Wie allen, die Gott reinen Herzens aufnehmen, die Engel beizustehen eilen, so dienen den Giftmischern, Beschwörern, Schwarzkünstlern oder denen, die in abgelegenen Gegenden unter dem Scheine der Wahrsagung Unsinn verkaufen, die Teufel. Es sagte aber der Apostel2 : Wenn sich der Satan in einen Engel des Lichtes verwandelt; es ist also nichts Großes, wenn auch seine Diener eine andere Gestalt annehmen wie auch der Antichrist sich für Christus ausgeben wird. Darum ist auch Samuel nicht wirklich zurückgeführt worden, sondern die Dämonen haben dem Weibe und dem Sünder Saul sich in seiner Gestalt gezeigt, was auch im folgenden die Schrift bestätigt. Denn Samuel sprach zu Saul: Auch du wirst heute bei mir sein. Wie konnte der Götzen- und Teufelsdiener sich mit Samuel zusammenfinden? Wem ist es nicht klar, daß Samuel nicht bei den Ungerechten war? Wenn es also nicht möglich war, daß jemand die Seele des Propheten hervorrief, wie kann man dann glauben, daß Christus der Herr, den die Jünger zum Himmel auffahren sahen, für welches Zeugnis sie willig den Tod erlitten haben, durch Zauberformeln aus der Erde und aus dem Grabe auferweckt worden sei? Wenn ihr ihnen das nicht entgegenhalten könnt,3 Lernet aus der Geschichte derer, die Übertreter und Teufelsdiener geworden sind, freiwillig vollkommen und besser zu sein.“

(1): vgl. 1. Sam. 28,7ff.
(2): vgl. 2.Kor. 11,14
(3): so saget zu ihnen: Wie dem auch sei, wir sind besser als ihr, die ihr ohne Notwendigkeit Unzucht getrieben und Götzen angebetet habt.

15.
Als er das weit und breit auseinandergesetzt hatte und ihnen sofort den Tempel zu verlassen befahl, kamen Polemon1 mit einem großen Gefolge an und riefen mit dröhnender Stimme: Euer Vorsteher2 hat schon geopfert, und nun hat die Obrigkeit verlangt, daß auch ihr rasch zum Tempel kommet;3 . Pionius antwortete ihm: Die, welche im Gefängnisse festgehalten werden, haben nach dem Herkommen die Ankunft des Prokonsuls abzuwarten. Was maßt ihr euch etwas an, was einem anderen zusteht? Nach dieser Weigerung traten sie zurück und gingen wieder mit einer noch größeren Schar in den Kerker hinein. Darauf redete der Reiteroberst in hinterlistiger und versteckter Rede den Pionius an: Uns, die du hier anwesend siehst, hat der Prokonsul geschickt und befohlen, daß ihr nach Ephesus wandern sollt. Pionius entgegnete: Der Abgesandte soll kommen und wir werden ohne Säumen hinausgehen. Darauf kam der Hyparch oder, wie die Henker ihn nannten, der Turmarius, ein angesehener Mann, und sagte: Wenn du den Befehlen zu gehorchen dich weigerst, wirst du zu fühlen bekommen, was für eine Gewalt ein Turmarius haben kann. Als er das redete, faßte er den Pionius so fest an der Gurgel, daß er nicht Atem schöpfen konnte; dann übergab er ihn seinen Dienern, um ihn wegzuführen; diese banden ihn so fest, daß er den Atem weder einziehen noch ausstoßen konnte. Er und die übrigen, auch Sabina, wurden zum Gerichtshof geschleppt und riefen mit lauter Stimme: Wir sind Christen. Und wie die tun, welche ungern gehen, so warfen sie sich auf die Erde, damit ihre Leiber langsamer fortgeschleppt würden und ihr Zutritt zum Tempel erschwert werde. Den Pionius haben sechs Knechte teils getragen, teils gezogen. Und da ihre Schultern ermüdet waren und sie auf beiden Seiten schon nachließen, stießen sie mit den Fersen gegen seine Rippen, damit er ihnen die Last erleichtere oder von Schmerz überwunden ihnen folge. Doch ihre Roheit nützte nichts und ihre Mißhandlung hatte keinen Erfolg; denn er blieb so unbeweglich, als wenn das Gewicht seines Körpers durch die Fersenstöße der Diener noch vermehrt würde. Als sie ihn bei all ihrer Anstrengung so unbeweglich sahen, forderten sie noch Hilfskräfte, um wenigstens durch die Zahl zu ersetzen, was an Kraft fehlte.

(1): der Tempelwächter und der Reiteroberst Theophilus
(2): Euktemon
(3): im Nemeseion werden euch Lepidus und Euktemon fragen

16.
Sie schleppten also den Pionius, der schrie, mit großen Freudenbezeugungen weg und stellten ihn wie ein Schlachtopfer vor den Altar, dort, wo der noch stand, von dem sie sagten, daß er kurz vorher geopfert habe. Da sagten die Richter1 mit strenger Stimme: Warum opfert ihr nicht? Jene antworteten: Weil wir Christen sind. Die Richter2 fragten wiederum: Welchen Gott verehrt ihr? Pionius antwortete: Den, der den Himmel gemacht und mit Sternen geschmückt hat, der die Erde gegründet und mit Blumen und Bäumen geziert hat, der es so geordnet hat, daß die Meere die Erde umfließen, der ihnen auch Grenzen gesetzt und Ufer angewiesen hat, Da sagten jene3 : Meinst du den, der gekreuzigt worden ist? Und Pionius: Den meine ich, den der Vater für das Heil der Welt gesandt hat. Die Richter sagten untereinander, jedoch so, daß Pionius es hören konnte: Zwingen wir sie, zu reden. Pionius sagte zu ihnen: Schämt euch vor den Gottesverehrern und übt wenigstens einigermaßen Gerechtigkeit, wo nicht, so tut nach euren Gesetzen, Warum handelt ihr gegen eure Gesetze, indem ihr nicht ausführt, was euch geboten ist? Denn es ist euch geboten, die, welche sich weigern, nicht zu vergewaltigen, sondern zu töten.

(1): sagte Lepidus
(2): Lepidus
(3): Lepidus

17.
Nach diesen Worten sagte ein gewisser Rufinus, ein durch Beredsamkeit ausgezeichneter Mann: Sei ruhig Pionius! Was suchst du leeren Ruhm in eitler Prahlerei? Ihm antwortete Pionius: Hast du das aus deinen Geschichtsbüchern gelernt, zeigen dir das deine Handschriften? Solches hat der weise Sokrates von den Athenern nicht erlitten. Waren etwa Sokrates, Aristides und Anaxarchus Toren, waren sie soldatischem Übermut, der Kriegskunst und nicht vielmehr den Gesetzen ergeben, sie, die ebenso beredt wie gelehrt waren? Sie haben nicht mit hochtrabenden Worten und Wetteifer im Reden den Ruhm der Beredsamkeit gesucht, sondern sind durch ihre philosophische Wissenschaft zur Gerechtigkeit, zur Bescheidenheit und zur Mäßigung gelangt. Denn wenn es sich um das eigene Lob handelt, ist die Mäßigung ebenso zu loben, wie die Prahlerei häßlich ist. Als Rufinus diese Rede des Märtyrers gehört hatte, verstummte er, wie von einem Blitze getroffen.

18.
Einer aber, der eine hohe Stellung in der Welt bekleidete, sagte: Schrei nicht so, Pionius. Diesem entgegnete er: Sei nicht heftig, sondern bereite den Scheiterhaufen, damit wir freiwillig uns in die Flammen stürzen. Von einer anderen Seite sagte ein Unbekannter: Bedenket, daß auch andere durch seine Rede und sein Ansehen darin bestärkt werden, nicht zu opfern. Darauf suchten sie Kränze, wie sie die Heiden zu tragen pflegen, dem Pionius aufs Haupt zu setzen, die er aber zerriß, so daß sie vor den Altären, die sie zu schmücken pflegen, in Stücken lagen. Dann kam ein Priester und trug an Spießen warme Eingeweide herum, wie um sie dem Pionius zu geben. Aber sofort wurde es ihm leid; er wagte zu keinem hinzuzutreten und stopfte die unreine Speise vor allen in seinen eigenen Leib hinein. Als jene dann mit lauter Stimme riefen: Wir sind Christen, wußte man nicht, was man mit ihnen machen sollte, und während das Volk sie ins Gesicht schlug, wurden sie in den frühern Kerker zurückgebracht. Auf dem Wege dorthin taten ihnen die Heiden viel Spott und Schmach an. So sagte einer zu Sabina: Konntest du nicht in deinem Vaterlande sterben? Sabina antwortete: Wo ist mein Vaterland? Ich bin des Pionius Schwester. Zu Asklepiades aber sagte der Veranstalter der Spiele1 : Ich werde dich als einen Verurteilten zu den Fechterkämpfen begehren. Als Pionius in den Kerker trat, schlug ihn einer der Diener so heftig aufs Haupt, daß diesem selbst durch den Anprall Seiten und Hände in Geschwulst gerieten. Im Kerker aber sangen sie dem Herrn ein Danklied dafür, daß sie in seinem Namen bei dem katholischen Glauben verblieben waren.

(1): Terentius

19.
Nach wenigen Tagen kam der Prokonsul1 der Gewohnheit gemäß nach Smyrna zurück. A1s ihm Pionius vorgestellt wurde. find er also an, ihn zu verhören: Wie heißt du? Pionius antwortete: Pionius. Der Prokonsul: Opfere! Jener antwortete: Nein. Wiederum der Prokonsul: Von welcher Sekte bist du? Pionius antwortete: Von der katholischen. Der Prokonsul: Von welcher katholischen? Er antwortete: Ein Priester der katholischen Kirche. Wiederum der Prokonsul: Du warst ihr Lehrer? Jener: Ich lehrte. Wiederum der Prokonsul: Du warst ein Lehrer der Torheit. Jener antwortete: Vielmehr der Gottseligkeit. Der Prokonsul: Welcher Gottseligkeit? Er antwortete: Jener, welche auf den Gott gerichtet ist, der Himmel, Erde und Meer erschaffen hat. Wiederum der Prokonsul: Opfere also! Er antwortete: Ich habe den lebendigen Gott anzubeten gelernt. Darauf der Prokonsul: Wir verehren alle Götter, auch den Himmel und die darin sind. Was aber schaust du in die Luft hinein? Opfere! Jener antwortete: Ich schaue nicht in die Luft, sondern auf Gott, der die Luft gemacht hat. Der Prokonsul: Sag, wer hat sie gemacht? Jener antwortete: Ich darf ihn nicht nennen. Wiederum der Prokonsul: Du mußt den Jupiter nennen, der im Himmel ist, bei dem alle Götter und Göttinnen sind. Ihm also opfere, der aller Götter und des Himmels Herr ist.

(1): Quintilianus

20.
Als er aber schwieg, befahl der Prokonsul, ihn festzubinden, um, was er mit Worten nicht konnte, durch die Folter auszupressen. Als er nun auf der Folter lag, sagte der Prokonsul: Opfere! Er antwortete: Nein. Wiederum der Prokonsul: Viele haben geopfert, sind den Qualen entgangen und freuen sich des Lichtes; opfere! Er antwortete: Ich opfere nicht. Wiederum der Prokonsul: Opfere! Er antwortete: Nein. Der Prokonsul: Durchaus nicht? Er antwortete: Auf keine Weise. Der Prokonsul: In welcher Überzeugung gehst du so hochmütig dem Tode entgegen? Tu, was dir befohlen ist! Er antwortete: Ich bin nicht hochmütig, sondern ich fürchte den ewigen Gott. Der Prokonsul: Was sagst du? Opfere! Jener antwortete: Du hast gehört, daß ich den lebendigen Gott fürchte. Wiederum der Prokonsul: Opfere den Göttern! Er antwortete: Ich kann es nicht. Nach dieser klaren und festen Willenserklärung des seligen Märtyrers hielt der Prokonsul lange Beratung mit seinen Räten und wandte sich dann wieder an Pionius: Du bleibst bei deinem Vorsatze und gibst auch jetzt noch kein Zeichen von Reue? Jener antwortete: Keines. Der Prokonsul: Du hast die Freiheit, reiflicher zu überlegen und zu ermessen, was für dich zu tun das Beste sei. Jener antwortete: Keineswegs. Darauf der Prokonsul: Weil du denn so zum Tode eilst, sollst du lebendig verbrannt werden. Und er ließ von einer Tafel das Urteil verlesen: Wir befehlen, daß Pionius, ein Mann von gotteslästerischem Sinn, der sich als Christen bekannt hat, durch die rächenden Flammen verbrannt werde, damit die Menschen abgeschreckt und die Götter gerächt werden.

21.
So ging der große Mann, den Christen als Vorbild, den Heiden als Augenweide, nicht wie die andern zum Tode, nicht mit wankenden Schritten, zitternden Knien und gelähmten Gliedern. Nicht wurde sein Geist in der Vorahnung des Leidens bedenklich und auch hinderte das übrige beim Herannahen der Todesschrecken seinen Schritt nicht, sondern in schnellem Gange, mit heiterem Angesichte, ruhigen Sinnes und entschlossenen Mutes schritt er zum Tode. Und als er beim Ziele angelangt war, entblößte er sich selbst, ehe noch der Aufseher es befahl; beim Anblicke seines reinen und unbefleckten Leibes richtete er seine Augen zum Himmel und dankte Gott, daß er durch seine Frömmigkeit so bewahrt worden war. Angekommen am Scheiterhaufen, den heidnische Wut errichtet hatte, richtete er seine Glieder zurecht, um mit Balkennägeln angeheftet zu werden. Als das Volk ihn nun angenagelt sah, rief es aus Mitleid oder auch aus Besorgnis: Geh in dich, Pionius, die Nägel werden weggenommen, wenn du zu tun versprichst, was dir befohlen ist. Darauf sagte er: Ich fühle die Wunden und weiß wohl, daß ich angenagelt bin. Nach einer Weile sagte er: Vor allem aus dem Grunde leide ich den Tod, damit das ganze Volk erkenne. daß es eine Auferstehung nach dem Tode gibt. Darauf wurden Pionius und der Priester Metrodorus1 mit den Pfählen, an die sie angenagelt waren, aufgerichtet und es kam Pionius zur Rechten, Metrodorus zur Linken zu stehen, Augen und Herz gegen Osten gewendet. Als nun Holz herzugetragen wurde und das Feuer durch untergelegte Nahrung Kraft bekam und der brennende Scheiterhaufen in verheerender Flamme krachte, betete Pionius mit geschlossenen Augen stille zu Gott um einen guten Tod. Gleich darnach sah er mit heiterem Blick das gewaltige Feuer an und hauchte mit dem Worte Amen seine Seele aus, indem er seinen Geist dem empfahl, der ihm den verdienten Lohn zu geben, von Seelen aber, die wegen ihrer Ungerechtigkeit verurteilt sind, Rechenschaft zu fordern versprochen hat, mit den Worten: Herr, nimm meine Seele auf!

(1): aus der Sekte der Markioniten

22.
Das ist das Ende des seligen Pionius, dies das Leiden des Mannes, dessen Leben immer unbefleckt und frei von jeder Schuld war, der eine reine Einfalt, einen festen Glauben und eine beständige Unschuld besaß, dessen Brust den Lastern verschlossen war, weil sie Gott offen stand. So eilte er durch die Finsternis zum Lichte und durch die enge Pforte zu dem ebenen und weiten Gefilde. Der allmächtige Gott gab auch sofort ein Zeichen von seiner Krone; denn alle, die das Mitleiden oder die Neugierde dorthin geführt hatte, sahen den Leib des Pionius so, als ob er neue Glieder bekommen hätte. Er hatte erhobene Ohren, schönere Haare, einen jung aufsprossenden Bart; alle seine Glieder waren so wohlgestaltet, daß man ihn für einen Jüngling hielt; das Feuer hatte seinen Leib gleichsam verjüngt, ihm zur Ehre und zum Beweise der Auferstehung. Aus seinem Angesichte lächelte eine wunderbare Anmut, und viele andere Zeichen englischen Glanzes leuchteten an ihm, so daß es den Christen Vertrauen, den Heiden aber Furcht machte.

23.
Dieses ist geschehen, als Julius Proklus Quintilianus Prokonsul von Asien war, unter dem Konsulate des Kaisers Gajus Messius Quintus Trajanus Decius zum zweiten Male und des Vettius Gratus, nach dem römischen Kalender am 11. März, nach asiatischer Zählung am 19. des sechsten Monates, an einem Sabbate, um die zehnte Stunde. Es ist aber so geschehen, wie wir es beschrieben haben, unter der Herrschaft unseres Herrn Jesu Christi, dem Ehre und Ruhm sei in alle Ewigkeit. Amen.

Märtyrerakten
Die Akten des Hl. Pionius und seiner Genossen
Quellenangabe:
Frühchristliche Apologeten Band II. Aus dem Griechischen übersetzt von J.Leitl (Autolycus). Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Alfons Müller – Kaplan in Stuttgart (Octavius). Aus dem Griechischen oder Lateinischen übersetzt von Gerhard Rauschen (Märtyrerakten) (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 14) München 1913.
Für die BKV im Internet bearbeitet von:
Ursula Schultheiß
Vorlage
Als Scans verfügbar.
Externe Informationen (ohne Gewähr)
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
http://www.newadvent.org/cathen/12105a.htm :
Martyred at Smyrna, 12 March, 250. Pionius, with Sabina and Asclepiades, was arrested on 23 February, the anniversary of St. Polycarp’s martyrdom. They had passed the previous night in prayer and fasting. Knowing of his impending arrest, Pionius had fastened fetters round the necks of himself and his companions to signify that they were already condemned. People seeing them led off unbound might suppose that they were prepared, like so many other Christians in Smyrna, the bishop included, to sacrifice. Early in the morning, after they had partaken of the Holy Bread and of water, they were conducted to the forum. The place was thronged with Greeks and Jews, for it was a great Sabbath and therefore a general holiday in the city — an indication of the importance of the Jews in Smyrna. Pionius harangued the multitude. He begged the Greeks to remember what Homer had said about not mocking the corpse of an enemy. Let them refrain therefore from mocking those Christians who had apostatized. He then turned to the Jews and quoted Moses and Solomon to the same effect. He ended with a vehement refusal to offer sacrifice. Then followed the usual interrogatories and threats, after which Pionius and his companions were relegated to prison, to await the arrival of the proconsul. Here they found other confessors, among them a Montanist. Many pagans visited them, and Christians who had sacrificed, lamenting their fall. The latter Pionius exhorted to repentance. A further attempt before the arrival of the proconsul was made to force Pionius and his companions into an act of apostasy. They were carried off to a temple where every effort was made to compel them to participate in a sacrifice. On 12 March, Pionius was brought before the proconsul who first tried persuasion and then torture. Both having failed, Pionius was condemned to be burnt alive. He suffered in company with Metrodorus, a Marcionite priest. His feast is kept by the Latins on 1 Feb.; by the Greeks on 11 March. The true day of his martyrdom, according to the Acts, was 12 March. Eusebius (Church History; „Chron.“, p. 17, ed. Schoene) places the martyrdom in the reign of Antoninus. His mistake was probably due to the fact that he found the martyrdom of Pionius in a volume containing the Acts of Martyrs of an earlier date. Possibly his manuscript lacked the chronological note in our present ones. For the life of Polycarp by Pionius, see SAINT POLYCARP. Did Pionius before his martyrdom celebrate with bread and water? We know from St. Cyprian (Ep. 63) that this abuse existed in his time. But note (1) the bread is spoken of as Holy, but not the water; (2) it is unlikely that Pionius would celebrate with only two persons present. It is more likely therefore that we have an account, not of a celebration, but of a private Communion (see Funk, „Abhandlungen“, I, 287).
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 19.12.2015
Quellen:
http://www.newadvent.org/cathen/12105a.htm
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Pionius von Smyrna, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Pionius.htm, abgerufen am 11. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Vierzig Märtyrer von Sebaste

Vierzig Märtyrer von Sebaste

Gedenktag katholisch: 9. März
gebotener Gedenktag im mozarabischen Ritus: 9. Januar
Gedenktag III. Klasse: 10. März, Todestag: 9. März
in Gnesen: 11. März

Gedenktag evangelisch: 10. März: Vierzig Ritter von Sebaste

Gedenktag orthodox: 9. März
Wiederherstellung der Kirche der Vierzig Märtyrer: 9. August

Gedenktag armenisch: 9. März
liturgische Feier am 4. Samstag der Fastenzeit

Gedenktag koptisch: 9. März, 19. November
Weihe ihrer Kirche: 9. Februar
Weihe der Kapelle in der Erlöserkirche in Alexandria: 5. Juni

Gedenktag syrisch-orthodox: 9. März (Gedenken)
Fest an dem Sonntag, der dem 9. März oder dem 14. März am nächsten liegt

Märtyrer
† nach 321 in Sebaste, heute Sivas in der Türkei
Vierzig christliche Soldaten der Legio fulminata, der Legion Donner, die in Melitene – dem heutigen Battalgazi nahe Malatya – stationiert war, wurden unter Kaiser Licinius zum Tod durch Erfrieren verurteilt: sie mussten sich in einer eisigen Winternacht nackt auf einen zugefrorenen Teich stellen. Nur einer fiel von seinem Glauben ab und entkam, die Leichen der anderen wurden verbrannt.

Die große Zahl und der grausame Tod brachten einen breiten Kranz von Legenden hervor, dazu auch die vom Offizier Kandidus. Historisch ist wohl jedenfalls der Name des Sklaven Eunoikos; die Namenslisten lassen insgesamt auf eine frühe Christianisierung der Einheimischen schließen, die wohl von den Soldaten ausging.

Ihre Namen werden in den Acta Sanctorum der Bollandisten genannt als Cyrion (Quirion), Candidus, Domnus, Meliton, Domitianus, Eunoicus, Sisinius, Heraclius, Alexander, Johannes, Claudius, Athanasius, Valens, Helianus, Ecditius, Acacius, Vibianus, Helias, Theodulus, Cyrillus, Flavius, Severianus, Valerius, Chudion, Sacerdon, Priscus, Eutychius, Eutyches, Smaragdus, Philoctimon, Aëtius, Nicolaus (Micallius), Lysimachus, Theophilus, Xantheas, Angias, Leontius, Hesychius, Caius und Gorgonius.

In teilweise anderer Schreibweise und in anderer Reihenfolge werden diese Namen in der Orthodoxen Kirche überliefert mit Kyrion, Candidus, Domnus, Hesykhios, Heraklios, Smaragdes, Eunoikos, Valentus, Bibianus, Claudius, Priscus, Theodoulos, Eutychios, Johannes, Xanthios, Ilianus, Sisinios, Angus, Flavian, Aetius, Akakios, Ekdikios (Hecditus), Lysimachos, Alexander, Ilias, Gorgonios, Theophilos, Dometian, Caius, Leontius, Athanasias, Cyrill, Sacerdonus, Nikolaus, Valerius, Philoktimos, Severian, Khudion, Meliton und Aglaios.

Die armenische Kirche nennt die Namen Domitian, Cyrill, Valens, Eutychius, Hesychius, Eunoichus, Elianos, Flavius, Smaragdus, Xanthos, Sisinnius, Leontius, Meliton, Severian, Philoctemon, Aggäus (Ankeas), Heraklenios (Iraklos), Ekdichius, Cyrion, Aetius, Alexander, Achatius, Valerian, Nikolaus, Claudius, Johannes, Bibianus, Khoudion, Lysimachos, Gaius, Aglius, Iliodes, Domnes, Athanasius, Priscus, Candidus, Sacerdon, Gorgonius, Theodulos und Theophilos (die unterschiedlichen sind fett, die übereinstimmenden kursiv gedruckt).

Angebliche Reliquien der vierzig Märtyrer sind weit verbreitet.

Bauernregeln: Wie die vierzig Märtyrer das Wetter gestalten, / so wird es noch vierzig Tage halten.
Friert’s am Märtyrertag recht, / so friert’s noch vierzig Nächt‘.
Friert`s am 40-Ritter-Tag, / so kommen noch 40 Fröste nach.
An Vierzigritter kalter Wind, / noch 40 Tage windig sind.
Regen, den die 40 Märtyrer senden, / wird erst nach 40 Tagen enden.

Zwei Predigten und einen Brief von Gregor von Nyssa über die 40 Märtyrer gibt es auf englisch von der University of Connecticut.

Governor Agricola of Armenia was confronted with „mutiny.“ Forty soldiers refused to offer the sacrifice ordered by emperor Licinius. The forty who stood before him that wintry fourth-century day in Sevaste were fine specimens of manhood who radiated an aura of courage. He was determined to make them see reason.
But the soldiers were adamant. They refused to sacrifice. To do so was to betray their faith in Christ. „But what about your comrades?“ asked Agricola. „Consider–you alone of all Caesar’s thousands of troops defy him! Think of the disgrace you bring upon your legion!“
„To disgrace the name of our Lord Jesus Christ is more terrible still,“ replied the men. Exasperated, the governor threatened to flog and torture them. The soldiers stood firm, although they knew he would carry out his threat. In the fourth century, there were few civil rights. Boldly the men answered, „Nothing you can offer us would replace what we would lose in the next world. As for your threats– we despise our bodies when the welfare of our souls is at stake.“
Pairs of guards seized each man and dragged them out into the cold where they were stripped and tied to posts. Whips laid open their backs and iron hooks tore their sides. Still the forty refused to surrender. Agricola chained them in his dungeons. Finally, he commanded that they be stripped naked and driven onto the ice of a pond below Sevaste.
The „rebels“ did not wait for the sentence to be imposed, but tearing off their own clothes, ran to the pond in the raw March air. „We are soldiers of the Lord and fear no hardship,“ they said. „What is death for us but an entrance into eternal life?“ On this day, March 9, 320, singing hymns, they stood shivering on the pond as the sun sank.
Baffled, Agricola ordered hot baths placed around the pond. Surely the warm water would lure the men off the ice! But the crisp night air carried a prayer to all ears: „Lord, there are forty of us engaged in this battle; grant that forty may be crowned and not one be wanting from this sacred number.“
One of the men did lose his nerve, however, and crawled off the ice to a bath. He died the instant he touched the hot water. This was too much for one of the guards. He shucked off his clothes, marched onto the ice and took the place of the man who had failed.
Bibliography:
Basil, St. „Homily on the Forty Martyrs.“
„Bravest Soldiers in the Army: The Forty Martyrs of Sevaste.“ Glimpses #146. Worcester, Pennsylvania: Christian History Institute.
Gregory of Nyssa. „First and Second Homilies Concerning the Forty Martyrs.“ http://www.sp.uconn.edu/~salomon/nyssa/martyrs.htm
Kirsch, J. P. „Forty Martyrs.“ The Catholic Encyclopedia. New York: Robert Appleton, 1914.
Various encyclopedia and internet articles.
Last updated May, 2007.
It was one of the strangest episodes in all of military and Christian history–an army killing its own best soldiers. The time: A.D. 320. The place: Sevaste, in present-day Turkey. The issue: Would Christian soldiers obey and bow to pagan gods?
Governor Agricola spoke mildly but firmly. He had good and strong warriors before him. He needed them. They must be brought into line. „I am told you refuse to offer the sacrifice ordered by Emperor Licinius.“
glimpsesorder back issues of this story
One of the soldiers answered on behalf of the rest. „We will not sacrifice. To do so is to betray our holy faith.“
„But what about your comrades? Consider–you alone of Caesar’s troops defy him! Think of the disgrace you bring upon your legion. How can you do it?“
„To disgrace the name of our Lord Jesus Christ is more terrible still.“
A note of exasperation crept into the governor’s voice. „Give up this stubborn folly. You have no lord but Caesar! In his name, I promise promotion to the first of you who steps forward and does his duty.“ He paused a moment, expecting his lure would break their ranks. None of them moved. He switched tactics. „You persist in your rebellion? Then prepare for torture, prison, death! This is your last chance. Will you obey your emperor?“
The soldiers stood firm, although they well knew the governor would carry out his threat. They spoke: „Nothing you can offer us would replace what we would lose in the next world. As for your threats–we’ve learned to deny our bodies where the welfare of our souls is at stake.“
Agricola ordered, „Flog them.“ Pairs of guards seized each man and dragged them out into the cold where they were stripped and tied to posts. Soon the swish of whips and the thud of blows filled the air with groans. Hooks of iron tore the men’s sides. Unbelievably, although their flesh was bruised, their skins were tattered and their blood flowed, not one of the forty surrendered.
„Chain them in my dungeons!“ roared Agricola. „We’ll see what Lysias has to say about this.“
Lysias, commander of the 12th Legion, was in no gentle mood when the forty Christian soldiers were hauled before him a few days later. His ride from Antioch to Sevaste had been tedious and cold. „You will obey me,“ he said sternly, „or pay a sharp penalty.“
The men answered him with respectful defiance, just as they had Agricola. Lysias had not become a commander by coddling traitors, and he did not intend to begin now. He motioned to Agricola.
Agricola came beside Lysias. As judge, he must make these unbending men conform. But how? Just then, a frigid gale blew across the frozen pond below and stabbed into his cheeks. It gave him an idea. „Take them down to the pond,“ he ordered. Turning to the soldiers he added, „You will stand naked on the ice until you agree to sacrifice to the gods.“
Agricola could hardly believe what his eyes saw next. The rebels began stripping off their own clothes and running toward the pond in the freezing March air. „We are soldiers of the Lord and fear no hardship,“ shouted one. „What is our death but entrance into eternal life?“
Sing It, Brothers!
Striking up a song, the men marched onto the frozen pond. Baffled, Agricola posted guards around them. He squinted into the falling sun. Surely the bitter cold of evening would change their minds….
Wait! There was something else he could do. „Heat baths of warm water,“ he ordered the guards. „Place them around the pond. That ought to lure them out pretty quickly,“ he smirked.
The sun sank behind the hills. Then upon the night air could be heard a prayer: „Lord, there are forty of us engaged in this battle; grant that forty may be crowned and not one be missing from this sacred number.“
Standing on the shore, the shivering guards shouted into the night. „Don’t be idiots. What’s the point? Come on out. Warm yourselves!“
„Look,“ one of the guards suddenly exclaimed, pointing toward the sky.
„What?“ said his fellow guard, eyes probing the darkness. „Its too dark to see anything. By Jove, I wish this was over. I’m freezing out here.“
„Don’t you see them? Spirits…hovering with golden crowns over those fellows heads, holding out rich robes for them!“
„Are you out of your mind? It’s pitch black. Hey! There’s someone coming! It’s one of them.“
Babbling, one of the forty crawled toward them from the ice. The two ran forward, grasped his shuddering arms and helped him into a bath. But the heat was too much of a shock to his frozen system. He went into convulsions and died.
The guard who had seen the vision of crowns, without delay, shucked off his clothes and ran onto the ice. The martyrs would be forty again!
When the sun rose, Agricola was told that the forty were dead. „Well, get the bodies off the ice,“ he commanded. „Burn them. And dump the ashes in the river.“
The Youngest Was Still Alive
The guards backed a wagon as near the pond as they could and began stacking the stiff corpses onto it. Then a bizarre twist occurred.
„Hey, we’ve got a live one here,“ a guard shouted. „It’s Melito. Poor fellow. He’s just a kid.“
„A local boy, too. That’s his mom up there.“ The soldier beckoned to the woman and she came near. „Listen, Mother, take your boy home, save his life if you can. We’ll look the other way.“
„What kind of talk is that?“ scolded the woman. She seemed genuinely upset! The guards looked at each other in astonishment. „Would you cheat him of his crown? I’ll never let that happen!“ As the wagon began to roll away, she lifted her son with her peasant’s strength, hoisting him in with the others.
„Go, Son,“ she cried. „Go to the end of this happy journey with your comrades so that you won’t be the last to present yourself before God.“
One of the guards tapped the side of his head and rolled his eyes upward. „Christians!“ he muttered. „I just don’t understand them.“
Fascinating Facts Behind the Forty Martyrs of Sevaste
How many agreed to sacrifice? A legion consisted of from 3,000 to 6,000 infantry plus cavalry. Apparently at least 2,960 men from the Sevaste legion sacrificed at Licinius’s order. Barely 1% bucked his demand!
The famous Thundering Legion. The legion stationed at Sevaste may have been the famed Thundering Legion. Dating back to Caesar Augustus, it took its name from a lightening emblem on its shields. The Thundering Legion is connected with another unusual historical event. During the reign of Marcus Aurelius, it was trapped in a dry valley and only saved from dying of thirst by a furious thunderstorm which provided drinking water and threw enemy soldiers into panic. Christian writers spoke of the thunderstorm as a miracle in answer to the petitions of a group of praying Christian soldiers. Pagan authors attributed it to sorcery or to the prayers of Marcus Aurelius.
Why a legion of troops in Sevaste? Licinius had to defend against Barbarians and Persians. Sevaste (now Sivas, Turkey) was a logical place to station a sizable force to meet challenges from North and East.
Save the remains. The bodies of the Forty were burned and their ashes cast into a river. The current deposited fragments of bone at a bend in the stream. Christians collected and preserved them as honored remains to be kept among local churches.
Sevaste (now Sivas, Turkey) was in Armenia. It was a strategic location to station troops to meet threats from North and East.
ephrem Ephrem the Syrian, one credible witness to the story
Too Incredible to Be True?
Are we really supposed to believe that forty men in the prime of life voluntarily undressed to die by freezing? Is this just a legend?
Actually, the story is as solid as ancient history gets. There are at least three sources for it. The men were martyred in 320. Gregory of Nyssa (c.335-396) tells that he was still a boy when a feast was established in their memory and churches dedicated to them. He wrote two sermons on them and declared his intention to bury his parents beside the remains of some of the brave soldiers.
When Gregory’s brother, Basil the Great, Bishop of Caesarea (c.330-379), preached a sermon on the feast day of the Forty Martyrs, there were still men and women alive who remembered the brave fellows. Basil’s sermon, by the way, is the oldest written record we have of their icy death, and was preached in a church named for the Forty Martyrs.
Another person who later wrote about the martyrs was actually alive as a fourteen year old boy when they spent their night on the ice. Ephrem the Syrian (c.306-373) became a leading Christian scholar and hymn writer. He spent much of his life in Edessa, about two hundred miles south of Sevaste. Among his many poems was a eulogy on The Forty.
That Day the North Wind Did Blow
The day was very cold. Surely I do not have to inform you about the cold since today’s weather gives you a clear idea about it. The chill even penetrates the walls….such was the season of the contest and the time of their miracles when the north wind blew so vehemently.–Gregory of Nyssa’s 1st Sermon on the Forty Martyrs
Did Licinius Kill for Spite?
It is commonly and inaccurately stated that Constantine made Christianity the official religion of the Roman Empire when he became emperor. Not so. It was Theodosios I over a half-century later with his edict of 380. Constantine actually came to power with a co-emperor Licinius.
In 313, Licinius needed Constantine’s help and struck a deal with him. To seal the bargain, Constantine married his sister to Licinius. The two generals issued the edict of Milan, granting religious toleration to the empire. Licinius even fought under a Christian banner.
So what changed? Why did Licinius turn on the Christians in 320? Both wanted the same thing –single control over the empire. Persecuting Christians was one way for Licinius to show how much he hated Constantine, whose favor for the Christian faith was well known.
Out of Place Christians?
What were Christians doing in the army? Early Christian writers tell us that Christians believed it was wrong to fight and kill. Could it be that The Forty were draftees? Or had Christians decided it was okay to fight as long as they did so under a Christian banner? Perhaps the men converted to Christ after enrolling in the armed forces.

