Klemens Maria Hofbauer

Klemens Maria Hofbauer
auch: Clemens
Taufname: Johannes Dvorčak

Gedenktag katholisch: 15. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Fest im Erzbistum Wien und im Redemptoristenorden
gebotener Gedenktag in den Bistümern Kraków/Krakau, Warszawa/Warschau und Warszawa-Praga
in Deutschland und Österreich: Gedenktag III. Klasse

Name bedeutet: der Sanftmütige (latein.)

Einsiedler, Priester, Ordensvikar
* 26. Dezember 1751 in Taßwitz in Südmähren, heute Tasovice in Tschechien
† 15. März 1820 in Wien in Österreich

Johannes Dvorčak – sein Vater Paul war Tscheche – wurde Bäcker, weil seine Eltern die Ausbildung zum Priester nicht finanzieren konnten. Mit Hilfe wohlmeinender Leute konnte er doch noch das Gymnasium besuchen und lebte dann als Einsiedler zunächst in Mähren, dann nahe Tivoli in Italien; seitdem nannte er sich Klemens. Durch seine Förderer unterstützt, konnte er 1779 das Theologiestudium in Wien beginnen und 1784 in Rom beenden. Im selben Jahr schloss er sich dort dem kurz zuvor gegründeten Redemptoristenorden an und empfing 1785 die Priesterweihe.

1787 wurde er zur Seelsorge an Deutschen nach Warschau gesandt, wo er im Kloster St. Benno lebte. 1788 erfolgte die Ernennung zum Generalvikar des Ordens für den Norden Europas. Hofbauer richetete die immerwährende Mission ein: eine den ganzen Sonntag andauernde Gottesdienst- und Predigt-Veranstaltung mit barocker Pracht und Orchesteraufführungen, ganz gegen den liturgischen Zeitgeist, der von der Aufklärung geprägt war. Dem Zug der Zeit gemäß war die Gründung einer Armenschule – zusammen mit seinem Freund Pater Hübl – für 350 Jungen, einer höheren Mädchenschule und eines Waisenhauses; außerdem bildete er aktive Laiengruppen.

Von Warschau aus wirkte er bis nach Süddeutschland und in die Schweiz hinein. Auf dem Bauernhof der Familie Kümin im Hirz in Wollerau am Zürichsee 1 hatte er im Winter 1797/98 für kurze Zeit sein Domizil. Eine Ordensniederlassung entstand auch an der St. Luzikirche in Chur. 1802 konnte er im Kloster der Prämonstratenser in Jestetten nahe Schaffhausen die erste deutsche Niederlassung gründen, die aber nur bis 1805 bestand. Auf Wunsch der dortigen Gemeinde und mit Unterstützung von Erzherzog Ferdinand in Wien kam er 1805 als Wallfahrtsseelsorger nach Triberg und gründete dort für seine Ordensgemeinschaft im Wallfahrtspfarrhaus ein Priesterseminar; aber bereits nach drei Monaten verließ er Triberg wieder, da ihm der zuständige Generalvikar keine Erlaubnis für die Seelsorge in der Bevölkerung erteilte. Nun erlaubte Fürst Fugger ihm, als Seelsorger in Babenhausen im Unterallgäu tätig zu werden, wo er zusammen mit seinem Mitbruder Passerat viele Menschen begeisterte. 1808 zerstörten die Folgen der napoleonische Kriege sein Lebenswerk endgültig.

Hofbauer musste nun auch Warschau verlassen und ging wieder nach Wien. Hier zog Hofbauer mit seiner natürlichen, bäuerlichen, manchmal auch derben Art, die dem aufgeklärt-rationalistischen Zeitgeist des Josephinismus widersprach, die Menschenmassen an; das brachte ihm den Beinamen Apostel von Wien ein aber auch die Aufmerksamkeit der Staatspolizei, die ihn bespitzelte. Während er von einer nicht geringen Schar von Anhängern verehrt wurde, lehnten andere sein Wirken ab. Im Jahr vor seinem Tod stand er sogar kurz vor der Ausweisung, nur dank des persönlichen Eingreifens des Kaisers durfte er in Wien bleiben.

Als Verfechter einer ausgesprochenen Individualseelsorge kümmerte er sich v. a. um Studenten und Professoren, veranstaltete Leseabende, richtete eine Leihbücherei ein und gründete die Zeitschrift Ölzweige. Er wurde auch zum Erfinder der Hausbesuche. Wieder entfaltete er umfangreiche caritative Aktivitäten – ab 1813 als Kirchenrektor an St. Ursula. Hofbauer pflegte Kontakt und Freundschaft auch zu Künstlern, v. a. der Deutschen Romantik; im Hofbauer-Kreis traf er sich mit Clemens von Brentano, Joseph von Eichendorff, Friedrich von Schlegel und anderen. Er verkehrte mit Studenten und Gelehrten ebenso wie mit einfachen Leuten und Armen, denen er – unter seinem Mantel verborgen – Essensreste brachte. Gegen Ende seines Lebens erfüllte sich ein Lebenstraum: zur Wiedergutmachung für die Kontrolle durch die staatliche Sicherheitspolizei erlaubte Kaiser Franz 1820 die Zulassung des Redemptoristenordens in Österreich.

Kanonisation: 1888 wurde Hofbauer von Papst Leo XIII. selig- und am 20. Mai 1909 von Papst Pius X. heiliggesprochen sowie am 14. Januar 1914 vom selben Papst zum Stadtpatron von Wien erklärt.
Patron der Stadt Wien und der Gesellenvereine

(1) Als einer der letzten Bauernhöfe von Wollerau wird dieser in neuen Gebäulichkeiten bis heute von der gleichen Familie Kümin betrieben. Es gibt dort einen kleinen Hausaltar im Andenken an Pater Hofbauer. Die gelegentlich verbreitete Nachricht, Hofbauer habe im Schulhaus in Wollerau eine Ordensniederlassung gegründet, ist falsch. In der Verenakirche in Wollerau wird seit um 1985 eine kleine Reliquie im Volksaltar verwahrt und Hofbauer gilt neben den Kirchenpatronen als Lokalheiliger.

Eine sehr informative und schöne Webseite über Klemens Maria Hofbauer und sein Wirken betreiben die Wiener Redemptoristen.
http://www.oesta.gv.at/site/6048/default.aspx
Hl. Klemens Maria Hofbauer (1751 – 1820)
„Nur Mut! Gott ist der Meister. Er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Besten und niemand kann ihm widerstehen. Alle Pläne der Menschen, und seien sie noch so gut ausgedacht, dienen nur dazu, seinen Willen zu erfüllen.“
Download: Liturgische Behelfe zur Festfeier
Johannes – so der Taufname – Hofbauer wurde am 26. Dezember 1751 in Tasswitz bei Znaim (Südmähren) geboren. Sein Vater war Tscheche, seine Mutter Deutsche. Die Familie Hofbauer hatte eine kleine Landwirtschaft. Der frühe Wunsch des Johannes, Priester zu werden, schien aufgrund der finanziellen Situation seiner Familie zunächst nicht realisierbar. So erlernte er in Znaim das Bäckerhandwerk, um später im nahegelegenen Prämonstratenserstift Klosterbruck diesen Beruf auszuüben und nebenbei eine Gymnasialausbildung zu absolvieren.

In seiner Jugendzeit folgte Johannes Hofbauer wiederholt seinem geistlichem Drang, ein gottgeweihtes Leben zu führen. Mehrmals versuchte er sich als Einsiedler – nicht nur in seiner engeren Heimat, sondern einmal auch in der Nähe von Tivoli bei Rom. Seit damals nannte er sich Klemens. In die Ewige Stadt war der religiös begeisterte junge Mann im übrigen mehrmals aufgebrochen. Die Pilgerschaft sollte ein Prägemerkmal seines ganzen Lebens bilden.

1779 absolvierte Klemens einen katechetischen Kurs in Wien. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er wieder als Bäcker. Mit Hilfe wohlmeinender Leute konnte er ein Jahr später an der Wiener Universität sein Theologiestudium beginnen, vermochte aber zur vorherrschenden kirchlichen Aufklärung keinen rechten Zugang finden. Eine geistliche Vaterfigur fand er hingegen in dem Exjesuiten Nikolaus von Dießbach, welcher ihm vermutlich auch das Schrifttum des heiligen Alfons Maria von Liguori bekannt machte.

Im Jahre 1784 lernte Klemens bei einem erneuten Aufenthalt in Rom die von Alfons gegründete Gemeinschaft der Redemptoristen persönlich kennen und bat mit seinem Freund Thaddäus Hübl kurzentschlossen um die Aufnahme. Am 19. März 1785 legten die beiden als erste nichtitalienische Redemptoristen ihre Gelübde ab, und bereits zehn Tage später wurden sie zu Priestern geweiht. Es war der Wunsch der Oberen, dass sie nach Norden zögen, um jenseits der Alpen zu wirken und die Gemeinschaft zu verbreiten. Man dachte zunächst an Österreich, doch war eine Niederlassung aufgrund des herrschenden Josephinismus nicht möglich.

Im Winter 1786 führte der Weg von Klemens Maria Hofbauer und Thaddäus Hübl nach Warschau. Hier wurde man gebeten, die Seelsorge an der Kirche St. Benno vornehmlich für die deutschsprachige Bevölkerung zu übernehmen. Rasch verbreitete sich der Ruf der Redemptoristen in der Stadt an der Weichsel. Es schlossen sich zahlreiche junge Leute an, und man entfaltete ein reges Wirken sowohl in der Verkündigungsarbeit wie auch in der Sozialpastoral.

St. Benno wurde zu einem Seelsorgszentrum. Mit feierlichen Gottesdiensten, Predigten in deutscher und polnischer Sprache, verschiedenen volkstümlichen Andachtsformen und nicht zuletzt dem intensiven Angebot des Bußsakraments versuchte man einen starken religiösen Impuls in der Großstadt zu setzen. Das gesamte seelsorgliche Angebot verstand man als „immerwährende Mission“. Dazu gehörte auch die Schulung von Laien, um mit ihnen im apostolischen Dienst zusammenzuwirken. Im Sozialbereich führten die Redemptoristen in Warschau eine Armenschule mit bis zu 500 Plätzen. Später wurden ein Waisenhaus und eine Handarbeitsschule für Mädchen gegründet.

Von Warschau aus brach Klemens Maria Hofbauer, der seit 1788 der Stellvertreter des Generals der Redemptoristen für den Bereich nördlich der Alpen war, zu mehreren Gründungsreisen auf. Sein Weg führte ihn unter nicht geringen Strapazen in die Schweiz, nach Deutschland, Frankreich und Italien. Doch kamen nur wenige Niederlassungen zustande und auch diese hatten aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten nur kurzen Bestand.

In Warschau selbst wurde die große Tätigkeit im Jahre 1808 jäh beendet. Ein Befehl Napoleons führte zur Auflösung der Gemeinschaft der Redemptoristen. Ihre Mitglieder mussten die Stadt verlassen. Viele von ihnen sollten einander nicht mehr wieder sehen. Für die nächsten zwölf Jahre war es nicht mehr möglich, eine offizielle Niederlassung nördlich der Alpen zu gründen. Ein beachtliches Werk war ausgelöscht.

Klemens Maria Hofbauer ging wieder nach Wien. Zuerst wirkte er als Aushilfspriester an der italienischen Nationalkirche, der Minoritenkirche. Seit 1813 war er Seelsorger an der Kirche und im Konvent der Ursulinen. Dort versammelte er auch einige wenige Mitbrüder um sich.

Um den Seelsorger mit dem Herzen eines Vollblutmissionars scharten sich bald wieder suchende Menschen, vor allem Studenten, mit denen er sich oft in seiner kleinen Wohnung zu religiösen Abendzusammenkünften traf. Hofbauer fand aber auch Zugang zu den kulturellen und politischen Kreisen der Reichshauptstadt – so beispielsweise zum „Romantikerkreis“ um Friedrich und Dorothea Schlegel. Vielen wurde er ein geistlicher Begleiter, vielen hat er den Weg in die Kirche geebnet. Unzählige Stunden verbrachte er im Beichtstuhl.

Als Seelsorger hatte Klemens Maria Hofbauer ganz gewiss ein äußerst gutes Gespür für die Nöte und Erfordernisse der Zeit. Immer wieder passte er sein Apostolat an die konkreten Gegebenheiten an. Ein von ihm oft genanntes Motto war: „Das Evangelium muss ganz neu gepredigt werden.“ In seiner natürlichen, einfachen Art zu reden zog er viele Gläubige an. Man nannte ihn einmal sogar einen neuen Abraham a Santa Clara. Es gelang ihm die Gebildeten und die Adeligen ebenso anzusprechen wie das einfache Volk.

Eine organisierte Sozialpastoral im Stil von St. Benno konnte in Wien nicht aufgebaut werden. Dennoch war es Klemens Maria Hofbauer auch in Wien wieder um die Armen zu tun. Oft ging er in die Vorstädte. Unter seinem breiten Mantel brachte er hilfsbedürftigen Leuten Lebensmittel und Kleider, die ihm selbst von Gönnern zugetragen wurden. Vielfach rief man ihn auch zu Kranken und Sterbenden. Rund 2000 Menschen soll er in Wien in die Ewigkeit begleitet haben.

Klemens Maria Hofbauer war in vieler Hinsicht ein Mann der Tat mit einem äußerst impulsiven Charakter. Diese Eigenschaft konnte sich mitunter auch als Jähzorn äußern. Er aber wusste um seine Schwächen. Mit einem Schuss Selbstironie gestand er einmal: „Ja, das ist leider mein Fehler. Aber ich danke Gott dafür. Dies erhält mich in der Demut und bewahrt mich vor dem Stolz. Hätte ich diesen Fehler nicht, wäre ich versucht, mir selbst die Hand zu küssen aus Respekt vor mir.“

Aus heutiger Sicht kritisch zu betrachten ist manche kirchenpolitische Aktivität Klemens Maria Hofbauers. So gab er über den bedeutenden Theologen Johann Michael Sailer ein äußerst negatives Urteil ab, welches mitentscheidend war, dass diesem über lange Zeit das Bischofsamt verwehrt blieb. Das Verdikt lautete: Sailer sei nicht katholisch genug, er verwische die Grenzen zwischen den Konfessionen und lehre bloß ein inneres Christentum. Die Ursachen dieses Fehlurteils waren wohl vielfältig. Hofbauer kannte Sailer nicht gut genug, und er ist über ihn auch falsch informiert worden. Zudem hatten die beiden andere Ansatzpunkte in der kirchlichen Erneuerung, und schließlich waren sie in ihrem persönlichen Charakter sowie in ihrem gesellschaftlichen und kirchlichen Status grundverschieden.

Festzuhalten bleibt: Die Persönlichkeit von Klemens Maria Hofbauer entfaltet mit all ihren Ecken und Kanten ihre Lichtseiten wohl am stärksten im Blick auf seine Seelsorgstätigkeit. Zudem ist es sein Verdienst, die Gemeinschaft der Redemptoristen über Italien hinaus getragen zu haben, so dass anfanghaft der Weg zur Weltkongregation bereitet war. Kurz nach dem Tod Hofbauers wurden die Redemptoristen in Wien offiziell zugelassen. Während des 19. Jahrhundert sollten sie sich zügig über ganz Europa und nach Übersee verbreiten.

Klemens Maria Hofbauer starb am 15. März 1820. 1888 wurde er selig- und 1909 heiliggesprochen. Er wird als „Apostel von Warschau“ und – seit 1914 – als Stadtpatron von Wien verehrt. Zudem ist er Patron der Bäcker. Seine Reliquien befinden sich in Wien, Maria am Gestade.

Hinweise:
Mehr über Klemens Maria Hofbauer finden Sie auf der Homepage, die anlässlich seines 250. Geburtstages präsentiert wurde: http://www.cssr.at/klemens/index.htm
Zu den redemptoristischen Heiligen und Seligen erscheinen auch immer wieder Beiträge unter: http://oelzweige.blogspot.com

Katholiken gedenken Clemens Maria Hofbauer
Von Schwarzwälder-Bote 23.03.2011

Der Festgottesdienst anlässlich des Patroziniums wird von der Chorgemeinschaft Triberg unter der Leitung von Clemens Maria Müller
Advertorial
Von Joachim Bülow
Triberg. Die katholische Pfarrgemeinde feierte am Sonntag in der St.-Clemens-Kirche das Patrozinium in Erinnerung des Wirkens des Heiligen Clemens in Triberg. Nach ihm wurde die im Jahr 1958 fertiggestellte Stadtkirche benannt.
Über ein volles Gotteshaus freute sich Stadtpfarrer Josef Läufer besonders. Er sprach zunächst von einer „stürmischen See, in der kein Schiff in Ruhe unbehelligt fahren kann. Das gelte auch für das Schiff Petri, die Kirche. Er sprach auch über die Stürme, die die Kirche im Laufe von 2000 Jahren erlebt und auch überlebt hat.
Als stürmisch bezeichnete der Geistliche auch das Leben und Wirken von Pater Clemens Maria Hofbauer, der sich immer wieder Anordnungen des Klerus widersetzte. Auch sein Wirken in Triberg, wo er 1805 auf Wunsch der Triberger für seine Ordensgemeinschaft im Wallfahrtspfarrhaus ein Priesterseminar gründen und als Wallfahrtsseelsorger wirken wollte, war wegen des damaligen Zeitgeschehens nicht von Erfolg gekrönt, betonte Pfarrer Läufer. Bereits nach drei Monaten musste Clemens Maria Hofbauer wegen Generalvikar Wessenberg Triberg wieder verlassen.
Mit Unterstützung von Diakon Klaus-Dieter Sembach feierten die Gottesdienstbesucher gemeinsam die Eucharistie, nachdem sie das Glaubensbekenntnis erneuert hatten.
Immer wieder gedachte Stadtpfarrer Josef Läufer in Gebeten, Fürbitten und Danksagungen an das Wirken des Heiligen Clemens in Triberg.
Zum Abschluss des Gottesdienstes zum Patroziniumsfest sangen die Kirchenbesucher das „Clemenslied“. Die Chorgemeinschaft Triberg umrahmte den Gottesdienst unter der Leitung von Clemens Maria Müller mit den Liedvorträgen Intradenmesse, Gloria, Halleluja, Offertorium, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei.
Prämonstratenserinnenkloster Jestetten – Geschichte

Der Schweizer Pfarrer Joseph Helg (1702-1787) konnte nach zwei Klostergründungen in der Schweiz auch im Klettgau mit Erlaubnis der Landesherrn, des Fürsten Schwarzenberg, ein Kloster zur Ewigen Anbetung gründen und dafür um 2.800 Gulden ein Grundstück in Jestetten erwerben. Pfarrer Helg schwebte eine Zahl von 92 Schwestern vor – trotz vieler Bedenken.
Lebensgrundlage sollte eine Landwirtschaft sein. Und gerade diese Grundlage blieb ein Schwachpunkt. Das Kloster bekam den biblischen Namen „Tabor“ und wurde im Januar 1774 eröffnet. Alles blieb dürftig und provisorisch. 1776 waren schließlich 12 Schwestern beisammen, aber ein Teil kehrte noch im selben Jahr wieder ins Heimatkloster „Berg Sion“ (Bistum St. Gallen) zurück.

Als die Redemptoristen unter Pater Klemens Maria Hofbauer (1751-1820, heiliggesprochen 1909) auch zwecks Klostergründung nach Jestetten kamen, lebten im Frauenkloster zwei Schwestern und einige Kandidatinnen, die aber wegen der schlechten Wirtschaftslage nicht als Ordensfrauen eingekleidet werden durften. Als die Redemptoristen im November 1805 Jestetten wieder verließen, bedeutete das auch das Ende des Frauenklosters. Es bestand noch bis 1806.

LOTHAR ABEND
LITERATUR
– G. JÄGER: Jetstetten und seine Umgebung. Ein Heimatbuch für das Badische Zollausschlussgebiet. Jestetten 1930.
– J. WIDMER: Das Prämonstratenserinnen-Kloster Berg Sion einst und jetzt / Historische Darstellung von J. Widmer. Uznach 1932.
– Dokumente zum Leben des hl. Klemens M. Hofbauer. In: M. BRUDZISZ / H. SCHERMANN (Hgg.): Monumemta Hofbaueriana 16. Innsbruck 1998.
– <GLAK> 147/223, Errichtung eines Frauenklosters Ord. S. Norberti de perpetua adoratione zu Jestetten.
– <PfA> Jestetten, Tagebuch der Schwester Scholastika Birli aus Weingarten (1755-1797).

Bild: Klemens Maria Hofbauer
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 10.12.2016

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.triberg-katholiken-gedenken-clemens-maria-hofbauer.a30b774f-f617-4219-9a82-ee1c3099ad18.html
http://www.redemptoristen.com/uploads/media/Zeittafel1.pdf
• Josef Läufer: Wallfahrtskirche Maria in der Tanne Triberg im Schwarzwald. 7. Aufl. 2004, Schnell & Steiner, Regensburg,
http://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?nr=892&thema=Geschichte
• Marcel Kümin aus Zürich
• Richard Mayer (Hg.): Die Heiligen in Deutschland. Verlag Neue Stadt, München 1987

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Klemens Maria Hofbauer, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienK/Klemens_Maria_Hofbauer.htm, abgerufen am 14. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Mathilde von Ringelheim

Mathilde von Ringelheim
auch: Mechtild, auch: die Heilige

Gedenktag katholisch: 14. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Fulda, Paderborn

Gedenktag evangelisch: 14. März

Name bedeutet: die im Kampf Mächtige (althochdt.)

Königin, Wohltäterin, Klostergründerin
* um 895 in Enger bei Herford in Nordrhein-Westfalen
† 14. März 968 in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt

Mathilde von Ringelheim war die Tochter des sächsischen Grafen Dietrich, eines Nachfahren von Widukind, und der Reinhild aus dänisch-friesischem Geschlecht. Sie wurde bei ihrer Großmutter, der Äbtissin im Frauenstift Herford, erzogen. Sie wird als schön, anmutig, gelehrt, geschickt berichtet. Herzog Heinrich von Sachsen, auch Heinrich der Vogler genannt, der spätere König Heinrich I., vermählte sich 909 mit ihr in seiner Pfalz in Wallhausen bei Sangerhausen; sie war seine zweite Frau und brachte reiches Erbgut im Raum Herford und Enger in die Ehe ein. Mit ihm bekam sie fünf Kinder, darunter den späteren Kaiser Otto I. und Bruno, den späteren Erzbischof von Köln.

Mathilde war eine Frau, die auch schwere Schicksalsschläge wegsteckte: den frühen Tod ihres Mannes 936 und die Probleme der Thronnachfolge, das Misstrauen ihrer Kinder – vor allem ihres Lieblingssohnes Heinrich -, die in der fast grenzenlosen Freigiebigkeit der Mutter und deren Nächstenliebe eine Verschwendung von Throngeldern vermuteten, schließlich den frühen Tod ihres Sohnes Heinrich. Nach dem Tod ihres Mannes gab sie sich ganz den Werken der Barmherzigkeit hin und benutzte ihren Witwenbesitz, um geistliche Gemeinschaften einzurichten, denen sie die Pflege des Andenkens ihres Mannes und aller verstorbenen Verwandten und Freunde auftrug. So stiftete sie das Frauenstift St. Servatius in Quedlinburg am Grabe Heinrichs und leitete diesen Frauenkonvent dreißig Jahre lang selbst. Auch die Konvente in Pöhlde bei Herzberg am Harz, Enger und Nordhausen gehen auf Mathilde zurück und begründeten ihren Ruf als gute Mutter der Nation.

Mathilde wurde in der Krypta der Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg neben ihrem Mann bestattet.

Zwei Lebensbeschreibungen entstanden wohl 974 in Nordhausen auf Wunsch von Otto I. und um 1002 für König Heinrich II..

Attribute: Königin, Almosen verteilend
Bauernregel: Mathilde noch Schnee / tut den Früchten weh!

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Mathilde
S. Mathildis, Reg. Vid. (14. März). Die hl. Mathildis, eigentlich Mahthildis, zuweilen Mechtildis aber auch Mahilda, Mahilla genannt, Gemahlin des Königs Heinrich, des Vogelstellers, leitet ihr Geschlecht von dem berühmten Witikind (Widukind) ab, der unter Carl dem Großen als Anführer der Sachsen sich rühmlich hervorthat, und nach seiner Unterwerfung ein eben so gläubiger und frommer Christ als treuer Unterthan wurde. Ihr Vater war Dietrich, Graf in Westfalen (Thietricus, Ditericus, Thidericus, Theodericus), 1 ihre Mutter Reinhildis stammte aus einem Dänisch-Frisischen Geschlechte. Ihre Großmutter von väterlicher Seite Mathildis, Abtissin in Herford 2, übernahm ihre Erziehung. Näheres ist von ihrer Familie nicht bekannt. Die kleine Grafentochter wurde an diesem heiligen Orte (sancta Herfordia) in Lesung der heiligen Bücher wie in Handarbeiten, im Psalmensingen wie in der Gottesfurcht unterrichtet. In allem dem machte Mathildis glänzende Fortschritte: obwohl zart an Alter zeigte sie eine gereifte Frömmigkeit, und schritt ebenso in den Schulgegenständen wie in Handarbeiten vorwärts. So entfaltete sich mehr und mehr ihre innere und äußere Schönheit und ihre Tugenden wurden ein Gegenstand allgemeinen Lobes. Sie war so sittsam, demuthsvoll, freigebig, daß sie allen Gespielinnen in allem dem vorauseilte. Herzog Otto von Sachsen beschloß deßhalb für seinen Sohn Heinrich, genannt der Vogelsteller, der damals 33 Jahre zählte, um ihre Hand anzuhalten. Graf Thietmar begab sich in seinem Auftrage ins Kloster, sah die Jungfrau und nahm, von ihrer Liebenswürdigkeit und Majestät begeistert, schon am nächsten Tage auch den jungen Heinrich mit, damit er die Braut sehe, die der Vater ihm geben wollte. Als er sie im Bethaus erblickte, ihr Psalmbuch in der Hand, in Ehrfurcht gebietender frommer Andacht, stand sein Entschluß fest, bei der Großmutter in ihrer Gegenwart um ihre Hand zu bitten. In ausgewählter, seiner Geburt angemessener Kleidung betrat er mit zahlreichem Gefolge zum zweiten Male das Heiligthum und begehrte die Abtissin des Klosters zu sprechen. Sie empfing ihn und sein Gefolge mit Freude und ließ auf seine Bitte auch die Enkelin kommen. Als sie erschien mit der heitern Stirne, mit dem freundlichen Angesichte, weiß wie die Lilien und roth wie frische Rosen, erfüllte sich sein Herz mit der innigsten Liebe, so daß er inständig bat, daß die Jungfrau ihm möchte verlobt werden. Die Aebtissin schwankte, indem sie nicht wisse, ob ihre Eltern nicht bereits sie einem Andern verlobt hätten, da gar Viele, durch Geburt und Schönheit hervorleuchtend, Verlangen nach ihr trügen. Aber schon am folgenden Tage führte Heinrich seine Braut durch die Städte seines Vaters. Er gab ihr zum Brautgeschenk Wallhausen (an der Helme) in Thüringen und was dazu gehörte. Hier wurde im J. 909 auch das Beilager gehalten. Drei Jahre später starb ihr Schwiegervater Otto, der sie wie sein eigen Kind geliebt hatte. Er erlebte noch die Geburt eines Enkels, der auch Otto genannt wurde. Durch Fügung Gottes sollte sie noch höher steigen. Am Anfang d.J. 919, nach Königs Conrad, des Saliers, kinderlosem Tode, bestieg ihr Gemahl den deutschen Königsthron. Sie selbst bemühte sich von Tag zu Tag an Demuth zuzunehmen. So kam es, daß ihr heiliges Leben ihr größere Berühmtheit verschaffte, als die Königskrone. Je erhabener sie war an Macht und Ansehen vor den Menschen, desto mehr erniedrigte sie sich und ertrug die Ehren der Krone wie eine Last. Sie bedachte stets die Rechenschaft, welche sie einst vor Gott werde ablegen müssen. Wenn sie ausging, sagt ihre Lebensbeschreibung, trug sie ein Kleid von Seide, geschmückt mit Edelsteinen, aber im Herzen trug sie den köstlichern Schmuck der vollkommenen Gottergebenheit. Ihr Wille fing in Gott an und endigte wo er angefangen hatte: in Gott. Man kann sagen, Mathildis habe sich in wunderbarer Weise das Königsschloß zum Kloster umgeschaffen und auf demselben alle Uebungen vorgenommen, welche man von einer Ordensfrau würde erwarten dürfen. Ihrer Umgebung erschien sie nie als Herrin, sondern war Allen eine liebe Mutter, die man, auch wenn sie weniger hoch gestellt gewesen wäre, hätte ehren und lieben müssen. Nie wendete sich ein Trauriger an sie, der nicht fröhlich von ihr weggegangen wäre. Jeder erhielt was er begehrte. Selbst der Verurtheilten erbarmte sie sich und erwirkte ihnen, wo sie nur konnte, durch inständiges Bitten die Begnadigung. Mit ihrem Mann lebte sie in solchem Frieden, daß beide nur ein Leib und eine Seele zu seyn schienen. Sie liebten sich beide gleich sehr in Christo, hatten beide gleiche Neigung zur Ausübung des Guten, waren beide gleich geneigt, den Willen Gottes als das einzige Gesetz ihres Willens zu erkennen und zu achten, hatten beide gleiche Liebe zum Nächsten, gleiches Mitleid für die Unglücklichen, gleiche Sorgfalt für ihre Unterthanen. Oefter entfernte sie sich in der Stille der Nacht heimlich von der Seite ihres Gemahls und lenkte ihren Geist zum Gebete, und der König, um sie nicht zu stören, that, als sähe er sie nicht. Alles, nach dem sie Verlangen trug, gewährte er, denn sie begehrte nie etwas als was gut und löblich war. Die Lust, welche die Welt ihr darbot, schätzte sie gering um der Liebe Christi willen. Ihn ehrte und liebte sie auch in ihrem Gemahl, und so wurde ihre Gattenliebe die reinste, hingebendste und vollkommenste, die man sich denken kann. Heinrich erhielt von ihr fünf Kinder: Otto, Gerberga, Haduwin, Heinrich und Bruno. Die zwei letzten gebar sie, als ihr Gemahl bereits König war. Den König Heinrich nahm Gott am 2. Juli 936 zu Meinleben zu sich; er bezeugte seiner tief betrübten Gattin in rührenden Worten seine Dankbarkeit und sagte unter anderm: »Nie hat Einer ein Weib genommen, dessen Treue zuverlässiger, dessen Eifer für alles Gute erprobter gewesen wäre. Habe Dank dafür, daß du mich besänftigtest wenn ich erzürnt war, daß du in allen Dingen mir heilsamen Rath gegeben, öfter von der Unbilligkeit zur Gerechtigkeit und Milde geführt und mich an den Unterdrückten Erbarmen zu üben gemahnt hast. Ich empfehle dich und unsere Kinder dem allmächtigen Gott und der Fürbitte seiner Auserwählten und so auch meine Seele, die nun von dieser Erde scheiden wird.« Nach seinem Tode ließ die fromme Königin sogleich Nachfrage halten, ob noch ein Priester da wäre, der nichts genossen hätte, um für die Seele des Königs den Gottesdienst zu halten. Es fand sich einer Namens Adeldac. Sie gab ihm zur Belohnung ihre beiden mit bewunderungswürdiger Kunst gefertigten goldenen Armringe. Er wurde später Erzbischof von Hamburg und Bremen und ist auch dadurch merkwürdig, daß er die ersten Bischöfe für Dänemark ordinirte. Ihre Trauer um den verstorbenen Gemahl war so beschaffen, daß sie aufrichtig und ernst, und doch von tiefer Gottergebenheit durchdrungen war. Sie zeigte nun ihren Söhnen die Leiche ihres verstorbenen Vaters mit den Worten: »O meine liebsten Söhne, ich bitte und beschwöre euch wiederum bei der Leiche eures Vaters: fürchtet Gott, dienet nur Ihm allein, in dessen Hand alle Reiche ruhen. Nie streitet miteinander um einer so flüchtigen und hinfälligen Ehre willen. Sehet, so endet alle irdische Herrlichkeit: glückselig wer sich ewige Güter erwirbt, die nie aufhören!« Dann ließ sie den Gemahl im Servatii-Münster zu Quedlinburg, wie er gewünscht hatte, durch den Bischof Bernhard von Halberstadt königlich bestatten. Das Frauenstift in Winithehusen, dessen Zucht gesunken war, wurde hieher verlegt, und die Stiftsfrauen verpflichtet, des Königs beständig im Gebete zu gedenken. Als Wittwe beging sie den Fehler, daß sie ihren liebsten Sohn Heinrich, später Herzog von Bayern, vor ihrem Sohne Otto, der vom Vater als Nachfolger auf dem Königsthrone bezeichnet war, bloß deßhalb bevorzugte, weil dieser, der Erstgeborene, schon auf die Welt gekommen war, da der Vater nur erst Herzog war, während er jenen als König erzeugt hatte. Es kam zum Bruderkampfe, der mit Heinrichs Niederlage endigte. Nachdem er einige Zeit zu Ingelheim gefangen gesessen, versöhnte er sich mit seinem Bruder und erhielt von ihm im I. 946 das Herzogthum Bayern. Bis dahin hatte die fromme Mutter viel Schmerz und Herzenleid zu ertragen. Der drittgeborene, der hl. Bruno, später Erzbischof von Cöln, studirte noch als der Vater starb. Wittwe geworden, suchte die selige Mathildis in der Frömmigkeit es Allen zuvorzuthun. Die Lebensbeschreibung erschöpft sich im Lobe ihrer Gottesfurcht, Geduld, Starkmüthigkeit, Barmherzigkeit, Friedensliebe, Schamhaftigkeit und Andacht. Einen großen Theil der Nacht brachte sie im Gebete zu. Wenn sie eine kurze Zeit geschlafen hatte, so weckte sie das Kammermädchen und ging mit ihr in die Kirche, um zu beten. Oft ging sie dann erst beim Morgengrauen aber ohne Geräusch in ihr Gemach zurück und legte sich in ihr Bett. Wurde das Zeichen zur Andacht vor Tages Anbruch gegeben, so erhob sie sich rasch und ging wieder in die Kirche zum Gebet. Speise und Trank genoß sie nur so viel, als die Natur nothwendig erforderte. Selten sah man sie erzürnt oder auch nur stark erregt, denn sie war streng nur gegen sich, nicht gegen Andere. Bei Tage sah sie Niemand auch nur kurze Zeit müssig. Im Almosengeben war sie so verschwenderisch, daß ihre Söhne Otto und Heinrich ihre Dotalgüter mit Sequester belegten und sie anwiesen, sich in ein Kloster zu begeben. Demüthig fügte sie sich und wählte den Ort ihrer Kindheit, die Villa Enger (Angria) bei Herford zu ihrem Aufenthalte. (Die Gegend zwischen Ems und Weser heißt ditio Angerinensis.) Zuweilen wohnte sie auch in der Burg Grohnde (Gruona, Grona, Gremonata) bei Hameln an der Weser. Diese Zurückgezogenheit betrachtete die selige Mathildis als eine Fügung Gottes, die Er zu ihrer Besserung über sie verhängt habe. Sie bewies sich stark im Unglück, bis ihre Söhne zunächst auf Bitten Editha’s, Otto’s II. (sic! richtig: Otto I.) Gemahlin, die Maßregel reuig zurücknahmen. Sie weilte in dem Kloster Pöhlde (Polten, Palidum), nahe bei Herzberg am Fuße des Harzes, als ihr Liebling Heinrich sie zum letzten Mal besuchte. Seinen Tod voraussehend, ermahnte sie ihn zu gründlicher Bekehrung. Er starb bald darauf zu Regensburg am 1. Nov. 955. Einige Jahre vorher war Editha, die Gemahlin Otto’s I., die sich für die Zurückrufung der Königin Mutter verwendet hatte, gestorben. Der König verehlichte sich zum zweiten Mal mit Adelheid, der Wittwe des Königs Lothar (932-950), die er gegen die Bedrückungen Berengars geschützt hatte. Als die Nachricht vom Tode des Herzogs Heinrich der heiligen Mathildis hinterbracht wurde, befand sie sich eben in Quedlinburg. Sie wurde blaß im Gesichte, kalter Schauer durchlief ihre Glieder, sie ließ das Angesicht in das Buch sinken, mit welchem sie eben beschäftiget war, brach in Thränen aus, und konnte den ganzen Tag nicht mehr aufhören zu weinen, noch einen Bissen Nahrung zu sich nehmen. Sie ordnete an, daß für den Verstorbenen gebetet würde und betete selbst für ihn, »der so selten freudenvoll lebte und fast alle Tage seiner irdischen Pilgerfahrt in Angst zugebracht hat.« Dieser Todesfall benahm ihr aber vollends alle Anhänglichkeit an die irdischen Dinge. Nichts Vergängliches hatte ferner einen Reiz für sie. Sie wollte keine weltlichen Gesänge mehr hören und kein Vergnügen mehr genießen; sie las nur mehr geistliche Schriften, besonders solche die vom Leiden Christi und den lieben Heiligen handelten. Sie erstieg allmählich die letzte Stufe der Vollkommenheit. Sie redete nur was nothwendig und nützlich war. Den Waisen, Wittwen und Pilgern war sie eine zweite Mutter. Zweimal täglich theilte sie in Person Speisen an die Armen aus, indem sie Christum in ihnen zu nähren glaubte. Den Kranken, welche nicht zu ihr kommen konnten, schickte sie Obst und die besten Speisen, wobei es manchmal geschah, daß dieselben durch die von ihr gesendete Erquickung geheilt wurden. Diese fromme Liebe dehnte sie auch auf die unvernünftigen Thiere aus: ein Hahn war der Gegenstand ihrer besondern Pflege, »weil er durch sein Krähen die Christgläubigen zum Dienste Christi erwecke.« Den Vögeln ließ sie Brodkrummen und andere Nahrung aufstreuen, damit sie »den Namen ihres Schöpfers preisen.« Wie wohlgefällig dieß der liebe Gott sah, zeigte sich eines Tags an einem wunderbaren Vorfalle mit der jungen Hirschkuh, welche in den Mauern des Klosters zu Quedlinburg zahm gehalten wurde. Dieselbe verschluckte nämlich das goldene Weinkrüglein, in welchem die Heilige den Wein zum heiligen Opfer darzubringen pflegte. Umsonst versuchten die erschreckten Anwesenden durch Schlagen, Drohen, Händeklatschen den Raub wieder zu erlangen. Da hielt die Königin ihre Hand an den Mund des Thieres und sprach mit sanfter Stimme: »Gib her; was du genommen gehört uns!« Kaum hatte sie dieß gesagt, als das Thier das verschluckte Gefäß wieder von sich gab. Wenn sie eine Reise machte, so ließ sie Kerzen mittragen, die sie an die Capellen und Kirchen verschenkte, an welchen sie vorüberkam, und Speisen für die Armen, welche ihr etwa auf dem Wege begegneten. Wenn sie las oder schlief, hatte Richburgis, ihre Hofdame, den strengsten Auftrag, es für sie zu thun. Im Winter sorgte sie allenthalben für offene Wärmestuben, damit die Armen nicht frieren dürften, für Laternen, damit sich in der nächtlichen Dunkelheit Niemand verirre. Auch Bäder ließ sie den Armen zubereiten, die sie öfter selbst bediente. Immer war sie mit Handarbeiten beschäftigt; bevor sie ihr selbst auferlegtes Pensum verrichtet hatte, pflegte sie nichts zu essen. Stets las oder betete sie oder hielt Betrachtung oder that irgend etwas Nützliches und dem Nächsten Zuträgliches. Auch war sie dabei eifriger für Andere in nützlicher Thätigkeit, als für sich. An sich selber dachte sie immer zuletzt. Zu der heil. Messe, die sie keinen Tag versäumte, brachte sie jedesmal die Oblation (Brod und Wein) für das Wohl und den Nutzen der ganzen heiligen Kirche. Sie stiftete drei Klöster: Nordhausen in Thüringen, Quedlinburg im Herzogthum Sachsen und Pöhlde (Poled), die ersten beiden für Frauen, das letzte für Männer. Oefter besuchte sie die Klosterschulen, um sich von den Fortschritten der Zöglinge zu überzeugen. Wie alle Heiligen, so hatte auch Mathilde die Gabe der Thränen. Anfänglich flossen sie freilich am öftesten wegen irdischer Leiden, aber die Gnade des Herrn wandelte sie allmählich in Thränen der heiligen Liebe um, indem sie sowohl ihre eigene Unvollkommenheit, als auch die Leiden der Mitmenschen beweinte. Aber die Güte des allmächtigen Gottes wirkte sogar Wunderthaten mit ihr. Als sie einmal zu Quedlinburg in der Tiefe des Thales einen Armen erblickte, der am Jahrtage ihres Gemahls Heinrich leer ausgegangen war, ergriff sie hurtig ein Stück Brod, machte das Kreuzzeichen darüber, rief den Namen Christi an, und warf es aus der Höhe hernieder. Das Brod sprang von einer Stelle zur andern abwärts über Felsen und Zäune und fiel zuletzt dem Armen in den Schoos, dem sie es zu geben beabsichtigt hatte. Daß ihr die Gabe des Hellsehens und der Weissagung zu Theil geworden war, zeigt ihre Lebensbeschreibung durch mehrere Beispiele. Als ihr Enkel Otto auf die Welt kam, beugte sie ihre Kniee zur Erde, rief die Gott dienende Schaar zusammen, ließ Lobgesänge anstimmen, die Kirchenglocken läuten und sprach: »dieser wird einst an Ruhm die Andern überstrahlen und uns Eltern zur Zier gereichen.« Nach Ostern des J. 965 sah sie zum letzten Male in diesem Leben alle ihre Lieben zu Cöln. Kaiser Otto I. war mit seinem Bruder Bruno, seinen Söhnen Otto und Wilhelm dahin gekommen. Auch Gerberga mit ihren Söhnen Lothar und Carl, vielleicht auch die Abtissin Hedwig, war erschienen. Die alte Königin bildete des Festes Mittelpunkt. Von ihren Sprößlingen mit hohen Ehren empfangen, brachte sie Christo Preis und Dank für das Wohlergehen Aller, besonders aber dafür, daß ihr kaiserlicher Sohn wohlbehalten in solcher Herrlichkeit aus Italien zurückgekommen war. Sie empfahl ihnen neben andern Dingen vorzüglich die Einrichtung und Vollendung des Klosters zu Nordhausen. Hier sah sie etwa im Juli 966 nochmal ihren Sohn, den Kaiser Otto I., welcher nach siebentägigem Aufenthalte sich nach Anhörung der hl. Messe von ihr verabschiedete. Sie küßten sich gegenseitig und weinten; auch Alle, die dabei waren zerflossen in Thränen. Die Königin eilte darauf in die Kirche zurück und küßte weinend die Stelle, an welcher ihr Sohn während der Meßfeier gestanden hatte. Als dieß dem Kaiser gemeldet wurde, kehrte er wieder zurück und abermals kamen sie ins Gespräch, das die fromme Mutter zuletzt mit den Worten abbrach: »Was frommt es uns, länger zu verweilen. So sehr wir widerstreben mögen, müssen wir uns doch von einander losreißen. Wenn wir einander noch länger anschauen, so werden wir unsere Betrübniß nicht mindern, sondern vielmehr erhöhen. So gehet nun im Frieden Christi!« 3 Ihr Sohn Bruno, Erzbischof von Cöln, war noch im J. 965 am 11. Oct. zu Rheims gottselig gestorben. Die hl. Mathilde, obwohl sehr angegriffen, faßte sich in Geduld, um als »elende Sünderin« in immer tieferer Verwaisung die Last des Lebens zu tragen. Als sie ihr Ende nahen fühlte, begab sie sich von Nordhausen in das Stift Quedlinburg, ihre und ihres Gemahls Lieblingsstiftung. Nochmals befahl sie zum Heile ihrer Seele reiche Spenden an die Armen, Klöster und Kirchen zu vertheilen. Der Bischof Wilhelm von Mainz, ihr Enkel, der selbst, ohne es zu wissen, dem Tode näher stand, als die hl. Mathildis, versah sie mit den hl. Sacramenten – obiturus obituram. Sie schaute im Geiste sein frühes Ende und sagte es ihm voraus. Als er ihr nämlich nach dreitägigem Verweilen seinen Caplan zu weiterer Hilfeleistung zurücklassen wollte, sprach sie: »Es ist nicht nöthig, Ihr bedürfet seiner mehr als ich. Gehet im Frieden Christi, wohin sein Wille es bestimmt hat.« So war es: der Bischof starb plötzlich auf der Reise zu Radulferode am 2. März 968. Umsonst suchte man der hl. Mathildis diesen Todesfall zu verheimlichen. »Ich weiß«, sprach sie, »daß Bischof Wilhelm aus dieser Welt gewandert ist, und dieß vermehrt meine Schwäche. Lasset die Glocken läuten und die Armen zusammenkommen, damit sie Almosen empfangen zur Fürbitte bei Gott.« Auch ihre treue Dienerin Richburgis, nun Abtissin von Nordhausen, hatte sie an ihr Sterbebett gerufen. Am Samstag nach dem ersten Sonntag in der Fasten beichtete sie nochmal und empfing aufs Neue die hl. Communion. Hernach bat sie, die Nähe des Todes fühlend, alle Umstehenden für ihre hinscheidende Seele zu beten, und mit Ablesung des Evangeliums und Psalmengesang so lange fortzufahren, bis die Seele sich vom Leibe getrennt hätte. Sie hob Augen und Herz gen Himmel, und betete unablässig mit ausgebreiteten Händen. Unterdessen war es neun Uhr geworden. Jetzt befahl sie, daß ein härenes Gewand auf den Boden gebreitet und ihr sterbender Leib darauf gelegt werde; sie streute mit eigener Hand Asche auf ihr Haupt und verschied mit dem Zeichen des hl. Kreuzes. Die Lebensbeschreibung, der wir dieß entnommen haben, schließt mit den schönen Worten: »Der Herr sei in ihr gepriesen und sie in dem Herrn. Er, dessen Lob ihr Mund unaufhörlich pries, ist auch ihr Lob. Ihm gebührt Ehre und Herrlichkeit, Ruhm und Macht ewiglich.« Ihr Hinscheiden erfolgte am 14. März 968, zu der Stunde, in welcher sie sonst die Armen erquickte. An diesem Tage steht ihr Name auch im Mart. Rom., dessen deutsche Ausgabe sie in folgender Weise aufführt: »Zu Halberstadt in Deutschland (statt des Todesortes ist hier der Name des Bisthums gesetzt) das Entschlafen der heiligen Königin Mathildis, des Kaisers Otto I. Mutter: sie war in Demuth und Geduld vortrefflich.« Sogar Giesebrecht kann nicht umhin, hier der Wahrheit Zeugniß zu geben und sich für ihr Lob zu begeistern, indem er schreibt: »Selten hat sich weltlicher Ruhm und irdische Höhe so wahr und aufrichtig dem Dienste des Herrn ergeben, als es in dieser ausgezeichneten Frau der Fall war. Ihr Beispiel und ihre unermüdliche Thätigkeit haben für die Gesittung und christliche Erweckung des Sachsenvolkes mehr gethan als man sagen kann. Mit Freude und Stolz muß der Deutsche setzt noch ihren Namen nennen, denn mit demselben sind die schönsten und rühmlichsten Erinnerungen unserer Geschichte innigst verknüpft.« Ihr Leib ruht neben dem ihres Gemahls, zur Zeit ohne Verehrung, in der Krypta der Schloßkirche zu Quedlinburg. Vor dem steinernen Altare, der als Ruine noch steht, sind die Grabsteine der beiden königlichen Gatten. Mit der Reformation ging in den Ländern, welche ihr zufielen, das Bedürfniß und das Verständniß, Gott in seinen Heiligen zu ehren, verloren. Das zu Quedlinburg gestiftete adelige Kloster wurde um diese Zeit in ein »freiweltliches adeliges Stift« verwandelt. Die Damen, welche in ihm lebten, und ihre Vorsteherinnen hatten den Geist und den Glauben ihrer hl. Stifterin eingebüßt. Im ganzen Stift wurde der katholische Cultus verboten. Es war also kein Nachtheil für die Religion, daß im J. 1803 diese »Abtissinnen« und »Stiftsdamen« zu bestehen aufhörten, und der westphälische König Jerome im J. 1812 dem Stift selbst ein Ende machte. Später wurde eine Waisenanstalt an dessen Stelle gegründet (Heyer’sche Stiftung), welche noch besteht. Gegenwärtig befindet sich wieder eine kleine katholische Gemeinde in Quedlinburg, welche mit vieler Mühe sich ein Kirchlein erbaut hat. Nordhausen ist jetzt eine preußische Stadt; von der zu Ehren der Mutter Gottes und des hl. Kreuzes gemachten Stiftung der Heiligen ist aber keine Spur mehr vorhanden. Nur ihr Standbild beim Hochaltare des Doms hat sich durch die Ungunst der Zeiten bis auf unsere Tage gerettet. Das Kloster Pöhlde kam später an Prämonstratenser-Nonnen, ist aber jetzt gleichfalls aufgehoben. Auf Abbildungen erscheint Mathildis in ihrer zweifachen Eigenschaft als Königin und Klosterstifterin, manchmal auch als Wohlthäterin der Armen. (II. 356-370).