http://www.christianity.com/church/church-history/timeline/301-600/40-men-died-on-ice-for-christ-11629647.html

http://www.christianity.com/church/church-history/timeline/301-600/40-martyrs-of-sevaste-11629648.html?utm_source=nextArticleBox&utm_medium=link&utm_campaign=next-article-box

http://www.johnsanidopoulos.com/2016/01/st-gregory-of-nyssas-vision-of-holy.html

Bild: März, 10. – Vierzig Märtyrer von Sebaste
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 13.09.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
http://www.bauernregeln.net/maerz.html
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Vierzig Märtyrer von Sebaste, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienV/Vierzig_Maertyrer_von_Sebaste.htm, abgerufen am 10. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Bruno von Querfurt

Bruno von Querfurt
auch: Brun
Ordensnamen: Bonifatius

Gedenktag katholisch: 9. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Paderborn
gebotener Gedenktag in Polen: 12. Juli
Hochfest im Bistum Łomża
Diözesankalender von Warmia/Ermland und Ełk/Lyck
19. Juni, 15. Oktober

Gedenktag evangelisch: 9. März

Gedenktag orthodox: 14. Februar, 19. Juni, 15. Oktober

Name bedeutet: der Braune, der Bär (althochdt.)

Glaubensbote in Polen und Preußen, Erzbischof von Magdeburg, Märtyrer
* 974 (?) auf der Burg in Querfurt bei Halle in Sachsen-Anhalt
† 9. März (oder 14. Februar) 1009 bei Lötzen, heute Giżycko (?) in Polen

Bruno, Sohn des sächsischen Edlen Brun und der Ida, war vermutlich mit dem deutschen Kaiserhaus der Ottonen verwandt. Er wurde in der Domschule in Magdeburg ausgebildet und dann dort Domherr an St. Moritz. Die 981 erfolgte Aufhebung seines Heimatbistums Merseburg durch König Otto II. rügte er scharf und sah darin – wie in den anderen Katastrophen seiner Zeit – die Strafe Gottes. Wohl im Sommer 996 wurde er Hofkapellan bei Kaiser Otto III.

Durch den Märtyrertod von Adalbert von Prag im April 997 erschüttert, wollte Bruno in dessen Fußstapfen treten, reiste in Begleitung Kaiser Otto III. nach Rom und trat dort 998 in das Benediktinerkloster SS. Bonifacio e Alessio auf dem Aventin ein, in dem auch Adalbert Mönch geworden war. 999 legte Bruno die Mönchsgelübde ab und nahm den Namen Bonifatius an. Mit Abt Romuald gründete er 1001 eine Einsiedelei auf der Insel Pereum in den Sümpfen des Valle di Comacchio nördlich von Ravenna. Auf Wunsch von Otto III. sollte er die von Polenherzog Boleslaw I. Chrobry erbetene Mission in Polen übernehmen; 1002 wurde er von Papst Sylvester II. mit der Mission im Osten besauftragt, zum Erzbischof der Stämme ernannt und bekam das Pallium überreicht.

Einige Brüder, darunter Benedikt und Johannes, waren zur Gründung einer Einsiedelei bereits nach Polen vorausgegangen. Ottos Nachfolger Heinrich II. führte gegen Polen gerade Krieg, den Bruno scharf kritisierte, weil er dadurch seine Mission gefährdet sah. Bruno wich zu den Széklern im Gebiet des späteren Siebenbürgen aus, begegnete auch deren Herrscher, König Stephan von Ungarn, die Missionsarbeit zeitigte aber kaum Erfolge. 1004 besuchte er den Hof von König Heinrich II., wurde von Tagino von Magdeburg zum Erzbischof für die Heiden geweiht und stiftete in seiner Heimatstadt Querfurt die Burgkirche. Nachdem Ungarn an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen Polen eintrat, sah Bruno eine Chance, seinen ursprünglichen Auftrag zu erfüllen und begab sich zu den Ungarn.

Als er Ende 1007 vom Osten her endlich nach Polen reisen wollte, lernte Bruno den Großfürsten von Kiew, Wladimir I. Swjatoslawitsch, kennen und missionierte zunächst unter dem Nomadenvolk der Petschenegen im Gebiet des heutigen Westrussland und der heutigen Ukraine am unteren Dnjepr. Im Sommer 1008 vermittelte er einen Frieden zwischen Wladimir und den Petschenegen, setzte einen seiner Begleiter zum Bischof ein und reiste dann nach Polen. Dort schrieb er die Geschichte über seine Gefährten Benedikt, Johannes und die anderen, den fünf Märtyrern der Mission in Polen. Von hier aus sandte er auch nach Schweden einen Bischof. Anfang 1009 wandte sich dann – wieder erfolglos – der Mission unter den Pruzzen im südlichen Baltikum zu. Auf dem Weg zurück nach Russland wurde er zusammen mit 18 Gefährten von Heiden überfallen und enthauptet.

Neben Thietmar von Merseburg gilt Bruno als der bedeutendste Chronist seiner Zeit. Er verfasste eine Lebensgeschichte über Adalbert von Prag, eine wichtige Geschichtsquelle ist sein Briefwechsel mit Kaiser Heinrich II. Bruno war ein Vertreter der Mission, die die Menschen überzeugen wollte, im Unterschied zu den Missionskriegen seiner Zeit. Er wird als Apostel der Preußen verehrt.

Fürst Boleslav kaufte die Leichname von Bruno und seinen Gefährten und ließ sie nach Polen bringen. Auf dem Tafelberg am Löwentinsee bei Lötzen – dem heutigen Giżycko – erinnert ein großes eisernes Kreuz an ihren Tod. Braunsberg – das heutige Braniewo – im Ermland ist angeblich nach Brun benannt.

Attribute: auf Esel reitend, mit abgeschlagener Hand
Patron von Preußen

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Bonifatius (Brun, Bruno) von Querfurt
S. Bonifacius (Bruno), Aëp. et Apostolus Russorum, M. (19. Juni, al. 14. Febr. 20. Juni, 15. Oct.) Dieser hl. Bonifacius, Erzbischof, Apostel Rußlands und Erzmartyrer des Ordens von Camaldoli, auch Brun, Bruno genannt, stammte aus sächsischem Adelsgeschlechte, und wurde, in den geistlichen Stand getreten, vom Kaiser Otto III. als Hofcaplan berufen. Eines Tages in eine Kirche des hl. Bonifacius getreten, rief er in heil. Entzückung aus: »Heiße ich nicht auch Bonifacius? Warum sollte ich nicht auch Martyrer werden wie jener, dessen Fürbitte hier angerufen wird?« Als der hl. Romuald im Jahre 998 an den Hof des Kaisers kam, ward Bonifacius durch dessen Wandel innigst erbaut und begehrte von ihm in den Orden aufgenommen zu werden, was alle Welt in Erstaunen setzte. Durch zehn Jahre wohlgeübt in heil. Lebensweise, erbat er sich die Erlaubniß, in Rußland das Evangelium zu predigen, zu welchem Behufe er vom Papst Johann XVIII. ein eigenes Breve erhielt. Barfuß mitten im strengsten Winter durchreiste er Deutschland, besuchte Kaiser Heinrich II. in Merseburg und ließ sich vom BischofTagino zu Magdeburg zum Bischof weihen. Vor Allem widmete er sich der Bekehrung der Preußen, doch ohne allen Erfolg, und ging dann zu den Russen, deren Fürst sich unterrichten und taufen ließ, worüber die Barbaren in Wuth geriethen. Sie drohten ihm mit dem grausamsten Tode, wenn er das Land nicht verlasse; allein er wich nicht und ward daher mit achtzehn andern Christen am 19. Juni 1008 enthauptet. Sein Name steht im allgem. Mart. Rom. am 19. Juni und am 15. Oct. (an letzterer Stelle unter dem Namen Bruno), so wie am 20. Juni in dem für die Camaldulenser. Einige Schriftsteller (worunter auch Baronius, der Reformator des römischen Martyrologiums, zu gehören scheint), und auch die Bollandisten halten den hl. Bruno für eine vom hl. Bonifacius verschiedene Person; allein im Vergleich der Lebensbeschreibungen läßt sich eher vermuthen, daß Beide identisch seyen. Noch sei bemerkt, daß die Bollandisten dafür halten, unser Heiliger habe auch den Liefländern und Samojeden das Evangelium gepredigt.
Catholic Encyclopedia
St. Bruno of Querfurt
(Also called BRUN and BONIFACE).

Second Apostle of the Prussians and martyr, born about 970; died 14 February, 1009. He is generally represented with a hand cut off, and is commemorated on 15 October. Bruno was a member of the noble family of Querfurt and is commonly said to have been a relative of the Emperor Otto III, although Hefele (in Kirchenlex., II, s.v. Bruno) emphatically denies this. When hardly six years old he was sent to Archbishop Adalbert of Magdeburg to be educated and had the learned Geddo as his teacher in the cathedral school. He was a well-behaved, industrious scholar, while still a lad he was made a canon of the cathedral. The fifteen year-old Otto III became attached to Bruno, made him one of his court, and took him to Rome when the young emperor went there in 996 to be crowned. At Rome Bruno became acquainted with St. Adalbert Archbishop of Prague, who was murdered a year later by the pagan Prussians to whom he had gone as a missionary. After Adalbert’s death Bruno was tied with an intense desire for martyrdom. He spent much of has time in the monastery on the Aventine where Adalbert had become a monk, and where Abbot Johannes Canaparius wrote a life of Adalbert. Bruno, however, did not enter the monastic life here, but in the monastery of Pereum, an island in the swamps near Ravenna.

Pereum was under the rule of the founder of the Camaldoli reform, St. Romuald, a saint who had great influence over the Emperor Otto III. Under the guidance of St. Romuald Bruno underwent a severe ascetic training; it included manual work, fasting all week except Sunday and Thursday, night vigils, and scourging on the bare back; in addition Bruno suffered greatly from fever. He found much pleasure in the friendship of a brother of the same age as himself, Benedict of Benevento, who shared his cell and who was one with him in mind and spirit. The Emperor Otto III desired to convert the lands; between the EIbe and the Oder, which were occupied by Slavs, to Christianity, and to plant colonies there. He hoped to attain these ends through the aid of a monastery to be founded in this region by some of the most zealous of Romuald’s pupils. In 1001, therefore, Benedict another brother of the same monastery, Joannes, went, laden with gifts from the emperor, to Poland, where they were well received by the Christian Duke Boleslas, who taught them the language of the people. During this time Bruno studied the language of Italy, where he remained with Otto and awaited the Apostolic appointment by the pope. Sylvester II made him archbishop over the heathen and gave him the pallium, but left the consecration to the Archbishop of Magdeburg, who had the supervision of the mission to the Slavs. Quiting Rome in 1003, Bruno was consecrated in February, 1004, by Archbishop Tagino of Magdeburg and gave his property for the founding of a monastery. As war has broken out between Emperor Henry II and the Polish Duke, Bruno was not able to go at once to Poland; so, starting from Ratisbon on the Danube, he went into Hungary, where St. Adalbert had also laboured. Here he finished his life of St. Adalbert, a literary memorial of much worth.

Bruno sought to convert the Hungarian ruler Achtum and his principality of Black-Hungary, but he met with so much opposition, including that of the Greek monks, that success was impossible. In December, 1007, he went to Russia. Here the Grand duke Vladimir entertained him for a month and then gave him a territory extending to the possessions of the Petschenegen, who lived on the Black Sea between the Danube and the Don. This was considered the fiercest and most cruel of the heathen tribes. Bruno spent five months among them, baptized some thirty adults, aided in bringing about a treaty of peace with Russia, and left in that country one of his companions whom he had consecrated bishop. About the middle of the year 1008 he returned to Poland and there consecrated a bishop for Sweden. While in Poland he heard that his friend Benedict and four companions had been killed by robbers on 11 May, 1003. Making use of the accounts of eyewitnesses, he wrote the touching history of the lives and death of the so-called Polish brothers. Towards the end of 1008 he wrote a memorable, but ineffectual, letter to the Emperor Henry II, exhorting him to show clemency and to conclude a peace with Boleslas of Poland. Near the close of this same year, accompanied by eighteen companions, he went to found a mission among the Prussians, but the soil was not fruitful, and Bruno and his companions travelled towards the borders of Russia, preaching courageously as they went. On the borders of Russia they were attacked by the heathen, the whole company were murdered, Bruno with great composure meeting death by decapitation. Duke Boleslas bought the bodies of the slain and had them brought to Poland. It is said that the city of Braunsberg is named after St. Bruno.

Soon after the time of their death St. Bruno and his companions were reverenced as martyrs. Little value is to be attached to a legendary account of the martyrdom by a certain Wipert. Bruno’s fellow-pupil, Dithmar, or Thietmar, Bishop of Merseburg, gives a brief account of him in his Chronicle. VI, 58.
St. Bruno of Querfurt
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(Also called BRUN and BONIFACE).

Second Apostle of the Prussians and martyr, born about 970; died 14 February, 1009. He is generally represented with a hand cut off, and is commemorated on 15 October. Bruno was a member of the noble family of Querfurt and is commonly said to have been a relative of the Emperor Otto III, although Hefele (in Kirchenlex., II, s.v. Bruno) emphatically denies this. When hardly six years old he was sent to Archbishop Adalbert of Magdeburg to be educated and had the learned Geddo as his teacher in the cathedral school. He was a well-behaved, industrious scholar, while still a lad he was made a canon of the cathedral. The fifteen year-old Otto III became attached to Bruno, made him one of his court, and took him to Rome when the young emperor went there in 996 to be crowned. At Rome Bruno became acquainted with St. Adalbert Archbishop of Prague, who was murdered a year later by the pagan Prussians to whom he had gone as a missionary. After Adalbert’s death Bruno was tied with an intense desire for martyrdom. He spent much of has time in the monastery on the Aventine where Adalbert had become a monk, and where Abbot Johannes Canaparius wrote a life of Adalbert. Bruno, however, did not enter the monastic life here, but in the monastery of Pereum, an island in the swamps near Ravenna.
Pereum was under the rule of the founder of the Camaldoli reform, St. Romuald, a saint who had great influence over the Emperor Otto III. Under the guidance of St. Romuald Bruno underwent a severe ascetic training; it included manual work, fasting all week except Sunday and Thursday, night vigils, and scourging on the bare back; in addition Bruno suffered greatly from fever. He found much pleasure in the friendship of a brother of the same age as himself, Benedict of Benevento, who shared his cell and who was one with him in mind and spirit. The Emperor Otto III desired to convert the lands; between the Elbe and the Oder, which were occupied by Slavs, to Christianity, and to plant colonies there. He hoped to attain these ends through the aid of a monastery to be founded in this region by some of the most zealous of Romuald’s pupils. In 1001, therefore, Benedict another brother of the same monastery, Joannes, went, laden with gifts from the emperor, to Poland, where they were well received by the Christian Duke Boleslas, who taught them the language of the people. During this time Bruno studied the language of Italy, where he remained with Otto and awaited the Apostolic appointment by the pope. Sylvester II made him archbishop over the heathen and gave him the pallium, but left the consecration to the Archbishop of Magdeburg, who had the supervision of the mission to the Slavs. Quitting Rome in 1003, Bruno was consecrated in February, 1004, by Archbishop Tagino of Magdeburg and gave his property for the founding of a monastery. As war has broken out between Emperor Henry II and the Polish Duke, Bruno was not able to go at once to Poland; so, starting from Ratisbon on the Danube, he went into Hungary, where St. Alalbert had also laboured. Here he finished his life of St. Adalbert, a literary memorial of much worth.
Bruno sought to convert the Hungarian ruler Achtum and his principality of „Black-Hungary“, but he met with so much opposition, including that of the Greek monks, that success was impossible. In December, 1007, he went to Russia. Here the Grand duke Vladimir entertained him for a month and then gave him a territory extending to the possessions of the Petschenegen, who lived on the Black Sea between the Danube and the Don. This was considered the fiercest and most cruel of the heathen tribes. Bruno spent five months among them, baptized some thirty adults, aided in bringing about a treaty of peace with Russia, and left in that country one of his companions whom he had consecrated bishop. About the middle of the year 1008 he returned to Poland and there consecrated a bishop for Sweden. While in Poland he heard that his friend Benedict and four companions had been killed by robbers on 11 May, 1003. Making use of the accounts of eyewitnesses, he wrote the touching history of the lives and death of the so-called Polish brothers. Towards the end of 1008 he wrote a memorable, but ineffectual, letter to the Emperor Henry II, exhorting him to show clemency and to conclude a peace with Boleslas of Poland. Near the close of this same year, accompanied by eighteen companions, he went to found a mission among the Prussians, but the soil was not fruitful, and Bruno and his companions travelled towards the borders of Russia, preaching courageously as they went. On the borders of Russia they were attacked by the heathen, the whole company were murdered, Bruno with great composure meeting death by decapitation. Duke Boleslas bought the bodies of the slain and had them brought to Poland. It is said that the city of Braunsberg is named after St. Bruno.

Soon after the time of their death St. Bruno and his companions were reverenced as martyrs. Little value is to be attached to a legendary account of the martyrdom by a certain Wipert. Bruno’s fellow-pupil, Dithmar, or Thietmar, Bishop of Merseburg, gives a brief account of him in his Chronicle. VI, 58.

Pierre Köckert,
2010, Romuald von Ravenna und seine Eremiten im Spiegel der Ostmissionierung, München, GRIN Verlag, http://www.grin.com/de/e-book/154164/romuald-von-ravenna-und-seine-eremiten-im-spiegel-der-ostmissionierung
Gliederung
1. Einleitung
2. Quellenkapitel
2.1. Hagiographische Quellen
2.2. Die ,,Vita beati Romualdi“
2.3. Die ,,Vita quinque fratrum“
2.4. Die Briefe des Petrus DamianiNr. 18 u. 50
2.5. Die ,Annales Camaldulenses Ordinis SanctiBenedikti“

3. Haupteil
3.1. Das Leben des Romuald und die Entstehung dessen Reformgedanken
3.2. Organisation und Lebensweise der Eremiten
3.3. Die Eremiten in Verbindung des Missionsgedanken unter Einfluss Ottos III.
3.4. Werkzeug der Christianisierung oder selbst gewahlte Burde?

4. Schluss
4.1. Zusammenfassung und Fazit

5. Anhang
5.1. Quellenverzeichnis
5.2. Literaturverzeichnis
5.3. Abbilder und Bildnachweis

1. Einleitung
Der christliche Glaube war das pragende und uber allem stehende Denken des Mittelalters, welches samtliche Schichten von Arm bis Reich durchdrang.[1] Somit ist das Christentum fur das Verstandnis dieser Zeit und daraus bedingt auch fur das Verstandnis unserer eigenen Kultur unabdingbar. Einher mit dieser Thematik geht die Christianisierung der europaischen Welt, die es daher verdient, naher betrachtet zu werden. Ich werde mich in dieser Arbeit nur mit einer kleinen Episode der lateinisch- romischen Christianisierung beschaftigen, welche sich kurz nach der Jahrtausendwende ereignete. Im Zentrum meiner Betrachtung steht der Missionsversuch der Eremiten um Romuald von Ravenna. Ich gehe davon aus, dassjedem Leser dieser Arbeit die hohe Bedeutung des Christentums fur das gesamte Mittelalter, bewusst ist. Dies gilt es immer im Gedachtnis zu behalten, denn nur dadurch sind die meisten Handlungen der historischen Personlichkeiten zu verstehen. Zu Beginn werde ich mich im Quellenkapitel mit den wichtigsten Quellen befassen, da diese die Grundlage einerjeden wissenschaftlichen Arbeit sein sollten. Jedoch ist es zuvor unabdingbar, sich kurz mit dem Begriff der Hagiographie auseinander zu setzen. Darauf folgt eine Betrachtung des Lebens von Romuald, denn dies ist meines Erachtens wichtig, um danach die Organisation und Lebensweise der Romualdiner skizzieren zu konnen und zu verstehen. Dem schliefit sich eine Darlegung der Slawenmission durch Brun-Bonefatius von Querfurt, Benedikt von Benvent und Johannes an. Naturlich werde ich unter diesem Aspekt das Einwirken von Otto III. (imp. 996-1002) und Boleslaw Chrobry (992-1025) berucksichtigen. Im letzten Teil dieser Hausarbeit werde ich versuchen, die Romualdiner von der Slawenmission zu trennen, um die These einer camaldulensischen Mission von Jurgen Sydow zu widerlegen.[2]

Diese Arbeit soll als eine Art Gegendarstellung zu Sydows These verstanden werden, da seit 1973 keine entsprechenden Antworten in der deutschen Forschung zu finden sind.[3] Als Grundlage dieser Arbeit diente mir unter anderen auch Walter Franke, jedoch stammte sein Werk[4] aus dem Jahr 1913 und wurde von mir entsprechend kritisch betrachtet, um die Aktualitat zum heutigen Forschungsstand zu gewahrleisten. Leider muss ich an dieser Stelle von einer Darlegung des aktuellsten internationalen Forschungsstandes absehen, da ich die notwendigen Sprachkompetenzen in Franzosisch, Polnisch und Italienisch noch nicht ausreichend besitze und der grofite Anteil der Fachliteratur in Italienisch verfasst wurde. Daher sei mir hier gestattet, auf die wichtigste Literatur im Anhang zu verweisen.

2. Quellenkapitel
2.1. Hagiographische Quellen

Ausgehend vom Wort, welches sich in griechisch ,,hagios“ (heilig) und „graphein“ (schreiben) unterteilt, wird die Hauptaufgabe dieser Gattung schon ersichtlich. Es handelt sich hierbei um eine Beschreibung vom Leben und Wirken heilig gesprochener Personen. Die Hagiographie ist eine typisch christliche Quellengattung mit dem Ursprung in christlicher Heiligen- und Reliquienverehrung. Diese Quellengattung erzielte die weiteste Verbreitung unter den erzahlenden Quellen des Mittelalters und lasst sich wiederum in 3 Typen unterteilen: Vita, Miracula und Translationsbericht. Im Kontext dieser Arbeit interessieren uns besonders die Viten, die das Leben (Herkunft, Geburt, Kindheit, Ausbildung, Tugenden, Frommigkeit, Wirken, Tod und Wunder) von Heiligen beschreiben. Viten sind als Sonderformen der mittelalterlichen Historiographie zu verstehen, da ihre historischen Beschreibungen ungenau und teils gar zweifelhaft sind, aber von dem Menschen des Mittelalters als wahr empfunden worden und somit an die beschriebenen Wunder geglaubt wurde. Weiterhin verfolgen sie meist gewisse ethisch-moralische Zwecke, die der Autor in ihnen darlegte und mussen daher als Gebrauchsschriften verstanden werden. Sie dienten der Erbauung und Belehrung von Monchen und Klerikern, aus diesem Grunde wurden sie als ,,Legenda“ in Messen und bei den gemeinsamen Mahlzeiten vorgelesen. Ebenfalls wichtig ist, dass die Vita dem Kult des Heiligen der eigenen Kloster und Kirchen von Nutzen war. Aus diesem Grunde sollte man keine Kritik an den Heiligen oder an ihrem Handeln in einer Hagiographie erwarten.[5]

Es kam wahrscheinlich eher dazu, dass man unangebrachtes Handeln verschwieg und ihnen Handlungen zusprach, welche nicht der Realitat entsprachen, aber die sie als heilig-christliche Personlichkeit aufwerteten.

Zusammenfassend lasst sich sagen, dass in einer Heiligenvite das Leben und Wirken der zu beschreibenden Personen aufierst positiv und teilweise verzerrt dargestellt wurde. Ebenfalls waren sie abhangig von den politischen Intentionen des Autors. Somit muss jede Hagiographie aufierst kritisch betrachtet werden, um historisch relevante Nachrichten heraus filtern zu konnen. Dies geht freilich am besten durch eine Gegenuberstellung von mehreren Quellen zum selben Thema.

2.2. Die „Vita beati Romualdi“

Diese Vita verfasste Petrus Damiani, welcher Ende 1006 Anfang 1007 in Ravenna geboren wurde (| 1072).[6] Nach dem fruhen Tod seiner Eltern wurde er vermutlich von einem alteren Bruder (Mainfred), der bereits Priester war, erzogen. Damianis Ausbildung erfolgte in den ,,artes liberales“ und den Rechtswissenschaften in Ravenna, Faenza und Parma. Danach berief man ihn zum Lehrer der Rhetorik, wahrscheinlich in Ravenna.[7] Nach einer Begegnung mit zwei Eremiten aus Fonte Avellana, trat er 1036 injene Einsiedelei ein[8] und wurde bereits 1040/41 mit der Reformierung des Klosters San Maria di Pomposa und 1041/42 des Klosters San Vincenzo di Petra Pertusa beauftragt. In diesen Zeitraum, also 1041/42, fallt die Ausfertigung der ,,Vita beati Romualdi“. Nach Damianis eigenen Aussage entstand die Vita, als Auftragswerk zur Erbauung der Monche des S. Vincenzo Klosters.[9] Anschliefiend wurde Damiani 1043 zum Prior von Fonte Avellana gewahlt. Unter seiner Fuhrung erlebte Avellana eine Blute, denn es wurden eine Bibliothek, eine Kirche und mehrere Steingebaude errichtet und Laienbruder eingefuhrt. Damiani grundete mehrere Kloster und Einsiedeleien und gab ihnen Leitlinien fur ein geordnetes eremitisches Leben.[10] Weiterhin stand Damiani in Kontakt zu den Reformkreisen um Heinrich III. (imp.1046-1056) und um die romische Kurie.[11] Von Stephan X. (1057-1058) wurde er vermutlich 1057 gegen seinen Willen zum Kardinalbischof von Ostia ernannt und in den direkten Dienst der romischen Kurie gestellt.[12] Weitere Ausfuhrungen zu Damianis Biographie wurden den Rahmen dieser Arbeit sprengen und zu weit vom eigentlichen Thema wegfuhren.[13]

Wie schon erwahnt, wurde die ,,Vita beati Romualdi“ 1041/42 in S. Vincenzo verfasst. Dadurch kommt es zu einem relativen Zeitabstand von uber 40 Jahren. So konnte sich Damiani nicht auf eigene Erinnerungen besinnen, zumal er Romuald nie personlich kennen lernte. Aus diesem Grunde musste er sich auf mundliche Uberlieferungen beziehen, die er wahrscheinlich durch Monche und Eremiten erhielt, welche in Verbindung mit Romuald oder dessen Wirkungsstatten standen.[14] Aus der Vita wird ersichtlich, dass Damiani ein grofier Bewunderer des heiligen Romuald war, ebenfalls dafur spricht der Eintritt in die Eremitenkongregation von Fonte Avellana. Er setzte sogar in gewisser Weise die Reformgedanken des Romuald fort, indem er die Vita zur Erbauung der Monche von Vincenzo schrieb. Genau dies wird zum Problem, vorwiegend sind Wundergeschichten enthalten (ca. die Halfte der Vita), im Sinne der Verherrlichung des Heiligen kommt es zum Verzicht auf Vollstandigkeit[15] und es fehlt eine klare Chronologie[16]. So muss man das Alter des Heiligen auf 120 Jahre festsetzen, was jedoch hochst unwahrscheinlich ist.[17] Fassen wir kurz zusammen, um uns ein Urteil bilden zu konnen. Die Biographie wurde mit zeitlichen Abstand verfasst, basiert auf mundlichen Uberlieferungen, weifit chronologische Ungereimtheiten auf, diente zur Erbauung der Monche, somit diente sie auch der Verherrlichung des Heiligen und die Vita wurde von einem Eremiten und Bewunderer, des schon zuvor heilig gesprochenen Romuald (1032), verfasst. Ebenfalls sollte man Einbindungen eigener Gedanken und Uberzeugungen von Damiani nicht unterschatzen. Diese Vita kann man klar zu der Gattung der Hagiograhie zahlen, da sie samtliche typische Eigenschaften jener Gattung enthalt. Daher ist eine aufierst kritische Quellenarbeit angebracht.[18]

2.3. Die „Vita quinque fratrum“

Diese Vita wurde ca. 1008 durch Brun von Querfurt verfasst. Brun entstammte dem Hause von Querfurt im Hassegau, einer Adelsfamilie, die im weiteren Sinne in Verwandtschaft mit dem ottonischen Kaiserhaus stand. Brun wurde um 974 in der Burg Querfurt geboren und erhielt seine Ausbildung von 985-995 in der Magdeburger Domschule. Nach Abschluss des Studiums war er fur kurze Zeit Domherr von St. Moritz in Magdeburg. 997 nahm ihn Kaiser Otto III. in seinem zweiten Italienzug als Hofkaplan mit sich. Im selben Jahr erlitt Adalbert von Prag das Martyrium bei den heidnischen Pruzzen[19] und dieses Ereignis war wahrscheinlichjenes, welches Brun 998 veranlasste, in das Benediktinerkloster S. Bonifazio et Alessio einzutreten, da Adalbert selbst in diesem Kloster 5 Jahre Monch war. Im Jahre 1001 begab sich Brun mit Benedikt und Johannes aus Montecassino nach Pereum[20] zu dem beruhmten Anachoreten Romuald von Ravenna. Benedikt und Johannes kamen dem Wunsch von Otto III. und Boleslaw Chorby nach und begaben sich zur Missionierung in das nordliche Slawenland. Dort erlitten sie mit drei weiteren Begleitern 1003 den Martyrertod.