(1) Einige geben an, er sei ein Oldenburgischer Graf gewesen, jedoch läßt sich diese Angabe nicht geschichtlich erweisen. Sein Wohnort heißt »Villa Enger«, u.w. von Herford. Dort stand ehedem Widnkinds Burg, deren Reste jetzt noch gezeigt werden. (Clarus, die hl. Mathilde, S. 22.)

(2) Nicht Erfurt, wie Butler (IV. 20) und v. A. nach ihm schreiben. (Vgl. Pertz mon. hist. VI. scr. IV. 284 et 285.) Die Literatur über die hl. Mathilde ist ziemlich reich. Eine recht gut geschriebene populäre Biographie, von Dr. Schwarz, ist in Regensburg 1846 erschienen. Auch das ausführlichere Buch von L. Clarus: Die hl. Mathilde, Münster 1867 haben wir benützt. Dazu noch Strunck, Westphalia Sancta etc. I. 68 bis 80.

(3) Es ist auffallend, wie oft der Biograph hier und anderwärts des Klosters Nordhausen erwähnt, so daß es fast den Anschein gewinnt, er habe mehr für die Vortheile dieses Stiftes, als zum Ruhme seiner hl. Stifterin geschrieben.
zuletzt aktualisiert am 04.12.2016
korrekt zitieren: Artikel Stadlers Heiligen-Lexikon: Mathilde, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Mathilde.html, abgerufen am 14. 3. 2017
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https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Mathilde.html

Catholic Encyclopedia
St. Matilda
Queen of Germany, wife of King Henry I (The Fowler), b. at the Villa of Engern in Westphalia, about 895; d. at Quedlinburg, 14 March, 968. She was brought up at the monastery of Erfurt. Henry, whose marriage to a young widow, named Hathburg, had been declared invalid, asked for Matilda’s hand, and married her in 909 at Walhausen, which he presented to her as a dowry. Matilda became the mother of: Otto I, Emperor of Germany; Henry, Duke of Bavaria; St. Bruno, Archbishop of Cologne; Gerberga, who married Louis IV of France; Hedwig, the mother of Hugh Capet. In 912 Matilda’s husband succeeded his father as Duke of Saxony, and in 918 he was chosen to succeed King Conrad of Germany. As queen, Matilda was humble, pious, and generous, and was always ready to help the oppressed and unfortunate. She wielded a wholesome influence over the king. After a reign of seventeen years, he died in 936. He bequeathed to her all his possessions in Quedlinburg, Poehlden, Nordhausen, Grona, and Duderstadt.

It was the king’s wish that his eldest son, Otto, should succeed him. Matilda wanted her favourite son Henry on the royal throne. On the plea that he was the first-born son after his father became king, she induced a few nobles to cast their vote for him, but Otto was elected and crowned king on 8 August, 936. Three years later Henry revolted against his brother Otto, but, being unable to wrest the royal crown from him, submitted, and upon the intercession of Matilda was made Duke of Bavaria. Soon, however, the two brothers joined in persecuting their mother, whom they accused of having impoverished the crown by her lavish almsgiving. To satisfy them, she renounced the possessions the deceased king had bequeathed to her, and retired to her villa at Engern in Westphalia. But afterwards, when misfortune overtook her sons, Matilda was called back to the palace, and both Otto and Henry implored her pardon.

Matilda built many churches, and founded or supported numerous monasteries. Her chief foundations were the monasteries at Quedlinburg, Nordhausen, Engern, and Poehlden. She spent many days at these monasteries and was especially fond of Nordhausen. She died at the convents of Sts. Servatius and Dionysius at Quedlinburg, and was buried there by the side of her husband. She was venerated as a saint immediately after her death. Her feast is celebrated on 14 March.

Two old Lives of Matilda are extant; one, Vita antiquior, written in the monastery of Nordhausen and dedicated to the Emperor Otto II; edited by KOEPKE in Mon. Germ. Script., X, 575-582, and reprinted in MIGNE, P.L., CLI, 1313-26. The other, Vita Mathildis reginae, written by order of the Emperor Henry II, is printed in mon. Germ. Script., IV, 283-302, and in MIGNE, P.L., CXXXV, 889-9220. CLARUS, Die heilige Mathilde, ihr Gemahl Heinrich I, und ihre Sohne Otto I, Heinrich und Bruno (Munster, 1867); SCHWARZ, Die heilige Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Königs von Deutschland (Ratisbon, 1846); Acta SS., March, II, 351-65.

Google-Übersetzung:
St. Matilda
Königin von Deutschland, Ehefrau von König Heinrich I. (Der Füller), b. An der Villa von Engern in Westfalen, ca. 895; D. In Quedlinburg, 14. März 968. Sie wurde im Kloster Erfurt erzogen. Henry, dessen Heirat mit einer jungen Witwe, Hathburg genannt, für ungültig erklärt worden war, fragte Matildas Hand und heiratete sie im Jahre 909 in Walhausen, die er ihr als Mitgift vorstellte. Matilda wurde die Mutter von: Otto I., Kaiser von Deutschland; Henry, Herzog von Bayern; St. Bruno, Kölner Erzbischof; Gerberga, die Ludwig IV. Von Frankreich heiratete; Hedwig, die Mutter von Hugh Capet. Im Jahre 912 folgte Matildas Mann seinem Vater als Herzog von Sachsen, und im Jahre 918 wurde er gewählt, um König Conrad von Deutschland zu folgen. Als Königin war Matilda demütig, fromm und großzügig und war immer bereit, den Unterdrückten und Unglücklichen zu helfen. Sie führte einen gesunden Einfluss auf den König. Nach einer Regierungszeit von siebzehn Jahren starb er im Jahre 936. Er vermachte ihr alle seine Besitztümer in Quedlinburg, Poehlden, Nordhausen, Grona und Duderstadt.