Brun wollte zuvor die Erlaubnis bei Papst Silvester II. (999-1003) erlangen und dann folgen.[21] Jedoch durch den Tod Ottos III. und dem darauf folgenden kriegerischen Konflikt zwischen Konig Heinrich II. (1002- imp. ab 1014-1024) und Boleslaw Chorby war ihm dies nicht moglich. Erst 1004 wurde Brun mit Erlaubnis von Heinrich II. durch den Erzbischof von Magdeburg, Tangino (1004-1012), zum Erzbischof der Heiden geweiht. Nach langeren Umwegen fuhrte Bruns Weg schliefilich 1008 nach Polen und spater in das Gebiet Pruzzen, wo er ebenfalls das Martyrium erlitt.[22] Diese kurze Lebensbeschreibung Bruns zeigt schon, dass er ein grofier Verfechter des Missionsgedanken war, was sich naturlich in seiner Vita widerspiegelt.

Die ,,Vita quinque fratrum“ ist eines der letzten uberlieferten Werke, die Brun 1008 kurz vor seinem Martyrium bei den Pruzzen (1009) verfasste. Damit war er ein direkter Zeitgenosse von Romuald. Er konnte durch personlichen Kontakt zu ihm und zur Eremitenkongregation von Pereum ein relativ gutes und glaubwurdiges Bild liefern. Was der Historizitat des Romualdbildes in der Vita weiterhin zugute kommt, ist, dass Brun, im Gegensatz zu Damiani, nicht die Absicht hatte, von Romuald ein idealtypisches Bild eines Heiligen zu skizzieren, teilweise ist sogar unterschwellige Kritik zu verspuren.[23] Dies ist bedingt durch den Schwerpunkt der Vita, denn dieser ist hauptsachlich auf zwei Missionseremiten (Benedikt und Johannes), zwei Novizen (Matthaus und Isaak) und einem Laienbruder (Christinus) und ihre Missionsarbeit im Slavenland ausgerichtet. Brun beschrieb ihr Handeln in einem begeisternden und schwarmerischen Tonfall. Es fallt auf, dass er durch eine predigthafte Art und Weise die fundamentale Bedeutung der Mission in den Mittelpunkt stellt. Weiterhin ist eindeutig eine Verherrlichung des Martyrium zu verspuren und Brun lasst stark eigene politische Gedanken einfliefien, z.B. verurteilte er die Renovatio Politik Ottos III. scharf.[24] Meiner Ansicht nach sollte eine Vorbildwirkung, Belehrung und Ansporn Anderer zur Mission erzielt werden. Das Werk ist durch eine grofie Anzahl von Wundern gepragt, die besonders am Schluss die Vita regelrecht aufzufullen scheinen.[25] Dies fuhrt uns wiederum direkt auf den Pfad der Hagiographie, denn auch dieses Werk muss in dieses Genre eingeordnet werden. Zusammenfassend komme ich zu dem Schluss, dass diese Hagiographie Informationen aus erster Hand enthalt, diese jedoch stark durch christlich-politische Intentionen des Autors gepragt wurden. Man sollte aus diesem Grunde keine Kritik am Missionsgedanken erwarten, sondern vielmehr Kritik an jenen, die Brun im Wege standen. Daher ist wiederum eine intensive Quellenkritik angebracht und nur im Vergleich konnen Ruckschlusse gezogen werden.[26] Im Vergleich mit der ,,Vita beati Romualdi“ ist eine relative Deckungsgleichheit festzustellen, aus diesem Grund bleibt uns die Moglichkeit, diese beiden Hagiographien kritisch zu benutzen.

2.4. Die Briefe des Petrus Damiani Nr. 18 u. 50

Diese beiden Briefe sind von enormer Wichtigkeit, wenn man etwas uber die Verhaltensregeln und die Lebensweise der Eremiten von Fonte Avellana erfahren mochte. Der Brief Nr. 18 ging direkt an die Eremitenkongregation von Fonte Avellana und in ihm legt Damiani den Eremiten die Regeln nahe, nach denen sie Leben sollten. In der Datierung ist sich die Forschung unsicher, der Brief wird auf den Zeitraum von 1045-1050 eingegrenzt.[27]

Der Brief Nr. 50 hat einen ganz ahnlichen Inhalt wie Nr. 18, denn in ihm wurden die Vorzuge des Eremitenlebens thematisiert. Nr. 50 ging an den ehemaligen Monch undjetzigen Eremiten Stephan im Jahre 1057.[28] In diesen beiden Briefen lasst sich lediglich eine Leitlinie fur das eremitische Leben feststellen und keine straffen und klar ausformulierten Regeln.[29]

2.5. Die „Annales Camaldulenses Ordinis Sancti Benedikti“

Wie der Name es impliziert, handelt es sich hierbei um die Annalen des Klosters und Einsiedelei von Camaldoli. Ich wurde diese Annalen typologisch dem Genre der Klosterchroniken zuordnen, da eine deutliche Propagierung Camaldolis zu verspuren ist.[30] Auf den ersten Blick erscheint es daher als nicht sinnvoll, diese in meine Arbeit einfliefien zu lassen, da sie die selben markanten Fehler pragen wie die ,,Vita beati Romualdi“, z.B. das Alter Romualds betragt auch hier 120 Jahre. Aus diesem Grunde werde ich die Annalen weniger fur Romualds Leben und Wirken heranziehen, sondern mehr fur die Verhaltensregeln der Eremiten von Camaldoli. Die Historizitat dieser Regeln, welche unter dem 4. Prior Rodulf (1074-1087) verfasst wurden[31], ist unbezweifelbar und waren fur die Eremiten geltend. In einem Abschnitt der Annalen wird ausdrucklich darauf hingewiesen, dass es sich um romualdinische Regeln handelt.[32]

Meiner Vermutung nach sind die Regeln des Prior Rodulf und die Briefe Nr. 18 und 50 von Damiani auf eine Constitutio des Romuald zuruckzufuhren, die uns jedoch leider nicht erhalten ist bzw. diese mundlich in denjeweiligen Eremitenkolonien uberliefert wurde.[33] Die Untersuchung von Stephan Freund kommt zu dem Schluss, dass starke Ahnlichkeiten zwischen den Briefen Nr. 18/50 von Damiani und den Regeln des Rodulf zwar bestehen, diese aber vermutlich nicht von einer Verarbeitung der Briefe in den Annalen herruhren und somit im Vergleich ein gesichertes Bild von der Lebensweise und den Regeln der Romualdiner wiedergeben konnen.[34] Die von mir benutzte Editionsreihe der Annalen war bereits in den Jahren 1755-1773 entstanden, dennoch scheint mir diese die einzig brauchbare zu sein. Jedoch sind die Marginalien von Mittarelli mit entsprechender Vorsicht zu geniefien.

Die Analyse der dokumentarischen Quellen soll hier vernachlassigt werden, da diese bereits einer uber 100-jahrigen Forschungsarbeit unterliegen und somit als gesichert gelten konnen.

3. Hauptteil
3.1. Das Leben des Romuald und die Entstehung dessen Reformgedanken

Romuald von Ravenna wurde 951/952 als Sohn des Herzogs Sergius in Ravenna geboren (f 1027).[35] In seinen ersten Lebensjahren genoss er vermutlich das typische Luxusleben eines jungen Adligen (Jagd, Waffenubungen usw.). Jedoch um 971 kam es zu einem einschneidenden Ereignis im Leben des 20-jahrigen Romuald. Sein Vater Sergius, anscheinend eine aufierst raue Personlichkeit, totete nach einem Streit, womoglich um ein Grundstuck, einen Verwandten der Familie. Dies veranlasste Romuald in das Kloster S. Apollinare, zur Suhne der Mordtat des Vaters (sog. Poenitenz = 40-tagige Bufie), einzutreten.[36]

[…]

[1] Zur Thematik des Christentums: Bredero, Adriaan. Christenheit und Christentum im Mittelalter: Uber das Verhaltnis von Religion, Kirche und Gesellschaft. Stuttgart 1998.

[2] Sydow, Jurgen. Probleme der Camaldulensischen Ostmission. In: Heidenmission und Kreuzugsgedanke in der deutschenOstpolitikim Mittelalter. Hrsg.: Baumann. Darmstadt 1973. S 146-155.

[3] Zumindest nach eingehender Recherche der deutschen Publikationen meinerseits.

[4] Franke, Walter. Romuald von Camaldoli und seine Reformtatigkeit zur Zeit Ottos III. Berlin 1913.

[5] Vgl.: Goetz, Hans-Werner. Proseminar Geschichte: Mittelalter. Stuttgart3 2006. S. 128-131. dazu auch vgl.: Boshof Egon. Mittelalterliche Geschichte. In: Grundlagen des Studiums der Geschichte: Eine Einfuhrung. Hrsg.: Boshof, Duwell, Kloft. (5. Aufl.) Koln, Weimar, Wien 1997. S.122-125.

[6] Johannes von Lodi. Vita Petri Damiani. In: Freund, Stephan. Studien zur Wirkungsgeschichte des Petrus Damiani. (MGH: Studien und Texte Bd. 13.) Hannover 1995. S. 203-265. c. 6 S. 224 u. c. 21. Infolge nur noch: VD. c. 6 u. 21.
[7] VD. c.2.
[8] VD. c.4.
[9] Damiani, Petrus. Vita beati Romualdi. Hrsg. Giovanni Tabacco (Fonti per la storia d’Italia /94). Rom 1957. c. 57 S. 98. Infolge nur noch: VR. c. 57. vgl. dazu Franke. 1913.S.5.;in Vincenzo: VD. c. 6.
[10] s. Kapitel 2.4. S. 6 in Bezug auf Brief 18. u. 50.
[11] Vgl. Brief 4, 11 u. 20.

[12] Vgl: Reindel, Kurt. Petrus Damiani-Leben und Werk. In: Die Briefe des Petrus Damiani: Teil 1 Nr. 1-40. Hrsg. Reindel. Munchen 1983. S. 1-13.; Goez, Werner. Kirchenreform und Investiturstreit: 910 – 1122. Bearb. Goez, Elke. Stuttgart2 2008. S. 51-52. u. Freund, Stephan. Petrus Damiani. In: BBKL, Bd. VII. Herzberg 1994. Sp. 346-358.

[13] Weiterfuhren: Dressler, Friedolin. Petrus Damiani. Leben und Werk. (Studia Anselmania Bd. 34). Rom 1954. u. a. Freund, Stephan. Studien zur literarischen Wirksamkeit des Petrus Damiani. (MGH: Studien und Texte Bd. 13.) Hannover 1995.
[14] Vgl. Franke. 1913. S. 4-5.
[15] VR. c. 27,65,68 u. 69.
[16] VR. praef.: …non historiam tenens, sed quoddam breve. Zur Chronologie s. Abb. 1. Kap. 5.3. S. 24

[17] EinschatzungderVR.: Dressler. 1954. S. 21-27.; Kurze. 1964. S. 399.; zupositivistisch: Franke. 1913. S. 6-8. (missachtet Hagiographie)

[18] Fuhrend aufdem Gebiet der ,,Vita beati Romualdi“ scheint mir D’Acunto (Werke s. Lit. S. 21).

[19] Uber Adalbert: Waldstein, Angelus; Machilek, Franz. Adalbert (956-997) In: Die Landespatrone der bohmischen Lander. Geschichte – Verehrung – Gegenwart. Hrsg.: Samerski. Paderbornu.a. 2009. S. 45-66.

[20] Pereum lag in den Valli di Comacchio sudlich der Pomundung.

[21] Fried, Johannes. Otto III. und Boleslaw Chrobry: Das Widmungsbild des Aachener Evangeliars, der „Akt von Gnesen“ und das fruhe polnische und ungarische Konigtum. Stuttgart2 2001. S. 101.

[22] Vgl.: Manitius, Max. Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters: Zweiter Band: Von der Mitte des 10. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat. Munchen 1923. S. 231-232.; Wood, Ian. The missionary life: saints and the evangelisation ofEurope, 400-1050. Harlow u.a. 2001. S. 231-240. (beide auch zur Wertung der ,,Vita quinque fratrum“) u. Wenskus, Reinhard. Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt Bruns von Querfurt. (Mitteldeutsche Forschung Bd. 5.) Munster/Koln 1956. S. 2-3.

[23] Brun aufiert Kritik an der Lebensweise der Eremiten in Pereum: VF. c. 2-3.
[24] Zur politischenIntensionenBruns: Wenskus.1956.bes. S. 198-201.
[25] Vgl.: Manitius. 1923. S. 235. wiederzupositiv: Franke. 1913. S. 15-17.
[26] Wood wies zuletzt eindrucksvoll daraufhin, dass Hagiographien mit Missionbezug nur mit Vorsicht zu verwenden sind. Zu Brun von Querfurt: Wood. 2001. S. 226 ff.
[27] Die Briefe des Petrus Damiani: Teil 1 Nr. 1-40. In: MGH Epist. 2, 4,1. Hrsg.: Reindel. Munchen 1983. S. 168-179. Infolgenurnoch: D. 18/1. S. 168-179.
[28] Die Briefe des Petrus Damiani: Teil 2 40-90. In: MGH Epist. 2, 4,2. Hrsg.: Reindel. Munchen 1988. S. 77-131. Infolge nur noch: D. 50/2. S. 77-131. Zur Datierung Ann. Cam. 2. S. 170.
[29] Freund, Stephan. Studienzurliterarischen WirksamkeitdesPetrusDamiani. (MGH: Studien und TexteBd. 13) Hannover 1995. S. 148.
[30] Zu Annalen undChroniken vgl.: Goetz. 2006. S. 108-118. u. auchBoshof. 1997. S. 116-121.
[31] Annales Camaldulenses Ordinis Sancti Benedicti: Quibus plura interseruntur tum ceteras Italico-monasticas res, tum historiam Ecclesiasticam remque Diplomaticam illustrantia. D. Johanne-Benedicto Mittarelli & D. Anselmo Costadoni Presbyteris & monachis e Congregatione Camuldulensi Auctoribus. Tomus Tertuis Complectens res gestas ab anno Christi M. LXXX. ad annum M. C. LX. Venedig 1758. Sp. 542-551. Infolge nur noch: Ann. Cam. III. Sp. 512-551.
[32] Ann. Cam. III. Sp. 542.
[33] Roggi, Clemente. Vita e costumanze dei Romualdini del Pereo, di Fonte Avellana e di Camaldoli. In: Benedictina Bd. 4. 1950. S. 69-86. uber den gemeinsamen Ursprung in einer Constitutio des Romuald: S. 86. dagegen Lucchesi, Giovanni. Clavis s. Petri Damiani. In: Studi su S. Pier Damiano. 1961. S. 164.

[34] Vgl.: Freund. 1995. S. 126-128. Er rechnet dabei die ,,Liber eremitice regula“ nichts zu Rodulfs Regeln sondern datiert sie ins Spatmittelalter, da diese viel strukturierter, genauer und komplexer sind, als die ,,Rodulphi Constitutionis“. S. 135 ff.

[35] Brun von Querfurt. Vita quinque fratrum. ed. J. Karwasinska. In: MPH NS 4.3. Warschau 1973. c. 3 S. 38. Infolge nur nur noch: VF. c. 3.; VR. c. 1.
[36] VR. c. 1.
Web 3.0 – Leserkommentare:
Ich bin durch Zufall auf Ihre sehr nette website gekommen.
Braunsberg liegt an der Ostsee im Ermland. Braunsberg wurde im Ermland, lateinisch Warmia, gebaut. Ermland war eine der vier zusammengefassten Preußischen Landteile, in die sie der Legat des Papstes Wihelm von Modena 1243 eingeteilt hatte, die anderen drei waren Pomesanien, Kulmerland, Samland. Dies Grenzen blieben bestehen bis ins 20. Jh. Die Bezeichnung Masuren für eine Ostpreussische Landschaft kam erst etwa im 18. Jh. auf, da etliche evangelische Masowier dort Zuflucht gesucht hatten. Das südlich von (Ost)Preußen gelegene Masowien wurde davor auch öfter als Masuren beschrieben.
Ich gehe so viel wie möglich die Elbinger Minderheit besuchen, da mein Mann aus Elbing war. Ich fahre da hin mit dem Zug von Berlin bis Stettin und umsteigen. Die Landschaft und Städte, besonders Danzig, sind wunderschön. Die Elbinger Minderheit vermieten Zimmer und man kann per Zug oder Bus in die umliegenden Ortschaften fahren, wenn man nicht mit Auto oder Reisegesellschaft da ist. In Elbing z. B. bin ich mitgegangen zum Gottesdienst der kleinen Evangelischen Gemeinde. Der junge Pfarrer, der auch Militärpfarrer ist, predigt in polnisch, aber anschließend zum Kaffee übt er sich im Deutsch-Lernen von der Gemeinde. Es wäre schön, wenn Sie Leute finden würden, die evtl. Kontakt mit den Menschen in den Orten, die im Heiligenlexikon beschrieben sind, aufnehmen könnten.
http://www.elbing.org/dfkelbing/dfkelbing2.html (ich besuche immer Hilda Sucharski). Die Deutsche Minderheit in Ermland-Masuren spricht meist ostpreußischen Dialekt, aber es sind auch Leute aus anderen Gegenden, wie die jetzige Vorsitzende Rosemarie aus Schlesien, die dort hinverpflanzt wurden.
Helga Hecht über E-Mail, 19. August 2009
Bild: März, 9. – Bruno von Querfurt
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 03.09.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
http://www.newadvent.org/cathen/03018a.htm
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
http://www.grin.com/e-book/154164/romuald-von-ravenna-und-seine-eremiten-im-spiegel-der-ostmissionierung
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Bruno von Querfurt, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Brun_Bruno_von_Querfurt.htm, abgerufen am 8. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Johannes von Gott

Johannes von Gott
portugiesischer Name: João de Deus
spanischer Name: Juan de Dios

Gedenktag katholisch: 8. März
nicht gebotener Gedenktag
Hochfest in der Stadt Granada
gebotener Gedenktag in Portugal und im Erzbistum Granada
Gedenktag III. Klasse
Übertragung der Gebeine: 28. November
Hochfest im Orden der Barmherzigen Brüder: 28. November
nicht gebotener Gedenktag in Mailand und im Ambrosianischen Teil des Bistums Lugano: 28. November
nicht gebotener Gedenktag bei den Barmherzigen Brüdern: 20. Januar (Tag der Bekehrung aufgrund der Predigt von Johannes von Ávila)

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Ordensgründer
* 8. März 1495 in Montemor-o-Novo in Portugal
† 8. März 1550 in Granada in Spanien

Kirche, im 17. Jahrhundert gebaut an der Stelle von Johannes‘ Geburtshaus in Montemor-o-Novo
Kirche, im 17. Jahrhundert gebaut an der Stelle von Johannes‘ Geburtshaus in Montemor-o-Novo
Denkmal für die Tradition der Schweinezucht in Torralba de Oropesa
Denkmal für die Tradition der Schweinezucht in Torralba de Oropesa
Johannes lief als kleines Kind von zuhause fort, nachdem ihm ein Priester, der bei seiner Familie zu Gast war, begeistert von Spanien erzählt hatte. Als nach Wochen das Kind noch nicht wiedergefunden war, starb die Mutter vor Verzweiflung, der Vater trat als Laienbruder in einen Orden ein, ohne je im Leben sein Kind wiederzusehen. Das Kind jedoch fand im Dorf Torralba de Oropesa bei Toledo Unterschlupf bei einem Schweinehirten, lernte lesen und schreiben, entwickelte sich zu einem klugen und vielversprechenden jungen Mann. Als man ihn drängte zu heiraten, floh er in den Militärdienst und kämpfte erst im spanisch-französischen Krieg, dann 1532 gegen die Türken vor Wien.
Johannes fühlte sich berufen, wusste aber nicht so recht, wozu. Eine seiner Ideen war, nach Afrika in die Mission zu gehen und dort das Martyrium zu erleiden. Von einer Wallfahrt zu Jakobus nach Santiago de Compostela erhoffte er Klärung. Ein Mönch hielt ihm vor, in seiner Berufung verstecke sich viel Stolz und Selbstliebe, er solle sich bescheiden. Nach einer kurzen Zeit als Hirte auf einem Landgut bei Sevilla ging Johannes 1534 nach Ceuta und verdingte sich als Bauarbeiter an der Festung; 1538 ging er erst nach Gibraltar und verkaufte als fliegender Buchhändler fromme Schriften und Heiligenbildchen, dann nach Granada, wo er eine kleine Buchhandlung eröffnete.

1538 hörte Johannes dort in der Einsiedelei im Campo Martires den berühmten Bußprediger Johannes von Ávila. Der begeisterte ihn so, dass Johannes anschließend seine Bücher zerstörte, wie besessen und nackt durch die Stadt rannte und als Geisteskranker angesehen wurde; zwei Menschen nahmen sich seiner an und brachten ihn ins königliche Spital. Als Johannes von Ávila von der verblüffenden Wirkung seiner Predigt erfuhr, besuchte er den Patienten und legte ihm als Buße auf, seine Begeisterung in Bahnen zu lenken, die anderen Menschen nützen. Johannes stellte sich die Krankenpflege zur Aufgabe. Nachts sammelte er Holz, mit dem Verkaufserlös kaufte er Arznei und Pflegemittel.
1540 konnte er in Granada ein erstes eigenes Krankenhaus eröffnen direkt hinter dem Haus der Familie Pisa, die ihm inzwischen Unterkunft und Unterstützung bot; in dem Haus ist heute ein Altersheim untergebracht. Er praktizierte völlig neue Pflegemethoden, bei denen die Zuwendung zum Patienten und sein Einzelschicksal im Mittelpunkt standen und nicht Fesseln mit Handschellen, Exorzismen, Ketten, Peitschenschläge, Schmerzen und Strafe, wie er das an sich selbst erlebt hatte. Er kümmerte sich außerdem um Straßenkinder, Prostituierte, Arbeitslose und andere Randgruppen. Immer mehr junge Leute schlossen sich ihm an, die Bewunderung und Verehrung in der Bevölkerung wuchs, es entstand ein Verein für Laien mit Aufgaben in der Krankenpflege. Ob seines Wirkens erhielt er von seinen Zeitgenossen den Beinamen von Gott (gesandt).

1544 wurde mit Unterstützung der Mönche des Hieronymus-Klosters in dessen Nähe der Bau eines neuen Krankenhauses begonnen, das bei Johannes‘ Tod fast fertiggestellt war. Beim Versuch, einen jungen Mann aus dem Wasser vor dem Ertrinken zu retten, erkrankte der durch jahrelangen rücksichtslosen Einsatz geschwächte Johannes und starb.

Francisco de Castro, der Seelsorger im Krankenhaus in Granada, veröffentlichte 1585 einen Bericht über das Leben von Johannes. Johannes wird als Schöpfer des modernen Krankenhauses bezeichnet. Der von Johannes gegründete Verein übernahm 1572 die Regeln der Augustiner, aus ihm entwickelte sich der Orden der Barmherzigen Brüder, der 1586 vom Papst bestätigt wurde. Die Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott gelten als bedeutendster Männerorden für Krankenpflege und sind heute auf der ganzen Welt verbreitet.
Kanonisation: Am 21. September 1630 wurde Johannes durch Papst Urban VIII. selig- und am 16. Oktober 1690 durch Papst Alexander VIII. heiliggesprochen.
Attribute: mit Körbchen oder Töpfen; das Jesuskind mit Granatapfel tragend
Patron von Granada, der Kranken und Sterbenden; der Krankenhäuser, Krankenpfleger, Friseure, Papiermüller, Buchdrucker und Buchhändler.

 

 

 

Catholic Encyclopedia

Der Orden der Barmherzigen Brüder hat eine sehr informative Homepage mit Informationen über die Arbeit des Ordens.

Auszüge aus Johannes‘ Beichtspiegel gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Das Haus der Familie Pisa, in dem Johannes in Granada lebte und starb, wurde 1927 vom Orden der Barmherzigen Brüder gekauft und als Museum eingerichtet, das Zeugnisse aus seinem Leben und Wirken sowie viele Dankesgaben für den Orden aus aller Welt enthält. Es ist montags bis samstags von 10 Uhr bis 13 Uhr geöffnet, im März und April auch von 17 Uhr bis 19.30 Uhr; der Eintritt mit individueller Führung, auch auf Englisch, kostet 3 €. (2015)
Die ab 1737 erbaute – inzwischen zur Basilika erhobene – Kirche neben dem neuen Krankenhaus in Granada ist täglich von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 16 Uhr bis 19 Uhr geöffnet; der Eintritt beträgt 4 €. (2015)

 

 

 

 

Hospital San Juan de Dios (Granada)
Juan Ciudad tenía la constante preocupación de dar cobijo a todos sus pobres, una idea que la traslada a muchas personas de su entorno de la época. Finalmente, personajes influyentes de Granada adoptan el acuerdo de construir un nuevo edificio en terrenos cedidos por los monjes jerónimos. Para 1544 ya se cuenta con noticias de que se estaba construyendo.
Cuando Juan Ciudad muere ya se habían construido “dos cuartos” y parte del tercero del edificio. Años después, en 1553, se realiza el traslado de los enfermos desde el hospital de la Cuesta de Gomérez.
Durante siglos, el Hospital se dedicó a dar acogida a pobres y enfermos, además de servir como lugar de formación de centenares de hermanos hospitalarios.
En el siglo XVI, el edificio contaba con 6 salas de enfermería y 25 camas, era atendido por 25 religiosos y el Superior, y la ayuda de una treintena de colaboradores.