Es war der Wunsch des Königs, daß ihm sein ältester Sohn Otto folgen sollte. Matilda wollte ihren liebsten Sohn Henry auf den königlichen Thron. Auf dem Plädoyer, dass er der Erstgeborene war, nachdem sein Vater König wurde, veranlasste sie ein paar Adlige, ihre Stimme für ihn abzugeben, aber Otto wurde am 8. August 936 gewählt und gekrönt. Drei Jahre später widerstand Heinrich gegen seinen Bruder Otto, aber nicht in der Lage war, die königliche Krone von ihm zu entreißen, und auf die Fürsprache von Matilda wurde Herzog von Bayern gemacht. Bald aber schlossen sich die beiden Brüder bei der Verfolgung ihrer Mutter an, die sie beschuldigten, die Krone durch ihre großzügige Almosen verarmt zu haben. Um sie zu befriedigen, verzichtete sie auf den Besitz, den der verstorbene König ihr hinterlassen hatte, und zog sich in ihre Villa in Engern in Westfalen zurück. Aber nachher, als das Unglück ihre Söhne überholte, wurde Matilda in den Palast zurückgerufen, und Otto und Henry flehten um Verzeihung.

Matilda baute viele Kirchen und gründete oder unterstützte zahlreiche Klöster. Ihre Hauptgründe waren die Klöster in Quedlinburg, Nordhausen, Engern und Poehlden. Sie verbrachte viele Tage in diesen Klöstern und liebte Nordhausen besonders. Sie starb an den Klöstern von Sts. Servatius und Dionysius in Quedlinburg und wurde dort an der Seite ihres Mannes begraben. Sie wurde sofort nach ihrem Tod als Heiliger verehrt. Ihr Fest wird am 14. März gefeiert.

Zwei alte Leben von Matilda sind erhalten; Einer, Vita antiquior, geschrieben im Kloster von Nordhausen und dem Kaiser Otto II. Gewidmet; Bearbeitet von KOEPKE in Mon. Keim. Script., X, 575-582, und nachgedruckt in MIGNE, PL, CLI, 1313-26. Die andere, Vita Mathildis reginae, geschrieben im Auftrag des Kaisers Heinrich II., Ist in Mon gedruckt. Keim. Script., IV, 283-302 und in MIGNE, PL, CXXXV, 889-9220. CLARUS, Die heilige Mathilde, ihr Gemahl Heinrich I, und ihre Sohne Otto I, Heinrich und Bruno (Munster, 1867); SCHWARZ, Die heilige Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Königs von Deutschland (Regensburg, 1846); Acta SS., März, II, 351-65.
Über Königin Mathilde – 1. Königin des ottonischen Reiches informiert die Website Otto der Große.
Königin Mathilde – 1. Königin des ottonischen Reiches – die große Mutter Kaiser Ottos, ca. 895 in Enger geboren, ? 968 in Quedlinburg gestorben.
Die katholische Kirche sprach Mathilde heilig:

Mathilde wurde 895 in Enger (7 km westlich von Herford) geboren. Sie gehörte zum Widukind-Clan und galt damit als Urururenkelin des Sachsenherzogs Widukind, der im 8. Jahrhundert seinen verzweifelten Kampf gegen Karl den Großen geführt und verloren hatte. Im ottonischen Selbstverständnis war die Unterwerfung Widukinds eine Einigung unter Gleichen und die Ottonen sahen sich als Nachfolger Widukinds damit in carolingischer Königstradition. Mathildes Leben galt bereits zur ottonischer Zeit als modellhaft für weibliches Leben und ottonisches Königinnentum. Dazu trugen zwei Handschriften bei, die bereits wenige Jahre nach ihrem Tod Ihre Vita verbreiteten: Die Vita Mathildis reginae antiquior, Otto II. gewidmet, wurde 974, die Vita Mathildis reginae posterior, Heinrich II. zugeeignet, 1002/03 geschrieben. Autoren sind nicht bekannt, beide Handschriften wurden in einem Kloster in Nordhausen in Sachsen am Harzrand verfasst.
Ihre Erziehung genoss Mathilde im Herforder Damenstift, das von Ihrer Großmutter Mathilde als Abtissin geleitet wurde. Stiftsdamen in den traditionellen sächsischen Konventen waren in den meisten Fällen keine Nonnen, sondern traten als ledige Jungfern ein und konnten das Stift ohne Verlust Ihrer Mitgift zwecks Heirat auch wieder verlassen. Die Damen im Stift lernten Lesen und Schreiben und alles Wissenswerte, was für die Herrin des Hauses auf den Adelsburgen und -gütern in Sachsen gebraucht wurde. Die Stifte waren wegen der weiterhin verbürgten Zugriffsrechte auf das Eigentum der Kanonissinen für den Adel sehr attraktiv. Mathilde baute als Königin die Einrichtung der Stifte als Ausbildungsstätte für den weiblichen Adel weiter aus. Bedeutend waren die großen ottonischen Hausklöster Gandersheim und Quedlinburg. Aber auch der Adel folgte dieser Tradition. So stiftete der berühmte ottonische Markgraf Gero nach dem Tod seines Erben Siegfried das Stift Gernrode und setzte seine Schwiegertochter Hathui als Erbin ein.
Als Heinrich nach dem Tod seiner beiden älteren Brüder Erbe des sächsischen Herzogtums wurde, hielt er im Jahre 909 um die Hand der vierzehnjährigen Mathilde, einer ihm ebenbürtigen Adelsdame, an. Allerdings war er zu diesem Zeitpunkt bereits mit Hathaburg von Merseburg verheiratet und hatte mit dieser einen Sohn gezeugt. Er ließ diese Ehe annullieren, steckte Hathaburg ins Kloster zurück, aus der er sie einst zwecks der Heirat geholt hatte, behielt aber ihren Besitz in und um Merseburg, und heiratete die jüngere, schönere, gebildetere Mathilde, die noch dazu von höherer Geburt war und ihm als Herzogin standesgemäßer dünkte. Neben der Südausdehnung mit den Merseburger Besitzungen hatte der dreißigjährige Heinrich mit der erneuten Verheiratung eine Verbindung der alten Herzogsteile Ostfalen und Westfalen erreicht. Ob es eine Heirat aus Liebe war, wie die Quellen andeuten, vermag niemand nach so langer Zeit zu sagen, aber anscheinend verlief die gesamte Ehe danach sehr harmonisch und Heinrich stattete Mathilde frühzeitig mit einem reichen Dos (Brautgabe der Königin seit merowingischer Zeit) aus, diese bestand aus Quedlinburg, mehreren anderen Gütern und reichen Erzminen im Harz.
Heinrich wurde 919 erster König des fränkisch-sächsischen Reiches, nachdem er als mächtiger sächsischer Herzog seinem Vorgänger Konrad I. das Leben einigermaßen schwer gemacht hat. Mathilde nahm regen Anteil an der Regierungspolitik ihres Mannes. Das lässt sich anhand Ihres Auftauchens in Urkunden, ihrer Intervention für Fürbitter deutlich ablesen. Dies ist nicht allein bei ihr so, sondern für alle ottonisch-salischen Königinnen typisch. Die Herrschaftsausübung des mittelalterlichen Königs machte eine Reisetätigkeit dringend notwendig. Das führte in der Folgezeit sogar zu getrennten Reisewegen von König und Königin, die beide mit ihrem jeweiligen Hofstaat und der jeweiligen Hofkapelle das Heilige Königtum repräsentierten. Für Mathilde ist die Quellenlage schwierig: Belegt ist ihr Aufenthalt auf Heinrichs Reise am Ober- und Mittelrhein. Auf den grausamen Kriegszügen in den Slawengebieten hat sie Heinrich sicher nicht begleitet.
Das Königspaar Heinrich und Mathilde hatte 5 Kinder: Otto, Gerberga, Hadwig, Heinrich, und Brun. Otto wurde bekanntlich König des fränkisch-sächsischen Reiches und Kaiser des römischen Reiches. Gerberga heiratete den Herzog von Lothringen. Nachdem der Herzog in den Kämpfen gegen ihren Bruder Otto umkam, wurde sie Königin von Frankreich. Hadwig heirate den Herzog von Franzien. Heinrich kämpfte mit seinem Bruder um die Krone und wurde danach durch einen Gnadenakt Ottos Herzog von Bayern. Der jüngste Sohn Brun war für eine geistliche Karriere bestimmt worden und brachte es zum wichtigen Erzbischofsamt von Köln.
Heinrich I. starb 936. Das Reich war gefestigt, die Nachfolge von Heinrich frühzeitig mit den weltlichen und geistlichen Führern des Landes festgelegt worden. Heinrichs Sohn Otto sollte König werden, sein ältester Sohn Thankmar aus der Verbindung mit Hathaburg fand keine Berücksichtigung (er fiel später in einem Aufstand gegen Otto). Ottos Frau Edgith nahm nun alle Pflichten auf sich, die Mathilde bislang inne gehabt hatte. Mathilde verbrachte ihren Lebensabend in Quedlinburg mit der Erziehung der Stiftsdamen und dem Totengedächtnis für Heinrich I. Zudem kehrte der Hof in regelmäßigen Abständen in der Pfalz zu Quedlinburg ein.
Mathildes Einmischung in die Konflikte um die ottonische Krone nach 936 zugunsten des jüngeren Sohnes Heinrich gegen den älteren Otto sind zwar in der Vita Mathildis reginae posterior bezeugt, diese diente aber tendenziös der Kronlegitimation von Heinrich II., alle vorherigen Chronisten erwähnen darüber nichts. Otto, der gegen alle anderen Aufrührer unbarmherzig vorging, wurde von seiner Mutter Mathilde jedoch zur Mäßigung gegenüber seinen jüngeren Bruder angehalten. Eine herbeigeführte Versöhnung hielt bis Heinrichs Tod 955 an. Am 14. März 968 starb wahrscheinlich die „sancta mater“ der Ottonen. Mathildes Nachfolgerin in Quedlinburg wurde Mathilde die Jüngere, Ottos Tochter, und Mathildes Enkelin. Mathilde die Jüngere spielte nach dem Tod Otto. II. und in den unruhigen Zeiten des Slawenaufstandes von 983 als Reichsverweserin eine wichtige Rolle, da sie von Quedlinburg aus das Reich lenkte und Abwehrmaßnahmen in Sachsen organisierte.
Dieser Text erschien das erste Mal in Magister Rothers Mittelalter in Europa als historische Persönlichkeit des Monats April 2002.
Quellen:
Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters. – Leipzig: Urania, 1989
Fößel, Amalie: Die Königin im mittelalterlichen Reich. – Stuttgart: Thorbecke, 2000.
Frauenorte: Frauengeschichte in Sachsen-Anhalt. – Halle: mdv, 2000.
Stinehart, Anne C.: „Renowned Queen Mother Mathilda:“ Ideals and Realities of Ottonian Queenship in the Vitae Mathildis reginae (Mathilda of Saxony, 895?-968). – Published by the Corcoran Department of History at the University of Virginia, 1998.
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© 2001 – 2002 Letzte Änderung: Samstag, 19.Oktober 2002

Bild: März, 14. – Mathilde von Ringelheim
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 10.10.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Mathilde von Ringelheim, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Mathilde.htm, abgerufen am 14. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Dulce de Souza Brito Lopes Pontes

Dulce de Souza Brito Lopes Pontes
Gedenktag katholisch: 13. März

Name bedeutet: die Liebliche (portugiesisch)

Ordensfrau, Gründerin
* 26. Mai 1914 in Salvador in Bahia in Brasilien
† 13. März 1992 daselbst
Schwester Dulce
Maria Rita, Tochter des Zahnarztes Augusto Lopes Pontes und seiner Frau Dulce Maria de Souza Brito Lopes Pontes, entschloss sich im Alter von 13 Jahren – nach einem Besuch mit ihrer Tante in einem Armenviertel – ihr Leben in den Dienst der Notleidenden und der Kirche zu stellen; in ihrem Elternhaus betreute sie Arme und Kranke. Nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Lehrerin trat sie 1933 in den Missionsorden der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis der Muttergottes ein. In São Cristóvão im Bundesstaat Sergipe machte sie ihr Noviziat und erhielt den Ordensnamen Dulce. Sie wirkte dann als Lehrerin in einer Schule, die ihre Kongregation in der Unterstadt von Salvador unterhielt, und begann mit Sozialarbeit unter den Armen.

1936 rief Dulce einen Verein zur Versorgung von kranken und unterbezahlten Arbeitern und ihrer Familien ins Leben. Daraus wurde ein Jahr später in Zusammenarbeit mit dem deutschen Pater Hildebrand Kruthaup von der nordostbrasilianischen Franziskanerprovinz der katholische Arbeiterverein im Bundesstaat Bahia. Der Verein bot den Arbeitern soziale, religiöse, rechtliche und ärztliche Betreuung. 1939 eröffnete Dulce eine eigene Schule für die Kinder und begann mit Hausbesuchen in den Hütten der Armen auf der Ilha dos ratos, der Insel der Ratten. Dort begegnete sie eines Tages einem kleinen, hungrigen und vor Fieber zitternden Jungen, der dort Zeitungen verkaufte. Sie führte ihn zu einem leer stehenden Bretterhäuschen und brachte ihn dort unter, ebenso wie am nächsten Tag eine alte, krebskranke Frau. Als sich die Zahl der Kranken sehr vergrößerte hatte, zog Dulce mit ihnen in die geräumige Halle des alten Fischmarktes um; schließlich gab ihr die Oberin ihres Ordens die Erlaubnis, den alten Hühnerstall des Klosters in eine Herberge für die Armen zu verwandeln. Als die Oberin später fragte, was mit den Hühnern geschehen sei, eröffnete Dulce ihr, dass sie daraus Suppe für die dort Untergebrachten gemacht habe. So legte sie den Grundstein für eines der größten Sozialwerke Brasiliens.

Aus der Herberge im Hühnerstall entstand das Krankenhaus St. Antonius für mehr als tausend Patienten, ambulanten Behandlungsräumen und sozialerzieherischen Einrichtungen. Schwester Dulce besuchte nun Firmen und Menschen der Mittel- und der Oberschicht, um Spenden und Lebensmittel zu bekommen. Bei seinem ersten Besuch in Brasilien im Jahr 1980 bestärkte Papst Johannes Paul II. Schwester Dulce, mit ihrem sozialen Werk beherzt weiterzumachen. Auch 1991 bestand er darauf, die schon ziemlich kranke Schwester zu besuchen. Nach langer Krankheit starb Schwester Dulce, im Volksmund der gute Engel von Bahia genannt.

Das Wunder zur Einleitung der Seligsprechung geschah 2001. Die 41-jährige Claudia Cristina Santos aus der Ortschaft Malhador bei Aracajú, erlitt nach der Geburt ihres zweiten Kindes schwere Unterleibsblutungen, die nicht gestoppt werden konnten, bis der Priester José Almir versprach, unter Anrufung von Schwester Dulce für sie zu beten. Das Wunder wurde von Papst Benedikt XVI. 2010 anerkannt.

Kanonisation: Die Seligsprechung von Schwester Dulce erfolgte am 22. Mai 2011 in Salvador.
Bild: März, 13. – Doulce
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 00.00.2014

Quellen:
• Pater Rainer Kröger, E-Mail vom 15. Mai 2011 unter Verwendung von Artikeln aus:
– der Monatszeitschrift Revista de Aparecida, veröffentlicht vom Marienwallfahrtsort der Schutzpatronin Brasiliens Nossa Senhora Aparecida, Ano 10, Nr. 110, Mai 2011, S. 28
– der Tageszeitung Correio do Estado Notícias Carro Casa Brasil, 14. Mai 2011 über das Wunder zur Seligsprechung
– der Beilage der Illustrierten Isto é ohne Zeitangabe

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Dulce de Souza Brito Lopes Pontes, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienD/Dulce_de_Souza.html, abgerufen am 12. 3. 2017
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THEOPHANES BEKENNER

Theophanes der Bekenner, auch: T. Chronographus

Gedenktag katholisch: 12. März.
Gedenktag orthodox: 12. März

Name bedeutet: Gott ist erschienen (griech.)

Priester, Klostergründer und Abt am Berg Sigriane nahe Kurşunlu
* um 760 in Konstantinopel, heute Ístanbul in der Türkei
† 12. März 817 oder 818 auf der Insel Samothraki in Griechenland

Theophanes, Sohn des adligen Vaters Isaak und der Mutter Theodote, kam an den Hof von Kaiser Leon IV. und heiratete. Zugleich mit seiner Frau Megalo trat Theophanes aber im Alter von 26 Jahren in ein Kloster ein, gründete selbst das Kloster zum großen Acker am Berg Sigriane nahe Kurşunlu an der Südküste des Marmarameeres und leitete es als Abt.