El valor arquitectónico más relevante del edificio se sitúa simétrico al eje que marca la escalera principal o de carroza, cubierta por una armadura policromada de estílo mudejar. El claustro principal está formado por 30 columnas de mármol gris. El centro está ocupado por una fuente con un pilar poligonal y dos tazas de mármol blanco sobre el que aparece el emblema de la Orden, es decir, la granada coronada por la cruz.
El segundo claustro, proyectado en el siglo XVIII, consta de 25 pilares y su centro está presidido por una fuente más sencilla y también coronado por el emblema de la Orden en hierro forjado.
En el siglo XIX el Hospital, al igual que la Basílica, sufre el robo y la destrucción de muchas obras de arte y de objetos de valor. En 1835, los religiosos de San Juan de Dios se ven obligados a abandonar el Hospital como consecuencia de la Desamortización de Mendizábal que ordena la supresión de los conventos religiosos, por lo que Orden quedó prácticamente extinguida en España.
Tras la vuelta de la Orden a España no se han dejado de hacer gestiones para recuperar este importante patrimonio cultural, asistencial y religioso, para lo cual han contado con la ayuda de la Asociación de Amigos de San Juan de Dios, con el fin exclusivo de realizar actividades encaminadas a la devolución o cesión del Hospital a la Orden.
En 2007 se produjo la firma entre la Orden y la Diputación Provincial de un Convenio de transmisión del Hospital plasmándose las disposiciones y cláusulas. Actualmente, se abre un nueva etapa en la historia del edificio, con la idea de restaurarlo íntegramente y continuar su uso hospitalario para el cual fue concebido.
PERFIL BIOGRÁFICO DE SAN JUAN DE DIOS
AUTOR: FRANCISCO DE LA TORRE RODRÍGUEZ
ÚLTIMA REVISIÓN: 19.05.2010
Para cuantos desconozcan quién fue San Juan de Dios, fundador de la Orden Hospitalaria, o cómo nació ésta y su trayectoria hasta el presente, van dirigidas las siguientes líneas.
Nuestra Orden lleva el apelativo de Hospitalaria como indicación de cuál es el carisma y dedicación específica y, desde que fue formalizada por san Pío V, lleva el distintivo de llamarse de San Juan de Dios (sin el apelativo de santo al tiempo de aquella formalización); y es que no formalmente, pero sí en un sentido muy verdadero, la Orden fue fundada por un grandioso santo, cuyas santas obras tendrán por escenario la ciudad de Granada.
Se llamaba Juan Ciudad (o João Cidade, en su portugués natal), y había venido al mundo según la tradición el año 1495 en la población de Montemor o Novo, de la diócesis de Évora, en el reino de Portugal. Modernamente se cree que era de familia judía, y quizás por ahí se explique que a los ocho años es sacado de su casa paterna, y llevado a Torralba de Oropesa (en la actual provincia de Toledo), a la casa de un mayoral de nombre Francisco. El amo del ganado era un hidalgo de nombre Francisco Herruz, rigiendo el señorío de Oropesa durante la presencia de Juan Ciudad el IIº conde de Oropesa: Francisco Álvarez de Toledo y Pacheco.
Criado y educado cristianamente, en su adolescencia fue zagal y luego pastor de ganados. A los 28 años de edad se alista como soldado en las tropas del conde de Oropesa al servicio del emperador Carlos V y como tal asiste al sitio de Fuenterrabía. Abandonada la vida militar, vuelve al dominio de Oropesa, para años más tarde unirse de nuevo a las tropas del conde que acuden a socorrer Viena. Tras la retirada de los turcos, se licencian las tropas y Juan pasa primero a Flandes y luego por mar a España, dirigiéndose pronto a su pueblo natal portugués, donde encuentra a un tío que le  notifica la muerte de sus padres.
De nuevo en España se instala como pastor en una hacienda de Sevilla, de ahí pasa a Gibraltar y al poco a Ceuta, plaza donde Juan se ocupa como peón en la construcción de las murallas a fin de socorrer a una familia noble portuguesa. Vuelto a Gibraltar, desempeña la profesión de vendedor de libros, para posteriormente marchar a Granada, donde se establece en idéntico menester.
Aquí oye predicar a san Juan de Ávila, el Maestro Ávila, y tiene tan extraordinaria conmoción espiritual que da voces y gritos, lo que le llevaría a ser juzgado por loco y a verse recluido en la sala a propósito del Hospital Real granadino.
«… porque predicaba entonces en esta ciudad un santo clérigo que se llamaba el Maestro Avila, predicador apostólico y de muy santa vida, y en la ciudad decían que este Padre Maestro lo había convertido. Y este testigo lo vido en la Iglesia mayor de la ciudad rodeado de mucha gente y dando voces, pidiendo misericordia a Dios y dándose muy grandes golpes en los pechos y decían que se había estado en la Iglesia tres días sin comer ni beber, y unos decían que era loco y otros que no era sino santo y que aquello era obra de Dios».
2
«… dos hombres honrados de la ciudad, compadeciéndose dél, lo tomaron por la mano, y sacándolo de entre el tumulto del pueblo, lo llevaron al Hospital Real [de Granada], que es do recogen y curan a los locos de la ciudad…».
En la sección aparte donde se recluyen a los dementes del Hospital Real, Juan sufre en propia carne el trato que se da a los enajenados allí internados: celdas oscuras, maniatados, tratados con azotes, baños de sorpresa, exorcismos o cadenas, como corresponde a la terapéutica de la época con estos enfermos:
«… como la principal cura que allí se hace a los tales sea con azotes, y metellos en ásperas prisiones y otras cosas semejantes, para que con el dolor y castigo pierdan la ferocidad y vuelvan en sí, atáronle pies y manos, y desnudo, con un cordel doblado le dieron una buena vuelta de azotes…».
Juan Ciudad advierte a sus custodios:
«… ¿por qué tratáis tan mal y con tanta crueldad a estos pobres miserables y hermanos míos… no sería mejor que os compadeciésedes dellos y de sus trabajos, y los limpiásedes y diésedes de comer con más caridad y amor que lo hacéis…?».
En su encierro, toma conciencia de su misión:
«Iesu‐Cristo me traiga tiempo y me dé gracia para que yo tenga un hospital, donde pueda recoger los pobres desamparados y faltos de juicio, y servirles como yo deseo». Del hospital lo libra san Juan de Ávila, consciente de que no había locura alguna. Juan se pone bajo la dirección espiritual del Santo Maestro, que aprueba su deseo de dedicarse al servicio de los enfermos, como ha meditado durante su permanencia en el hospital.
Luego de hacer una peregrinación a Guadalupe, vuelve a Granada y principia su obra de atender a los enfermos, los pobres, y todos los necesitados que se relacionan con él; y al mismo tiempo  practica un intenso apostolado, singularmente entre las mujeres públicas. En una casa comienza a recibir pobres y enfermos de cualquier clase, y a rogar por Granada limosnas para sostenerlos, sirviéndolos y atendiéndolos él mismo con extremada caridad.
«… y respecto de no haber en esta ciudad (Granada) persona que tuviera cuidado dellos tan en particular, los dichos pobres se quedaban muertos por esas calles y para el remedio desto, el bendito hombre tomó una casilla en la calle que llaman de Lucena y allí, andando por la ciudad, hallaba los pobres debajo de los portales de la Plaza Bibarrambla tendidos por el suelo, y el bendito Ioan de Dios se los echaba en el hombro y los llevaba a la dicha casa, donde respecto de comenzar la dicha obra, no tenía camas suficientes y él traxo eneas donde los albergaba con la limosna que llegaba, absteniéndose del comer por darlo a los pobres y ansí el bendito hombre andaba flaco y muy amarillo, respecto de la vida que traía, con lo cual comenzó a ser conoscida su bendita vida y respetarle y tenerle por hombre de Dios y todos le llamaban Ioan de Dios…».
3
El obispo de Tuy, Miguel Muñoz, le sugiere que tome el nombre de Juan de Dios y que vista una túnica basta a guisa de hábito, que inmediatamente acoge Juan. Granada con sus limosnas apoya las buenas obras de misericordia que practica el santo, y aunque no le faltarán críticas y persecuciones, Juan de Dios persevera y socorre a un mayor número de pobres y enfermos.
«… y sabe y vido cómo el bendito Padre Ioan de Dios pedía limosna, descalzo pies y piernas y la cabeza descubierta y rapada a navaja… con una capacha de esparto en las espaldas en que echaba la limosna que le daban y una olla en la mano para la vianda y al anochecer salía a hacer su demanda por las calles de Granada y iba diciendo: ¡Quién hace bien para sí mismo, hermanos! y llevaba la limosna que allegaba al Hospital y repartía con sus pobres… vido este testigo que cuando el bendito Padre buscaba limosna y hallaba algún pobre, lo dexaba todo si no podía andar y lo llevaba a su Hospital…».
Y es entonces cuando se le unen algunos compañeros que quieren compartir su mismo género de vida y servir también a los pobres y necesitados, y cuando trasladan su primera casa a una más capaz en la calle de los Gomeles.
Antes de su muerte Juan viaja hasta Castilla, con el fin de recaudar fondos para su hospital, y protagoniza algunos hechos notables, como es su participación en el desalojo de los enfermos en el incendio del Hospital Real de Granada, ocurrido en julio de 1549. Una pulmonía, a resultas de arrojarse al río Genil para salvar a un muchacho que se estaba ahogando, debilita su salud y Juan de Dios entrega el alma en Granada (08.03.1550).
Sepultado en la iglesia granadina de los Mínimos, su fama de santidad se eleva más y más.
Beatificado (21.09.1630) por Urbano VIII (Breve In Sede Principis Apostolorum, que aprobaba el Decreto (08.06.1630) de la Sagrada Congregación de Ritos), y canonizado (16.10.1690) por Alejandro VIII (Bula Rationi congruit (15.07.1691), de Inocencio XII). El papa León XIII (Decreto Inter omnigenas virtutes, 15.05.1886), declara a San Juan de Dios Patrono de todos los hospitales y enfermos del mundo, y manda la inserción de su nombre en las Letanías de los Agonizantes. Esta declaración es confirmada por las Letras Apostólicas Dives in misericordia Deus (22.06.1886). Pío XI (Breve Expedit plane, 28.08.1930), declara igualmente a San Juan de Dios Patrono de todas las asociaciones católicas de enfermeros, y de todos los enfermeros de ambos sexos del mundo. San Juan de Dios es copatrono de la ciudad de Granada por Decreto de la Sagrada Congregación de Ritos (06.03.1940) y Patrono de los Cuerpos de Bomberos de España.

Éxodo de las devociones católicas de Gibraltar después de 1704. Permanencia y transformación en las nuevas poblaciones del Campo y otras localidades vecinas Francisco Javier QUINTANA ÁLVAREZ IES Virgen de la Esperanza La Línea de la Concepción (Cádiz)
I. Introducción.
II. Las imágenes del convento de la Merced.
III. La aparición del Niño Jesús a San Juan de Dios.
El Patrimonio Inmaterial de la Cultura Cristiana, San Lorenzo del Escorial 2013, pp. 491-508. ISBN: 978-84-15659-13-6.
I. INTRODUCCIÓN
En agosto de1704 las tropas angloholandesas que defendían las pretensiones del archiduque Carlos de Austria al trono de España tomaron Gibraltar. La guarnición y la mayoría de la población se habían declarado por Felipe de Anjou, Felipe V, así que tras la capitulación abandonaron la ciudad llevando consigo el pendón y el archivo municipal. Aunque la población se dispersó por diversas cortijadas, pronto se reanudaron las reuniones de los regidores y oficiales del cabildo en la nueva población que comenzó a surgir entorno a la ermita de San Roque, denominándose oficialmente en las actas y documentos como “la Ciudad de Gibraltar que reside en su Campo”, frente a la material ciudad de Gibraltar que pasó a ser denominada simplemente como “la plaza”.
Se mantuvo así la continuidad jurídica y representativa de Gibraltar a través del mantenimiento de los símbolos cívicos, los títulos y privilegios del archivo y el ejercicio de las magistraturas. En esa misma ermita de San Roque se instaló la iglesia de Santa María Coronada, parroquial de Gibraltar, que poco después pudo recuperar los libros sacramentales y las principales imágenes de devoción convirtiéndose así para la población dispersa por el Campo en el principal vínculo identitario, simbólico y de pertenencia de una comunidad que tenía sus orígenes en la conquista y repoblación cristiana de Gibraltar de 14621 .
Son muchos los aspectos de aquel suceso de principios del siglo XVIII que la historiografía más reciente se ha preocupado por revisar y actualizar, aspectos demográficos, institucionales, bélicos y económicos, pero consideramos que no se ha prestado suficiente atención a los aspectos relacionados con las mentalidades, la espiritualidad y las devociones. Éstos siguen basándose en el relato que don Ignacio López de Ayala compusiera a finales de aquel
1
Es necesario añadir un matiz importante y, aunque no es este espacio para su desarrollo, dejamos constancia. En base a estos dos hechos, la continuidad del cabildo y la parroquia, el discurso historiográfico de los siglos XVIII y XIX fraguo la idea de la continuidad de Gibraltar en San Roque, aunque jurídicamente los otros dos núcleos en los que se concentró la población, la renacida Algeciras y Los Barrios, también eran parte de “Gibraltar en su Campo”. En contraposición, estas dos villas fueron afirmando su propia identidad política hasta alcanzar entidad diferenciada, proceso que culminó a mediados del siglo XVIII con erección de parroquias propias y la definitiva segregación municipal. Curiosamente Algeciras, frente a San Roque, se reivindicará no como Gibraltar, sino como la Nueva Gibraltar.
ÉXODO DE LAS DEVOCIONES CATÓLICAS DE GIBRALTAR DESPUÉS DE 1704… 493 siglo.2
Inspirándose en él, esculpió el escultor sanroqueño Luis Ortega Bru su Éxodo de Gibraltar, un bajorelieve en madera que preside el salón de actos del antiguo Palacio de los Gobernadores de San Roque en el que puede verse como grupo de hombres y mujeres desarrapados que caminan tras el pendón de Gibraltar trasladan con gran esfuerzo a un lugar en alto, el cerro de San Roque, un carro con una Virgen y un Crucificado. El protagonismo concedido a estas imágenes en el relieve no es casual, como imaginero Ortega Bru era consciente de la importancia de las imágenes devocionales en la conformación de la identidad colectiva de los grupos humanos así que eligió el traslado de las imágenes como hito fundamental de la traslación de la ciudad en 1704.
Por nuestra parte, no podemos exponer aquí todos los casos de devociones gibraltareñas de los siglos XVI y XVIII que se readaptaron a las nuevas poblaciones surgidas en el siglo XVIII o que encontraron acomodo en otras preexistentes más allá del Campo. Nos limitaremos a los dos que conocemos con mayor profundidad, haciendo antes una breve acotación sobre nuestra hipótesis de trabajo, la maleabilidad de los soportes materiales de la devoción religiosa.
La devoción, como manifestación de la piedad popular, tiene un componente inmaterial, espiritual, basado en una relación afectiva y emocional del devoto con Cristo, la Virgen o los santos, vínculo que puede ser individual o colectivo y que, en este caso, confiere identidad al individuo como miembro de una comunidad.
Estos vínculos psicológicos, singularmente en el mundo católico, tienen un soporte material, generalmente una imagen o también un lugar donde se levanta una ermita a la que se peregrina en romería. La devoción tiene además una representación narrativa, oral o escrita, que puede tener forma de leyenda popular o de tradición piadosa aunque a veces muestra pretensiones de historicidad cuando en su elaboración intervienen personas cultas dispuestas a dar a la tradición cédula de verdad documentada. En el caso que nos ocupa, el éxodo de la población gibraltareña a principios del siglo XVIII supuso la necesidad de readaptar y reinterpretar estos soportes materiales. Por razones evidentes los lugares de culto y devoción no podían ser los mismos.
Por otra parte, no todas las imágenes pudieron recuperarse y algunas de las que lo fueron cambiaron su advocación por otra más popular o más vinculada a la comunidad que se hizo con ella. Este fenómeno viene a demostrar, contra las acusaciones de idolatría por parte de la beatería protestante, que en la religiosidad
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LÓPEZ DE AYALA, I., Historia de Gibraltar, Madrid, en la imprenta de Sancha, 1872, pp. 323-325. La principales saldrían de la plaza en 1704 con los gibraltareños exiliados, posteriormente, contra la voluntad del gobernador británico y usando todo tipo de ardides ingeniosos, el cura don Juan Romero Figueroa, que permanecía en Gibraltar al cuidado de la iglesia, haría sacar los libros sacramentales, alhajas y demás imágenes.
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popular católica las imágenes no se veneran por sí mismas, sino en cuanto representaciones de una realidad superior a la propia imagen, de forma que se puede prescindir de ésta, sustituirla por otra, transformarla o cambiarle la advocación sin que el vínculo entre el devoto y la divinidad sufra merma alguna. Frente a la imagen considerada como obra de arte, valorada por sí misma y por tanto intocable e insustituible, podríamos decir que la imagen devota, en cuanto soporte material de la devoción popular, es flexible y maleable, aunque solo sea porque puede cambiar de advocación y atributos.
Finalmente, veremos que si los lugares y las primitivas imágenes cambiaron de advocación o desaparecieron y fueron sustituidas por otras, resultó imprescindible readaptar los relatos piadosos para mantener la devoción.
II. LAS IMÁGENES DEL CONVENTO DE LA MERCED
La Orden de la Merced estableció su convento de Santa Ana en Gibraltar entre 1581 y 1583. Entre todas las imágenes que recibían culto en sus altares y capillas, sin duda las dos más veneradas por los gibraltareños fueron la Virgen del Socorro y el Santísimo Crucificado. La primera tenía capilla propia en la iglesia conventual, era una talla completa de alabastro del siglo XIV a la que se vestía con sayas y mantos según el gusto barroco popular.
Ya avanzado el primer tercio del siglo XVII se le atribuían varios milagros y se le consideraba intercesora durante las epidemias, hambrunas y sequías, andando su devoción en competencia con la de la Virgen de Europa. La principal fuente de información sobre la Virgen del Socorro es una relación sobre su origen y milagros compuesta al menos por tres frailes del convento entre los años 1637 y 1683.3 Según tradición de los propios mercedarios había sido un regalo del rey Fernando III a San Pedro Nolasco, fundador de la Orden, con motivo de la conquista de Córdoba en 1236 y la fundación del convento mercedario de esa ciudad, luego pasó a Sevilla y desde allí fue trasladada por el mar a Gibraltar en la época de la fundación del convento de Santa Ana. Aunque la leyenda pretende relacionarla con la iconografía mariana fernandina y en concreto con Virgen de las Victorias del convento de Sevilla, su
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BIBLIOTECA NACIONAL (en adelante BN), Ms. 3600, Fragmentos misceláneos de las cosas memorables de esta Provincia de Andalucía del Real Orden de Nuestra Señora de la Merced Redención de Cautivos,recogidos por el Maestro fray Marcos de Ostos Padre y Definidor General de dicha Provincia Calificador de la Suprema y Predicador de su Magestad:“Fragmento 41: Fragmentos historiales pertenecientes a la fundación y progresos del Convento de Gibraltar del real Orden de Nuestra Señora de la Merced Redención de Captivos”, ff. 481v-484r; hemos estudiado y editado el texto en “Devociones mercedarias de Gibraltar de los siglos XVI al XVIII: la Virgen del Socorro y el Santísimo Crucificado” en Lacy. Revista de Estudios Sanroqueños, 3-4 (2011-2012) 43-70.
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verdadero origen debemos situarlo en Córdoba y en relación con la devoción a la Virgen de Socorro surgida en aquella ciudad en 1589. Del Santísimo Crucificado, cuya devoción estaba ligada a los ritos de la pasión y la Semana Santa, tenemos noticia para el año 1683: “[…] Tiene otra imagen de un Crucificado de gran deboción venerado de todo aquel pueblo con gran concurso en especial todos los viernes del año por la mañana que se descubre y se canta en su altar una misa de passión a que concurre gran número de gente de [la población] de aquella república, venerandola con gran deboción por ser de hechura mui perfecta y de un rostro debotíssimo en lo sangriento de su passión”4 .
La primera mención explícita de esta devoción de los viernes de cuaresma al Cristola tenemos para el año 16205 , aunque la devoción a la Pasión de Cristo los viernes en la iglesia conventual está atestiguada ya en una fundación de capellanía en 15866
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En agosto de 1704 la comunidad mercedaria, como la mayoría de la población, abandonó la ciudad y se refugió en el convento de Ronda permaneciendo en el de Gibraltar sólo tres frailes. Por necesidades de la tropa, en 1708 las autoridades británicas los desposeyeron del convento, que convirtieron en cuartel, y de la iglesia, que usaron como almacén, dejando al único fraile que quedaba ya la sacristía, donde fueron trasladadas las imágenes más importantes, enseres de culto y libros de la biblioteca. Durante cierto tiempo aquel último fraile, llamado fray Juan Núñez, mantuvo el culto en la sacristía pero luego lo abandonó y progresivamente el estado de las imágenes y demás enseres se fue deteriorando. Fray Juan Núñez resultó ser poco escrupuloso con sus votos, especialmente los de pobreza y castidad, y en el verano de 1714 los superiores de la orden encomendaron a fray Alonso Guerrero, fraile del convento de Ronda, para que se dirigiera al Campo de Gibraltar, levantara una investigación sobre el estado del convento y sus propiedades así como de la conducta del padre Núñez.7 Fray Alonso Guerrero llegó al Campo de 4 BN, Ms 3600, Fragmentos misceláneos…,ff. 492v-493r. 5 ARCHIVO HISTÓRICO NACIONAL (en adelante AHN), Clero Secular-Regular, Libro 1644, f. 27r. 6 AHN, Clero Secular-Regular, Legajo 1548-2, escrituras de censos, 5 ff. 7 BN, Ms 8293, Colección de escritos relativos a la Orden De la Merced: “Fragmento 41, Papeles de Gibraltar”, ff. 441r-v. Fray Alonso Guerrero residió en San Roque y Gibraltar durante varios periodos entre julio de 1714 y abril de 1720 intentando recuperar el convento de Santa Ana de Gibraltar o restaurarlo en San Roque, levantó un detallado un informe a sus superiores sobre sus actividades. Todo lo citado aquí para estos años corresponde a lo relatado por Guerrero, limitaremos las notas a las citas textuales.
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Gibraltar en julio de 1714 pero no parece que entrara Gibraltar, limitándose a levantar una informaciones a través de testigos y sobre el caso concreto de las imágenes pudo saber entonces que “[…] Los mantos y vestidos de Nuestra Madre y demás imágenes los ha dado a diferentes mujercillas y con ellas han hecho naguas, monillos y mantillas con que se pasean por las calles, y lo que no ha podido servir para ello está en las tribunas comido de ratones8 .
Entre julio de 1714 y enero de 1715 otros dos frailes de Ronda visitaron el convento y pudieron sacar algunos libros, enseres litúrgicos y una imagen de la Inmaculada Concepción que depositaron en casa de un vecino al que encomendaron que las mandara al convento de Málaga. La imagen había sido donada a finales del siglo XVII por el capitán don Antonio de Ontañón para que presidiera el retablo mayor y en 1735 se instaló en el del recién fundado convento de Algeciras, del que el mismo capitán fue patrono fundador9 .
En febrero de 1715 el padre Guerrero volvió a San Roque con el propósito de predicar la Cuaresma y el 25 de marzo entró por primera vez en la sacristía del convento de Santa Ana de Gibraltar, donde encontró las imágenes muy maltratadas y tiradas por el suelo. En aquella ocasión el padre Guerrero pudo sacarlas y llevarlas a San Roque ya que el gobernador británico las ofreció como presente al comandante español y Diego Ponce, sacristán de la ermita de San Roque, pagó el transporte. Una vez en San Roque, el padre Guerrero decidió no transportarlas a Ronda ya que estaban en mal estado y podían terminar de deteriorare en el viaje y lo más importante, “[…]. Que no había medios para costear su transporte, no queriendo vecino alguno ofrecerlos a este fin […] y más oportuna razón fue considerar que estando aquellas imágenes totalmente desnudas y afeadas por causa de la humedad y el polvo y siendo necesario renovarlas y componerlas, esto no se haría en Ronda y me ofrecieron hacerlo en san Roque, como lo han cumplido, gastando más de 20 pesos en la renovación de cada una y formándoles altares decentes según la posibilidad de aquellos vecinos y manteniéndoles lámparas encendidas con las limosnas que junta Diego Ponce, en las que yo no 8 BN, Ms 8293, ff. 459r-460r. 9 AHN, Clero Secular-Regular, libro 1645, ff. 1v-2r: 1725 marzo 31, Algeciras, escritura de donación otorgada por capitán don Antonio de Ontañón para la fundación de un convento de la Merced en Algeciras. AHN, Clero Secular-Regular, Legajo 1548-1, varios ff.: 29 de octubre de 1735, Málaga, carta de fray Diego de Vargas, comendador del convento de la Merced de Málaga, remitiendo las imágenes y libros que fueron del de Gibraltar al comendador de Algeciras fray José de Espinosa, y recibo de éste.
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me entrometo por evitar sospecha de algún interés que entiviase la devoció.10. Diego Ponce aparece en los libros de visita de la fábrica de Gibraltar desde 1711 como sacristán de la ermita de San Roque y realiza varios viajes a Gibraltar para asuntos de la parroquia11. También en 1711 había organizado en la ermita de San Roque una cofradía de las Ánimas y otra del Rosario aunque es muy posible que para esta época fuera todavía difícil diferenciar una de otra ya que ambas carecían de estatutos y erección canónica y dependían de la administración del propio Ponce, que ejercía de mayordomo. Aquel año ya había intentado sin éxito sacar las imágenes y los enseres litúrgicos del convento de la Merced de Gibraltar, seguramente para dotar de ellos a la parroquia y a las cofradías, intento que se hacía sin conocimiento de los prelados de la Orden.Mayor éxito tuvo en enero de 1715, cuando logró sacar de Gibraltar la imagen de la Virgen de los Remedios y la de San Sebastián12. Debemos suponer por tanto que cuando ayudó al padre Guerrero a sacar las del convento de la Merced, él y muchos más en San Roque tenían ya premeditado que éstas debían quedarse en la nueva población. Así, cuando el padre Guerrero pretendió trasladar las imágenes al convento de Ronda no sólo no encontró quién quisiera hacerlo, sino que el mismísimo regidor don Luis Varela llegó a advertirle, mejor diríamos amenazarle, que si lo hacía pondría a todo el pueblo en su contra, hasta el extremo de que podrían producirse disturbios y que no podría responder por su seguridad: “[…]. A estas razones se llegaba otra, no solo de igual fuerza, si tal que me necesitó a condescender con la petición de aquella gente. Y fue verla tan revuelta a impedir la educción de aquellas imágenes, que no dudé que habría grande conmoción y alboroto, como me lo dijeron muchas personas. Y el mismo corregidor don Luis Varela, quien privativamente me dijo: Que desistiera de mi petición, por convenir a la conservación mía, a la paz del pueblo y a la continuación del afecto y devoción con que los hijos de Gibraltar atendían nuestro hábito. Y que tuviese entendido, que sin que pudiese favorecerme su amistad, y autoridad, sucedería; que en caso de conseguir yo el sacar las imágenes, 10 BN, Ms 8293, ff. 445r-v. 11ARCHIVO HISTÓRIO DIOCESANO DE CÁDIZ (en adelante AHDC), Sección Gibraltar 3307, Visitas 45: “Cuentas de la Fábrica de Gibraltar, 1711-1714”, 38 ff. 12ARCHIVO PARROQUIAL DE SAN ROQUE (en adelante APSR), Sacramentales, Libro 1º de Bautismos, cf. CALDELAS LÓPEZ, La parroquia de Gibraltar en San Roque, Cádiz 1976, p. 86. Ambas habían tenido ermitas propias en Gibraltar, destruidas o convertidas en almacenes desde 1704, por lo que las imágenes debieron conservarse desde entonces en Santa María Coronada.
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me extrañarían y que desterrarían de su afecto y memoria el Convento y Religión mercenaria”13. En tal aprieto, el padre Guerrero no tuvo más remedio que dejar las imágenes en San Roque aunque tomando la prevención de que quedara por escrito en instrumento de validez jurídica que eran propiedad del convento de Santa Ana de Gibraltar, con deber de entregarlas, cuando este las reclamase. En octubre y noviembre de 1717 el obispo de Cádiz don Lorenzo Armengual de la Mota realizó su visita pastoral a las iglesias de Gibraltar, San Roque, Los Barrios, Algeciras y Tarifa. Tras visitar y organizar la nueva parroquia de Santa María Coronada en San Roque puso en orden los asuntos referentes a las cofradías de las Ánimas y de la del Rosario, que quedaron erigidas canónicamente14. Ya se ha dicho que Diego Ponce era mayordomo de ambas, el capellán era fray Pedro Jiménez, fraile del convento de la Victoria de Jimena. Para evitar la multiplicación de cofradías y la dispersión de las limosnas, debido a las pocas posibilidades económicas de los habitantes de San Roque, el obispo decidió agregar las limosnas, y por tanto el culto, de la Virgen de los Remedios, una de las imágenes traídas de Gibraltar por Digo Ponce, a la cofradía del Rosario. Esta imagen se convertiría en la principal devoción de los sanroqueños, hasta el punto de que pronto fue identificada como la secular patrona de la iglesia parroquial y cambió su advocación por la que había tenido dese 1462 en Gibraltar, Santa María Coronada. En aquella ocasión el padre Guerrero volvió a asegurar la propiedad de las imágenes mercedarias pidiendo al obispo que confirmara que pertenecían al convento de Santa Ana de Gibraltar y que solo permanecían en San Roque en calidad de depósito temporal. En abril de 1720 el padre Guerrero cesó como comendador del convento de Santa Ana de Gibraltar; cansado y decepcionado por no haber conseguido recuperar el convento ni erigir un hospicio que le diera continuidad en San Roque, aconsejó a los superiores de la orden de la Merced que no nombraran un nuevo comendador pues lo consideraba inútil y pidió que le permitieran retirarse a su celda de Ronda para pasar allí su vejez.Ya no habría quien reclamara la propiedad de las imágenes cuandoprecisamente ese año, ante la proximidad de la Semana Santa, se constata la reorganización de ciertas cofradías de penitencia gibraltareñas en San Roque, entre ellas la de la Veracruz, que solicitan al 13 BN, Ms 8293, f. 445v. 14 AHDC, Sección Libros Manuscritos, “Libro pequeño e visitas de iglesias, fábricas y seglares de Armengual de la Mota”, cf. CALDELAS LÓPEZ, La parroquia de Gibraltar en San Roque (suplemento), Cádiz 1993, pp. 61-80.
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obispo la donación de algunos enseres para el culto, firmando entre los solicitantes Diego Ponce y como prioste fray Pedro Jiménez15. No existe noticia, ni mucho menos evidencia documental, de que los hermanos de la Veracruz lograran sacar Crucificado alguno de Gibraltar. Todavía en 1782 López de Ayala cita entre las imágenes que salieron de Gibraltar un solo Cristo Crucificado, el de la Expiración, precisamente a continuación de la Virgen del Socorro por lo que debe identificarse con el Cristo de los mercedarios; además, no creemos que hubiera dejado de reseñar un hecho de la importancia del rescate del Cristo de la Veracruz si esto hubiera ocurrido alguna vez, como no dejó pasar por alto la salida del Nazareno en 173916. Es muy probable por tanto que la cofradía de la Veracruz se reorganizara en torno al culto al Santísimo Cristo procedente del convento de la Merced que había quedado en posesión de Diego Ponce, quien de hecho llegó a ser hermano mayor de la cofradía, y no puede ser casual que dicha reorganización venga a coincidir con la salida del padre Guerrero de San Roque. Sin embargo, jurídicamente el Cristo no podía ser el titular de la cofradía y de ahí que no se le denominase con la advocación de Cristo de la Veracruz sino con el de la Expiración, seguramente en recuerdo del culto que había recibido en Gibraltar todos los viernes del año y en especial el Viernes Santo en conmemoración de la muerte del Señor. Esta es la advocación que se le da cuando el 12 de septiembre de 1720 el cabildo de San Roque decidió que en cumplimiento de las órdenes de Felipe V de que se hicieran rogativas para que cesara la peste de Marsella, se celebrara un octavario al Santísimo con procesión nocturna de penitencia con el Cristo de la Expiración y el último día con la Virgen de los Remedios, San Roque y San Sebastián17. No es necesario decir que, excepto la de San Roque, estas imágenes son las traídas desde Gibraltar por Diego Ponce en 1715, lo que vendría a reforzar la hipótesis de que el Cristo de la Expiración de la hermandad de la Veracruz de San Roque no es otro que el Santísimo Cristo de los mercedarios de Gibraltar. Diego Ponce murió el 10 de febrero de 1721 dejando como albaceas al padre fray Pedro Jiménez y a don Juan de Sierra18. Todo parece indicar que los mercedarios no volvieron a reclamar las imágenes así que los albaceas 15 AHDC, Sección Gibraltar, Autos Varios 168: Cádiz 10 de septiembre de 1704, “Sobre el descubrimiento y cobro de las Alhajas de la Parroquial de la Ciudad de Gibraltar”, cf. CALDELAS LÓPEZ, La parroquia de Gibraltar en San Roque, p. 119. 16 LÓPEZ DE AYALA, Historia de Gibraltar, pp. 325 y 361. 17 ARCHIVO HISTÓRICO MUNICIPAL DE SAN ROQUE (AHMSR), Libro 2º de Actas capitulares, ff. 413v-414r. 18 AHPSR, Sacramentales, Libro 1º de Muertos, testamentos y limosnas de misas (1720-1742), ff.7r-v, cf. CALDELAS LÓPEZ, La parroquia de Gibraltar en San Roque (suplemento), pp. 40-41.
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pudieron disponer sin obstáculos de éstas. El Santísimo Crucificado debió pasar formalmente a la cofradía de la Veracruz. Por lo que respecta a la Virgen del Socorro, no debió permanecer en San Roque mucho tiempo pues su culto no se recuerda en documentos y escritos posteriores a 1720. Al menos como hipótesis debemos considerar la posibilidad de que poco después fray Pedro Jiménez, de la orden de San Francisco de Paula, capellán y prioste de las cofradías reorganizadas en torno a las imágenes traídas desde Gibraltar, trasladara la imagen mariana a su convento de la Victoria de Jimena. La hipótesis se sostendría en las evidentes similitudes existentes entre la Virgen del Socorro y la Reina de los Ángeles, actual patrona de Jimena de la Frontera, ambas son talla completa en alabastro de mediados del siglo XIV o del XV que representan a la Virgen en pie sosteniendo a su Hijo en el brazo izquierdo y revestida de ropajes a la moda del siglo XVII. El origen legendario que se atribuye a la patrona de Jimena, que la supone obra de San Lucasvenida de Antioquia al convento franciscano de La Rábida en el siglo II, ocultada durante la invasión islámica del siglo VIII y posteriormente redescubierta por un fraile cisterciense no tiene fundamento alguno19. No quiere decir esto que el culto y la advocación de la Reina de los Ángeles en Jimena no pueda ser anterior al siglo XVIII pero por falta de documentos no puede atestiguarse y cabe la posibilidad de que la actual sea la sustituta de una imagen anterior que pudo haberse perdido como se perdió toda la documentación histórica del cabildo, la parroquia y el convento de Jimena.
III. LA APARICIÓN DEL NIÑO JESÚS A SAN JUAN DE DIOS
La principal y más fiable fuente de información sobre su vida de san Juan de Dios es obra de Francisco de Castro, capellán del hospital de Granada, que la publicó en1585, treintaicinco años de la muerte del santo20. Es obra que carece de aspectos maravillosos y de milagros y en laque Gibraltar ocupa un lugar importante. Tras llegar de Ceuta, Juan Ciudad ora ante un crucifijo dando gracias a Dios por haberle librado de la tentación de apostatar en tierra de infieles, se confiesa y se establece en la ciudad donde ejerce de vendedor de estampas religiosas y libros de devoción hasta que decide trasladarse a Granada para proseguir la misma actividad, pero en dicha ciudad exhortado por los sermones de san Juan de Ávila encontrará la definitiva vocación hospitalaria21.
19 CARRERES, J.; CEBRIÁN FRANCO, J. J., y FERNÁNDEZ-LADREDA, C, María en
los pueblos de España. Fe. Historia. Antropología. Devoción. Arte. Guía para visitar los santuarios marianos de Andalucía occidental. Ediciones Encuentro, 1988, pp. 77-78. 20 GÓMEZ-MORENO MARTÍNEZ, M., San Juan de Dios. Primicias históricas suyas. Dispuestas y comentadas por…., Madrid 1950. 21 DE CASTRO, F., Historia de la Vida y Sanctas obras de Iuan de Dios, y de la institución de su orden, principio de su hospital, Granada 1585, edición a cargo de GÓMEZMORENO, San Juan de Dios. Primicias históricas suyas, pp. 41-43.
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Aunque los hermanos de San Juan de Dios se habían establecido en Gibraltar en 159122, la devoción al fundador de la Orden Hospitalaria no debió surgir con fuerza en la ciudad hasta que en 1623 dio comienzo el proceso de beatificación. Pocos años antes había la Comedia famosa de Juan de Dios y Antón Martín, de Lope de Vega, publicada en 1618 aunque pudo haberse compuesto desde 160723.Además de la biografía de Castro, Lope recurrió a otras fuentes sobre la vida de Juan Ciudad que ya andaban impresas y en conocimiento del público24. Pero sean cuales fueran las fuentes, siguiendo criterios teatrales Lope eligió sólo algunos pasajes y prescindió de otros, a la vez que añadió nuevas ocurrencias y artificios de tramoya para dotar a la obra de la necesaria tensión escénica. La crisis de fe que lleva a Juan Ciudad a cambiar su vida se produce mientras ocupa un puesto de soldado sin relevancia ni gloria en la retaguardia durante el combate contra los franceses en Fuenterrabía, condenado a la horca por un robo que no ha cometido salva la vida in extremis gracias a la intervención del duque de Alba. Entonces, buscando que nuevo camino tomará en su vida oye una voz que le llama, se le aparece un niño perdido con ropas de peregrino y descalzo, Juan se apiada de él y lo toma en brazos como un nuevo san Cristóbal, agotado por la carga se detiene para beber en una fuente y entonces el niño le muestra una granada indicándole el camino que ha de tomar, “Granada será tu cruz”, y le cambia el nombre por el de Juan de Dios. En 1621 y sin duda para promover la causa de beatificación, fray Dionisio de Celi, prior del convento y hospital de Granada, publicó una Miraculosa vida y santas obras del beato Patriarca Juan de Dios queno añadía nada sustancialmente nuevo a la biografía de Castro pero que incorporaba una serie de leyendas piadosas y milagreras de indudable aceptación popular25. Entre estas se encontraba la 22 SANTOS, J. (OH), Chronología Hospitalariay resumen historial de la sagrada religión del glorioso patriarca San Juan de Dios… Segunda parte, Madrid 1716, pp. 48-51. 23 LOPE DE VEGA Y CARPIO, F., Décima parte de las comedias de Lope de Vega Carpio, familiar del Santo Oficio, sacadas de sus originales. Dirigidas por el mismo al excelentísimo señor Marqués de Santa Cruz, Capitán general de la escuadra de España. En Madrid 1618, por la viuda de Alonso Martín de Balboa, a costa de Miguel de Siles, mercader de libros., ff. 221v-248r. 24 MARTÍNEZ GIL, J. L. Luis (ed.), Proceso de beatificación de San Juan de Dios, BAC, Madrid 2006, pp. 397-410, 424, 431-432 y 597-598. 25 CELI, D. de (OH), Miraculosa vida y santas obras del beato Patriarca Juan de Dios Lusitano, fundador de la Sagrada Religión que cura enfermos. Compuesta por el maestro Francisco de Castro, aora nuevamente añadida y enmendada por un religioso de misma Orden, en Burgos en casa de Joseph de Mena en 1621, aunque seguramente la había terminado de componer ya en 1617, edición única de la que se conoce un solo ejemplar, conservado en la Biblioteca Nacional de Madrid, cf. DE LA TORRE GARCÍA, “San Juan de Dios: fuentes biográficas clásica. Las ocho ediciones de la biografía escrita por Mons. Antonio de Govea” en Archivo Hospitalario 2003 (I), pp. 117-134.
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aparición del Niño Jesús a Juan tal como aparecía en la comedia de Lope pero contextualizada en el relato de Castro por lo que la crisis vital y la aparición milagrosa tenían lugar a las afuera de Gibraltar siendo Juan Ciudad mercader de libros. Cuando comienza el proceso en 1622, que culminaría en 1630, las sesenta y tres preguntas que se hacen a los testigos están sacadas del relato de fray Dionisio, concretamente las preguntas 14ª y 15ª están referidas a lo ocurrido a Juan Ciudad en Gibraltar: su ocupación santa en Gibraltar con imágenes, y libros devotos y la aparición del niño Jesús para ponerle el nombre de Juan de Dios26. Difícilmente algún testigo podría confirmar convenientemente estos hechos, la mayoría dicen desconocerlos, otros que lo tienen por cierto por haberlo oído y los que dan alguna respuesta de más valor dicen que lo han leído en las diferentes vidas de Juan de Dios o que la conocieron por alguna representación teatral de la obra de Lope de Vega27. Curiosamente no se hicieron informaciones en Gibraltar, y solo se tomó declaraciones a tres conventuales hospitalarios con ocasión de hallarse en Jerez o en Cádiz y a un hermano presbítero en Valladolid que había profesado en Gibraltar, ninguno pudo decir más sobre la aparición “que lo ha leído en un libro que compuso el padre fray Dionisio de Celi” y en el testimonio indirecto de los vecinos de Gibraltar que alguno pudo aportar no se decía nada del asunto sino que “oyó decir estando en la ciudad de Gibraltar a muchas personas, así eclesiásticas como seglares, que el bendito padre Juan de Dios tuvo espíritu de profecía y declaró y dijo muchas cosas muy ocultas, pecados públicos que había que remediar. Y esto era muy notorio en la dicha ciudad”28. Es evidente que la vida de Juan de Dios, tanto la versión sobria y ajustada a la realidad de Castro como la milagrera de Celi, se conocían en Gibraltar durante los años 1622 y 1623. Una persona culta e interesada en la historia local como el jurado Hernández del Portillo, autor entre la primera y segunda década de aquel siglo de una Historia de Gibraltar manuscrita en la que prestaba gran atención a los asuntos de devoción, no podía ser ajeno a los detalles de la vida del santo relacionados con su ciudad29. Seguramente habló sobre ello 26 MARTÍNEZ GIL (ed.), Proceso de beatificación de San Juan de Dios, pp. 11-12. 27 MARTÍNEZ GIL (ed.), Proceso de beatificación de San Juan de Dios, p. 703 28 MARTÍNEZ GIL (ed.), Proceso de beatificación de San Juan de Dios, pp. 1080-1085, 1215-1218 y 1300-1313. 29 BN Ms. 5579, FERNÁNDEZ DEL PORTILLO, A., Historia de la muy noble y más leal ciudad de Gibraltar. El manuscrito original se perdió, se trata de una copia de 1781 realizada por Ignacio LÓPEZ DE AYALA, que la usó como base para su Historia de Gibraltar de 1782.
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con los frailes del hospital. El caso es que en la Historia de Gibraltar aparece una nota marginal que hasta ahora no había llamado la atención a nadie. Don Alonso era entendido en las hierbas medicinales y fuentes salutíferas de los contornos de Gibraltar y sobre lo que había dicho de estas entre 1605 y 1610 añade probablemente en 1622, la época en que se habla y debate sobre el paso de Juan de Dios por Gibraltar, lo siguiente: “[…] Fuera de la ciudad, en el término, hay otras fuentes de excelente agua, como las que llaman Miraflores, que está muy cerca de Carteya y a dos leguas de Gibraltar, la cual mana mucho agua que hace digerir lo que se come con mucha brevedad y cura a los enfermos de mal de orina, de hidropesía, de estreñidos, de ventosidades, y es la fuente del milagro”30. Poco después de escribir esta nota murió don Alonso, quizá entre 1623 y 1625. Podría alegarse que Hernández del Portillo habla de milagro en sentido figurado, alabando las propiedades curativas del agua de la fuente contra las malas digestiones, pero no parece razón suficiente que añadiese una nota a lo escrito doce o diecisiete años antes, pensamos que el motivo del añadido se debe a una razón más poderosa y de actualidad la localización de la milagrosa aparición del Niño Jesús junto a una fuente cercana y, en este caso, en el Camino Real que por el río Guadarranque sube a Jimena y Gaucín. En 1624 aparece la Vida y muerte del bendito patriarcha Juan de Dios, del padre fray Antonio de Govea, que sigue de cerca la deCeli y hace uso de todo el material recopilado en el proceso de beatificación31. La obra de Govea alcanzó mucha más difusión que la de sus predecesores, llegando a tener ocho ediciones en español y dos en italiano en el siglo XVII32. De especial interés fue laque apareció en Madrid en 1659, ilustrada con una colección de grabados que Pedro de Villafranca y otros artistas que sirvieron para difundir la iconografía de más los pasajes más relevantes de san Juan de Dios, entre ellos el que muestra la aparición del Niño con la granada en la 30 BN, Mss 5579, fol. 8v. Según TORREMOCHA SILVA, A. (ed.), Historia de Gibraltar, de Alonso Hernández del Portillo, UNED, Algeciras 1994, pág. 22, las notas marginales al texto sería añadidas entre los años corresponden a los años 1615-1622. 31 GOVEA, A. de (OH), Vida y muerte del bendito patriarcha Juan de Dios. Fundador de la hospitalidad de los pobres enfermos. Al Exmo. Sr. Don Duarte, Marqués de Frechilla, D. F Antonio de Govea, obispo de Cirene, visitador apostólico en Persia, del Consejo de Su Magestad y su predicador por la Corona de Portugal, Madris, por Thomas Iunti impresor del rey, MDCXXIIII, ff. 21v-23v. 32 DE LA TORRE RODRÍGUEZ, a.c., Archivo Hospitalario 2003(1), pp.117-134; Madrid 1624, Madrid 1632, Cádiz 1647, Lima 1649, Lisboa 1658, Madrid 1659, Madrid 1669 y Madrid 1674. Sobre las ediciones italianas de Nápoles de 1634 y Roma de 1690 cf. GÓMEZ-MORENO, San Juan de Dios. Primicias históricas…, pp. 338. 504 FRANCISCO JAVIER QUINTANA ÁLVAREZ mano mientras Juan ciudad está arrodillado junto a una fuente y puede verse al fondo Gibraltar33. Al finalizar eltercer cuarto del siglo XVII seidentificóun nuevo lugar en Gibraltar para situar la aparición milagrosa, en este caso cerca del Muelle Nuevo y del baluarte de los Tres Reyes, junto a unos almacenes de la Armada donde se levantó una ermita llamada de Jesús de San Juan de Dios.Para su erección dio licencia el cabildo de regidores de la ciudad el 1 de diciembre de 1672 a fray Juan de San Bernardo “en el sitio que llaman la fuente del perro hacia la parte del muelle nuevo desta ciudad en (ilegible) del milagro que obró en dicho sitio Dios Nuestro Señor con el gloriosso (ilegible)San Juan de Dios apareciéndosele/ su Divina Majestad en forma de niño disiéndoleque Granada sería su cruz”34. Fray Juan de San Bernardo había administrador general de los hospitales de las armadas del rey antes de 1662 y provincial de Andalucía entre 1665 y 1668.35 Las obras de la ermita comenzaron en 1672 pero debieron de abandonarse entre 1676 y 1677 por falta de fondos así fue el clero parroquial quien las finalizó, consagrándose finalmente en 1680 y manteniéndose abierta y habitada por una santera todavía en 1687, no se celebraba regularmente.36 Poco después, a raíz de la canonización de san Juan de Dios en 1690, la devoción tomó un nuevo impulso en Gibraltar, trasladándose a pleno centro urbano en la ermita de la Veracruz en la Calle Real, donde tenía capilla y una inscripción que recordaba que en la portada de la ermita había trabajado Juan Ciudad hacia 153637. La toma de Gibraltar en agosto de 1704 supuso la salida de los hermanos de San Juan de Dios, aunque las autoridades militares y civiles británicas mantuvieron en uso el hospital38. Aunque la presencia hospitalaria desaparecía de 33 LARIOS LARIOS, J: M., San Juan de Dios. La imagen del santo de Granada, Editorial Comares, Granada 2006, pp. 135-148 y 226-231, con referencias al desarrollo iconográfico posterior del milagro; curiosamente Larios titula el grabado “Aparición del Niño Jesús en Gaucín”, título que no aparece en el grabado 34AHDC, Sección Gibraltar, Autos Varios 2540-160 35 SANTOS (OH), ChronologíaHospitalaria II, pp. 211, 529-530 y 545 36 AHDC, Sección Gibraltar, autos varios 2540-160 37 PATRIMONIO NACIONAL, Real Biblioteca, Ms II/1550:Viages por las quatro partes del mundo, hechos i escritos desde 1671 hasta 1699 / por el Doctor Don Pedro Cubero Sebastián Presbítero: van descripciones generales de África i Europa, particulares de provincias i Ciudades i en especial un epítome histórico de Gibraltar, ff. 293v-294r. 38 BN, Ms 8293, f. 437v. DEWING, E.J (col. R.E); Notes on Some Antiquities and Curiosities of Gibraltar, Gibraltar 1910, p. 18. ÉXODO DE LAS DEVOCIONES CATÓLICAS DE GIBRALTAR DESPUÉS DE 1704… 505 Gibraltar la literatura hagiográfica, las representaciones iconográficas y la devoción popular seguía manteniendo inalterada la tradición de la aparición en Gibraltar sin alteraciones hasta el primer tercio del siglo XIX39. Sin embargo, la exclaustración de 1836 provocó la práctica extinción de la congregación española de la Orden Hospitalaria, reducida los hospitales de Sevilla y Granada, y la devoción juandediana languideció considerablemente desde entonces. Entre 1867 y 1884 los prelados de la congregación de Italia impulsan la obra de restauración de la congregación española de la Orden Hospitalaria, la recuperación de sus archivos, la reapertura de las causas de beatificación y la nueva erección de conventos y hospitales que habían existido antes de la exclaustración. En 1890 los hermanos de San Juan de Dios vuelven a instalarse en Gibraltar, manteniendo un orfanato hasta que en 1940 fueron evacuados por las autoridades británicas40. Dentro de este programa de restauración, fue el provincial fray Juan Jesús Andradas quien impulsó de forma decisiva la revitalización de la devoción al milagro ocurrido a las afuera de Gibraltar. A finales de la segunda década del siglo se encargaba al imaginero José Navas Parejo una imagen del Niño para la basílica de San en Granada cuya iconografía correspondiera con la del pasaje de la aparición41. Aunque la Orden Hospitalaria encontró benefactores y devotos entre los católicos gibraltareños, la devoción no podía renacer en Gibraltar, pues a pesar de la libertad y tolerancia religiosa, las autoridades británicas no permitirían las manifestaciones de culto público propias de la religiosidad popular meridional. El padre Andradas buscó fuera de la colonia un lugar que pudiera identificarse con los relatos barrocos del milagro y lo encontró en el manantial de la Adelfilla en Gaucín, punto de unión las rutas que desde Gibraltar suben a la sierra por los ríos Guadarranque hasta Jimena o por el Guadiaro y último lugar desde cuyas alturas se divisan el Peñón y el Estrecho, tal como aparece en el grabado barroco de Pedro de Villafranca. La elección de Andradas no se debía solo a motivos de localización geográfica, en Gaucín existía una importante devoción al Niño Jesús que puede probarse documentadamente al menos para el último cuarto el siglo XVIII, concretamente hay constancia de que el 39 En 1715 SANTOS (OH), Chronología Hospitalaria I, pp. 158-162; en 1773 TRINCHEIRA, M., (CRM), Pasmosa vida, heroicas virtudes y singulares milagros del Abraham de la ley de gracia, patriarca y fundador de la sagrada religión hospitalaria el glorioso san Juan de Dios, en la oficina de María Martínez Dávila Madrid 1829, pp. 52-62, se trata de la 2ª edición, que trae de nuevo el grabado de Pedro de Villafranca. 40 BARTOLOMÉ BUESO, P., “Capítulo inédito de la historia gibraltarense”, en ABC, Madrid 23-03-1955. GÓMEZ BUENO, J (O H), Compendio de historia de la Orden Hospitalaria de San Juan de Dios, Granada 1963, pp. 255-256. LÓPEZ ZARAGOZA, Gibraltar y su campo. Guía del forastero, Establecimiento tipo-litográfico J. Benítez, Cádiz 1899, pp. 23-24. 41 LARIOS LARIOS, San Juan de Dios. La imagen del santo de Granada, pp. 226- 231. 506 FRANCISCO JAVIER QUINTANA ÁLVAREZ 4 de mayo de 1773 la ermita del castillo, levantada sobre una antigua mezquita, se había transformado en el santuario del Niño Dios, donde se daba culto a una imagen dieciochesca que fue maltratada y destruida durante la Guerra Civil42. El 8 de septiembre de 1922, fray Juan Jesús Andradas y varios religiosos hospitalarios, entre ellos el prior de Gibraltar fray Francisco López Atienza, participaron activamente en las fiestas que Gaucín celebró en honor al Santo Niño y al día siguienteprocedieron a la bendición de la fuente de la Adelfilla, denominada desde ese día de “San Juan de Dios”43. Para la ocasión se compuso un relato titulado Gaucín y la imagen del Niño Jesús legada por san Juan de Dios a esta villa que cubría el vacío de las narraciones barrocas respecto a la nueva localización y que vinculaba la secular devoción de Gaucín al Niño Jesús con la vida de san Juan de Dios fechando con precisión la milagrosa aparición el 7 de septiembre de 1536 en la Adelfilla y asegurando que en aquella ocasión el propio Niño pidió a Juan de Dios que colocase su imagen en la ermita del castillo, cosa que hizo de incógnito la madrugada del 8 de septiembre de 154044. En 1960 se construyó una ermita en la Adelfilla por iniciativa del padre Juan Grande Nebreda, capellán de la Basílica de San Juan de Dios de Granada, en colaboración con la junta de gobierno de la cofradía del Santo Niño de Gaucín. Hoy la devoción secular al Niño Jesús ligada y enriquecida a la devoción a San Juan de Dios desde el siglo pasado constituye una de las más sólidas señas de identidad de Gaucín y uno de los más queridos lugares de culto y devoción de la Orden Hospitalaria. 42 RAMÍREZ GONZÁLEZ, S., “La aparición del Niño Jesús a San Juan de Dios, fundamentos iconográficos de la Orden Hospitalaria. Aproximación al patrimonio artístico y avatares históricos de la ermita del Santo Niño de Gaucín”, Boletín de Arte, 23 (2002) 229-251. 43 BENAVIDES VÁZQUEZ, „La ermita del niño Jesús de Gaucín: Un proyecto difusor de la devoción a San Juan de Dios“, en Las romerías como manifestación del sentir popular. Actas del VII Congreso de forlclore andaluz, Jaén 1998 pp.77-98. 44 RAMÍREZ GONZÁLEZ, a. c., Boletín de Arte, 23 (2002) 229-251.
ÉXODO DE LAS DEVOCIONES CATÓLICAS DE GIBRALTAR DESPUÉS DE 1704… 507
1. ORTEGA BRU, Éxodo de Gibraltar (detalle), c, 1950. Aparición del Niño Jesús a san Juan de Dios Grabado de Pedro de Villafranca para la edición de 1659 de biografía del santo compuesta por Antonio de Govea (1624). Al fondo se aprecia Gibraltar.
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 19.06.2016