Zwischen 811 und 814 arbeitete Theophanes an der Fortsetzung der von seinem Freund == Georg Syncellus begonnen Weltchronik und schrieb sie mit dem Material seines Freundes für die Jahre 285 bis 813. Seine Chronographia war im Mittelalter weit verbreitet und ist für große Zeiträume die ausführlichste, für die Jahre 769 bis 813 die einzige Quelle für byzantinische Geschichte. Weil er die Verehrung der Ikonen verteidigte, nahm Kaiser Leon V. 814 Theophanes zwei Jahre lang in Konstantinopel gefangen und verbannte ihn dann auf die Insel Samothraki, wo er starb.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Theophanes, der Bekenner
S. Theophanes, Hegum. (Abb.), (12. März). Die Eltern dieses großen Heiligen waren Isaak, kaiserlicher Statthalter über die Inseln des Archipelagus (weißes Meer) und Theodora, über deren Abkunft Näheres nicht bekannt ist. Nach deren frühzeitigem Tode kam der Knabe an den Hof des Kaisers Constantin Copronymus (v. J. 741 bis 775) zur Erziehung und Ausbildung. Da dieser ein heftiger Feind der Bilderverehrung war, so bestand große Gefahr, daß er in den falschen Grundsätzen der Bilderfeinde erzogen wurde. Aber die göttliche Vorsehung wachte über ihn, indem sie ihm einen rechtgläubigen Hofmeister, und ein allen Erdenfreuden und vergänglichen Ehren unzugängliches Gemüth gab. So kam es, daß der Drang nach dem klösterlichen Leben auch nach seiner unfreiwilligen Verheirathung immer stärker wurde. Er beredete schon in der ersten Nacht nach dem Hochzeittage die fromme Braut zur beständigen Enthaltsamkeit, bis im J. 779 beide Eheleute der Welt entsagten, nachdem sie ihr sämmtliches Vermögen an die Armen ausgetheilt hatten. Der hl. Theophanes gründete in Mysten zwei Klöster nach der Regel des heil. Basilius; die Vorstandschaft eines derselben, Großfeld – Magnus ager – genannt, übernahm er selbst. Von jetzt an lebte er in vorgeschriebenen und freiwilligen Gebeten, Bußwerken und Handarbeiten einzig für Gott und seine Untergebenen. Der Teufel sah mit Neid und Ingrimm sein stilles, aber erfolgreiches Wirken, und bereitete ihm viele Nachstellungen. Einmal fiel er ihn mit einer Schaar Gesellen in Gestalt wilder Schweine an, die auf ihn losstürzten. Der Heilige vertrieb sie mit dem Kreuzzeichen. Im J. 787 wohnte er dem zweiten Concil von Nicäa bei, dessen Beschlüsse er mitunterzeichnete. Auch hier erlitt der Teufel eine starke Niederlage. Das Concil bestätigte den Gebrauch der Bilder und die Erlaubtheit ihrer Verehrung, die nicht im Geringsten die Gott allein gebührende Anbetung beeinträchtige. Diese Verehrung beziehe sich, so erklärten die versammelten Väter, nicht auf den Stoff oder die Farbe der Bilder, sondern auf Jesus, Maria und die Heiligen, welche sie vorstellen. Sie seien auch zur Belehrung des Volkes sehr geeignet, und ersetzen theilweise die Lesung der hl. Schriften. Daher sollen die hhl. Bilder in den Kirchen, an Wänden und Mauern, auf den heil. Gefäßen und Kleidern, und ebenso in den Privathäusern, auf öffentlichen Plätzen und Straßen aufgestellt und geehrt werden. Als aber Leo der Armenier im J. 813 zur Regierung kam, und die Bilderverehrung neuerdings verbot, sollte auch der hl. Abt mit Gewalt zur Anerkennung und Befolgung dieser Verordnungen gezwungen werden. Aber dieser war durch beständige Niederhaltung aller sündhaften sinnlichen Regungen und strenge Buße auch für die schwersten Kämpfe gestählt. Seine Nahrung bestand in Wasser und Brod; sein Lager war eine Binsenmatte; als Kopfkissen diente ein Stein. So hatte er das 50. Jahr erreicht, als sich große Körperschwäche einstellte. Dennoch wurde er nach Constantinopel gebracht, um seine Halsstarrigkeit zu brechen. Als die von einem kaiserlichen Sophisten mit ihm angestellten Bekehrungsversuche mißlangen, gab man ihm 300 Ruthenstreiche und warf ihn ins Gefängniß, wo er ohne ärztliche Hilfe in größter Verlassenheit von allem menschlichen Beistande, ungeachtet sein Nierenleiden mit jedem Tage heftiger wurde, zwei Jahre in irdischen Leiden und himmlischen Tröstungen und Erscheinungen zubrachte, ehe man ihn nach Samothrace verbannte, wo er 17 Tage nach seiner Ankunft im J. 817 oder 818 starb. Wie im Leben, so war auch im Tode die Erinnerung an die Schönheit und die Freude des Himmels sein Trost und seine Stärke. An seinem Grabe geschahen zahlreiche Wunder an Menschen und Thieren. Eine mit Uebelthaten vollgeschriebene Anklageschrift, welche man versiegelt auf seinen Sarg legte, zeigte bei ihrer Eröffnung nichts mehr als das leere Papier. Der Name des heil. Abtes findet sich auch im Mart. Rom.
zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
korrekt zitieren: Artikel Stadlers Heiligen-Lexikon: Theophanes, der Bekenner, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Theophanes_Bekenner.html, abgerufen am 12. 3. 2017
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Catholic Encyclopedia
St. Theophanes
Chronicler, born at Constantinople, about 758; died in Samothracia, probably 12 March, 817, on which day he is commemorated in the Roman Martyrology. He was the son of Isaac, imperial governor of the islands of the White Sea, and of Theodora, of whose family nothing is known. After the early death of his parents he came to the Court of Constantine Copronimus. He was married at the age of twelve, but induced his wife to lead a life of virginity, and in 799, after the death of his father-in-law, they separated with mutual consent to embrace the religious state, she choosing a convent on an island near Constantinople, while he entered the monastery called Polychronius in the district of Sigriano near Cyzicus. Later he built a monastery on his own lands on the island of Calonymus (now Calomio). After six years he returned to Sigriano, founded an abbey known by the name of the great acre, and governed it as abbot. As such he was present at the second General Council of Nicaea, 787, and signed its decrees in defense of the sacred images. When the emperor Leo the Armenian again began his iconoclastic warfare, he ordered Theophanes to be brought to Constantinople and tried in vain to induce him to condemn what had been sanctioned by the council. Theophanes was cast into prison and for two years suffered cruel treatment; he was then banished to Samothracia, where, overwhelmed with afflictions, he lived only seventeen days and wrought many miracles after death.

At the urgent request of his friend George Syncellus (d. 810), Theophanes undertook the continuation of his chronicle, during the years 810-15 (P. G., CVIII, 55). He treated of the time from the year 284-813, and made use of material already prepared by Syncellus, probably also the extracts from the works of Socrates, Sozomenus, and Theodoret, made by Theodore Lector, and the city chronicle of Constantinople. The work consists of two parts, the first giving the history, arranged according to years, the other containing chronological tables, full of inaccuracies, and therefore of little value. It seems that Theophanes had only prepared the tables, leaving vacant spaces for the proper dates, but that these had been filled out by someone else (Hurter, Nomencl. I, Innsbruck, 1903, 735). The first part, though lacking in historical precision and criticism, which could scarcely be expected from a man of such ascetical disposition, greatly surpasses the majority of Byzantine chronicles (Krumbacher, Gesch. der byz. Litt., 1897, 342). The chronicle was edited at Paris in 1655 by Goar; again at Venice in 1729 with annotations and corrections by Combefis. A Latin version was made by Anastasius Bibliothecarius, and both were ably edited by de Boor (Leipzig, 1883).

St. Theophanes. Google-Übersetzung
Chronist, geboren in Konstantinopel, ungefähr 758; Starb in Samothracia, wahrscheinlich am 12. März 817, an welchem Tag er in der römischen Martyrologie gedenkt wird. Er war der Sohn Isaaks, des Imperialen Gouverneurs der Inseln des Weißen Meeres und der Theodora, deren Familie nichts bekannt ist. Nach dem frühen Tod seiner Eltern kam er zum Gericht von Konstantin Copronimus. Er war im Alter von zwölf Jahren verheiratet, veranlasste aber seine Frau, ein Leben der Jungfräulichkeit zu führen, und 799, nach dem Tod seines Schwiegervaters, trennten sie sich mit gegenseitiger Zustimmung, den religiösen Staat zu umarmen, sie wählte ein Kloster Auf einer Insel in der Nähe von Konstantinopel, während er das Kloster namens Polychronius im Bezirk Sigriano bei Cyzicus betrat. Später baute er ein Kloster auf seinem eigenen Land auf der Insel Calonymus (jetzt Calomio). Nach sechs Jahren kehrte er nach Sigriano zurück, gründete eine Abtei, die unter dem Namen des großen Acre bekannt war , und regierte sie als Abt. Als solches war er bei dem zweiten Generalrat von Nicaea, 787, und unterzeichnete seine Dekrete zur Verteidigung der heiligen Bilder. Als der Kaiser Leo der Armenier wieder seinen ikonoklastischen Krieg begann, befahl er den Theophanen, nach Konstantinopel gebracht zu werden, und versuchte vergebens, ihn zu verurteilen, was vom Rat sanktioniert worden war. Theophanen wurden ins Gefängnis geworfen und für zwei Jahre erlitten grausame Behandlung; Er wurde dann nach Samothracia verbannt, wo er mit Leiden überwältigt war, lebte er nur siebzehn Tage und machte viele Wunder nach dem Tode.

Auf der dringenden Bitte seines Freundes George Syncellus (d. 810) unternahm Theophanes die Fortsetzung seiner Chronik in den Jahren 810-15 (PG, CVIII, 55). Er behandelte die Zeit aus dem Jahre 284-813 und benutzte das von Syncellus bereits vorbereitete Material, vermutlich auch die Auszüge aus den Werken von Sokrates, Sozomenus und Theodoret, die von Theodore Lector gemacht wurden, und die Stadtchronik von Konstantinopel. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen, die erste geben die Geschichte, nach Jahren angeordnet, die andere mit chronologischen Tischen, voll von Ungenauigkeiten und daher von geringem Wert. Es scheint, daß Theophanen nur die Tische vorbereitet hatten, um freie Plätze für die richtigen Daten zu lassen, aber diese waren von jemand anderem ausgefüllt worden (Hurter, Nomencl. I, Innsbruck, 1903, 735). Der erste Teil, obwohl er an historischer Präzision und Kritik fehlte, der von einem Mann von solch einer körperlichen Disposition kaum zu erwarten war, übertrifft die Mehrheit der byzantinischen Chroniken (Krumbacher, Gesch. Der byz. Litt., 1897, 342). Die Chronik wurde in Paris im Jahre 1655 von Goar bearbeitet; Wieder in Venedig im Jahre 1729 mit Anmerkungen und Korrekturen von Combefis. Eine lateinische Version wurde von Anastasius Bibliothecarius gemacht, und beide wurden von de Boor (Leipzig, 1883) bearbeitet.
Aus: Charles G. Herbermann: The Catholic Encyclopedia. Robert Appleton Company, New York 1907 – 1912 – zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
korrekt zitieren: Artikel Catholic Encyclopedia – St. Theophanes, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/CatholicEncyclopedia/Theophanes_Bekenner.html, abgerufen am 12. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.
Bild: Theophanes Bekenner
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 27.11.2014

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• John Bagnell Bury: A history of the Eastern Roman empire from the fall of Irene to the accession of Basil I. A.D. 802 – 867, Macmillan and Co., London 1912

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Theophanes „der Bekenner”, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienT/Theophanes_Bekenner.html, abgerufen am 12. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

PIONIUS

Pionius von Smyrna
auch: Phronis, Phonis, Phionis, Pionis, Pœnis

Gedenktag katholisch: 11. März
1. Februar

Gedenktag evangelisch: 11. März

Gedenktag orthodox: 11. März

Gedenktag armenisch: 12. März
liturgische Feier am Montag nach dem 1. Vorfastensonntag

Gedenktag syrisch-orthodox: 11. März

Name bedeutet: der Versöhnende (latein.)

Priester, Märtyrer
† 12. März 250 (?) in Smyrna, heute Ízmir in der Türeki

Pionius wurde der Legende nach am 23. Februar, dem Gedenktag für Polykarp, den die Christen in Smyrna als Festtag begingen, zusammen mit der Sklavin Sabina/Theodota und Asklepiades gefangengenommen und auf das Forum vor eine große Menschenmenge gebracht. Pionius hielt eine ergreifende Rede vor den versammelten Griechen und Juden und ermahnte sie, sich nicht über die Christen zu belustigen; dann wurden sie ins Gefängnis geworfen. Dort trafen sie andere Christen, darunter den Priester Lennus und seine Frau Macedonia, – dazu nach mancher Überlieferung Euthychianus, einen Anhänger des Montanismus, sowie den gnostischen Priester Metrodorus – außerdem andere abgefallene Christen und viele Heiden; sie fanden durch Pionius (wieder) zum Glauben. Mehrere Versuche, ihn und die anderen zur Huldigung heidnischer Götter zu zwingen, schlugen fehl. Der Prokonsul Polemon verturteilte Pionius schließlich zum Feuertod, den er zusammen mit den Gefährten erlitt.
Das Martyrium geschah in den Verfolgungen unter Kaiser Decius – nicht, wie Eusebius schrieb, zur Zeit von Polykarp von Smyrna. Die Legende ist der des Polykarp nachgebildet, die Prozessakten sind stark überarbeitet, beruhen aber auf echten Akten. Ihre antijudaistische Tendenz zeigt, wie stark offenbar damals in Smyrna die Konkurrenz zwischen Christen und Juden war; die eingefügte Bekehrung der Häretiker zeigt die Heftigkeit der innerchristlichen Auseinandersetzungen.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Pionius von Smyrna
S.S. Pionius et 15 Soc. M. M. (1. Febr. al. 11. u. 12. März). Dieser hl. Pionius, welcher corrupt auch Pönes geschrieben wird, war Priester an der Kirche von Smyrna. Es ist streitig, ob er unter Marcus Aurelius (161-180) oder Decius (250-253) gelitten hat. Die Acten, an deren Aechtheit nach dem Urtheile aller Kritiker nicht gezweifelt werden kann, sowie die ältesten Kirchenbücher der Griechen entscheiden für die Decianische Verfolgung. Der heilige Pionius war ein gelehrter und eifriger Mann, welcher viele Brüder aus Irrthum und Unwissenheit befreite. »Er überwies«, wie das Synaxarium sagt, »Juden und Heiden aus der Schrift, daß es nur Ein wahrhaftiger Gott ist, der Alles gemacht hat, und sein eingeborner Sohn Jesus Christus und der heil. Geist etc.« Am Vorabende der Festfeier des hl. Polykarpus hatte er eine Erscheinung, aus welcher er erkannte, was ihm begegnen würde. Er bereitete sich also auf das Martyrthum vor, indem er um seinen Hals und den der Sabina und des Asclepiades1 einen Strick legte. Nachdem sie »das feierliche Gebet« (das hl. Meßopfer) vollendet und das heil. Brod mit Wasser genossen hatten, kam der Polizei-Beamte Polemon mit einer Schaar Gerichtsdiener, welche den Auftrag hatten, die Christen aufzusuchen und gefangen zu nehmen. Als er den Pionius sah, sprach er: »Wisset ihr, daß der Kaiser ein Gebot bekannt gegeben hat, daß ihr Opfer darzubringen habt?« Pionius antwortete: »Wir kennen zwar ein Gebot, das Opfer verlangt, aber dieses befiehlt uns, Gott allein zu verehren.« Der Häscher sagte: »Kommt auf das Forum, damit ihr euch überzeuget, daß ich Recht habe«. Sabina und Asclepiades entgegneten: »Wir gehorsamen dem wahren Gott.« Als das Volk sie am Halse gebunden auf das Forum führen sah, erfolgte alsbald ein so großer Zusammenlauf, daß alle höher gelegenen Punkte, selbst die Dächer, voll von Menschen waren, welche den Verlauf der Sache hören und sehen wollten. Man stellte also die gefangenen Christen in die Mitte des Platzes und Polemon forderte den hl. Pionius auf, wie Andere gehorsam zu sein und hiedurch den Strafen auszuweichen. Da übersah der Heilige mit heiterm Blicke die Volksmenge, streckte die Hand aus und hielt eine längere, eindringliche Rede an die versammelten Heiden und Juden, deren Inhalt im Wesentlichen darin bestand, daß er ihnen zeigte, wie sie selbst Jene verachteten und verlachten, die ihrem Gewissen entgegen entweder freiwillig sich zum Opfern stellen oder wenigstens sich dazu zwingen lassen. Wenn ihrer Viele seien, dürfe sich Niemand daran stoßen, denn auch beim Dreschen zeige sich, daß der Spreuhaufen größer sei als der Körnerhaufen. Aber die Spreu nehme der Wind mit sich fort, während der Waizen liegen bleibe. Auch beim Fischfange gehen nicht lauter gute Fische ins Netz. Immer sei Schlechtes mit Gutem, Gutes mit Schlechtem vermischt. Was aber die angedrohten Strafen betreffe, so frage er, ob sie dieselben als Gerechte oder als Ungerechte tragen sollen. Im letztern Falle müßte ein Beweis vorliegen; wenn sie einen solchen nicht erbringen könnten, so sei die Strafe und Diejenigen, welche sie verhängen, selbst ungerecht. Müßten sie aber als Gerechte leiden, wie könnten ihre Peiniger hoffen, der Bestrafung zu entgehen, die alle Ungerechten treffen müsse. Das Judenland mit dem todten Meere, das er selbst gesehen habe, sei Zeuge dafür. Auch in den heidnischen Ländern seien derartige Zeugen der göttlichen Strafgerechtigkeit, in Sicilien der Aetna, in Lycien der flammenspeiende Drache, in andern Ländern die heißen Quellen, was Alles offenbar von dem in der Hölle brennenden Feuer herrühre. Die Rede schließt deßhalb mit den Worten: »Daher sagen wir euch voraus das Gericht durch Jesus, das Wort Gottes, welcher im Feuer kommen wird. Deßhalb beten wir weder eure Götter an, noch erweisen wir Verehrung den Bildern aus Gold, denn in ihnen wird nicht die Religion befördert, sondern nur ihre Größe geschätzt.« Mit größter Aufmerksamkeit hörten die Anwesenden diese Rede und es schien, daß sie gerne noch länger zugehört hätten. Man führte ihn ins Atrium und redete ihm zu, sein Leben zu schonen, dessen er wegen seiner Sitten und Sanftmuth noch länger würdig sei. Darauf sprach Pionius: »Auch ich behaupte, daß es gut sei zu leben und des Lichtes zu genießen, aber ich meine das Licht, nach welchem wir begehren. Denn es gibt ein noch anderes Licht, das wir wünschen, um dessen willen wir das gegenwärtige Gottesgeschenk nicht gering schätzen, aber gern verlassen, weil wir Besseres zu erlangen hoffen. In Rücksicht auf das Bessere lassen wir das Geringere gern zurück. Wenn ihr glaubt, daß ich eurer Liebe und Ehre würdig sei, so lobe ich euch, aber ich halte dafür, daß ihr damit nur eure Feindseligkeit verbergen wollet. Jederzeit schadet aber weniger der ausgesprochene Haß, als hinterlistige Schmeichelei.« Darauf entgegnete Einer aus dem Volke, Alexander mit Namen: »Nun höre auch, was wir zu sagen haben.« Der Heilige sprach: »Du sollst lieber mich hören, denn was du weißt, weiß ich auch, dir aber ist unbekannt, was ich weiß«. Darauf spottete jener über seine Ketten und sagte: »Was bedeuten wohl diese Ketten?« Der Heilige gab zur Antwort: »Damit Niemand glaube, daß wir freiwillig zu den Opfern gehen, wenn wir in diesen Fesseln durch die Stadt geführt werden, oder damit ihr euch nicht die vergebliche Mühe nehmet, uns wie auch die Uebrigen in die Tempel zu führen, und zugleich damit ihr sehet, daß wir eurer Untersuchung nicht bedürfen, um freiwillig ins Gefängniß zu eilen.« Als aber das Volk nicht aufhörte, in ihn zu drängen, sagte er kurz und entschieden: »Das ist unser Beschluß, und wir werden fest bei dem stehen bleiben, was wir gesagt haben.« Als hierauf das Volk verlangte, daß die Martyrer ins Theater abgeführt werden sollten, suchte Polemon diesem Verlangen dadurch auszuweichen, daß er zum heil. Pionius sagte: »Weigerst du dich zu opfern, so komme wenigstens in den Tempel.« Jener antwortete: »Wir haben kein Bedürfniß nach euren Götzenbildern, daß wir in die Tempel kommen sollten.« Hierauf sagte Polemon: »Du bist also wirklich so eigensinnig, daß man dich nicht mehr überreden kann?« Pionius: »O könnte vielmehr ich euch überreden und bewegen, daß ihr Christen würdet!« Da spotteten, Einige und riefen ihm zu: »Dahin wirst du es nicht bringen, daß wir uns lebendig verbrennen lassen.« Pionius sprach: »Aerger ist das Brennen nach dem Tode.« Während dieser Reden bemerkte man, daß die hl. Sabina lachte und deßhalb sagten sie zu ihr mit drohender Gebärde und schrecklicher Stimme: »Du lachst?« Sie antwortete: »Ich lache wenn Gott es will, denn wir sind Christen.« Sie entgegneten: »Du wirst leiden müssen, was du weißt, aber nicht willst! Solche nämlich, die nicht opfern, werden in die öffentlichen Häuser geschafft, wo sie mit den Huren zusammen wohnen und ihnen bei der Arbeit helfen müssen.« Sie sprach: »Alles was Gott will!« Da redete der hl. Pionius den Polemon an und sprach: »Hat man dir befohlen, zu überreden oder zu strafen? du wirst wohl strafen müssen, da du uns doch nicht überreden kannst!« Ueber diese gerade Anrede wurde Polemon erregt und sprach: »Opfere.« Pionius: »Nein.« Polemon: »Warum nicht?« Jener: »Weil ich ein Christ bin.« Polemon: »Was für einen Gott verehrst du?« Pianius: »Ich verehre den allmächtigen Gott, welcher Himmel und Erde, das Meer und Alles was darin ist, und uns selbst erschaffen hat; der uns Alles schenkt und gibt; den wir durch sein Wort Jesus „Christus” kennen gelernt haben.« Darauf sagte Polemon: »So opfere wenigstens dem Kaiser«. Pionius: »Ich opfere keinem Menschen«. Darauf fragte Polemon, wie zur Ergänzung für den Notar, welcher diese Antworten aufschrieb: »Wie heißt du?« Pionius sagte: »Ich heiße Christ«. Polemon: »Welcher Kirche gehörst du an?« Pionius: »Der katholischen Kirche.« Ganz dieselben Antworten gab auch die hl. Sabina. Ebenso Asclepiades. Nur auf die Frage, was er für einen Gott verehre, sagte dieser kurz: »Christus«. Darauf fragte Polemon: »Wie also, ist dieß ein Anderer?« Asclepiades: »Nein derselbe, welchen jene so eben bekannt haben.« Hierauf erfolgte die Abführung der Martyrer ins Gefängniß; die dahin führenden Straßen waren so voll von Leuten, daß es kaum möglich war, vorwärts zu kommen. Im Gefängnisse trafen sie einen kathol. Priester Namens Lennus und eine Montanistische Frau Namens Macedonia. Da sie die üblichen Geschenke Seitens der Besucher nicht annahmen, ließ sie der Gefängnißwärter in ein tieferes und ganz abgeschlossenes Gemach bringen, wo sie Tag und Nacht in heiligen Lesungen und Gesängen zubrachten, so daß sich die Christen erbauten, die Abgefallenen aber ihre Treulosigkeit ernstlich zu beweinen anfingen. Der hl. Pionius tröstete diese »den Schweinen vorgeworfenen Perlen« und hielt eine längere Ansprache, worin er die Irrthümer der Juden und den Aberglauben in kräftigen Worten widerlegte. Bald darauf schleppte man sie mit Gewalt an Stricken und unter vielen Schlägen und Mißhandlungen in den Tempel. Die Richter fragten mit zornigen Worten: »Warum opfert ihr nicht?« Sie antworteten: »Weil wir Christen sind.« Die Richter sagten darauf: »Was für einen Gott ehret ihr?« Pionius antwortete: »Den Gott, welcher den Himmel gemacht und mit den Gestirnen geschmückt hat, welcher die Erde gegründet und mit Blumen und Bäumen geziert hat; welcher die Flüsse der Erde und die Meere geordnet und ihnen das Gesetz bestimmter Grenzen und Ufer gegeben hat«. Dann erwiderten jene: »Meinst du jenen, welcher gekreuzigt wurde?« Pionius: »Denselben, welchen der Vater zum Heile der Welt gesendet hat«. Unter Spott- und Hohnreden, denen Pionius die blitzähnlichen Antworten christlicher Weisheit und Entschlossenheit entgegen stellte, aber auch unter schweren körperlichen Mißhandlungen wurden sie wieder in das Gesängniß zurückgebracht, wo sie Gott wegen der bisher verliehenen Siege lauten Dank erstatteten. Nach einigen Tagen erschien der Proconsul Quintilianus in Smyrna, und ließ die hhl. Martyrer unverzüglich vor seinen Richterstuhl stellen. Es begann das peinliche Verhör. Der Proconsul: »Wie heißt ihr?« Antwort: »Pionius«. Der Proconsul: »Opfere«. Pionius: »Nein«. Proconsul: »Zu welcher Secte gehörst du?« Pionius: »Zu der katholischen.« Der Proconsul: »Zu was für einer katholischen?« Pionius: »Ich bin Priester der katholischen Kirche.« Der Proconsul: »Du bist ihr Lehrer gewesen?« Antwort: »Ja«. Proconsul: »Lehrer der Thorheit.« Pionius: »Nein, der Frömmigkeit.« Proconsul: »Was für einer Frömmigkeit?« Pionius: »Der Frömmigkeit gegen Gott, welcher Himmel und Erde erschaffen hat.« Der Proconsul: »So opfere also.« Pionius: »Ich bete nur den lebendigen Gott an.« Er weigerte sich auch noch unter den Qualen der Folter. So oft auch der Proconsul ihn zum Opfern aufforderte, sprach er jedesmal: »Nein, ich kann nicht.« Man fertigte also das Urtheil und las es ihm vor. Es lautete: »Pionius, ein Mann von gottesschänderischer Gesinnung, der sich als Christ bekannt hat, soll von der rächenden Flamme verzehrt werden, den Menschen zur Abschreckung, den Göttern zur Genugthuung.« Darauf trat der Heilige festen Schrittes und heitern Angesichts den Todesgang an. Er entkleidete sich selbst, dankte mit einem Blicke zum Himmel dem gütigen Gott für die Bewahrung in der Reinheit des Lebens, bestieg mit Ruhe den Scheiterhaufen und stellte seine Glieder selbst so, wie es zur Annagelung an den Pfahl nöthig war. Dem Volke, das ihn laut bemitleidete, rief er zu, es geschehe so zum Zeugnisse seines Glaubens an die Auferstehung nach dem Tode. Dann betete er still und mit geschlossenen Augen längere Zeit, sprach dann mit lauter Stimme: »Amen, Herr nimm meine Seele zu dir!« und starb. Dieß war, setzt die Martyrgeschichte hinzu, das Leiden eines Mannes, dessen Leben allezeit unbescholten frei und vollkommen schuldlos gewesen, von reiner Einfalt, standhaftem Glauben, unverbrüchlicher Unschuld, dessen Herz jeden Fehler ausschloß, weil es für Gott geöffnet war. Gott bezeugte bald darauf selbst, daß ihm die Siegeskrone gegeben war, denn er zeigte nach dem Tode die vollkommene Gestalt eines gesunden und kräftigen Jünglings, so daß die Christen Vertrauen, die Heiden aber Furcht ankam. Mit ihm litten Dionysius, ein anderer Pionius und 13 Ungenannte. Es war um die zehnte Stunde, an einem Samstag, als der hl. Pionius vollendete. Die Tage seiner Verehrung sind die oben angegebenen. (I. 37-46.)