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
https://www.sjd.es/?q=hospital-san-juan-de-dios-granada
https://www.sjd.es/sites/default/files/ckfinder/userfiles/files/Biografia%20SJD.pdf
http://dialnet.unirioja.es/descarga/articulo/4715160.pdf
http://www.torralbadeoropesa.org/municipio/personajes-ilustres/

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Johannes von Gott, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johannes_von_Gott.htm, abgerufen am 7. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Perpetua

Perpetua
Gedenktag katholisch: 7. März
gebotener Gedenktag
Fest in Nordafrika
nicht gebotener Gedenktag im mozarabischen Ritus
gebotener Gedenktag in Mailand und im Ambrosianischen Teil des
Bistums Lugano: 7. Februar
Gedenktag III. Klasse 6. März, Todestag: 7. März
bedacht im Eucharistischen Hochgebet I und im Ambrosianischen Hochgebet I

Gedenktag evangelisch: 7. März

Gedenktag anglikanisch: 7. März

Gedenktage orthodox: 1. Februar, 24. März

Gedenktag armenisch: 25. Februar

Gedenktag syrisch-orthodox: 7. März

Name bedeutet: die Beständige (latein.)

Märtyrerin
† 7. März 202 (oder 203) in Karthago, dem heutigen Vorort von Tunis in Tunesien in Tunesien

Vivia Perpetua aus vornehmen Haus und ihre Sklavin Felicitas wurden in Thuburbo Minus – dem heutigen Tebourba – verhaftet, weil sie sich als Katechumenen auf die Taufe vorbereiteten. Perpetua ging der Überlieferung nach mit ihrem kleinen Sohn ins Gefängnis und empfing dort die Taufe. Ihr Vater versuchte erst mit Gewalt, dann mit Bitten und Flehen und unter Tränen, sie vom Christentum abzubringen, aber sie blieb standhaft und wurde mit ihrer Sklavin und weiteren Christen bei einer Vorführung, die Kaiser Septimius Severus zum Geburtstag seines Sohnes abhalten ließ, im Zirkus wilden Tieren vorgeworfen und dabei schwer verletzt. Die Legende erzählt, dass sie daraufhin zuerst ihre Haare wieder geordnet habe, weil es sich nicht gebühre, während der Verherrlichung zum ewigen Leben ein ungepflegtes oder gar trauriges Bild abzugeben. Dann ging sie dem noch unerfahren Henker, der sie zu erdolchen hatte, zur Hand, und half ihm, ihre Kehle zu durchschneiden.

Mit Perpetua und Felicitas starben Satyrus, von dem ebenfalls eine Himmelsvision überliefert ist, Saturninus (Torvilus), Revocatus und Secundinus (Secundus, Secundolus).

Die Leidensgeschichte von Perpetua und Felicitas besteht aus dem von Perpetua selbst verfassten Bericht, der Vision des Satyrus und Zusätzen eines Redaktors – der nicht, wie früher angenommen, Tertullian war. Diese Märtyrerinnen gehören zu den ältesten Blutzeugen des Christentums, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist. Bald schon wurde über ihrem Grab in Karthago eine Kirche erbaut.

Reliquien liegen in der Kirche St. Peter und Paul in Bochum.

Attribute: wilde Kuh, mit Kind
Bauernregeln: Perpetua und Felicitas, / die bringen uns das erste Gras.
Perpetua kalt, Winter lang.

Die Himmelsvision der Perpetua
Während ihrer Gefangenschaft wurde Perpetua von ihrem Vater eindringlich gebeten, dem Christentum abzusagen, um am Leben zu bleiben. Ihr christlicher Bruder forderte sie auf, um eine Vision zu bitten um zu erfahren, ob ihr das Martyrium drohe oder die Freilassung möglich sei. Eine der dem Bruder berichteten Visionen:

Ich sehe eine eherne Leiter von wundersamer Größe, die an den Himmel rührt und so schmal ist, dass man nur einzeln auf ihr hinaufsteigen kann; und an den Holmen der Leiter ist allerlei Eisengerät befestigt. Da gab es Schwerter, Lanzen, Haken, Dolche, Spieße, so dass einer, der unvorsichtig oder ohne nach oben Acht zu geben emporstiege, zerrissen würde und sein Fleisch vom Eisen hinge. Und unter jener Leiter lag ein Drache von wundersamer Größe, der den Aufsteigenden auflauerte und sie davon abschrecken wollte hinaufzusteigen. Als erster aber stieg Saturus hinauf, der sich im Nachhinein unseretwegen freiwillig gestellt hatte; er selbst hatte uns ja unterwiesen; damals, als wir verhaftet wurden, war er nicht dabei gewesen. Und er gelangte ans Ende der Leiter, wandte sich um und sagte zu mir: Perpetua, ich warte auf dich; doch gib Acht, dass der Drache dich nicht beißt. Und ich sagte: Er wird mir nichts tun, im Namen Jesu Christi. Und von unter der Leiter her streckte er langsam, als fürchte er mich, den Kopf hervor. Und als träte ich auf die erste Sprosse, so trat ich ihm auf den Kopf und stieg empor. Und ich sah einen unermesslich weiten Garten, und in seiner Mitte saß ein weißhaariger Mann in Hirtentracht, groß, der Schafe molk. Und rings um ihn standen viele Tausende in weißen Gewändern. Und er hob sein Haupt, schaute mich an und sagte zu mir: Schön, dass du da bist, mein Kind. Und er rief mich herbei, und von dem Käse, den er molk, gab er mir gleichsam einen Bissen. Und ich empfing ihn mit ineinander gelegten Händen und aß. Und sämtliche Umstehenden sagten: Amen. Und vom Klang dieses Rufes erwachte ich; irgendetwas Süßes kaute ich noch. Und sogleich berichtete ich meinem Bruder. Und wir erkannten, dass das Martyrium bevorstehe, und fortan setzten wir keine Hoffnung mehr auf diese Welt.
Aus: Peter Habermehl: Perpetua und der Ägypter. Walter de Gruyter, Berlin 2004
Die Le­gen­da Aurea er­zählt die Ge­schich­te von Per­pe­tua und Fe­li­ci­tas im Ka­pi­tel über Sanct Sa­turn­i­nus.
Von Sanct Saturninus
aus dem Lateinischen von Richard Benz Hinweise zur Legenda Aurea
Sa­turn­i­nus ward von der Apos­tel Jün­gern zum Bi­schof ge­weiht und gen Tou­lou­se ge­sandt. Da er nun zu der Stadt ein­ging, woll­ten die bösen Geis­ter den Hei­den nim­mer ant­wor­ten. Da sprach der Hei­den einer: Es sei denn, dass sie Sa­turn­i­num tö­te­ten, an­ders möch­ten sie von ihren Göt­tern kein Ding mehr haben. Also grif­fen sie Sa­turn­i­num; und da er nicht op­fern woll­te, ban­den sie ihn einem Stier an seine Füße, und trie­ben das Tier mit Sta­cheln von der Höhe der Burg die Stu­fen des Ca­pi­to­lii hinab, dass sein Schä­del zer­schell­te und sein Ge­hirn her­aus­spritz­te. Also voll­brach­te er das Mar­ty­ri­um. Zwei Frau­en aber nah­men sei­nen Leib und be­gru­ben den gar tief unter der Erde aus Furcht vor den Hei­den; aber seine Nach­fol­ger über­führ­ten ihn her­nach an eine wür­di­ge­re Statt.

Es war auch ein an­de­rer Sa­turn­i­nus, den ließ ein Prä­fect zu Rom lange in dem Ker­ker hun­gern; dar­nach spann­te er ihn aus auf der Fol­ter und ließ ihn mit Rie­men, Knüt­teln und Scor­pio­nen schla­gen; und ließ seine Sei­ten mit Feuer bren­nen; und ihn dar­nach von der Fol­ter neh­men und ent­haup­ten. Das ge­schah unter Ma­xi­mia­nus um das Jahr des Herrn 287.

Es war noch ein an­de­rer Sa­turn­i­nus, in Af­ri­ca, der ein Bru­der war Sanct Sa­ty­ri, wel­cher das Mar­ty­ri­um litt mit die­sem sei­nem Bru­der, und mit­samt Re­vo­ca­tus und Fe­li­ci­tas, des vor­ge­nann­ten Re­vo­ca­ti Schwes­ter; und mit Per­pe­tua, die war von ede­lem Ge­schlecht. Der­sel­ben Ge­dächt­nis wird ziem­li­cher zu einer an­de­ren Zeit ge­fei­ert. Da der Rich­ter zu ihnen sprach, sie soll­ten den Göt­tern op­fern, woll­ten sie es in kei­ner Weise tun; da ließ er sie alle ins Ge­fäng­nis wer­fen. Als das Sanct Per­pe­tu­en Vater sah, da lief er wei­nend zu dem Ker­ker und sprach „Toch­ter, was hast du getan? du hast dein Ge­schlecht ent­eh­ret, denn von allem un­serm Ge­schlech­te ward noch nie­mand in den Ker­ker ge­schlos­sen“. Da er aber ver­nahm, dass sie eine Chris­tin war wor­den, fuhr er mit sei­nen Fin­gern wider ihre Augen, und woll­te ihr die Augen aus­gra­ben. Hier­nach so lief er mit Schrei­en davon.

Sanct Per­pe­tua aber hatte die­ses Ge­sicht, das sagte sie des an­dern Mor­gens ihren Ge­sel­len: „Ich sah eine gold­ne Lei­ter, die war so lang, dass sie an den Him­mel rühr­te, und war so eng, dass al­le­zeit nicht mehr denn ein klei­ner Mensch dar­auf moch­te stehn. An die­ser Lei­ter zur Rech­ten und zur Lin­ken waren ei­ser­ne Schwer­ter und Mes­ser ge­ste­cket, die waren spitz und ge­fei­let, also dass, wer hin­auf stieg, weder neben sich noch unter sich moch­te schau­en, son­dern er muss­te al­le­zeit auf­recht zum Him­mel ste­hen. Unter die­ser Lei­ter lag ein er­schreck­li­cher un­ge­heu­rer Dra­che, also dass vor gro­ßer Furcht nie­mand da hin­auf­stei­gen woll­te. Dar­auf sah ich Sanct Sa­tyrum die Lei­ter hin­auf­stei­gen bis zu oberst; der blick­te zu uns herab und sprach: „Ihr sollt den Dra­chen nicht fürch­ten, son­dern stei­get fröh­lich empor, auf dass ihr bei mir möget sein“. Als die an­dern Hei­li­gen das ver­nah­men, dank­ten sie alle Gott; denn sie er­kann­ten, dass sie zu der Mar­ter waren ge­ru­fen. Dar­nach wur­den sie vor den Rich­ter ge­führt, und da sie nicht op­fern woll­ten, schied der Rich­ter Sa­turn­i­num und die an­de­ren Män­ner von den Frau­en; und sprach zu Fe­li­ci­tas „Hast du einen Ge­mahl?“ Sie ant­wor­te­te „Ich habe einen, den ver­schmäh ich“. Sprach der Rich­ter „O du zarte Frau, er­bar­me dich über dich sel­ber, son­der­lich da du ein Kind trägst in dei­nem Leib“. Sie ant­wor­te­te „Tu mit mir was du willst, denn zu dei­nem Wil­len magst du mich nim­mer­mehr keh­ren“. Da lie­fen auch Sanct Per­pe­tu­en Vater und Mut­ter herzu mit­samt ihrem Ge­mahl, die brach­ten auch ihr klein Kind­lein dar, das noch säu­gend war. Und da ihr Vater sie ste­hen sah vor dem Rich­ter, da fiel er nie­der auf sein An­ge­sicht und sprach „O du al­ler­liebs­te Toch­ter, er­bar­me dich mei­ner und dei­ner be­trüb­ten Mut­ter, und dei­nes ver­las­se­nen Ge­mahls, der nach dir nim­mer­mehr mag leben“. Per­pe­tua aber stund un­be­wegt. Da gab ihr der Vater das Kind an ihren Hals, und grif­fen alle drei ihre Hände und kü­ß­ten sie, und spra­chen „Liebe Toch­ter, er­bar­me dich über uns, und lebe mit uns“. Sie aber warf das Kind hin und stieß die an­dern von ihr und rief „Wei­chet von mir, ihr Fein­de Got­tes, ich kenne euch nicht“. Als der Prä­fect ihre Stand­haf­tig­keit sah, ließ er sie sehr gei­ßeln, und legte sie dar­nach wie­der in den Ker­ker. Da be­trüb­ten sich die Hei­li­gen gar sehr über Sanct Fe­li­ci­tas, die ein Kind trug in dem ach­ten Mond. Darum be­te­ten sie alle für sie. Also kamen die Schmer­zen der Ge­burt plötz­lich über sie, und sie genas zu­stund eines le­ben­di­gen Knäb­leins. Sprach der Rich­ter einer zu ihr „Was willst du nun tun, so du vor den Rich­ter kom­mest, so du jetzt dich so übel ge­ha­best in die­ser klei­nen Pein?“ Sie ant­wor­te­te „Ich leide hier für mich sel­ber; so lei­det Gott für mich vor dem Rich­ter“. Dar­nach wur­den sie aus dem Ge­fäng­nis ge­führt, und wur­den ihnen die Hände auf den Rü­cken ge­bun­den; und wur­den mit blo­ßem Hin­tern ge­führt durch die Stra­ßen und Plät­ze. Dar­nach so ließ man wilde Tiere auf sie. Also wur­den Sa­ty­rus und Per­pe­tua von Löwen zer­ris­sen, Re­vo­ca­tus und Fe­li­ci­tas aber von Leo­par­den; und ward Sanct Sa­turn­i­nus mit dem Schwert ent­haup­tet. Das ge­schah um das Jahr des Herrn 257 unter den Kai­sern Va­le­ria­nus und Gal­li­e­nus.

Stad­lers Voll­stän­di­ges Hei­li­gen­le­xi­kon
Perpetua und Gefährten
Perpetua et Soc. M. M. (7. al. 4. März, al. 2. Febr.) Die berühmten Acten der hhl. Perpetua, Felicitas, Satur, Vivia, Saturninus, Revocatus und Secundulus sind aus der Bibliothek des Klosters Catina um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts zum ersten Male veröffentlicht worden. Dieselben wurden von den Boll. mit einem sehr sorgfältigen Commentar begleitet. Ruinart entdeckte und benützte in seinen »ächten Martyrer-Acten« noch zwei Handschriften, so daß wir im Stande sind, von den Händen so großer Führer sicher geleitet, ein getreues Bild dieses glorreichen Martyrthums zu entwerfen. Der Ort, wo sie litten und starben, ist nicht Tuburbium in Mauritanien, wie es auch im Mart. Rom. heißt, oder die gleichnamige Stadt im proconsularischen Afrika, weßhalb sie gewöhnlich aber irrig »die Tuburbitanischen Heiligen« genannt wurden. Diese sind vielmehr die hhl. Maxima, Donatilla und Secunda, deren Martyrthum in die Zeit der Kaiser Valerianus und Gallienus fällt, während die hhl. Perpetua und Genossen damals schon als Heilige verehrt wurden. Ihr Martyrtod ereignete sich viel früher, nämlich im J. 202 oder 203, als Severus römischer Kaiser war. Ihr Martyrium und die in demselben vorkommenden Gesichte, großentheils von der hl. Perpetua selbst am Vorabende ihres Todes aufgezeichnet, galten zu allen Zeiten den Gläubigen als ein besonderes und unwidersprechliches Zeugniß, daß der hl. Geist diese hl. Martyrer mit seinem Lichte und seinem Troste vollkommen erfüllt hatte. Ihr Andenken wurde deßhalb in der Kirche, namentlich aber in Afrika und Karthago hoch in Ehren gehalten, und ihre Acten, als Beispiele des wahren Glaubens und der göttlichen Gnade, in den Kirchen beim Gottesdienste zur Erbauung des christlichen Volkes vorgelesen. 1 Die Acten beginnen mit der Einkerkerung der hl. Perpetua. Aus angesehenem Geschlechte und gut erzogen, war Vivia Perpetua damals ungefähr zweiundzwanzig Jahre alt. Noch hatte sie Vater und Mutter. Von ihren zwei Brüdern war der Eine gleichfalls angehender Christ. Sie war verheirathet und hatte eben ein Söhnlein an der Brust, als die Häscher sich ihrer bemächtigten und in leichter Untersuchungshaft gefangen hielten. Ihr Vater suchte sie abwendig zu machen. Da sprach sie zu ihm: »Mein Vater, kannst du das Gefäß, das hier auf dem Boden liegt, dieses Krüglein, anders nennen, als was es ist?« Er antwortete: »Nein!« »Ebenso«, fuhr sie fort, »kann auch ich mir keinen andern Namen geben, als was ich bin, eine Christin.« Der Vater stürzte sich auf sie, als wollte er ihr die Augen herausreißen, doch that er ihr nichts zu leid, sondern ging, nachdem er sie in dieser Weise beunruhigt hatte, mit seinen teuflischen Gedanken besiegt hinweg. Sie tröstete sich leicht über die Abwesenheit des Vaters, denn während der wenigen Tage Zwischenzeit empfing sie mit den Uebrigen die hl. Taufe. Der heil. Geist, dessen Gnade sie empfangen hatte, belehrte sie aber, um Nichts zu bitten, als um die Uebertragung der Leibesnoth, d. h., um die Gnade des gut überstandenen Martyriums. Bald darauf kam sie in das Gefängniß. Die junge Frau, die niemals in so finsterm Raum gewesen war, schauderte zusammen. Die unerträgliche Hitze, herrührend von der großen Zahl der Gefangenen, die Spässe der Soldaten, die Sorge für das Kind waren ihr eine große Plage. Zwei fromme Diaconen, Tertius (Titius) und Pomponius (Pontius) verschafften aber durch Bestechung der Wache ihr und ihren Mitgefangenen schon nach wenigen Stunden eine erträglichere Zelle. Freilich war ihr Leiden immer noch sehr groß, namentlich wegen des Kindes, dem sie nicht Nahrung genug geben konnte, aber doch wäre sie ohne dasselbe so unglücklich gewesen, daß sie mit demselben hier lieber weilte, als ohne dasselbe am angenehmsten Orte oder selbst in einem Palaste. Da redete der Bruder ihr zu, sie möge in Anbetracht der Gnade, die ihr vom Herrn gegeben war, um eine Vision bitten, in welcher sie über den Ausgang ihrer Sache Aufschluß erhielten: ob sie nämlich auf Leiden oder auf Befreiung hoffen dürften. Solche Gebete waren, nach dem Zeugnisse des hl. Cyprianus, nichts Ungewöhnliches und fanden sehr oft Erhörung. Die hl. Perpetua war aber davon so fest überzeugt, daß sie ihrem Bruder sogleich das Versprechen gab: »Morgen wirst du die Antwort erhalten.« Sogleich fing sie an zu beten. Während sie betete, sah sie alsbald eine goldene Leiter von wunderbarer Höhe, hinausreichend bis zum Himmel, und so schmal, daß nur je Einer hinaufsteigen konnte, an den Seiten aber waren alle Arten schneidiger Folterwerkzeuge befestiget – Schwerter, Lanzen, Hacken, Messer, – und wenn Jemand unachtsam, den Blick nicht aufwärts gerichtet, emporstieg, so wurde er zerschnitten und sein Fleisch blieb an den eisernen Werkzeugen hängen. Unter der Leiter war ein Drache von außerordentlicher Größe, der den Hinaufsteigenden rücklings nachsetzte, und sie vom Hinaufsteigen zurückschreckte. Der Erste, welcher hinaufstieg war Saturus; als er oben angelangt war, wandte er sich um und rief ihr zu: Perpetua, ich erwarte dich; sei aber vorsichtig, daß dich der Drache nicht beißt. Sie antwortete ihm: »Er wird mir nicht schaden (da ich hinaufsteige) im Namen des Herrn Jesus Christus.« Und als ob der Drache sie fürchte, erhob er nur ein wenig seinen Kopf, auf den sie trat, nachdem sie die erste Sprosse erstiegen hatte. Als sie oben war, sah sie einen Garten von unermeßlicher Ausdehnung, in dessen Mitte ein Mann saß, mit grauen Haaren, im Gewande eines Hirten. (So wurde das Bild Christi in jener Zeit in den christlichen Oratorien und auf den heiligen Gefäßen dargestellt.) Er war groß und molk die Schafe. Um ihn her standen viele Tausende mit weißen Kleidern. Und sein Haupt erhebend, sprach Er: du bist angekommen, mein Kind! Und Er rief mich zu sich und gab mir von dem Käse, den er aus der Milch bereitet hatte etwa einen Bissen; ich nahm ihn mit gefalteten Händen und aß; die Umstehenden aber sagten alle mit lauter Stimme: Amen. (Dieß war genau der Ritus, in welchem den Gläubigen die Communion gereicht zu werden pflegte.) Daran erwachte sie. Noch hatte sie etwas Süßes im Munde, sie konnte selbst nicht sagen, was es war, aber sie aß es. Aus diesem Gesichte entnahmen die Gefangenen das bevorstehende Leiden und verzichteten auf alle irdische Hoffnung. Nach wenigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, daß sie in peinliches Verhör genommen werden sollten. Da eilte nochmal der Vater der hl. Perpetua herbei und beschwor sie bei seinen grauen Haaren, bei aller Liebe, die er ihr als Vater bewiesen, ihm nicht die Schande einer Verurtheilung anzuthun. Dabei fiel er ihr zu Füßen, küßte ihre Hände, weinte, und nannte sie nicht mehr Tochter, sondern Frau. Die Heilige hatte Mitleid mit ihm, daß nur er aus ihrer ganzen Verwandtschaft sich nicht über ihr Leiden erfreuen sollte, und sprach ihm Muth ein: »Es wird auf der Gerichtsbühne nichts geschehen, als was Gott will. Wir können nicht frei über uns verfügen, sondern befinden uns in der Hand Gottes.« Betrübt ging er von dannen. Am andern Morgen wurden die gefangenen Christen vorgeführt und legten ihr Bekenntniß ab. Im Augenblicke, als an Perpetua die Reihe kam, trat wieder ihr Vater mit dem Kinde hervor und rief flehentlich: »Schone doch des Kindes!« Der Procurator Hilarianus (Helarianus, Elarianus) sagte gleichfalls: »Schone die grauen Haare deines Vaters; schone den kleinen Sohn! Opfere für das Heil der Kaiser!« Sie weigerte sich standhaft und bekannte sich als Christin. Da wollte der Vater sich an ihr vergreifen und sie von der Bühne hinunterstürzen, aber Hilarianus ließ dafür ihn selbst hinunterstürzen und mit Ruthen streichen – was der Heiligen so wehe that, als wäre es ihr selbst geschehen. Dann sprach er das Urtheil: ad bestias, Tod durch die wilden Thiere. Die Christen wurden ins Gefängniß zurückgebracht. Die hl. Perpetua ließ durch den Diacon Pomponius (Parponianus) den Vater um ihr Kind bitten, aber diese Bitte wurde ihr abgeschlagen. Die Gefangenen wurden auch in ein anderes, dem Amphitheater näher gelegenes, vielleicht mit demselben verbundenes Gefängniß, carcer castrensis genannt, überbracht. Der Kerkermeister, Namens Pudens, war ein humaner Mann; er ließ die Christen, welche die Gefangenen zu küssen kamen, zahlreich zum Besuche. Bevor der Tag ihres Leidens, von ihr selbst »Tag des Geschenkes«, d.i. der göttlichen Gnadengabe genannt, anbrach, kam der Vater ein drittes Mal zu ihr, um mit ihr zu sprechen, aber er konnte mit allen seinen Bitten und Verwünschungen, seinen Thränen, Kniefallen, mit seinem Haar und Bartausraufen wohl ihr kindliches Mitleid neuerdings aufs höchste erregen, den beabsichtigten Abfall vom Glauben aber nicht zuwege bringen. Bald darauf hatte sie ein neues Gesicht. Sie ward in die Arena geführt und erwartete das Hervorbrechen eines der wilden Thiere. Es geschah aber nicht. Dafür hatte sie mit einem großen Aegyptier zu kämpfen, den sie, plötzlich in einen Mann verwandelt, im Zweikampf niederwarf. Aber auch Saturus hatte ein Gesicht, das er erzählte: »Bereits war unser Leiden vorüber«, sagte er, »wir verließen unsern Leib und vier Engel, deren Hände uns nicht berührten, trugen uns gegen Sonnenaufgang. Unser Weg ging nicht nach Oben, sondern nur sanft aufwärts, so wie auf einen leichten Hügel. Bald sahen wir das unendliche Licht und ich sagte zu Perpetua, die mir zur Seite ging: das ist’s, was uns der Herr versprochen hat; wir empfangen jetzt seine Verheißung. Noch immer wurden wir weiter getragen und kamen in einen weiten Raum, der um und um grün, war, mit rosigen Bäumen und allen Blumenarten bepflanzt. Die Bäume waren so hoch wie die Cypressen, und unausgesetzt fielen Blüthenblätter von ihnen herab. Hier befanden sich vier andere Engel, schöner als die vorigen; sobald sie uns sahen, erwiesen sie uns Ehre und sprachen zu den übrigen Engeln: siehe, diese sind es! Und sie wunderten sich. Nun gingen wir zu Fuß ein Stadium weit, auf einem breiten Wege. Hier fanden wir den Jocundus, Saturninus und Artaxius, die dieselbe Verfolgung leidend, lebendig verbrannten, ebenso den Quintus, der als Martyrer noch im Gefängnisse gestorben war. Als wir sie fragten, wo die Uebrigen seien, sprachen die Engel: Kommet zuerst, tretet ein und grüßet den Herrn. Der Ort, an welchem wir jetzt waren, hatte Wände, wie wenn sie von Licht erbaut worden wären; vor der Thüre standen vier Engel, welche den Eintretenden weiße Kleider gaben. Als wir angekleidet waren, gingen wir hinein und sahen das unermeßliche Licht und hörten wie mit einer einzigen Stimme viele ohne Aufhören rufen: Heilig, heilig, heilig. Mitten in dem Orte sahen wir einen Mann sitzen, altersgrau, mit schneeigen Haaren und jugendlichem Angesicht, seine Füße aber sahen wir nicht. Zur rechten und linken Seite von ihm standen die vierundzwanzig Aeltesten und hinter ihnen noch viele Andere. Wir traten mit großer Verwunderung ein und standen vor dem Throne, die vier Engel hoben uns zu Ihm und wir küßten Ihn und Er erwiederte uns den Kuß von seiner Hand ins Angesicht. Die übrigen Aeltesten sprachen zu uns: Wir haben Frieden gemacht; gehet und unterhaltet euch! Und ich sagte: Perpetua, nun hast du, was du dir gewünscht! Sie erwiederte: Gott sei Dank, als ich noch im Fleische lebte, war ich fröhlich, aber um wie viel fröhlicher bin ich jetzt! Beim Hinausgehen sahen wir rechts vor der Thüre den Bischof Optatus und links den Priester und Lehrer Aspasius, von einander geschieden und traurig; sie warfen sich uns zu Füßen und sagten: Machet Frieden unter uns, da ihr von uns weggegangen seid, ohne dieses Werk zu vollenden. Wir antworteten: Bist du nicht unser Vater und du unser Priester, warum fallet ihr uns zu Füßen? Und wir wendeten uns zu ihnen und umhalsten sie. Und Perpetua fing an, mit ihnen zu sprechen und wir thaten es gesondert mit jedem unter einem Rosenbaume im Grünen. Während wir redeten, sagten die Engel zu ihnen: Lasset sie! Ihnen gebührt Erquickung. Habt ihr unter euch Zwiespalt, so vergebe Einer dem Andern! Als sie darüber betrübt waren, sagten sie zu Optatus: Tadle dein Volk, denn sie kommen bei dir zusammen, als wären sie auf dem Heimweg vom Circus und noch im Streit wegen der Parteien. Es schien uns sogar, daß sie die Thore schließen wollten. Hierauf begannen wir hier viele Brüder kennen zu lernen, besonders auch Martyrer. Alle wurden wir von einem unaussprechlichen Geruche durchdrungen, der uns sättigte. Darüber mich freuend, erwachte ich.« Nach diesen Gesichten erzählen uns die Acten zuerst den Tod des hl. Secundulus. Er starb an den erlittenen Qualen im Gefängnisse, nicht durch die wilden Thiere, in der Gnade des Herrn. Die hl. Felicitas befürchtete etwas Aehnliches, weil sie schon im achten Monat schwanger ging. Als daher der Tag des Martyriums bevorstand, war sie sehr in Sorgen, es möchte die Urtheilsvollstreckung an ihr ihrer Schwangerschaft wegen verschoben werden, so daß sie ihr heiliges und unschuldiges Blut später vielleicht mit wirklichen Verbrechern würde vergießen müssen. Ebenso trauerten auch ihre Mitzeugen für Christus. Auch sie wollten eine so vortreffliche Gefährtin zur Begleiterin haben und nicht erst in der Hoffnung auf demselben Wege zurücklassen. Sie vereinten daher ihr Seufzen und beteten in dieser Meinung zum Herrn. Es war der dritte Tag vor ihrem gnadenvollen Leiden. Sogleich nach vollendetem Gebete befielen sie die Wehen. Da sie aber sehr schwer gebar und darüber jammerte, sprach Einer von den Wärtern: »Wenn du jetzt schon so große Schmerzen empfindest, wie wird dir’s erst gehen, wenn du den wilden Thieren vorgeworfen wirst, die du nicht zu fürchten schienst, als du dich zu opfern weigertest.« Sie antwortete: »Was ich jetzt leide, das leide ich selbst; was ich dann leiden werde, leidet jener in mir, für welchen ich leide, weil ich für ihn leiden will.« Sie gebar ein Töchterlein, die eine Schwester an Kindesstatt annahm und erzog. Unterdessen hatte aber der Tribun die Gefangenen wieder härter behandeln lassen, da er befürchtete, es könnte sonst ihren Zauberkünsten gelingen, aus dem Kerker zu entkommen. Darüber tadelte ihn Perpetua und sprach: »Warum willst du uns hungern lassen, die wir so vornehme Verurtheilte sind, daß sie am Geburtsfeste des Kaisers in den Wettkampf gelassen werden? Ist es nicht Ehrensache für dich, daß wir wohl genährt vorgeführt werden?« Der Tribun erröthete und ließ sie von jetzt an gelinder halten, so daß ihre Brüder und die Uebrigen wieder frei hereinkommen und ihnen Erfrischungen bringen durften. Der Kerkermeister Pudens war unterdessen gläubig geworden. Am Tage vor der Entscheidung hatten die Gefangenen die Wohlthat des Freimahles, aber sie feierten nicht dieses, sondern in Verbindung mit dem hl. Abendmahl – das in jener Zeit noch unter den Christen gewöhnliche gemeinsame Liebesmahl. 2 An die Neugierigen, welche gekommen waren, die Heiligen zu sehen, hielten sie freimüthige Ansprachen, ihnen die Gerichte Gottes androhend und das Glück ihres Leidens verkündend. Unter Anderm sprach Satur zu der neugierigen Menge: »Könnt ihr nicht morgen genug sehen? oder sehet ihr jetzt gerne, was ihr doch hasset, heute Freunde, morgen Feinde? Merket euch doch gut unser Angesicht, damit ihr uns dereinst am Gerichtstage wieder erkennet!« Erschüttert gingen sie weg und Viele wurden gläubig. Endlich, erzählen die Acten weiter, erschien ihr Siegestag. Sie verließen den Kerker und gingen ins Amphitheater wie in den Himmel, fröhlich, schön von Angesicht, zitternd vor Freude, nicht vor Furcht. Zuletzt schritt Perpetua mit freundlichem Gesichte und einem Schritte wie er einer Matrone, einer Geliebten des Gottes Christus geziemt, den Glanz ihrer Augen, damit Niemand in dieselben blicke, zu Boden werfend. Ebenso Felicitas, vor Freude erregt, daß sie glücklich geboren, um zum Thierkampfe gelassen zu werden, und von der Hebamme zum Fechten gehend, mit einer zweiten Taufe, der Bluttaufe, sich abzuwaschen. Am Thore wollte man sie nöthigen, das vorgeschriebene Kleid anzuziehen: die Männer das der Saturnuspriester, die Frauen das der Priesterinnen der Ceres. Aber Perpetua weigerte sich standhaft und sprach im Namen Aller: »Freiwillig«, sprach sie, »sind wir hiehergekommen, damit unser freier Wille keinen Zwang erleide; deßwegen haben wir unser Leben preisgegeben, damit wir nichts dergleichen thun müßten; ich berufe mich auf dieses mein vertragsmäßiges Recht.« Und die Ungerechtigkeit erkannte dieses Mal auf Gerechtigkeit; der Tribun (Richter) gestattete, daß sie in ihren eigenen Kleidern, wie sie waren, in die Arena geführt wurden. Perpetua sang Psalmen, da sie »dem Aegyptier« ja bereits auf den Kopf trat. Revocatus, Saturninus und Saturus bedrohten das ihnen zuschauende Volk mit dem göttlichen Gerichte. Wie sie dem Hilarianus gegenüber kamen, sagten sie auch zu ihm durch Haltung und Gebärden: »Du richtest uns, dich aber wird Gott richten.« Darüber erbittert, verlangte das Volk, daß sie von den »Jägern« – so hieß man die Thierhetzer – mit Geißeln tractirt würden (eine Art Spitzruthenlaufen). Sie wünschten sich Glück, daß sie auf diese Weise auch etwas vom Leiden des Herrn verkosten dürften. Dieser aber gab jedem von ihnen den Ausgang, den er gewünscht, gemäß seinem Versprechen: »Bittet, und ihr werdet empfangen.« Als sie nämlich über ihr Martyrium mit einander redeten, wünschte Saturninus allen Thieren vorgeworfen zu werden, um nämlich eine herrlichere Krone zu erlangen. Wirklich wurden er und Revocatus, nachdem sie von einem Leoparden angefallen waren, auch noch auf dem Sprechplatze (pulpitum, eine weite hölzerne Bühne), den Tatzen eines Bären preisgegeben. Saturus bat, weil er vor den Bären große Scheu trug, von einem einzigen Leopardenbisse getödtet zu werden. Und siehe, man ließ ein Wildschwein auf ihn los; dieses aber sprang zurück und verwundete den »Jäger« (Hetzer), so daß er einige Tage später starb. Da wurde Saturus ohne Begleitung hineingezogen. Man setzte ihn an der Brücke den Anfällen eines Bären aus, aber der Bär verließ, obwohl heftig gereizt, seine Höhle nicht. So wurde Saturus, der ein zweites Mal unverletzt geblieben, wieder abgeführt. Für die Frauenspersonen hatte der Teufel, ihrem Geschlechte entsprechend, eine wilde Kuh, was gegen alle Uebung war, in Bereitschaft gehalten. Sie wurden also ausgezogen und in die Netze eingehüllt vorgeführt. Das Volk erschauderte und murrte laut, als es in der Einen die zarte Jugend, an der Andern die von der Geburt her noch tropfenden Brüste sah. Sie wurden also zurückgebracht und aus den Netzen herausgebunden. Dann wurde zuerst Perpetua vorgeführt; in die Höhe geschleudert, fiel sie auf den Rücken. Als sie bemerkte, daß ihr Kleid an der Seite einen Riß bekommen hatte, zog sie es an sich, um die Schenkel einzuhüllen, indem sie mehr der Schamhaftigkeit als der Schmerzen eingedenk war. Als sie weggetragen war, brachte sie auch noch die zerstreuten Haare in Ordnung. Es schien ihr ungeziemend, daß eine Martyrin mit aufgelösten Haaren leide, als empfinde sie Trauer über ihre Verherrlichung. So stand sie auf und trat, als sie neben sich die gleichfalls schon geworfene Felicitas erblickte, zu derselben hin, reichte ihr die Hand und hob sie auf. Beide standen da und wurden, da die Härte des Volkes besiegt war, wieder durch das Thor zurückgeführt. Dort wurde Uerpetna von einem Katechumenen, Namens Rusticus, der ihr wie ein Bruder zugethan war, aufgenommen, und sagte wie von tiefem Schlafe erwachend – so sehr war sie im Geiste und in der Entzückung gewesen: »ich weiß nicht, wann wir einmal jener wilden Kuh sollen vorgeführt werden.« Als man ihr antwortete, daß es schon geschehen sey, wollte sie es nicht glauben, bis sie am Leibe die Male und am Kleide die Risse bemerkte, welche das Thier mit seinen Hörnern gemacht hatte. Darauf antwortete sie: »Stehet im Glauben, liebet euch Alle einander, und ärgert euch nicht an unsern Leiden.« An einem andern Thore ermahnte Saturus den Soldaten Pudens, indem er sprach: »Ich bin noch allein übrig, und wie ich vorausgesagt habe, so wird es geschehen. Bis jetzt habe ich noch kein Thier empfunden. Aber jetzt glaube von ganzem Herzen. Siehe, ich trete vor und ein einziger Leopardenbiß wird mich tödten.« Wirklich wurde er, da das Schauspiel zu Ende ging, einem Leoparden vorgeworfen; ein einziger Biß desselben übergoß ihn so sehr mit Blut, daß er beim Zurückgehen wie zum zweiten Mal getauft war; das aber Volk rief mit spotthafter Anspielung auf die heil. Taufe: salvum lotum, salvum lotum! Glücklich gewaschen, glücklich gewaschen! In der That war ihm das Glück des Martyriums zu Theil geworden. Er sprach jetzt zu dem Soldaten (Gefangenenwächter) Pubens: Lebe wohl und sei eingedenk meiner Treue. Mögen diese Ereignisse dich nicht verwirren, sondern befestigen. Dann bat er ihn um seinen Fingerring, tauchte denselben in sein Blut und gab ihm ihn als Erbschaft und als Unterpfand der Erinnerung an sein vergossenes Blut wieder zurück. Hierauf fiel er in Ohnmacht und wurde mit den Uebrigen an den Ort des Gnadenstoßes (in das sog. Spoliarium) gebracht. Als das Volk verlangte, daß er öffentlich vor aller Augen geschehe, standen sie freiwillig auf und ließen sich hinführen wohin man wollte. Ehe sie starben, gaben sie sich gegenseitig noch den feierlichen Kuß des heiligen Friedens, dem sie entgegengingen. Während nun die Uebrigen unbeweglich und stillschweigend das tödtliche Eisen empfingen, um so mehr aber Saturus, der auch zuerst die Leiter erstiegen und die Perpetua gestützt hatte, jammerte diese laut auf wegen der Stichwunden zwischen den Rippen und setzte, wie auch die Gladiatoren zu thun pflegten, selbst die fehlende Rechte des jungen Gladiators in ihre Kehle. Vielleicht hätte diese so große Frau, die vom unreinen Geiste gefürchtet wurde, nicht getödtet werden können, wenn sie nicht selbst hätte getödtet werden wollen. Als es Nacht geworden, kamen die Christen, nahmen die hl. Leiber auf die Schultern, und bestatteten sie. Die Verehrung dieser hhl. Martyrer zog bereits zur Zeit des hl. Augustinus alljährlich eine große Menschenmenge nach Carthago. Die hl. Perpetua wird (I. 300 u. 748) auch zum 4. u. 8. März genannt. Sie ist mit der hl. Felicitas in den Meßcanon aufgenommen. Auf Abbildungen haben sie neben sich öfter die wilde Kuh (nicht Stier), der sie zur Belustigung des Volkes waren vorgeworfen worden. Das Martyrium der hl. Perpetua wurde bereits im 3. Jahrh. bildlich dargestellt. Sie findet sich abgebildet in den verschiedenen Stationen ihres Leidens, so z. B. mit ihrem Kinde im Gefängnisse u.s.f. Unkundige Maler ließen sie wohl auch von Löwen zerrissen werden, weil sie mehr nicht gelesen hatten, als daß sie den wilden Thieren vorgeworfen wurde. (I. 630.)

1 Daß sie diesen Zweck auch in unsern Tagen noch erfüllen, beweist das schöne Büchlein: Perpetna oder die afrikanischen Märtyrer des dritten Jahrhunderts. Von J. Praxmarer. Innsbruck, 1866. Es sei hiemit den Lesern des H.-L. angelegentlich empfohlen.

1 Daß die Liebesmahle nach apostolischer Anordnung mit dem hl. Abendmahl verbunden und gemeinsam gefeiert wurden, sehen wir aus 1 Kor. 11,20 vgl. mit Apg. 2,46. Eine Beschreibung derselben gibt Tertullian: »Keiner setzt sich zu Tische, er habe denn zuvor das Gebet gesprochen. Die Hungrigen essen so viel sie wollen, die Durstigen trinken so viel als ehrbaren und züchtigen Leuten ziemt. Bei der Sättigung bleibt ihnen stets der Gedanke, daß sie in der Nacht noch dem Herrn dienen müssen und bei der Unterredung der Gedanke, daß Gott sie höre. Nach der Mahlzeit wäscht jeder die Hände, man betet und geht weg.«
Ca­tho­lic En­cy­clo­pe­dia
Sts. Felicitas and Perpetua
Martyrs, suffered at Carthage, 7 March 203, together with three companions, Revocatus, Saturus, and Saturninus. The details of the martyrdom of these five confessors in the North African Church have reached us through a genuine, contemporary description, one of the most affecting accounts of the glorious warfare of Christian martyrdom in ancient times. By a rescript of Septimus Severus (193-211) all imperial subjects were forbidden under severe penalties to become Christians. In consequence of this decree, five catechumens at Carthage were seized and cast into prison, viz. Vibia Perpetua, a young married lady of noble birth; the slave Felicitas, and her fellow-slave Revocatus, also Saturninus and Secundulus. Soon one Saturus, who deliberately declared himself a Christian before the judge, was also incarcerated. Perpetua’s father was a pagan; her mother, however,and two brothers were Christians, one being still a catechumen; a third brother, the child Dinocrates, had died a pagan.

After their arrest, and before they were led away to prison, the five catechumens were baptized. The sufferings of the prison life, the attempts of Perpetua’s father to induce her to apostatize, the vicissitudes of the martyrs before their execution, the visions of Saturus and Perpetua in their dungeons, were all faithfully committed to writing by the last two. Shortly after the death of the martyrs a zealous Christian added to this document an account of their execution. The darkness of their prison and the oppressive atmosphere seemed frightful to Perpetua, whose terror was increased by anxiety for her young child. Two deacons succeeded, by sufficiently bribing the jailer, in gaining admittance to the imprisoned Christians and alleviated somewhat their sufferings. Perpetua’s mother also, and her brother, yet a catechumen, visited them. Her mother brought in her arms to Perpetua her little son, whom she was permitted to nurse and retain in prison with her. A vision, in which she saw herself ascending a ladder leading to green meadows, where a flock of sheep was browsing, assured her of her approaching martyrdom.

A few days later Perpetua’s father, hearing a rumour that the trial of the imprisoned Christians would soon take place, again visited their dungeon and besought her by everything dear to her not to put this disgrace on her name; but Perpetua remained steadfast to her Faith. The next day the trial of the six confessors took place, before the Procurator Hilarianus. All six resolutely confessed their Christian Faith. Perpetua’s father, carrying her child in his arms, approached her again and attempted, for the last time, to induce her to apostatize; the procurator also remonstrated with her but in vain. She refused to sacrifice to the gods for the safety of the emperor. The procurator thereupon had the father removed by force, on which occasion he was struck with a whip. The Christians were then condemned to be torn to pieces by wild beasts, for which they gave thanks to God. In a vision Perpetua saw her brother Dinocrates, who had did at the early age of seven, at first seeming to be sorrowful and in pain, but shortly thereafter happy and healthy. Another apparition, in which she saw herself fighting with a savage Ethiopian, whom she conquered, made it clear to her that she would not have to do battle with wild beasts but with the Devil. Saturus, who also wrote down his visions, saw himself and Perpetua transported by four angels, towards the East to a beautiful garden, where they met four other North African Christians who had suffered martyrdom during the same persecution, viz. Jocundus, Saturninus, Artaius, and Quintus. He also saw in this vision Bishop Optatus of Carthage and the priest Aspasius, who prayed the martyrs to arrange a reconciliation between them. In the meanwhile the birthday festival of the Emperor Geta approached, on which occasion the condemned Christians were to fight with wild beasts in the military games; they were therefore transferred to the prison in the camp. The jailer Pudens had learnt to respect the confessors, and he permitted other Christians to visit them. Perpetua’s father was also admitted and made another fruitless attempt to pervert her.