Catholic Encyclopedia
St. Pionius
Martyred at Smyrna, 12 March, 250. Pionius, with Sabina and Asclepiades, was arrested on 23 February, the anniversary of St. Polycarp’s martyrdom. They had passed the previous night in prayer and fasting. Knowing of his impending arrest, Pionius had fastened fetters round the necks of himself and his companions to signify that they were already condemned. People seeing them led off unbound might suppose that they were prepared, like so many other Christians in Smyrna, the bishop included, to sacrifice. Early in the morning, after they had partaken of the Holy Bread and of water, they were conducted to the forum. The place was thronged with Greeks and Jews, for it was a great Sabbath and therefore a general holiday in the city – an indication of the importance of the Jews in Smyrna. Pionius harangued the multitude. He begged the Greeks to remember what Homer had said about not mocking the corpse of an enemy. Let them refrain therefore from mocking those Christians who had apostatized. He then turned to the Jews and quoted Moses and Solomon to the same effect. He ended with a vehement refusal to offer sacrifice. Then followed the usual interrogatories and threats, after which Pionius and his companions were relegated to prison, to await the arrival of the proconsul. Here they found other confessors, among them a Montanist. Many pagans visited them, and Christians who had sacrificed, lamenting their fall. The latter Pionius exhorted to repentance. A further attempt before the arrival of the proconsul was made to force Pionius and his companions into an act of apostasy. They were carried off to a temple where every effort was made to compel them to participate in a sacrifice. On 12 March, Pionius was brought before the proconsul who first tried persuasion and then torture. Both having failed, Pionius was condemned to be burnt alive. He suffered in company with Metrodorus, a Marcionite priest. His feast is kept by the Latins ion 1 Feb.; by the Greeks on 11 March. The true day of his martyrdom, according to the Acts, was 12 March. Eusebius (H.E., IV, xv; Chron., p. 17, ed. Schoene) places the martyrdom in the reign of Antoninus. His mistake was probably due to the fact that he found the martyrdom of Pionius in a volume containing the Acts of Martyrs of an earlier date. Possibly his MS. lacked the chronological note in our present ones. For the life of Polycarp by Pionius, see SAINT POLYCARP. Did Pionius before his martyrdom celebrate with bread and water? We know from St. Cyprian (Ep. 63) that this abuse existed in his time. But note (1) the bread is spoken of as Holy, but not the water; (2) it is unlikely that Pionius would celebrate with only two persons present. It is more likely therefore that we have an account, not of a celebration, but of a private Communion (see Funk, Abhandlungen, I, 287).
Die Märtyrerakten des Pionius und seiner Gefährten auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.
Märtyrerakten
Die Akten des Hl. Pionius und seiner Genossen
1.

Daß man die Verdienste der Heiligen im Andenken erhalten müsse, befiehlt der Apostel, weil er weiß, daß durch die Erinnerung an ihre Taten bei tüchtigen Männern die Flamme in ihrer Brust zunimmt, besonders bei jenen, die tatkräftig solche Männer nachzuahmen sich bestreben und mit vorzüglichem Eifer sie zu erreichen suchen. Darum darf das Leiden des Märtyrers Pionius nicht verschwiegen werden, weil er, als er noch im Leben war, bei vielen Brüdern die Finsternis der Unwissenheit verscheucht hat und, als er später Märtyrer wurde, denjenigen, denen er im Leben seine Lehre beigebracht hatte, in seinem Leiden ein Beispiel gezeigt hats.

2.
Am zweiten Tage also des sechsten Monates, am 11. März, einem großen Sabbatein der Verfolgung des Decius, hat die Gewalt der Verfolgung denPriester Pionius, die Sabina, den Asklepiades, die Makedonia und den Lemnus, einen Priester der katholischen Kirche, als sie den Geburtstag des Märtyrers Polykarp feierten erfaßt. Doch hat Pionius, den Gott ganz in seinem frommen Glauben zeigte, die ihm bevorstehen den zukünftigen Leiden, weil er sie nicht fürchtete, vorhergesehen. Am Tage nämlich vor dem Feste des Märtyrers Polykarp, als er mit Sabina und Asklepiades dem Fasten oblag, sah er im Traume, daß er am folgenden Tage ergriffen werden solle. Da er dies nun offen und unzweideutig erkannte und ihm die Erscheinung so klar vorkam, hat er seinen, der Sabina und des Asklepiades Hals mit einem Strick umwunden, damit die, welche kamen, um sie zu fesseln, wenn sie sie gefesselt sähen, wüßten, daß sie nichts Unerwartetes antun könnten und erkännten, daß sie nicht wie die übrigen, welche die Opfer kosteten, zu führen seien, da sie sich schon selbst, bevor es ihnen befohlen wurde, die Fesseln angelegt hatten als ein Zeugnis ihres Glaubens und als ein Anzeichen ihres guten Willens.

3.
Als sie am Sabbat ihr Gebet verrichtet und heiliges Brot und Wasser genossen hatten, kam der Tempelwächter Polemon an mit einer Schar solcher, welche das höhere Gericht dem Polemon zur Aufspürung der Christen beigegeben hatte. Als er den Pionius sah, brachte er folgende Worte aus seinem unheiligen Munde hervor: Wisset ihr, daß der Kaiser deutlich geboten hat, die Opfer mitzufeiern? Pionius antwortete: Gewiß kennen wir Gebote, aber jene allein, die uns gebieten, Gott zu verehren. Der Tempelwächter sagte: Kommet zum Gerichtshofe, damit ihr erkennet, daß mein Ausspruch wahr ist! Sabina aber und Asklepiades sagten mit lauter Stimme: Wir gehorchen dem wahren Gotte. Und als sie nun als Opfer zur Gerichtsstätte geführt wurden, da gewahrte das Volk die Stricke an ihrem Halse und, wie das bei dem unvernünftigen, neugierigen Volke gewöhnlich ist, es drängte sich verwundert so, daß der eine den andern fortstieß und dann wieder fortgestoßen wurde. Als nun der Zug im Gerichtshof angekommen war1 , da füllte sich der ganze Platz, soviel Raum er hatte, ja sogar die Dächer der heidnischen Häuser mit einer ungeheuren Volksmasse. Auch große Scharen von Weibern waren da; denn es war Sabbat und die Weiber der Juden waren wegen des Festtags frei von Arbeit. Von allen Seiten trieb die Neugierde Menschen jedes Alters zusammen, und denen die nötige Körperlänge fehlte, um alles sehen zu können, die stellten sich auf die Bänke oder bestiegen die Bogen, damit ihnen das Wunder nur nicht entginge; so suchten sie künstlich zu ersetzen, was ihnen die Natur versagt hatte.
1: an der östlichen Halle bei dem Doppeltor

4.
Als nun die Märtyrer in der Mitte standen, sagte Polemon: Es wäre gut, Pionius, wenn du und die andern gehorchtet, die Befehle erfülltet und so den Strafen entginget. 2 Jedoch der selige Märtyrer Pionius antwortete auf diese Worte mit erhobener Hand und mit fröhlichem, heiterem Angesicht in folgender Rede:

„Ihr Männer, die ihr frohlocket über die Schönheit eurer Mauern, die ihr euch freuet der Zierde eurer Stadt Smyrna und euch rühmt des Dichters Homer, und wenn etwa unter euch auch Juden sind, höret auf die wenigen Worte, die ich zu euch rede. 3 Ich höre nämlich, daß ihr über die spottet, die entweder freiwillig sich zum Opfern melden oder bei Anwendung von Zwang sich zu opfern nicht weigern, daß ihr in diesen die Seelenschwäche, in jenen die freiwillige Irrung verurteilt; 4 ihr müßtet vielmehr eurem Lehrer und Meister Homer folgen, der es für unrecht erklärt, sich über die Toten zu freuen, da mit den des Lichtes Beraubten kein Streit, mit den Toten kein Kampf mehr sein soll. 5 Ihr Juden aber solltet den Gesetzen des Moses folgen, der sagt : Wenn deines Feindes Tier fällt, so sollst du nicht vorbeigehen, ohne ihm aufzuhelfen. 6 Im gleichen Sinne und in ähnlicher Rede hat Salomon gesagt: Über einen gefallenen Feind frohlocke nicht und erfreue dich nicht an fremdem Unglücke. 7 Darum will ich lieber sterben und alle Strafen erdulden und, in die größten Drangsale gebracht, unermeßliche Qualen empfinden wenn ich nur nicht das, was ich gelernt oder was ich gelehrt habe, verkehre. 8 Wie aber können Juden in ein schallendes Gelächter ausbrechen, um die zu verspotten, die gezwungen oder freiwillig opfern? Auch uns verschonen sie nicht mit ihrem Hohngelächter und rufen es mit schmähsüchtigen Worten uns nach, daß wir Zeit genug zur Freiheit gehabt haben. Sind wir auch ihre Feinde, so sind wir doch auch Menschen. 9 Was für Verluste haben sie denn durch uns erlitten? Welche Strafen haben sie durch uns zu fühlen bekommen? Wen haben wir mit Worten verletzt? Wen haben wir mit ungerechtem Hasse verfolgt? Wen haben wir, mit viehischer Grausamkeit einschreitend, zum Opfern getrieben? 10 Haben sie nicht die nämlichen Sünden auf sich, die jetzt aus Menschenfurcht begangen werden? Es ist ein großer Unterschied, ob man wider Willen oder mit Willen sündigt; und zwar ist zwischen dem, der gezwungen wird, und dem, welchen niemand zwingt, der Unterschied, daß bei diesem die Seele, bei jenem die Umstände die Schuld tragen. 11 Wer hat die Juden gezwungen, den Götzendienst des Beelphegor mitzumachen oder den Totenfeiern beizuwohnen oder von den Opfern der Toten zu essen oder mit den Töchtern der Madianiter schändliche Unzucht und hurerische Wollust zu treiben? Oder ihre Kinder zu verbrennen, gegen Gott Murren zu erregen oder von Moses heimlich Böses zu reden? Wer hat so viele Wohltaten vergessen, wer hat solche Undankbarkeit bewirkt? Wer hat sie gezwungen, daß sie wieder nach Ägypten zurückkehren wollten? Oder wer hat, als Moses zum Empfang des Gesetzes auf den Berg gestiegen war, den Aaron dazu gebracht, zu sprechen: Mach uns Götter, mach uns ein Kalb, und das andere, was sie getan haben? 12 Allerdings euch, Heiden, könnten sie vielleicht betrügen, durch irgendeine List eure Ohren täuschen; bei uns aber wird keiner von ihnen eine Lüge anbringen können. Sie mögen euch die Bücher der Richter, der Könige und den Exodus hersagen und das übrige zeigen, wodurch sie überführt werden. 13 Allein ihr fragt, warum so viele freiwillig zum Opfern hingehen, und wegen dieser wenigen verspottet ihr die übrigen. 14 Stellt euch eine Tenne vor, die mit Weizen angefüllt ist. Ist der Haufen der Spreu größer oder der des Weizens? Wenn nämlich der Bauer mit der zweispitzigen Gabel oder mit der Hand den Weizen umwendet, so wird die leichte Spreu vom Winde weggeweht, das schwere und feste Korn aber bleibt an seinem Orte liegen. 15 Wenn man im Meere die Netze auswirft, kann dann alles, was man herauszieht, vortrefflich sein? Wisset also, daß die, welche ihr sehet, solche sind und daß das der Grund dafür ist, daß Böses mit Gutem und Gutes mit Bösem vermischt ist; wenn du die Wage nehmen willst, zeigt sich der Unterschied, und was das Bessere ist, wird beim Vergleich offenkundig. 16 Auf welche Weise also wollt ihr, daß wir die Strafen, die ihr uns antut, ertragen? Als Gerechte oder als Ungerechte? Wenn als Ungerechte, so beweiset ihr euch auf diese Weise als noch ungerechter, da gar kein Grund da ist, uns zu verfolgen. Wenn aber als Gerechte, so bleibt euch keine Hoffnung, da schon Gerechte so viel leiden müssen. Denn wenn der Gerechte kaum selig wird, wie wird es dem Sünder und Gottlosen ergehen? 17 Denn ein Gericht steht der Welt bevor, über dessen Nähe wir aus vielen Anzeichen gewiß sind. 18 Denn ich habe das ganze Land der Juden durchwandert und habe alles gesehen; ich bin über den Jordan gegangen und habe das Land gesehen, das in seiner Verwüstung ein Zeuge war für den Zorn Gottes, weil seine Einwohner entweder Fremde ohne alle Menschlichkeit töteten oder mit Verletzung des Gastrechtes Männer in unnatürlicher Unzucht wie Weiber vergewaltigten. 19 Ich habe den Boden gesehen, der, durch die Gewalt himmlischen Feuers ausgebrannt, in Staub und Asche verwandelt ist, trocken und unfruchtbar da liegt. 20 Ich habe das Tote Meer gesehen, in welchem das flüssige Element aus Furcht vor Gott seine Natur geändert hat; ich sah das Wasser, das kein Lebewesen ernährt und aufnimmt, sogar den Menschen, wenn es ihn aufnimmt, sofort wieder auswirft, damit es nicht wieder wegen des Menschen in Schuld und Strafe falle. 21 Doch was rede ich zu euch von so weit entlegenen Dingen? Ihr Heiden seht und erzählet von dem Brande, von dem an Felsen glühenden Feuer, berichtet auch von dem in Lykien und auf verschiedenen Inseln aus dem Innersten der Erde hervorbrechenden Feuer. 22 Oder wenn ihr das nicht sehen konntet, so betrachtet die heißen Wasser, ich meine nicht jene, die man warm macht, sondern die es von Natur sind; blicket auf die lauen und dort kochenden Quellen, wo sonst das Feuer zu erlöschen pflegt; woher soll dies Feuer sein, wenn es nicht mit dem Höllenfeuer in Verbindung steht? 23 Ihr sagt ja, daß die Welt teils durch Feuer, teils durch Überschwemmungen gelitten habe, nach eurer Auffassung unter Deukalion, nach der unsrigen unter Noe. So kommt es, daß aus den verschiedenen Tatsachen die allgemeinen Wahrheiten erkannt werden. 24 Darum predigen wir euch von dem Gerichte durch den Logos Gottes, Jesus Christus, der im Feuer kommen wird. Darum beten wir eure Götter nicht an und verehren auch eure goldenen Statuen nicht, weil in ihnen nicht die Religion geübt, sondern die Menge geschätzt wird.“

5.
Diesen und ähnlichen Reden, die sich lange hinzogen, weil der Märtyrer nicht schweigen wollte, hörten Polemon und das ganze Volk so aufmerksam zu, daß keiner ihn zu unterbrechen wagte. Als dann Pionius wiederholte: Eure Götter beten wir nicht an und goldenen Statuen zollen wir keine himmlische Verehrung, führte man sie in den Vorhof. Hier suchte das herumstehende Volk mit Polemon den seligen Märtyrer zu bereden und redete ihm also zu: Pionius, folge uns; denn vieles ist an dir, wegen dessen zu wünschen wäre, daß du am Leben bleibest. Denn du bist wert zu leben sowohl wegen deiner Rechtschaffenheit als auch wegen deiner Sanftmut. Es ist ja schön, zu leben und den Odem dieses Lichtes zu schöpfen. Als sie noch vieles andere sagten, erklärte Pionius: Auch ich sage, daß es schön ist, zu leben und das Licht zu genießen, aber jenes, nach dem wir verlangen. Es ist ein anderes Licht, das wir begehren, und diese Gaben Gottes verlassen wir nicht als Undankbare, sondern wir verlassen sie, weil wir größere hoffen, für Besseres verachten wir sie. Ich lobe euch, daß ihr mich der Liebe und Ehre für würdig haltet; aber wir vermuten, daß das nur Hinterlist ist; immer aber hat ausgesprochener Haß weniger geschadet als hinterlistige Schmeichelei.

6.
Nach diesen Worten sagte ein gewisser Alexander, ein boshafter Mensch aus dem Volke, zu Pionius: Du mußt auch unseren Reden Gehör schenken. Er aber antwortete: Du vielmehr mußt hören; denn was du weißt, weiß ich auch, aber du verstehst das nicht, was ich weiß. Da sagte jener, spottend über die Ketten des Märtyrers: Was bedeuten denn diese Ketten? Er antwortete: Damit man nicht glaube, wenn wir durch die Stadt geführt werden, wir gingen zum Opfer, und damit ihr uns nicht, wie die andern, zu den Tempeln führet, zugleich auch, damit ihr einsehen könnt, daß ihr uns nicht zu fragen braucht, da wir ja freiwillig in den Kerker gehen. Als er nun schwieg und das Volk fortfuhr, ihn zu beschwören und ihm zuzureden, antwortete der selige Märtyrer noch einmal: Das haben wir beschlossen und es steht fest, daß wir bei dem beharren, was wir gesagt haben. Und als er nun die Umstehenden mit scharfen Worten entschieden zurechtwies, das Vergangene ihnen vorhielt und sie auf die Zukunft aufmerksam machte, sagte Alexander: Was haben wir eure Predigten nötig, da ihr die Möglichkeit nicht habt, länger zu leben, vielmehr die Notwendigkeit groß ist, daß ihr sterbet?

7.
Als aber das Volk sich anschickte, ins Theater zu gehen, um dort auf den Sitzen im Schauplatz die Worte des seligen Märtyrers besser hören zu können, traten einige zu Polemon hin und sagten ihm etwas ins Ohr, um ihn zu überzeugen, im Volke werde eine Bewegung und ein Aufstand entstehen, wenn er dem seligen Märtyrer Gelegenheit zu reden gebe. Als Polemon das hörte, redete er den Pionius also an: Wenn du dich zu opfern weigerst, so komme wenigstens zum Tempel. Jener antwortete: Es nützt eurer Sache nichts, wenn wir zu den Tempeln kommen. Darauf Polemon: Also so verstockt ist dein Sinn, daß man dich nicht überzeugen kann! Und Pionius: O möchte ich doch euch bewegen und bereden können, Christen zu werden. Über diese Rede lachten einige und sagten laut: So etwas wirst du nicht erreichen, auch wenn wir lebendig verbrannt werden. Jener entgegnete: Noch schlimmer ist es, nach dem Tode zu brennen. Bei diesem Wortwechsel sahen einige die Sabina lachen und sagten zu ihr, wie drohend, mit starker Stimme: Du lachst? Sie antwortete: Ich lache, wenn Gott es will; wir sind Christen. Da sagten sie zu ihr: Du wirst leiden, was du nicht willst; denn die nicht opfern, müssen in den Hurenhäusern den Dirnen zur Gesellschaft und den Kupplern zur Befriedigung ihrer Lust dienen. Jene antwortete: Wie es Gott gefällt.

8.
Wiederum sagte Pionius zu Polemon: Wenn du den Auftrag hast, uns zu überreden oder zu bestrafen, dann mußt du zum Bestrafen übergehen, da du uns nicht überreden kannst. Da erklärte Polemon, durch diese scharfe Rede gereizt: Opfere. Pionius antwortete: Das werde ich nicht tun. Wieder sagte er zu ihm: Warum nicht? Jener darauf: Weil ich ein Christ bin. Polemon fragte weiter: Welchen Gott verehrst du? Pionius antwortete: Den allmächtigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darin ist, und uns alle; der uns alles gibt und darreicht, den wir durch seinen Logos Jesus Christus kennen gelernt haben. Darauf Polemon: Opfere wenigstens dem Kaiser! Jener antwortete: Einem Menschen werde ich nicht opfern.

9.
Als nun der Notar alle Antworten in die Wachstafel eingetragen hatte, sagte Polemon zu Pionius: Wie heißest du? Pionius antwortete: Christ. Polemon: Von welcher Kirche? Pionius antwortete: Von der katholischen. Nun wandte sich Polemon von Pionius weg und richtete seine Rede an Sabina, welcher Pionius früher, damit sie nicht in die Gewalt ihrer heidnischen Herrin1 zurückfalle, gesagt hatte, sie möchte ihren Namen verändern und unter dem Namen Theodota der Gewalt der Grausamkeit entgehen.2 die Sabina vom Glauben abbringen wollen und sie gefesselt ins Gebirge verstoßen, wo sie heimlich von den Brüdern Nahrungsmittel erhielt; darnach trug man Sorge, daß sie sowohl von der Politta wie auch von den Fesseln loskam; sie lebte nun gewöhnlich bei Pionius und war mit ihm in dieser Verfolgung verhaftet worden. Da sagte Polemon: Wie heißt du? Sie antwortete: Theodota und Christin. Polemon: Wenn du Christin bist, welcher Kirche gehörst du an? Sie antwortete: Der katholischen. Polemon: Welchen Gott verehrst du? Sie antwortete: Den allmächtigen Gott, der Himmel und Erde, das Meer und alles, was darin ist, erschaffen hat, den wir durch seinen Logos Jesus Christus erkannt haben. Als er dann den nahe dabei stehenden Asklepiades fragte, wie er heiße, antwortete Asklepiades: Christ. Polemon: Von welcher Kirche? Asklepiades: Von der katholischen. Polemon: Welchen Gott verehrest du? Er antwortete: Christus. Polemon: Wie, ist das ein anderer? Er antwortete: Nein, es ist derselbe, den auch diese soeben bekannt haben.

(1): Politta
(2): Jene hatte nämlich zur Zeit des Gordianus

10.
Nach diesen Worten und Verhandlungen wurden sie zum Kerker geführt, wobei ein großer Teil des Pöbels und eine gewaltige Volksmenge ihnen das Geleite gab, welche so zahlreich herbeigeströmt war, daß sie den Platz Martha erfüllte und daß der Zugang durch die Volkeswogen fast versperrt wurde. Da sagten einige, als sie die schöne rote Farbe im Angesichte des seligen Märtyrers bemerkten, voll Verwunderung: Was ist das, daß der immer so bleiche Mensch auf einmal seine Farbe in Rot verändert hat? Und als Sabina aus Furcht vor dem Volksgedränge sich fest an seiner Seite hielt, sagte jemand: Du hältst dich so an ihn, als ob du fürchtetest, von deiner Amme weggerissen zu werden. Ein anderer aber rief mit lauter Stimme: Sie sollen gezüchtigt werden, wenn sie nicht opfern wollen. Dem erklärte Polemon: Wir können es nicht; denn wir haben keine Rutenbündel und Stöcke. Ein anderer sagte spöttisch: Sieh, wie das Männlein zum Opfern wandert! Das bezog sich auf den Asklepiades, der bei Pionius war. Pionius aber entgegnete: Das wird der nicht tun. Ein anderer aber sagte laut: Dieser oder jener wird opfern. Pionius erklärte: Jeder hat seinen eigenen Willen; ich heiße Pionius; es geht mich nicht an, daß einer opfert; wer es tut, soll seinen Namen angeben. Während sie so miteinander redeten, sagte einer aus dem Volke zu Pionius: Warum eilst du, da du doch so wißbegierig und so gelehrt bist, hartnäckigen Sinnes zum Tode? Diesem antwortete Pionius: Weil ihr an meine Hinrichtung glaubt, muß ich umsomehr halten, was ich begonnen habe. Denn auch ihr wisset, wie viele Todesfälle und wie schrecklichen Hunger und wieviel anderes ihr erfahren habt. Einer aus dem Volke sagte zu ihm: Auch du hast mit uns Not gelitten. Er antwortete: Ja, aber mit der Hoffnung, die ich im Herrn hatte.

11.

Kaum aber konnten die Kerkeraufseher wegen des Gedränges durch die Türe hineinkommen. Als sie endlich durchdrangen und den Pionius und die übrigen einsperrten, fanden diese daselbst einen Priester der katholischen Kirche mit Namen Lemnus und ein Weib namens Makedonia aus dem Dorfe Karina1 von der Sekte der Phryger. Als nun die frommen Diener Gottes beisammen waren, bemerkten die Kerkerwächter, daß Pionius das, was ihm von den Gläubigen gebracht wurde, festen Willens mit den Seinigen zurückwies und sagte: Ich bin oft in großer Not und doch niemandem zur Last gewesen; wie sollte ich nun gezwungen sein, etwas anzunehmen? Darüber gerieten die Kerkerwächter, welche sie früher mit großer Menschlichkeit behandelt hatten, in Zorn und schlossen sie in den inneren Teil des Kerkers ein, damit sie dort ohne alle humane Behandlung und ohne Licht in einem finstern, stinkenden Loche große Qualen erdulden müßten. An dieser Stelle ganz abgeschnitten, priesen sie Gott und sangen viele Hymnen zu seiner Ehre. Nachdem sie lange in diesem Lobe Gottes verharrt hatten, schwiegen sie eine Zeitlang und besorgten ihre gewöhnlichen Verrichtungen. In den Herzen der Wächter aber hat, was der Zorn ihnen eingegeben hatte, die nachfolgende Strafe wieder verdammt: sie wollten sie zu dem anderen Teile wieder zurückbringen. So kamen sie wieder an den Ort, wo sie früher gewesen waren, und sagten laut: Dir, o Herr, wollen wir ohne Unterlaß lobsingen; denn das, was geschehen ist, gereichte uns zum besten.
(1): und einen gewissen Eutychianus

12.
Da sie nun die Freiheit erhalten hatten, zu tun, was sie wollten, brachten sie Tag und Nacht mit Lesungen und im Gebete zu, so daß ihre Beharrlichkeit ein religiöser Wettstreit, ein Zeugnis des Glaubens und eine Arznei für ihr Leiden war. Während sie in diesem Gottesdienst verharrten, kamen viele Heiden, um den Pionius zu überreden; als sie aber diesen Mann reden hörten, hörten sie wunderbarerweise ihre eigene Strafpredigt, sie, die gekommen waren, ihn zu tadeln. Jene aber, die dort mit Gewalt festgehalten wurden, benetzten mit vielen Tränen, die sie stromweise vergossen, ihre Wangen, so daß keinen Augenblick die Seufzer aufhörten und daß in dem wiederholten Schluchzen nur wieder neue Trauer entstand, besonders bei jenen, die bisher immer in unbeflecktem Rufe gestanden hatten. Als Pionius diese in beständiger Trauer und im größten Schmerze sah, sprach er unter Tränen also zu ihnen:

„Ich leide eine neue Art Strafe und werde so gepeinigt, als ob mir die Gelenke aller Glieder auseinander gerissen würden, da ich die Perlen der Kirche unter den Füßen der Schweine liegen und die Sterne des Himmels von dem Schwanze des Drachen bis zur Erde herabgezogen, den Weinstock, den Gottes Hand gepflanzt hatte, von einem einzigen Schweine zerwühlt und von jedem Vorübergehenden nach Belieben abgerupft sehe. Meine Kinder, die ich neu gebare, bis Christus in euch ausgestaltet ist1 , meine zarten Zöglinge, sind harte Wege gegangen, Jetzt wird Susanna von den Boshaften vor Gericht gestellt, von gottlosen Ältesten überlistet; um der Schönheit der zarten und wohlgestalteten Frau zu genießen, entkleiden sie dieselbe und sagen mit lasterhafter Lüsternheit falsche Zeugnisse gegen sie aus. Jetzt höhnt und schweigt Aman, während Esther und die ganze Gemeinde beunruhigt wird; jetzt herrscht Hunger und Durst, nicht aus Mangel an Brot oder Wasser, sondern wegen der Verfolgung. Jetzt also, wo alle Jungfrauen eingeschlafen sind, haben sich die Worte des Herrn Jesu erfüllt; Wo auf Erden wird der Menschensohn, wenn er kommt, Glauben finden können?2 Denn ich höre, daß ein jeder seinen Genossen verrät, damit erfüllt werde das Wort; Der Bruder wird den Bruder zum Tode überliefern.3 Oder glaubt ihr, weil der Satan selbst uns verlangt und mit feuriger Hand seine Tenne reinigt, daß auch das Salz verdorben sei und von den Füßen der Menschen zertreten werde?4 Niemand von euch, meine Kinder, glaube, daß Gott schwach geworden sei, sondern wir sind schwach geworden; er sagt: Meine Hand ist nicht ermüdet zum Befreien und meine Ohren nicht betäubt, daß sie nicht hören. Unsere Sünden trennen uns von Gott5 , und daß er uns nicht erhört, macht nicht Christi Unbarmherzigkeit, sondern unsere Treulosigkeit. Denn was haben wir nicht Übles getan? Wir haben Gott vernachlässigt, einige haben ihn verachtet, andere in Begierde und in Leichtsinn gesündigt und sind an den Wunden, die sie sich gegenseitig durch Anklage und Verrat schlugen, zugrunde gegangen. Wir müßten aber etwas mehr Gerechtigkeit haben als die Schriftgelehrten und Pharisäer.“

(1): vgl. Gal. 4,19
(2): vgl. Luk. 18,8
(3): vgl. Matth.10,21
(4): vgl. Luk. 22,31
(5): vgl. Is. 59,1+2

13.
„Ich höre nämlich, daß die Juden einige von euch in die Synagoge rufen. Weil der, welcher das tun wollte, in eine größere Sünde fiele, so sehet wohl zu, daß nicht einer ein so unerlaubtes Verbrechen begehe, das gar nicht mehr vergeben werden kann, weil es zur Lästerung gegen den Heiligen Geist gehört1 . Seid doch nicht wie die Fürsten von Sodoma und die Richter von Gomorrha, deren Hände von dem Blute der Unschuldigen, von dem Blute der Heiligen trieften. Denn wir haben weder Propheten getötet noch den Heiland überliefert. Doch wozu soll ich noch vieles erzählen? Erinnert euch nur an das, was ihr gehört habt. Denn ich habe erfahren, daß die Juden mit gottlosem Munde Lästerworte vorbringen, indem sie sich rühmen und mit eitlem Munde allerorten ausstreuen, der Herr Jesus Christus sei wie ein Mensch mit Gewalt zum Tode geführt worden. Saget mir doch, ich bitte: Wie konnten denn die Jünger eines Menschen, der eines gewaltsamen Todes gestorben ist, so viele Jahre hindurch Teufel austreiben und sie werden es auch noch tun? Wie hätten denn so viele Jünger und so viele andere für den Namen eines gewaltsam getöteten Meisters freudigen Herzens schwere Leiden erduldet? Was soll ich noch andere Wunderdinge erwähnen, die sich in der katholischen Kirche zugetragen haben? Sie wissen nicht, daß nur jener böse und gewaltsam stirbt, der, des Lebens überdrüssig, mit eigener Hand und freiwillig aus diesem Leben scheidet. Doch das ist diesen gotteslästerischen Seelen noch keineswegs genug; sie sagen, daß der Herr Jesus Christus durch eine Totenbeschwörung mit dem Kreuze zum Leben zurückgekehrt sei, und alles, was die Schrift bei uns oder bei ihnen von Christus dem Herrn sagt, das verkehren sie mit gottloser Rede zur Lästerung. Sind nicht, die so reden, Sünder, Treulose, Gottlose?“