Secundulus, one of the confessors, died in prison. Felicitas, who at the time of her incarceration was with child (in the eighth month), was apprehensive that she would not be permitted to suffer martyrdom at the same time as the others, since the law forbade the execution of pregnant women. Happily, two days before the games she gave birth to a daughter, who was adopted by a Christian woman. On 7 March, the five confessors were led into the amphitheatre. At the demand of the pagan mob they were first scourged; then a boar, a bear, and a leopard, were set at the men, and a wild cow at the women. Wounded by the wild animals, they gave each other the kiss of peace and were then put to the sword. Their bodies were interred at Carthage. Their feast day was solemnly commemorated even outside Africa. Thus under 7 March the names of Felicitas and Perpetua are entered in the Philocalian calendar, i.e. the calendar of martyrs venerated publicly in the fourth century at Rome. A magnificent basilica was afterwards erected over their tomb, the Basilica Majorum; that the tomb was indeed in this basilica has lately been proved by Pere Delattre, who discovered there an ancient inscription bearing the names of the martyrs.

The feast of these saints is still celebrated on 7 March. The Latin description of their martyrdom was discovered by Holstenius and published by Poussines. Chapters iii-x contain the narrative and the visions of Perpetua; chapters xi-ciii the vision of Saturus; chapters i, ii and xiv-xxi were written by an eyewitness soon after the death of the martyrs. In 1890 Rendel Harris discovered a similar narrative written in Greek, which he published in collaboration with Seth K. Gifford (London, 1890). Several historians maintain that this Greek text is the original, others that both the Greek and the Latin texts are contemporary; but there is no doubt that the Latin text is the original and that the Greek is merely a translation. That Tertullian is the author of these Acts is an unproved assertion. The statement that these martyrs were all or in part Montanists also lacks proof; at least there is no intimations of it in the Acts.

HOLSTENIUS, Passio SS. MM. Perpetuae et Felicitatis, ed. POSSINUS (Rome, 1663); RUINART, Acta sincera martyrum (Ratisbon, 1859), 137 sqq.; Acta SS., March, I, 633-38; HARRIS and GIFFORD, The Acts of Martyrdom of Perpetua and Felicitas (London, 1890); ROBINSON, The Passion of S. perpetua in Texts and Studies, I (Cambridge, 1891),2; FRANCHI DE’CAVALIERI, La Passio SS. Perpetuæ et Felicitatis in Röm. Quartalschr., supplement V (Rome, 1896); Bibliotheca Hagiographica Latina, ed. BOLLANDISTS, II, 964; Analecta Bollandiana (1892), 100-02; 369-72; ORSI, Dissertatio apologetica pro SS. Perpetuae, Felicitatis et sociorum martyrum orthodoxiâ (Florence, 1728); PILLET, Les martyrs d’Afrique, Histoire de Ste Perpetua et de ses compagnons (Paris, 1885); AUBÉ, Les actes des SS. Felicite, Perpétue et de luers compagnons in Les chretiens dans l’Empire Romain (Paris, 1881), 509-25; NEUMANN, Der römische Staat und die allgemeine Kirche, I (Leipzig, 1890), 170-76, 299-300; ALLARD, Histoire des persecutions, II (Paris, 1886), 96 sqq.; MONCEAUX, Histoire litteraire de l’Afrique chrétienne, I (Paris, 1901), 7 0-96; DELATTRE, La Basilica Maiorum, tombeau des SS. Perpetue et Félicité in Comples-rendus de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres (1907), 516-31.

Die Mär­ty­rer­ak­ten der Per­pe­tua und Fe­li­ci­tas auf Deutsch gibt es in der Bi­blio­thek der Kir­chen­vä­ter der Uni­ver­sité Fri­bourg.
Märtyrerakten
Die Akten der Hl. Perpetua und Felizitas
1.

[S. 328] Wenn die alten Beispiele des Glaubens, die von der Gnade Gottes Zeugnis geben und zugleich die Erbauung des Menschen bewirken, darum schriftlich aufgezeichnet worden sind, damit bei ihrer Lesung durch eine gewisse neue Vergegenwärtigung der Dinge sowohl Gott geehrt als auch der Mensch gestärkt werde, warum sollten dann nicht auch neue Denkmäler, die in gleicher Weise zu beiden Zwecken dienen, schriftlich abgefaßt werden? Werden doch auch diese einmal in gleicher Weise alt und den Nachkommen nötig sein, wenn sie in ihrer gegenwärtigen Zeit wegen der nun einmal bestehenden Verehrung für das Altertum in geringerem Ansehen stehen. Die aber die gleiche Kraft des einen Heiligen Geistes allen Zeitaltern zuschreiben, mögen sich vorsehen, da das Neuere für größer zu halten ist, weil es dem Ende näher steht und ein Überfluß der Gnade gerade für die letzten Zeiten vorbehalten ist. Denn in den letzten Tagen, spricht der Herr, werde ich von meinem Geiste ausgießen über alles Fleisch und ihre Söhne und Töchter werden weissagen; auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geiste ausgießen, Jünglinge werden Gesichte sehen und Greise Traumerscheinungen haben1 . Darum müssen wir, da wir, wie die Prophezeiungen, so auch die neuen gleichfalls verheißenen Gesichte anerkennen und verehren und auch die übrigen Gnadenwirkungen des Heiligen Geistes als bestimmt zur Unterstützung der Kirche ansehen — dieser ist er gesandt worden, der alle Gaben in allen wirkt, wie der Herr einem jeden zuerteilt hat –, das aufzeichnen und durch Lesung zur Ehre Gottes verherrlichen, damit nicht Schwachheit oder Verzweiflung am Glauben meine, nur mit den Alten sei die Gnade Gottes gewesen und habe sie der Märtyrer und Offenbarungen gewürdigt, da doch Gott immer wirkt, was er verheißen hat, den Ungläubigen zum Zeugnis, den Gläubigen zum Troste. Daher verkündigen wir euch, Brüder und Söhne, was wir gehört und mitgemacht haben, damit einerseits ihr, die ihr dabei wart, euch wieder erinnert der Herrlichkeit des Herrn, anderseits ihr, die ihr es jetzt erst hört, Gemeinschaft habet mit den heiligen Märtyrern und durch sie mit dem Herrn Jesus Christus; ihm sei Herrlichkeit und Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
1: vgl. Apg.2,17;Joel 2,28

Märtyrerakten – Die Akten der Hl. Perpetua und Felizitas
2.
Es wurden junge Katechumenen ergriffen; Revokatus und seine Mitsklavin Felizitas, Saturninus und Sekundulus, unter ihnen auch Vibia Perpetua von vornehmer Geburt, fein erzogen und ehrbar verehelicht. Sie hatte einen Vater, eine Mutter, zwei Brüder von denen einer ebenfalls Katechumene war, und einen Sohn als Säugling. Sie war ungefähr 22 Jahre alt. Diese erzählt hier selbst den ganzen Hergang ihres Martyriums, wie sie ihn mit eigener Hand und in ihrem Sinne geschrieben hinterlassen hat.

3.
Als wir noch, sagt sie, mit den Häschern zusammen waren und mein Vater in seiner Liebe nicht aufhörte, mir zuzureden, um mich zum Abfall zu bringen, da sagte ich: Siehst du beispielsweise dieses hier liegende Gefäß, ein Krüglein oder sonst etwas? Er antwortete: Ich sehe es. Darauf sagte ich: Kann man es wohl anders nennen, als was es ist? Und er sagte: Nein. So kann auch ich mich nicht anders nennen, als was ich bin, eine Christin. Der Vater, durch dieses Wort aufgebracht, stürzte sich auf mich, um mir die Augen auszureißen; aber er quälte mich nur und ging davon, überwunden wie seine Teufelsredekünste. Da habe ich dann in den wenigen Tagen, wo ich den Vater los war, dem Herrn gedankt und mich durch seine Abwesenheit erholt. In dieser Frist von wenigen Tagen wurden wir getauft, und mir gab der Geist es ein, um nichts anderes zu bitten nach der Taufe als um das Ausharren des Fleisches. Nach einigen Tagen wurden wir in den Kerker gesteckt und ich entsetzte mich, da ich noch nie eine solche Finsternis erfahren hatte. O schrecklicher Tag! Eine gewaltige Hitze; denn in ganzen Haufen wurden die Leute von den Soldaten hineingeworfen, und zuletzt quälte mich auch noch die Sorge um mein Kind daselbst. Da haben die guten Diakonen Tertius und Pomponius, die uns dienten, mit Geld erreicht, daß wir für einige Stunden an einer besseren Stelle des Kerkers uns erfrischen konnten. Da gingen alle aus dem Kerker und erholten sich: ich säugte mein schon halb verschmachtetes Kind, um das besorgt ich die Mutter tröstete, meinen Bruder aber stärkte und ihm den Sohn empfahl; ich litt schwer, weil ich sie meinetwegen leiden sah. Solche Ängsten habe ich viele Tage ausgestanden, erreichte aber, daß das Kind in meiner Pflege im Kerker blieb; es erholte sich und ich fühlte mich erleichtert durch die Mühe und die Sorge um das Kind; das Gefängnis wurde mir auf einmal zum Palaste, so daß ich dort lieber als anderswo sein wollte.

4.
Da sagte mein Bruder zu mir: Frau Schwester, du hast schon eine solche Begnadigung, daß du eine Offenbarung erbitten kannst, damit dir gezeigt werde, ob es zum Leiden kommt oder ob wir frei werden. Und ich, die ich wohl wußte, daß ich mit Gott reden würde, von dem ich schon so viele Wohltaten erfahren hatte, versprach es ihm vertrauensvoll und sagte: Morgen werde ich es dir melden. Ich betete und es wurde mir folgendes gezeigt: Ich sah eine eherne, sehr hohe Leiter, die bis an den Himmel reichte, aber so eng war, daß immer nur einer hinaufsteigen konnte; an den Seiten der Leiter waren allerlei Eisenwerkzeuge eingesteckt: Schwerter, Lanzen, Sicheln, Messer und Spieße, so daß, wer saumselig und nicht mit dem Blicke nach oben hinaufstieg, zerfleischt wurde und sein Fleisch an den Eisen hängen blieb. Unten an der Leiter lag ein gewaltig großer Drache, der den Aufsteigenden nachstellte und sie vom Aufstieg abschrecken sollte. Saturninus stieg zuerst hinauf, der sich nachträglich aus freien Stücken gemeldet und uns so zur Erbauung gedient hatte; als wir nämlich ergriffen wurden, war er nicht dabei. Er kam bis auf die Spitze der Leiter, wandte sich um und sagte zu mir: Perpetua, ich erwarte dich; doch sieh zu, daß dich dieser Drache nicht beißt! Und ich entgegnete: Er wird mir nicht schaden, im Namen Jesu Christi. Und er steckte unten von der Leiter her, als ob er mich fürchtete, sachte seinen Kopf hervor; ich aber trat ihm auf den Kopf, gleich als wenn ich auf die erste Stufe träte, und stieg hinauf. Und ich sah einen weit ausgedehnten Garten und in seiner Mitte einen altersgrauen Mann sitzen im Gewande eines Hirten; der war groß und molk die Schafe, und viele Tausende in weißen Kleidern standen umher und er erhob sein Haupt, sah mich an und sagte zu mir: Willkommen, Kind. Er gab mir von dem Käse der Milch, die er molk, einen Bissen; ich empfing ihn mit zusammengelegten Händen und aß ihn, wobei die Umstehenden sagten: Amen. Und beim Laut der Stimme erwachte ich, noch essend das Süße, was immer es auch war. Das habe ich sofort meinem Bruder berichtet und wir erkannten daraus, daß Leiden uns bevorstehen; da fing ich auch schon an, keine Hoffnung mehr auf die Welt zu setzen.

5.
Nach wenigen Tagen ging das Gerücht, wir sollten verhört werden. Es kam aber auch aus der Stadt mein Vater, ganz von Gram verzehrt; er stieg zu mir hinauf, um mich zu Fall zu bringen, und sagte: Tochter, erbarme dich meiner grauen Haare, erbarme dich deines Vaters, wenn du mich noch für wert hältst, dein Vater zu heißen; wenn ich dich mit diesen Händen zu solcher Blüte des Alters aufgezogen, wenn ich dich allen deinen Brüdern vorgezogen habe, so gib mich nicht dem Spotte der Menschen preis. Blicke auf deine Brüder, blicke auf deine Mutter und deine Tante, blicke auf dein Kind, das nach deinem Tode nicht wird fortleben können. Beuge deinen Sinn, richte uns nicht alle zugrunde, denn keiner von uns wird freimütig reden, wenn dir etwas Schlimmes zustößt. Das sagte er in seiner väterlichen Liebe; er küßte mir die Hände, warf sich zu meinen Füßen und nannte mich unter Tränen nicht mehr Tochter, sondern Frau. Mich schmerzte das Schicksal meines Vaters, daß er allein von meiner ganzen Familie sich über meine Leiden nicht freuen würde; ich tröstete ihn mit den Worten: Das wird auf jener Bühne geschehen, was Gott will; denn wisse, daß wir nicht in unserer, sondern in Gottes Gewalt sein werden. Und er ging traurig von mir hinweg.

6.
Als wir am anderen Tage eben frühstückten, wurden wir plötzlich fortgeholt, um verhört zu werden, und kamen in den Gerichtshof. Sofort verbreitete sich der Ruf davon in die Nachbarschaft, und es kam viel Volk zusammen. Wir stiegen die Bühne hinauf. Die andern bekannten alle, als sie gefragt wurden; dann kam man zu mir. Sofort erschien auch der Vater wieder mit meinem Kinde, zog mich von der Stufe hinab und sagte: Bitte um Gnade, erbarme dich deines Kindes! Und der Prokurator Hilarianus, der damals an Stelle des verstorbenen Prokonsuls Minucius Timinianus die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod hatte, sagte: Schone der grauen Haare deines Vaters, nimm Rücksicht auf die Kindheit des Knaben, opfere für das Wohl der Kaiser! Ich antwortete: Das tu ich nicht. Darauf Hilarianus: Bist du eine Christin? Und ich entgegnete: Ich bin eine Christin. Und da mein Vater da stand, um mich abzuziehen, wurde er auf Befehl des Hilarianus hinabgestoßen und auch mit der Rute geschlagen. Das Unheil meines Vaters ging mir zu Herzen; als wäre ich selbst geschlagen worden, so schmerzte mich sein unglückliches Alter. Darauf sprach er über uns alle das Urteil, daß wir den wilden Tieren vorgeworfen werden sollten, und wir stiegen heiter in den Kerker hinab. Weil aber das Kind gewohnt war, von mir die Brust zu empfangen und bei mir im Kerker zu bleiben, schickte ich sogleich den Diakon Pomponius zu meinem Vater und bat um das Kind. Aber der Vater wollte es nicht geben. Und nach Gottes Willen hat es weiter die Brust nicht begehrt und diese hat mir auch keinen Schmerz gemacht, damit ich nicht durch die Sorge um das Kind und den Schmerz der Brüste zugleich gequält würde.

7.
Nach wenigen Tagen, während wir alle beteten, brach mir plötzlich mitten im Gebete die Stimme hervor und ich nannte den Dinokrates. Ich staunte, daß er mir nie in den Sinn gekommen war als nur in diesem Augenblicke, und ich dachte mit Trauer an sein Schicksal. Ich erkannte auch sofort, daß ich würdig sei und für ihn beten müsse, und fing an, für ihn viele Gebete zu sprechen und zum Herrn zu seufzen. Sofort noch in derselben Nacht hatte ich folgendes Gesicht. Ich sehe den Dinokrates aus einem finsteren Orte, wo viele ganz erhitzt und durstig waren, in schmutziger Kleidung und blasser Farbe hervorkommen mit einer Wunde im Gesicht, die er hatte, als er starb. Dieser Dinokrates war mein leiblicher Bruder, der im Alter von sieben Jahren aus Schwäche wegen eines Krebsleidens im Gesichte elend starb, so daß sein Tod allen Menschen ein Abscheu war. Für diesen also hatte ich gebetet, und es war zwischen mir und ihm ein großer Zwischenraum, so daß wir beide nicht zueinander kommen konnten. Es war ferner an dem Orte, an welchem Dinokrates sich befand, ein Bassin voll Wasser, dessen Rand aber höher war als die Größe des Knaben, und Dinokrates streckte sich aus, als ob er trinken wollte. Ich war traurig darüber, daß jenes Bassin voll Wasser war und er doch wegen der Höhe der Umfassung nicht trinken konnte. Da erwachte ich und wurde inne, daß mein Bruder leide; aber ich vertraute, daß ich seiner Not abhelfen werde, an all den Tagen, bis wir in den Kerker des Lagers übersiedelten; denn bei den Spielen nahe dem Lager sollten wir kämpfen; es war damals der Geburtstag des Cäsars Geta. Und ich betete für ihn Tag und Nacht mit Seufzen und Tränen, damit er mir geschenkt werde.

8.
An dem Tage, an welchem wir im Kerker gefesselt blieben, hatte ich folgende Erscheinung. Ich sehe jenen Ort, den ich früher gesehen hatte, und den Dinokrates mit gewaschenem Leibe, gut gekleidet und sich erholend; wo die Wunde gewesen war, sehe ich eine Narbe, und die Umfassung jenes Teiches war tiefer geworden bis an den Nabel des Knaben; ohne Aufhören schöpfte er Wasser aus dem Bassin. Über der Umfassung war auch eine goldene Schale voll Wasser; Dinokrates trat hinzu und fing an, aus der Schale zu trinken, und diese wurde nicht leerer; nachdem er genug Wasser getrunken hatte, fing er froh nach Art der Kinder an zu spielen. Da erwachte ich und erkannte, daß er aus der Strafe entlassen war.

9.
Wenige Tage darnach ließ der Unteroffizier Pudens, der die Kerkeraufsicht führte und uns hochzuschätzen anfing, in der Erkenntnis, daß eine große Kraft in uns sei, viele zu uns herein, daß wir uns einander erheitern könnten. Als aber der Tag des Festspieles herankam, trat mein Vater zu mir herein, ganz von Gram verzehrt; er fing an, seinen Bart auszureißen und auf die Erde zu werfen, sich mit dem Gesichte auf den Boden hinzustrecken, seine Jahre zu verwünschen und solche Worte zu sprechen, die jeden Menschen ergreifen mußten. Mich schmerzte sein unglückseliges Alter.

10.
Am letzten Tage vor unserem Kampfe sah ich in einer Erscheinung folgendes. Der Diakon Pomponius trete an die Türe des Kerkers und klopfe heftig; ich ging zu ihm hinaus und öffnete ihm; er trug ein weißes, ungegürtetes Gewand mit allerlei Verzierungen am unteren Saume. Er sprach zu mir: Perpetua, dich erwarten wir, komm! Er hielt mich bei der Hand und wir fingen an, auf rauhen und windungsreichen Wegen zu gehen. Kaum waren wir endlich keuchend am Amphitheater angekommen, da führte er mich mitten in den Kampfplatz und sagte zu mir: Fürchte dich nicht; ich bin hier bei dir und helfe dir im Streite; dann ging er fort. Und ich sehe eine gewaltige, erstaunte Volksmenge. Und weil ich wußte, daß ich zu den Tieren verurteilt worden war, wunderte ich mich, daß keines von diesen auf mich losgelassen wurde. Es kam aber ein Ägypter heraus, häßlich von Ansehen, der mit seinen Helfern gegen mich kämpfen sollte; es kamen aber auch schöne Jünglinge zu mir, um mir zu helfen und mich zu schützen; ich wurde entkleidet und war ein Mann. Meine Beschützer fingen an, mich mit Öl einzureiben, wie man das zum Wettkampfe zu tun pflegt; meinen Gegner dagegen, den Ägypter, sehe ich sich im Sande wälzen. Dann kam ein Mann heraus, gewaltig groß, derart, daß er sogar den Giebel des Amphitheaters überragte; er hatte auf seinem Gewande Purpur, zwischen den zwei Purpurstreifen noch mitten auf der Brust und unten am Gewande allerlei Anhängsel von Gold und Silber; er trug auch einen Stab wie ein Kampfrichter und einen grünen Zweig, an dem goldene Äpfel hingen. Er gebot Stillschweigen und sagte: Wenn der Ägypter da diese überwindet, wird er sie mit dem Schwerte töten; überwindet sie ihn, bekommt sie diesen Zweig. Dann ging er zurück. Wir traten einander gegenüber und begannen den Faustkampf; er suchte mir die Füße zu fassen, ich aber stieß ihn mit den Fersen ins Gesicht; ich wurde von der Luft in die Höhe gehoben und fing an, ihn so zu schlagen, als wenn ich nicht mehr auf der Erde stände; als ich aber Zeit fand, schlug ich die Hände zusammen, Finger an Finger, und faßte seinen Kopf; da fiel er auf das Angesicht und ich trat ihn auf den Kopf. Das Volk fing an zu schreien und meine Beschützer an zu singen; ich aber trat herzu zum Kampfrichter und empfing den Zweig. Er küßte mich und sagte zu mir: Tochter, der Friede sei mit dir! Und ruhmvoll schritt ich zum sanavivarischen Tore hin. Da erwachte ich und erkannte, daß ich nicht gegen die Tiere, sondern gegen den Teufel kämpfen werde; aber ich wußte auch, daß mir der Sieg bevorstand. Das habe ich am Tage vor dem Festspiele geschrieben; was aber beim Festspiele selbst geschieht, möge aufschreiben, wer will.

11.
Aber auch der selige Saturus hat folgende Erscheinung, die er selbst gehabt hat, aufgeschrieben und bekannt gemacht. Wir hatten, sagt er, gelitten und gingen aus dem Fleische hinaus; da wurden wir von vier Engeln, deren Hände uns nicht berührten, nach Osten getragen. Wir machten den Weg aber nicht mit dem Rücken liegend und aufwärts gerichtet, sondern so, als wenn wir einen sanften Hügel hinanstiegen. Und als wir aus der ersten Welt heraus waren, sahen wir ein großes Licht, und Perpetua, die an meiner Seite war, sagte: Das ist, was uns der Herr verheißen hat, wir haben die Verheißung empfangen. Und indem wir so von den vier Engeln getragen wurden, öffnete sich uns ein weiter Raum, wie ein Lustgarten; darin waren Rosenbäume und Blumen aller Art. Die Bäume waren so hoch wie Zypressen und ihre Blätter fielen ohne Unterlaß herab. Dort in dem Lustgarten waren vier andere Engel, herrlicher als die vorigen; als diese uns sahen, erwiesen sie uns Ehre und sagten zu den anderen Engeln: Da sind sie, da sind sie! Mit Verwunderung und staunend setzten uns nun jene Engel, die uns getragen hatten, ab und wir durchschritten den Raum zu Fuß auf einem breiten Wege. Dort fanden wir den Jokundus, den Saturninus und den Artaxius, die in derselben Verfolgung lebendig verbrannt wurden, und den Quintus, der als Märtyrer im Kerker gestorben war, und fragten sie, wo die übrigen seien. Die Engel aber sprachen zu uns: Kommt zunächst hinein und grüßet den Herrn.

12.
Und wir kamen zu einem Orte, dessen Wände aus Licht gebaut zu sein schienen; vor dem Eingange dieses Ortes bekleideten uns, als wir eintraten, vier Engel mit weißen Gewändern. Wir traten ein und hörten eine vereinte Stimme, die unaufhörlich: Heilig, heilig, heilig rief. Und wir sahen in diesem Orte einen alten Mann sitzen, der schneeweißes Haar, aber ein jugendliches Angesicht hatte; seine Füße aber sahen wir nicht. Zu seiner Rechten aber und zu seiner Linken standen vier Älteste und hinter ihnen noch mehrere andere Älteste. Voller Bewunderung traten wir ein und standen vor dem Throne; die vier Engel hoben uns in die Höhe, wir küßten ihn und er warf es uns von seiner Hand ins Antlitz zurück. Die übrigen Ältesten aber sagten uns: Laßt uns stehen! Und wir stellten uns und gaben den Friedenskuß. Und die Ältesten sagten zu uns: Gehet jetzt und spielet! Da sagte ich zu Perpetua: Da hast du, was du verlangst. Und sie entgegnete mir: Gott sei Dank; wie ich im Fleische fröhlich war, will ich es jetzt noch mehr sein.

13.
Wir gingen hinaus und sahen vor der Türe den Bischof Optatus zur Rechten und den Priester und Lehrer Aspasius zur Linken; sie standen da voneinander getrennt und traurig, warfen sich uns zu Füßen und sagten: Stiftet Frieden unter uns, weil ihr hinausgegangen seid und uns so zurückgelassen habt. Und wir sagten zu ihnen: Bist du nicht unser Bischof und du unser Priester, daß ihr euch uns zu Füßen leget? Und wir wurden gerührt und umarmten sie. Perpetua redete griechisch mit ihnen und wir gingen mit ihnen in den Lustgarten unter einen Rosenbaum. Und während wir mit ihnen redeten, sagten die Engel zu ihnen: Lasset sie, sie sollen sich ergötzen; und wenn ihr Streitigkeiten untereinander habt, so vergebet einander; sie trieben sie fort und sagten zu Optatus: Bessere dein Volk. Denn so kommt man bei dir zusammen, als ob man aus dem Zirkus zurückkehrte und in Parteien geteilt stritte. Es schien uns aber, als wollten sie die Tore schließen. Und wir erkannten dort viele Brüder, die auch Märtyrer waren; wir alle wurden mit einem unbeschreiblichen Wohlgeruche erfüllt, der uns sättigte. Darauf erwachte ich in freudiger Stimmung.

14.
Das sind die vorzüglicheren Gesichte dieser heiligen Märtyrer Saturus und Perpetua, die sie selbst niedergeschrieben haben. Den Sekundulus aber hat Gott durch einen frühern Ausgang aus der Welt noch im Kerker abgerufen, nicht ohne besondere Gnade, da die Tiere ihm erspart blieben. Wenn auch nicht seine Seele, so hat doch sicherlich sein Leib das Schwert kennen gelernt.

15.
Was aber die Felizitas angeht, so wurde ihr die Gnade des Herrn auf folgende Weise zuteil. Als sie schon acht Monate schwanger war – denn in diesem Zustande wurde sie festgenommen – und der Tag des Schauspieles näher kam, war sie in tiefer Trauer, sie möchte wegen ihrer Schwangerschaft zurückbleiben müssen, da es nicht gestattet ist, Schwangere hinzurichten, und möchte später unter anderen Verbrechern ihr heiliges und unschuldiges Blut vergießen. Aber auch ihre Mitmärtyrer waren darüber sehr betrübt, daß sie eine so gute Genossin wie eine Begleiterin allein auf demselben hoffnungsvollen Wege zurücklassen sollten. Sie flehten und beteten daher einmütig drei Tage vor dem Festspiele zum Herrn. Und gleich nach dem Gebete befielen sie die Wehen. Als sie wegen der Schwierigkeiten, die immer eine Geburt im achten Monate macht, viele Schmerzen litt, sagte einer von den wachhaltenden Dienern: Wenn du jetzt so jammerst, was wirst du erst tun, wenn du den Tieren vorgeworfen bist, die du, als du nicht opfern wolltest, verachtetest? Sie aber antwortete: Jetzt leide ich selbst, was ich leide; dort aber wird ein anderer in mir sein, der für mich leidet. weil auch ich für ihn leiden werde. So hat sie ein Mädchen geboren, welches sich dann eine Schwester zur Tochter auferzogen hat.

16.
Da nun der Heilige Geist es gestattete, ja es bestimmte, daß der Verlauf dieses Festspieles beschrieben werde, so erfüllen wir, obgleich wir der Vollendung der Beschreibung einer solchen Herrlichkeit unwürdig sind, dennoch in gewissem Sinne ein Gebot, ja den letzten Willen der heiligen Perpetua, indem wir noch einen Beweis ihrer Standhaftigkeit und Geistesgröße beifügen. Als sie von dem Tribunen deshalb in der Nahrung knapper gehalten wurden, weil er nach den Zuflüsterungen einfältiger Menschen fürchtete, sie möchten durch gewisse Zauberkünste aus dem Kerker entführt werden, sagte sie ihm ins Gesicht: Warum gestattest du denn nicht, daß wir, die wir doch so vornehme Verbrecher sind, daß wir am Geburtstage des Cäsar zu seiner Ehre in den Kampf gehen sollen, ordentlich genährt werden? Oder ist es nicht dein Ruhm, wenn wir stark und fett dort vorgeführt werden? Der Tribun erschrak, schämte sich und befahl, sie menschlicher zu behandeln, erlaubte auch, daß ihre Brüder und andere zu ihnen gehen und sich mit ihnen erheitern konnten. Damals wurde sogar der Kerkeraufseher gläubig.

17.
Tags vorher, als sie jenes letzte Mahl, das man das freie nennt, soviel es ihnen möglich war, nicht als freies, sondern als Liebesmahl hielten, richteten sie mit derselben Unerschrockenheit Worte an das Volk, drohten mit dem Gerichte Gottes, beteuerten die Glückseligkeit ihrer Leiden und verspotteten die Neugierde des zusammengelaufenen Volkes, wobei Saturus sagte: Ist euch der morgige Tag nicht genug, weil ihr das gerne sehet, was ihr hasset? Heute seid ihr noch Freunde, morgen Feinde. Merkt euch aber nur gut unsere Gesichter. damit ihr uns am Gerichtstage wiedererkennet. Da gingen alle erschüttert von dannen und viele von ihnen glaubten.

18.
Nun brach der Tag ihres Sieges an und sie traten hervor aus dem Kerker in das Amphitheater, als ob sie in den Himmel gingen, heitern und schönen Antlitzes, und wenn sie zitterten, so war es vor Freude, nicht aus Furcht. Perpetua kam langsamen Schrittes, wie eine Braut Christi, wie eine Dienerin Gottes; durch den hellen Blick ihrer Augen schlug sie die Blicke aller nieder. Ebenso kam Felizitas, froh, daß sie glücklich geboren hatte, um mit den Tieren zu kämpfen, von dem einen Blutvergießen zum anderen, zuerst Wehmutter, dann Fechterin, im Begriffe, sich nach der Geburt durch eine zweite Taufe zu reinigen. Als sie zum Tore geführt worden waren und die Kleider anlegen sollten, die Männer die der Saturnuspriester, die Frauen die der Ceresdienerinnen, da hat jene großmütige Standhaftigkeit bis zum Ende sich geweigert. Sie sagte nämlich: Darum sind wir freiwillig hierhin gekommen, damit uns unsere Freiheit nicht genommen werde; darum haben wir unser Leben preisgegeben, um nichts derartiges tun zu müssen; diesen Vertrag haben wir mit euch abgeschlossen. Die Ungerechtigkeit hat hier das Recht anerkannt; der Tribun gestattete, daß sie so, wie sie waren, ohne weiteres hereingeführt würden. Perpetua sang, indem sie schon dem Ägypter den Kopf zertrat; Revokatus, Saturninus und Satyrus wiesen das zuschauende Volk auf das kommende Strafgericht hin. Als sie darauf vor das Angesicht des Hilarianus kamen, sagten sie ihm mit Gebärden und Mienen: Du richtest uns, Gott wird dich richten. Das hierüber ergrimmte Volk verlangte, daß sie der Reihe nach von den Jägern mit Geißeln sollten gezüchtigt werden; sie allerdings freuten sich, daß sie auch etwas von den Leiden des Herrn erlangt hatten.

19.
Aber der gesagt hatte: Bittet und ihr werdet empfangen, hat ihnen auf ihre Bitte den Ausgang gewährt, den ein jeder gewünscht hatte. Denn wenn sie so untereinander von dem Verlangen nach ihrem Martyrium redeten, dann bekannte Saturninus immer, er wünsche allen Tieren vorgeworfen zu werden, um nämlich eine herrlichere Krone zu bekommen. Und so wurden er und Revokatus beim Beginne des Schauspieles von einem Leoparden ergriffen und dann noch über das Gerüste hinaus von einem Bären zerrissen. Saturus aber scheute nichts mehr als den Bären und wünschte sich, schon allein durch den Biß eines Leoparden getötet zu werden. Als er daher einem Eber vorgeworfen wurde, wurde vielmehr der Jäger, der ihn dem Eber vorgeführt hatte, von dieser Bestie verwundet und starb nach den Festtagen; Saturus aber wurde nur geschleift. Und als man ihn dann für einen Bären an die Brücke band, wollte der Bär nicht aus seiner Höhle heraus; so wurde Saturus zum zweiten Mal unverletzt zurückgeführt.

20.
Für die Frauen aber hat der Teufel eine sehr wilde Kuh bestimmt, die gegen die Gewohnheit hierfür herbeigeschafft worden war, damit auch die Bestie desselben Geschlechtes wäre. Sie wurden also entkleidet und mit Netzen umhüllt vorgeführt. Das Volk aber schauderte, da es in der einen ein zartes Mädchen, in der anderen eine junge Mutter mit noch milchtropfenden Brüsten sah. Darum wurden sie zurückgerufen und mit losen Gewändern bekleidet. Zuerst wurde Perpetua hingeworfen und fiel auf die Lenden; sie setzte sich aufrecht und zog ihr Kleid, das an der Seite zerrissen war, zurück zur Verhüllung ihres Oberschenkels, mehr um ihre Scham als um ihren Schmerz besorgt. Darauf flocht sie mit einer Nadel ihre Haare in einen Bund zusammen; denn es war ungeziemend, daß eine Märtyrin mit fliegenden Haaren litt, damit es nicht schien, als ob sie bei ihrer Verherrlichung trauere. So stand sie auf, und als sie die Felizitas am Boden liegend sah, trat sie zu ihr hinzu, reichte ihr die Hand und hob sie auf. Nun standen beide da und wurden, da die Grausamkeit des Volkes besiegt war, zum sanavivarischen Tore zurückgebracht. Dort wurde Perpetua von einem gewissen Rustikus, der damals noch Katechumene war und ihr anhing, aufgenommen; wie vom Schlafe erwacht – so sehr war sie im Geiste und in Verzückung gewesen – fing sie an, sich umzusehen und sagte zum Staunen aller: Wann werden wir denn jener, ich weiß nicht welcher, Kuh vorgeworfen werden? Als sie dann hörte, daß es schon geschehen war, glaubte sie es nicht eher, als bis sie einzelne Merkmale des überstandenen Leidens an ihrem Leibe und an ihrer Kleidung erkannte. Darauf ließ sie ihren Bruder kommen und redete ihn und den Katechumenen also an: Stehet fest im Glauben, liebet einander und nehmt an unseren Leiden keinen Anstoß!

21.
Inzwischen redete Saturus an einem anderen Tore dem Soldaten Pudens zu und sagte: Bis jetzt habe ich überhaupt, sowie ich vorausgesehen und vorhergesagt habe, noch mit keinem der Tiere zu tun gehabt. Glaube jetzt von ganzem Herzen: Siehe ich gehe jetzt hier heraus und werde von einem einzigen Bisse eines Leoparden getötet. Und sofort wurde er am Ende des Schauspieles, als ein Leoparde losgelassen worden war, durch einen einzigen Biß desselben so mit Blut übergossen, daß das Volk ihm bei seiner Rückkehr Zeugnis von seiner zweiten Taufe gab, indem es rief: Möge dir das Bad wohl bekommen, möge dir das Bad wohl bekommen! Freilich war er in jeder Hinsicht geheilt, der also gewaschen worden war. Er sagte noch zu dem Soldaten Pudens: Lebe wohl, gedenke des Glaubens und meiner, und das hier möge dich nicht irre machen, sondern bestärken! Zugleich erbat er sich den Ring von seinem Finger, tauchte ihn in sein Blut und gab ihn ihm als Erbstück zurück, indem er ihm ein Unterpfand und ein Andenken an sein Blut hinterließ. Darauf wurde er, schon fast entseelt, mit den übrigen an die gewohnte Stelle geworfen, um den Todesstreich zu erhalten. Und da das Volk sie in der Mitte zu sehen verlangte, um seine Augen an ihrem Tode zu weiden, wenn das Schwert in ihren Leib drang, da erhoben sie sich selbst und begaben sich dahin, wohin das Volk wollte, nachdem sie vorher einander geküßt hatten, um ihr Martyrium mit dem feierlichen Friedenskusse zu vollenden. Die übrigen empfingen regungslos und lautlos den Todesstoß, am meisten Satyrus; er, der zuerst die Leiter hinaufgestiegen war, gab auch zuerst den Geist auf und erwartete die Perpetua. Perpetua aber, um doch auch etwas von Schmerzen zu kosten, schrie auf, als sie zwischen die Rippen getroffen wurde, und führte die schwankende Hand des noch unerfahrenen Gladiators zu ihrer Kehle. Vielleicht hätte eine solche Frau anders nicht getötet werden können, da sie von dem unreinen Geiste gefürchtet wurde, wenn sie nicht selbst gewollt hätte.

O heldenmütige und hochheilige Märtyrer! O wahrhaft Berufene und Auserwählte zur Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi! Wer diese verherrlicht, ehrt und anbetet, der muß ohne Zweifel auch solche Beispiele, die den alten nicht nachstehen, zur Erbauung der Kirche lesen, damit auch die neuen Wunderkräfte dafür Zeugnis ablegen, daß ein und derselbe Geist bis jetzt noch fortwirkt und Gott der allmächtige Vater und sein Sohn Jesus Christus unser Herr, dem Ehre sei und unermeßliche Macht in alle Ewigkeit. Amen.
Märtyrerakten
Die Akten der Hl. Perpetua und Felizitas
Quellenangabe:

Frühchristliche Apologeten Band II. Aus dem Griechischen übersetzt von J.Leitl (Autolycus). Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Alfons Müller – Kaplan in Stuttgart (Octavius). Aus dem Griechischen oder Lateinischen übersetzt von Gerhard Rauschen (Märtyrerakten) (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 14) München 1913.
Für die BKV im Internet bearbeitet von:
Ursula Schultheiß
Externe Informationen (ohne Gewähr)
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Bild: März, 7. Perpetua

Fridolin von Säckingen

Fridolin von Säckingen
Gedenktag katholisch: 6. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Chur
in Straßburg : 7. März
in der Schweiz: Übertragung der Gebeine: 25. Juni

Gedenktag orthodox: 6. März

Name bedeutet: der Friedensreiche (althochdt.)

Glaubensbote am Oberrhein, Abt in Säckingen
* in Irland (?)
† 6. März 538 (?) in Säckingen heute Bad Säckingen in Baden-Württemberg

Die Legende erzählt, dass Fridolin, der Sohn vornehmer reicher Eltern, der Welt entsagte, seinen Besitz verschenkte und sich zu geistlichem Leben entschied. Nachdem er in Irland an vielen Orten missioniert hatte, begab er sich aufs Festland, zog predigend durch Frankreich und kam schließlich nach Poitiers ans Grab des von ihm verehrten Hilarius. Er fand das Grab und die Kirche durch die Völkerwanderung zerstört vor; bewegt durch eine Vision, in der ihm Hilarius erschienen war, bestattete er die im Schutt gefundenen Gebeine von Hilarius und erbaute eine neue Hilarius-Kirche, wofür ihn der Bischof von Poitiers zum Abt des zur Kirche gehörenden Klosters erhob. Zusammen mit dem Bischof reiste Fridolin dann zu Merowingerkönig Chlodwig I., um diesen um Bestätigung zu bitten; während des Empfangs beim König vollbrachte Fridolin das erste Wunder, als er einen durch Unachtsankeit des Königs zebrochenes Trinkgefäß wieder schadlos zusammenfügte; viele noch nicht Bekehrte aus dem Hofstaat ließen sich daraufhin taufen; der König versprach ihm Unterstützung für seine weiteren missionarschen Vorhaben.

Nachdem Fridolin wundersamer Weise den Bischof von Poitiers von einer Lähmung geheilt hatte und nach einer zweiten Vision, in der Hilarius ihn zur missionierenden Weiterreise aufforderte, zog Fridolin weiter, gründete 509 Kirche und Kloster in Eleriacum – dem heutigen St-Avold oder in Eller an der Mosel – heute Teil von Ediger-Eller – und weihte sie Hilarius, dann ein weiteres Kloster in den Vogesen, möglicherweise im heutigen Wasselnheim / Wasselone oder in Dillersmünster – dem heutigen Reinhardsmunster – – bei Saverne, und eine Hilarius geweihte Kirche in Straßburg.
Über Konstanz zog er dann durch Alemannien nach Chur und gründete auch dort eine Hilarius geweihte Kirche, aus der später ein Kloster wurde. Dann begab er sich auf die unbewohnte damalige Rheininsel Säckingen östlich von Basel – der nördliche Rheinarm wurde erst viel später trocken gelegt -, um sich dort niederzulassen; der Widerstand der Bevölkerung war aber groß, deshalb ließ sich Fridolin diesen Besitz nochmals vom König bestätigen. Als er müde dort ankam, legte er sich zum Schlafen unter einen Baum und hängte den Beutel, der die immer mitgeführte Hilarius-Reliquie enthielt, an einen Baum, der sich daraufhin ehrfurchtsvoll neigte und so bestätigte, dass Fridolin an diesem Ort verweilen solle.

Nachdem inzwischen König Chlodwig gestorben war, wollten die Einheimischen Fridolin wieder seinen Besitz entreißen. Mit Gebet umd Gottvertrauen gelang ihm wundersamer Weise, den nördlichen Rheinarm, der oft trocken lag, durch Umleitung des Flusses so mit Wasser zu füllen, dass die Leute diese Barriere nicht mehr überwinden konnten. Nun konnte Fridolin in Ruhe ein Doppelkloster gründen – das älteste Kloster Süddeutschlands. Als Abt des Männerklosters missionierte er das Gebiet am Oberrhein und wirkte viele weitere Wunder, so die mehrfache Heilung eines Mannes oder das Löschen einer Feuersbrunst.

In einem Anhang zur Legenda aurea ist das seit um 1290 erzählte Urso-Wunder überliefert: Urso, der Fridolin ein großes Stück Land – den heutigen Kanton Glarus in der Schweiz – geschenkt habe, soll er wieder zum Leben erweckt haben, damit er diese Schenkung gegenüber Ursos Bruder Landolf bezeuge, der Fridolin das Land wieder abnehmen wollte. In der Basilika in Rankweil in Vorarlberg ist der Fridolins-Stein, auf dem er um Hilfe in dieser Angelegenheit gebetet habe; der Stein soll weich geworden und Fridolin mit Armen und Knien eingesunken sein; dann habe er eine Stimme gehört, er solle zum Grabe des Urso gehen und ihn vor das Gericht in Rankweil holen, damit er die Schenkung bezeuge. Landolf sei, als er den bereits in Verwesung übergegangenen Bruder vor Gericht erscheinen sah, so erschrocken und beschämt gewesen, dass er Fridolin auch seinen Teil des Landes schenkte. Nun baute Fridolin auch in dieser Gegend Hilarius-Kirchen, daher der Name des heutigen Schweizer Kantons, Glarus.

Über Fridolin berichtete die in großem zeitlichem Abstand um 970 auf der Grundlage einer verlorenen Handschrift aus dem Jahr 926 durch Balther von Säckingen verfasste Lebensgeschichte; ihn setzt die Forschung mit dem 986 gestorbenen Bischof Balderich von Speyer gleich. Tatsächlich stammte Fridolin – der einen germanischen Namen trägt – wohl nicht aus Irland sondern eher aus der Gegend um Poitiers. Nach dem Sieg Chlodwigs über die Westgoten im Jahr 507 ist tatsächlich die Wiederherstellung der Hilariuskirche in Poitiers wahrscheinlich, zumal Chlodwig nach dem Zeugnis bei Gregor von Tours und Venantius Fortunatus am Vorabend eine Vision des Hilarius hatte; schon 497/498 hatte Chlodwig auch die Alemannen unterorfen, 506 einen Aufstand niedergeschlagen, so dass eine Missionierung ihres Gebietes nach dieser Zeit wahrscheinlich ist.

Noch zu Fridolins Lebzeiten oder wohl eher im 7. Jahrhundert unter König Chlodwig II. an seinem Grab bildete sich tatsächlich eine religiöse Gemeinschaft, die im 9. Jahrhundert als Kanonissenstift Säckingen bezeugt ist; damals stand es in großer Nähe zum Kaiserhaus der Karolinger: Bertha, eine Tochter von Ludwig dem Deutschen und später Richardis, die vormalige Ehefrau von Karl III. waren Äbtissinnen des Klosters Säckingen, im 10. Jahrhundert auch Reglind, die Großmutter von Kaisergattin Adelheid. Aus dem Jahr 825 stammt das älteste Zeugnis einer Verehrung von Fridolin, die sich über das Elsass, Südbaden und die Nordschweiz erstreckte. Der Sieg der Schweizer Eidgenossen über die Habsburger bei Näfels im Kanton Glarus 1388 wird dem Beistand Fridolins zugeschrieben, deshalb wird er dort besonders verehrt; auf dem Schlachtfeld wurde damals sogleich eine Kapelle erbaut und um 1525 durch die Hilariuskirche ersetzt; bis heute ist der erste Donnerstag im April ein Feiertag im Kanton Glarus und es findet die Näfelser Fahrt statt, bei der zahlreiche Menschen nach Näfels ziehen und dort der Schlacht gedenken.

Fridolin wurde in einem wiederverwendeten römischen Sarkophag bestattet, der heute in der Krypta des Münsters in Säckingen steht. Bis 1661 waren die Gebeine in einen persisch-sassanisischen Seidenstoff gewickelt. Seine Reliquien ruhen heute in Wien im Stephansdom. Zahlreiche Bilder stellen ihn – obwohl er kein Mönch war – im Benediktinerhabit mit Abtsstab und deem Skelett von Urso an seiner Seite dar; das Kantonswappen von Glarus zeigt Fridolin als Pilger. Am Sonntag nach dem Fridolinstag finden in Säckingen bis heute eine große Prozession und ein Volksfest statt. Der Stein in der kleinen Fridolinskapelle unter der Sakristei der Basilika in Rankweil wird bei Knieleiden aufgesucht.

Bauernregeln:
Mit ihren Herden wieder hin, / ziehen die Schäfer an Fridolin.
Um den Tag des Fridolin, / da zieht der letzte Winter hin.
Nach dem Tag des Fridolein, / da muss der Pflug im Felde sein.

Stadlers Heiligenlexikon
Fridolin von Säckingen
S. Fridolinus, Abb. (6. März). Vom Altd. = Friedensschwert, schützendes Schwert etc. – Dieser Heilige stammte aus einem berühmten adeligen Geschlechte Irlands oder Südschottlands, erhielt früh in den Wissenschaften gründlichen Unterricht, verließ, vom Geiste Gottes angeweht, allen irdischen Reichthum, wurde Priester und zog als Prediger in den Städten seiner Heimat umher. Sein Bemühen war mit Segen gekrönt, und er erntete Bewunderung und Verehrung. Da gewahrte Fridolin in sich selbst einen gefährlichen Feind seines Seelenheils, nämlich den Ehrgeiz, und er beschloß deßhalb, die Stätte seines Ruhmes zu verlassen und in einem fremden Lande, Gallien, als Prediger aufzutreten. Nach längerer Wanderung nahm er sofort (um das J. 507, aber nicht wohl früher) seinen bleibenden Aufenthalt zu Poitiers (Pictavium), wo einst der große Kirchenvater Hilarius, dieser Athanasius des Abendlandes, gelebt und gewirkt hatte. Aber das Kloster desselben lag jetzt seit der Völkerwanderung (409) in Trümmern, und selbst die Reliquien des hl. Hilarius waren unter den Ruinen begraben. Fridolin wünschte nichts eifriger als die Wiederauffindung der Reliquien und die Wiederherstellung der Kirche des hl. Hilarius. Nachdem er lange darum gebetet, soll ihm in einer nächtlichen Vision der hl. Hilarius selbst die baldige Erfüllung seines Wunsches angekündigt haben. Er ging jetzt zum Bischofe von Poitiers, der ihn äußerst freundlich aufnahm und mit den Einwohnern der Stadt von nun an unablässig den hl. Hilarius verehrte. Fridolin wurde jetzt vom Bischofe zum Abte des verfallenen Klosters ernannt, und beide gingen zu König Chlodwig I., um seine Unterstützung zum Wiederaufbau des Klosters zu erflehen. Der König gewährte ihre Bitte und beschenkte sie reichlich; Fridolin aber benützte seinen Aufenthalt am Hoflager zur Bekehrung vieler Heiden, die sich noch in der Umgebung des Königs befanden. Die Reliquien wurden nun aus dem Schutte gehoben, ehrerbietig verwahrt, und der Bau der neuen Kirche mit Eifer betrieben. Nach einiger Zeit erschien unserm frommen Abte St. Hilarius zum zweitenmal und gab ihm die Weisung, das in Poitiers begonnene Werk seinen zwei Neffen zur Vollendung zu überlassen, selber aber mit einem Theile der gefundenen Reliquien nach Alemanien zu wandern; denn dort sei eine vom Rhein umflossene Insel das von Gott verordnete Ziel seiner apostolischen Reisen. Unter lautem Wehklagen der Bewohner von Poitiers verließ Fridolin die Stadt und erhielt zugleich vom Könige volle Gewalt, nach Gutdünken in der fraglichen noch unbekannten Insel zu schalten. Der Heilige kam sofort zuerst an die Mosel und erbaute hier am Ufer des Flusses zwischen Coblenz und Trier ein Hilariuskloster 1, dem er auch einige der mitgebrachten Reliquien des Heiligen überließ. Von da zog Fridolin weiter in die Thäler der Vogesen, errichtete auch hier dem hl. Hilarius zu Ehren eine Kirche, und eine weitere in Straßburg. 2 Von dieser Stadt richtete er weiter seinen Weg durch Burgund nach Rhätien, um den Bischof von Chur zu besuchen. Auch hier blieb er so lange, bis er eine Hilariuskirche errichtet hatte, und fragte mitunter die Bewohner, ob ihnen keine vom Rheine völlig umflossene, bisher unbewohnte Insel bekannt sei. Da er keine sichere Antwort erhielt, irrte er lange unter Mühen und Beschwerden umher, bis er endlich an der Stelle der heutigen badischen Stadt Seckingen (zwischen Zurzach und Basel) fand, was er suchte. Die Bewohner der dortigen Rheinufer benützten die Insel als Weideplatz für ihr Vieh. Als sie nun den fremden Mann suchend auf der Insel umhergehen sahen (er forschte nämlich nach einem zum Kirchbaue tauglichen Platze), so hielten sie ihn für einen Dieb, der ihren Heerden nachstelle, und jagten ihn unter Schlägen davon. Fridolin sah sich genöthigt, wieder zum fränkischen Könige zu gehen und ihn um Unterstützung zu bitten. Der König schenkte ihm nun die Insel durch eine Urkunde, die jeden, der dem Missionär feindlich in den Weg trete, mit Todesstrafe bedrohte. Fridolin setzte sich hierauf in ruhigen Besitz der Insel, machte sie urbar, baute darauf eine Kirche zu Ehren des hl. Hilarius sammt einem Frauenkloster, führte da sein heiliges Leben fort und wirkte viele Wunder. Namentlich wies er dem Rheine durch sein Gebet ein anderes Bett an. Ob schon von ihm selbst oder erst von einem seiner Nachfolger auch ein Mannskloster zu Seckingen gestiftet worden sei, ist zweifelhaft. Der Biograph des Heiligen schweigt darüber und berichtet statt dessen verschiedene Wunder, namentlich daß Fridolin in Glarus einen Todten erweckt habe. Dieser älteste Missionär Alemaniens starb zu Seckingen am 6. März. Das Jahr seines Todes ist nicht angegeben (vgl. Kirchenlexikon von Wetzer und Welte). Die Bollandisten nehmen beiläufig das J. 540 an, Butler 538. Gott wirkte durch die Fürbitte des Heiligen viele Wunder, sowohl vor als nach seinem Tode. Dadurch ward sein Name berühmt in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, in den Niederlanden, in England, Schottland und Irland. Die Martyrologien verzeichnen seinen Namen am 6. März. Seine Reliquien wurden lange unversehrt erhalten; die letzte Eröffnung seines Sarges geschah im Jahr 1637, wo man seine Gebeine in reichen Stoff eingehüllt fand. Fridolin ist der Titularpatron des Kantons Glarus, der als Wappen das Bild des Heiligen hat. Man stellt ihn als Benedictiner, dem Volke predigend, dar, obgleich er niemals diesem Orden angehörte, schon darum nicht, weil der hl. Benedict um diese Zeit diesseits der Alpen noch nicht bekannt war. Oft sieht man Fridolin auf Bildern, wie er einen Todten erweckt. Zwei Brüder, Ursus und Landulph, hatten nämlich bei Seckingen bedeutende Güter. Ersterer vermachte einen Theil derselbea dem Heiligen und starb. Nach seinem Tode ward dem hl. Fridolin der rechtmäßige Besitz derselben streitig gemacht. Da erweckt der Heilige den Ursus wieder zum Leben und bringt ihn vor den Richter, wo er den wahren Sachverhalt bekennt. Diese Begebenheit ist in der Basilika des hl. Bonifacius in München so abgebildet: Fridolin, als Mönch, in der Linken einen Brief (Schenkungsurkunde) haltend, führt den aus dem Grabe Erstandenen vor den Richter. Jener hebt drei Finger der rechten Hand zum Schwure empor. Rechts von demselben kniet Landulph, die Rechte erhoben, die Linke am Griff des Schwertes. 3 (I. 430. But. III. 400.)

1 Dieses Kloster, sagt das Kirchenlexikon von Wetzer und Welte IV. 220, woraus der alte Biograph Fridolin’s einen Codex benützte, nennt derselbe Helera, juxta Musellae cujusdam fluvii litus situm. Schon Bruschius und die Bollandisten, und neuerdings Mone und Rettberg, glaubten dieß Helera in dem jetzigen St. Arold im französischen Departement Mosel (zwischen Metz und Saargemünd), das früher Hilariacum hieß, wieder erkennen zu dürfen, und stießen sich nicht daran, daß St. Arold nicht an der Mosel, sondern an dem kleinen Flüßchen Roselle liegt. Mone stellt dabei die Hypothese auf, es sei nur durch den Fehler eines Copisten, »Mosella« aus »Rosella« geworden. Auf das Richtige hat aber im J. 1845 Herr Regierungsrath Holzer in Coblenz (dann Dompropst in Trier) in seinem Schriftchen de Proepiscopis Trevirensibus etc. p. 38 aufmerksam gemacht. Einer der Trierer Weihbischöfe, nämlich Nikolaus von Arle, weihte im J. 1346 in der Kirche zu Elre drei neue Altäre, darunter den Hauptaltar zu Ehren des hl. Hilarius. Dieses Elre nun, jetzt Eller, liegt wirklich an der Mosel zwischen Coblenz und Trier (näher zwischen Cochem und Zell), und die dortige Kirche (das Kloster existirt nicht mehr) hat noch jetzt den Namen und Reliquien von St. Hilarius. Es ist darum wohl auch kein Zweifel, daß dieses Eller (Ellera) das Helera des Biographen Fridolin’s sei und seinen Namen von Hilarius habe.

2 Vielleicht bezeichnet St. Arold die Stelle, wo Fridolin die Hilariuskirche in den Vogesen gründete.

3 Alle Nachrichten über Fridolin beruhen auf einer alten Biographie desselben, abgedruckt bei den Bollandisten (Mart. I. 433), welche Baltherus oder Walter, Mönch in dem von Fridolin gestifteten Kloster Seckingen, im 10. Jahrhundert gefertigt und seinem Lehrer Notker von St. Gallen gewidmet hat. Seiner Angabe zufolge legte er dabei einen beträchtlich älteren Aufsatz zu Grunde, den er in einem andern gleichfalls von Fridolin gestifteten Kloster (Helera an der Mosel) fand, und aus Mangel an Pergament und Tinte nicht abschreiben konnte, wohl aber nahezu auswendig lernte. Nach Dr. Rettberg’s Ansicht, die er in seiner »Kirchengeschichte Deutschlands« (Bd. II. 30 ff.) ausspricht, wäre jedoch diese Angabe durchaus unglaubwürdig, leere Fiction eines gewöhnlichen Legendenschreibers, und Balthers Arbeit selbst nicht mehr als eine der vielen gewöhnlichen Legenden des 10. Jahrhunderts, woraus sich unmöglich ein festes, geschichtliches Resultat entnehmen lasse, zumal da darin allerlei Unwahrscheinliches über weitschweifige Reisen Fridolins erzählt werden, Fridolins Name selbst aber weder bei Gregor von Tours, noch in den Martyrologien Rhabanus und St. Notker vorkomme. Geben wir auch zu (sagt darauf Professor Dr. Hefele im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte), daß diese kritischen Bedenken Rettbergs nicht ganz ohne Grund seien, so darf doch über Balthers Nachrichten der Stab noch lange nicht so zuversichtlich gebrochen und ihnen keineswegs alle historische Glaubwürdigkeit abgesprochen werden. – Die Angabe eines kirchlichen Schriftstellers, Fridolin habe im J. 490 in Augsburg das Evangelium gepredigt, ist ein offenbarer Irrthum. – Wenn Bucelin als Vater des Heiligen den König Coranus von Schottland nennt, so halten die Bollandisten auch dieses für ganz und gar unerwiesen. In Bucelin’s Supplementen werden acht Klöster aufgezählt, die Fridolin gegründet, und wird dann beigefügt, des Heiligen Leben habe sich bis zum J. 543 ausgedehnt.

https://www.heiligenlexikon.de//CatholicEncyclopedia/Catholic_Encyclopedia.html
St. Fridolin
Missionary, founder of the Monastery of Säckingen, Baden (sixth century). In accordance with a later tradition, St. Fridolin is venerated as the first Irish missionary who laboured among the Alamanni on the Upper Rhine, in the time of the Merovingians. The earliest documentary information we possess concerning him is the biography written by Balther, a Säckingen monk, at the beginning of the eleventh century (Mon. Germ. Hist.: Script. rer. Merov., III, 350-69). According to this life, Fridolin (or Fridold) belonged to a noble family in Ireland (Scottia inferior), and at first laboured as a missionary in his native land. Afterwards crossing to France, he came to Poitiers, where in answer to a vision, he sought out the relics of St. Hilarius, and built a church for their reception. St. Hilarius subsequently appeared to him in a dream, and commanded him to proceed to an island in the Rhine, in the territories of the Alamanni. In obedience to this summons, Fridolin repaired to the Emperor Clovis, who granted him possession of the still unknown island, and thence proceeded through Helion, Strasburg, and Coire, founding churches in every district in honour of St. Hilarius. Reaching at last the island of Säckingen in the Rhine, he recognized in it the island indicated in the dream, and prepared to build a church there. The inhabitants of the banks of the Rhine, however, who used the island as a pasturage for their cattle, mistook Fridolin for a cattle-robber and expelled him. On his production of Clovis’s deed of gift, he was allowed to return, and to found a church and monastery on the island. He then resumed his missionary labours, founded the Scottish monastery in Constance, and extended his mission to Augsburg. He died on 6 March, and was buried at Säckingen. The writer of this legend professes to have derived his information from a biography, which he discovered in the cloister of Helera on the Moselle, also founded by Fridolin, and which, being unable to copy from want of parchment and ink, he had learned by heart.

This statement sounds very suspicious, and makes one conclude that Balther was compelled to rely on verbal tradition for the information recorded in his work. Not a single ancient author mentions Fridolin, the life has no proper historical chronological arrangement, and the enumeration of so many wonders and visions awakens distrust. Consequently, most modern historians justly reject the life as unauthentic, and as having no historical foundation for the facts recorded, while the older historians believed that it contained a germ of truth. In the early Middle Ages, there was certainly some connection between Säckingen and Poitiers, from which the former monastery received its relics, and this fact may have made the author connect Fridolin with the veneration of St. Hilarius of Poitiers, and the churches erected in his honour. The only portion of the life that can be regarded as historically tenable, is that Fridolin was an Irish missionary, who preached the Christian religion in Gaul, and founded a monastery on the island of Säckingen in the Rhine. Concerning the date of these occurrences, we have no exact information. The monastery, however, was of great importance in the ninth century, since the earliest extant document concerning it states that on 10 February, 878, Charles the Fat presented to his wife Richardis the Monasteries of Säckingen, of St. Felix and of Regula in Zurich.

Vita Fridolini, auctore Balthero monacho, in the following works: COLGAN, Acta Sanct. Hiberniæ (Louvain, 1645), I, 481 sq.; MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte (Karlsruhe, 1845), I; ed. KRUSCH in Mon. Hist., Script. Rer. Merowing., III, 351-69; Acta SS., March, I, 433-441.
POTTHAST, Bibliotheca historica medii ævi (Berlin, 1896), II, 1322-23; Bibliotheca hagiographica latina, ed. BOLLANDISTS, I, 478; WATTENBACH, Deutschlands Geschichtsquellen, I (7th ed., Berlin, 1904) 155; HEFELE, Geschichte der Einführung des Christenthums im südwestl. Deutschland (Tübingen, 1837); LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz vor St. Gallus (Lucerne, 1871), 267 sqq.; LEO, Der hl. Fridolin (Freiburg im Br., 1886); HEER, St. Fridolin, der Apostel Alemanniens (Zürich, 1889); VON KNONAU, Nochmals die Frage St. Fridolin in Anzeiger für Schweizergesch. (1889), 377-81; SCHULTE, Beiträge zur Kritik der Vita Fridolini, Jahrbuch für Schweizergesch., XVIII (1893), 134-152.

Bild: Heilige_Fridolin von Säckingen
https://www.heiligenlexikon.de//Stadler/Fridolin_von_Saeckingen.html
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 10.12.2016

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Schwester Dominika Duelli aus A – 6212 Maurach, E-Mail vom 6. März 2005
http://www.gl.ch/xml_1/internet/de/application/d408/f417.cfm
http://www.bauernregeln.net/maerz.html
• Werner Pohl, E-Mail vom 6. März 2006
http://www.operone.de/komponist/kreutzer.html#gang
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/ungewoehnliche-urauffuehrung–25112582.html
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
http://als.wikipedia.org/wiki/Reinhardsm%C3%BCnster
• Mechthild Pörnbacher: St. Fridolin von Säckingen. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2001
• Jürgen Kaiser: St. Fridolinsmünster Bad Säckingen, 7. Aufl., Schnell & Steiner Regensburg 2008
• Jürg Davatz: Pfarrkirche St. hilarius und Kapuzinerkloster in Näfels. Hg. von der Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte, 2. Aufl., Bern 2003

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Fridolin von Säckingen, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de//BiographienF/Fridolin_von_Saeckingen.htm, abgerufen am 6. 3. 2017
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