(1): vgl. Matth.12,31

14.
„Ich will nun wiederholen, was die Juden oft in meinen jungen Jahren vorbrachten, und will ihnen im folgenden zeigen, daß es eine Lüge ist. Es steht nämlich geschrieben1 : Saul fragte die Wahrsagerin und sagte zu ihr: Erwecke mir den Propheten Samuel. Und das Weib sah einen Mann im Mantel emporsteigen. Saul glaubte, daß es Samuel sei, und fragte ihn das, was er zu hören wünschte. Wie denn? Konnte jene Wahrsagerin den Propheten auferwecken? Wenn sie das zugestehen, so bekennen sie damit, daß die Gottlosigkeit mehr als die Gerechtigkeit vermag; leugnen sie, daß das Weib ihn so zurückrufen konnte, so sind sie damit überführt, daß der Herr Jesus nicht so zum Leben zurückkehren konnte. So müssen sie in diesem Streite entweder den Rückzug antreten oder sie sind des Irrtums überführt. Der Beweis dafür ist folgender: Wie konnte der böse Geist einer Wahrsagerin die Seele des Propheten herbeirufen, die schon im Schoße Abrahams war und im Paradiese ruhte, da doch immer das Schwächere vom Stärkeren überwunden wird? Ist also, wie sie glauben, Samuel zum Leben zurückgeführt worden? Keineswegs. Wie liegt denn die Sache? Wie allen, die Gott reinen Herzens aufnehmen, die Engel beizustehen eilen, so dienen den Giftmischern, Beschwörern, Schwarzkünstlern oder denen, die in abgelegenen Gegenden unter dem Scheine der Wahrsagung Unsinn verkaufen, die Teufel. Es sagte aber der Apostel2 : Wenn sich der Satan in einen Engel des Lichtes verwandelt; es ist also nichts Großes, wenn auch seine Diener eine andere Gestalt annehmen wie auch der Antichrist sich für Christus ausgeben wird. Darum ist auch Samuel nicht wirklich zurückgeführt worden, sondern die Dämonen haben dem Weibe und dem Sünder Saul sich in seiner Gestalt gezeigt, was auch im folgenden die Schrift bestätigt. Denn Samuel sprach zu Saul: Auch du wirst heute bei mir sein. Wie konnte der Götzen- und Teufelsdiener sich mit Samuel zusammenfinden? Wem ist es nicht klar, daß Samuel nicht bei den Ungerechten war? Wenn es also nicht möglich war, daß jemand die Seele des Propheten hervorrief, wie kann man dann glauben, daß Christus der Herr, den die Jünger zum Himmel auffahren sahen, für welches Zeugnis sie willig den Tod erlitten haben, durch Zauberformeln aus der Erde und aus dem Grabe auferweckt worden sei? Wenn ihr ihnen das nicht entgegenhalten könnt,3 Lernet aus der Geschichte derer, die Übertreter und Teufelsdiener geworden sind, freiwillig vollkommen und besser zu sein.“

(1): vgl. 1. Sam. 28,7ff.
(2): vgl. 2.Kor. 11,14
(3): so saget zu ihnen: Wie dem auch sei, wir sind besser als ihr, die ihr ohne Notwendigkeit Unzucht getrieben und Götzen angebetet habt.

15.
Als er das weit und breit auseinandergesetzt hatte und ihnen sofort den Tempel zu verlassen befahl, kamen Polemon1 mit einem großen Gefolge an und riefen mit dröhnender Stimme: Euer Vorsteher2 hat schon geopfert, und nun hat die Obrigkeit verlangt, daß auch ihr rasch zum Tempel kommet;3 . Pionius antwortete ihm: Die, welche im Gefängnisse festgehalten werden, haben nach dem Herkommen die Ankunft des Prokonsuls abzuwarten. Was maßt ihr euch etwas an, was einem anderen zusteht? Nach dieser Weigerung traten sie zurück und gingen wieder mit einer noch größeren Schar in den Kerker hinein. Darauf redete der Reiteroberst in hinterlistiger und versteckter Rede den Pionius an: Uns, die du hier anwesend siehst, hat der Prokonsul geschickt und befohlen, daß ihr nach Ephesus wandern sollt. Pionius entgegnete: Der Abgesandte soll kommen und wir werden ohne Säumen hinausgehen. Darauf kam der Hyparch oder, wie die Henker ihn nannten, der Turmarius, ein angesehener Mann, und sagte: Wenn du den Befehlen zu gehorchen dich weigerst, wirst du zu fühlen bekommen, was für eine Gewalt ein Turmarius haben kann. Als er das redete, faßte er den Pionius so fest an der Gurgel, daß er nicht Atem schöpfen konnte; dann übergab er ihn seinen Dienern, um ihn wegzuführen; diese banden ihn so fest, daß er den Atem weder einziehen noch ausstoßen konnte. Er und die übrigen, auch Sabina, wurden zum Gerichtshof geschleppt und riefen mit lauter Stimme: Wir sind Christen. Und wie die tun, welche ungern gehen, so warfen sie sich auf die Erde, damit ihre Leiber langsamer fortgeschleppt würden und ihr Zutritt zum Tempel erschwert werde. Den Pionius haben sechs Knechte teils getragen, teils gezogen. Und da ihre Schultern ermüdet waren und sie auf beiden Seiten schon nachließen, stießen sie mit den Fersen gegen seine Rippen, damit er ihnen die Last erleichtere oder von Schmerz überwunden ihnen folge. Doch ihre Roheit nützte nichts und ihre Mißhandlung hatte keinen Erfolg; denn er blieb so unbeweglich, als wenn das Gewicht seines Körpers durch die Fersenstöße der Diener noch vermehrt würde. Als sie ihn bei all ihrer Anstrengung so unbeweglich sahen, forderten sie noch Hilfskräfte, um wenigstens durch die Zahl zu ersetzen, was an Kraft fehlte.

(1): der Tempelwächter und der Reiteroberst Theophilus
(2): Euktemon
(3): im Nemeseion werden euch Lepidus und Euktemon fragen

16.
Sie schleppten also den Pionius, der schrie, mit großen Freudenbezeugungen weg und stellten ihn wie ein Schlachtopfer vor den Altar, dort, wo der noch stand, von dem sie sagten, daß er kurz vorher geopfert habe. Da sagten die Richter1 mit strenger Stimme: Warum opfert ihr nicht? Jene antworteten: Weil wir Christen sind. Die Richter2 fragten wiederum: Welchen Gott verehrt ihr? Pionius antwortete: Den, der den Himmel gemacht und mit Sternen geschmückt hat, der die Erde gegründet und mit Blumen und Bäumen geziert hat, der es so geordnet hat, daß die Meere die Erde umfließen, der ihnen auch Grenzen gesetzt und Ufer angewiesen hat, Da sagten jene3 : Meinst du den, der gekreuzigt worden ist? Und Pionius: Den meine ich, den der Vater für das Heil der Welt gesandt hat. Die Richter sagten untereinander, jedoch so, daß Pionius es hören konnte: Zwingen wir sie, zu reden. Pionius sagte zu ihnen: Schämt euch vor den Gottesverehrern und übt wenigstens einigermaßen Gerechtigkeit, wo nicht, so tut nach euren Gesetzen, Warum handelt ihr gegen eure Gesetze, indem ihr nicht ausführt, was euch geboten ist? Denn es ist euch geboten, die, welche sich weigern, nicht zu vergewaltigen, sondern zu töten.

(1): sagte Lepidus
(2): Lepidus
(3): Lepidus

17.
Nach diesen Worten sagte ein gewisser Rufinus, ein durch Beredsamkeit ausgezeichneter Mann: Sei ruhig Pionius! Was suchst du leeren Ruhm in eitler Prahlerei? Ihm antwortete Pionius: Hast du das aus deinen Geschichtsbüchern gelernt, zeigen dir das deine Handschriften? Solches hat der weise Sokrates von den Athenern nicht erlitten. Waren etwa Sokrates, Aristides und Anaxarchus Toren, waren sie soldatischem Übermut, der Kriegskunst und nicht vielmehr den Gesetzen ergeben, sie, die ebenso beredt wie gelehrt waren? Sie haben nicht mit hochtrabenden Worten und Wetteifer im Reden den Ruhm der Beredsamkeit gesucht, sondern sind durch ihre philosophische Wissenschaft zur Gerechtigkeit, zur Bescheidenheit und zur Mäßigung gelangt. Denn wenn es sich um das eigene Lob handelt, ist die Mäßigung ebenso zu loben, wie die Prahlerei häßlich ist. Als Rufinus diese Rede des Märtyrers gehört hatte, verstummte er, wie von einem Blitze getroffen.

18.
Einer aber, der eine hohe Stellung in der Welt bekleidete, sagte: Schrei nicht so, Pionius. Diesem entgegnete er: Sei nicht heftig, sondern bereite den Scheiterhaufen, damit wir freiwillig uns in die Flammen stürzen. Von einer anderen Seite sagte ein Unbekannter: Bedenket, daß auch andere durch seine Rede und sein Ansehen darin bestärkt werden, nicht zu opfern. Darauf suchten sie Kränze, wie sie die Heiden zu tragen pflegen, dem Pionius aufs Haupt zu setzen, die er aber zerriß, so daß sie vor den Altären, die sie zu schmücken pflegen, in Stücken lagen. Dann kam ein Priester und trug an Spießen warme Eingeweide herum, wie um sie dem Pionius zu geben. Aber sofort wurde es ihm leid; er wagte zu keinem hinzuzutreten und stopfte die unreine Speise vor allen in seinen eigenen Leib hinein. Als jene dann mit lauter Stimme riefen: Wir sind Christen, wußte man nicht, was man mit ihnen machen sollte, und während das Volk sie ins Gesicht schlug, wurden sie in den frühern Kerker zurückgebracht. Auf dem Wege dorthin taten ihnen die Heiden viel Spott und Schmach an. So sagte einer zu Sabina: Konntest du nicht in deinem Vaterlande sterben? Sabina antwortete: Wo ist mein Vaterland? Ich bin des Pionius Schwester. Zu Asklepiades aber sagte der Veranstalter der Spiele1 : Ich werde dich als einen Verurteilten zu den Fechterkämpfen begehren. Als Pionius in den Kerker trat, schlug ihn einer der Diener so heftig aufs Haupt, daß diesem selbst durch den Anprall Seiten und Hände in Geschwulst gerieten. Im Kerker aber sangen sie dem Herrn ein Danklied dafür, daß sie in seinem Namen bei dem katholischen Glauben verblieben waren.

(1): Terentius

19.
Nach wenigen Tagen kam der Prokonsul1 der Gewohnheit gemäß nach Smyrna zurück. A1s ihm Pionius vorgestellt wurde. find er also an, ihn zu verhören: Wie heißt du? Pionius antwortete: Pionius. Der Prokonsul: Opfere! Jener antwortete: Nein. Wiederum der Prokonsul: Von welcher Sekte bist du? Pionius antwortete: Von der katholischen. Der Prokonsul: Von welcher katholischen? Er antwortete: Ein Priester der katholischen Kirche. Wiederum der Prokonsul: Du warst ihr Lehrer? Jener: Ich lehrte. Wiederum der Prokonsul: Du warst ein Lehrer der Torheit. Jener antwortete: Vielmehr der Gottseligkeit. Der Prokonsul: Welcher Gottseligkeit? Er antwortete: Jener, welche auf den Gott gerichtet ist, der Himmel, Erde und Meer erschaffen hat. Wiederum der Prokonsul: Opfere also! Er antwortete: Ich habe den lebendigen Gott anzubeten gelernt. Darauf der Prokonsul: Wir verehren alle Götter, auch den Himmel und die darin sind. Was aber schaust du in die Luft hinein? Opfere! Jener antwortete: Ich schaue nicht in die Luft, sondern auf Gott, der die Luft gemacht hat. Der Prokonsul: Sag, wer hat sie gemacht? Jener antwortete: Ich darf ihn nicht nennen. Wiederum der Prokonsul: Du mußt den Jupiter nennen, der im Himmel ist, bei dem alle Götter und Göttinnen sind. Ihm also opfere, der aller Götter und des Himmels Herr ist.

(1): Quintilianus

20.
Als er aber schwieg, befahl der Prokonsul, ihn festzubinden, um, was er mit Worten nicht konnte, durch die Folter auszupressen. Als er nun auf der Folter lag, sagte der Prokonsul: Opfere! Er antwortete: Nein. Wiederum der Prokonsul: Viele haben geopfert, sind den Qualen entgangen und freuen sich des Lichtes; opfere! Er antwortete: Ich opfere nicht. Wiederum der Prokonsul: Opfere! Er antwortete: Nein. Der Prokonsul: Durchaus nicht? Er antwortete: Auf keine Weise. Der Prokonsul: In welcher Überzeugung gehst du so hochmütig dem Tode entgegen? Tu, was dir befohlen ist! Er antwortete: Ich bin nicht hochmütig, sondern ich fürchte den ewigen Gott. Der Prokonsul: Was sagst du? Opfere! Jener antwortete: Du hast gehört, daß ich den lebendigen Gott fürchte. Wiederum der Prokonsul: Opfere den Göttern! Er antwortete: Ich kann es nicht. Nach dieser klaren und festen Willenserklärung des seligen Märtyrers hielt der Prokonsul lange Beratung mit seinen Räten und wandte sich dann wieder an Pionius: Du bleibst bei deinem Vorsatze und gibst auch jetzt noch kein Zeichen von Reue? Jener antwortete: Keines. Der Prokonsul: Du hast die Freiheit, reiflicher zu überlegen und zu ermessen, was für dich zu tun das Beste sei. Jener antwortete: Keineswegs. Darauf der Prokonsul: Weil du denn so zum Tode eilst, sollst du lebendig verbrannt werden. Und er ließ von einer Tafel das Urteil verlesen: Wir befehlen, daß Pionius, ein Mann von gotteslästerischem Sinn, der sich als Christen bekannt hat, durch die rächenden Flammen verbrannt werde, damit die Menschen abgeschreckt und die Götter gerächt werden.

21.
So ging der große Mann, den Christen als Vorbild, den Heiden als Augenweide, nicht wie die andern zum Tode, nicht mit wankenden Schritten, zitternden Knien und gelähmten Gliedern. Nicht wurde sein Geist in der Vorahnung des Leidens bedenklich und auch hinderte das übrige beim Herannahen der Todesschrecken seinen Schritt nicht, sondern in schnellem Gange, mit heiterem Angesichte, ruhigen Sinnes und entschlossenen Mutes schritt er zum Tode. Und als er beim Ziele angelangt war, entblößte er sich selbst, ehe noch der Aufseher es befahl; beim Anblicke seines reinen und unbefleckten Leibes richtete er seine Augen zum Himmel und dankte Gott, daß er durch seine Frömmigkeit so bewahrt worden war. Angekommen am Scheiterhaufen, den heidnische Wut errichtet hatte, richtete er seine Glieder zurecht, um mit Balkennägeln angeheftet zu werden. Als das Volk ihn nun angenagelt sah, rief es aus Mitleid oder auch aus Besorgnis: Geh in dich, Pionius, die Nägel werden weggenommen, wenn du zu tun versprichst, was dir befohlen ist. Darauf sagte er: Ich fühle die Wunden und weiß wohl, daß ich angenagelt bin. Nach einer Weile sagte er: Vor allem aus dem Grunde leide ich den Tod, damit das ganze Volk erkenne. daß es eine Auferstehung nach dem Tode gibt. Darauf wurden Pionius und der Priester Metrodorus1 mit den Pfählen, an die sie angenagelt waren, aufgerichtet und es kam Pionius zur Rechten, Metrodorus zur Linken zu stehen, Augen und Herz gegen Osten gewendet. Als nun Holz herzugetragen wurde und das Feuer durch untergelegte Nahrung Kraft bekam und der brennende Scheiterhaufen in verheerender Flamme krachte, betete Pionius mit geschlossenen Augen stille zu Gott um einen guten Tod. Gleich darnach sah er mit heiterem Blick das gewaltige Feuer an und hauchte mit dem Worte Amen seine Seele aus, indem er seinen Geist dem empfahl, der ihm den verdienten Lohn zu geben, von Seelen aber, die wegen ihrer Ungerechtigkeit verurteilt sind, Rechenschaft zu fordern versprochen hat, mit den Worten: Herr, nimm meine Seele auf!

(1): aus der Sekte der Markioniten

22.
Das ist das Ende des seligen Pionius, dies das Leiden des Mannes, dessen Leben immer unbefleckt und frei von jeder Schuld war, der eine reine Einfalt, einen festen Glauben und eine beständige Unschuld besaß, dessen Brust den Lastern verschlossen war, weil sie Gott offen stand. So eilte er durch die Finsternis zum Lichte und durch die enge Pforte zu dem ebenen und weiten Gefilde. Der allmächtige Gott gab auch sofort ein Zeichen von seiner Krone; denn alle, die das Mitleiden oder die Neugierde dorthin geführt hatte, sahen den Leib des Pionius so, als ob er neue Glieder bekommen hätte. Er hatte erhobene Ohren, schönere Haare, einen jung aufsprossenden Bart; alle seine Glieder waren so wohlgestaltet, daß man ihn für einen Jüngling hielt; das Feuer hatte seinen Leib gleichsam verjüngt, ihm zur Ehre und zum Beweise der Auferstehung. Aus seinem Angesichte lächelte eine wunderbare Anmut, und viele andere Zeichen englischen Glanzes leuchteten an ihm, so daß es den Christen Vertrauen, den Heiden aber Furcht machte.

23.
Dieses ist geschehen, als Julius Proklus Quintilianus Prokonsul von Asien war, unter dem Konsulate des Kaisers Gajus Messius Quintus Trajanus Decius zum zweiten Male und des Vettius Gratus, nach dem römischen Kalender am 11. März, nach asiatischer Zählung am 19. des sechsten Monates, an einem Sabbate, um die zehnte Stunde. Es ist aber so geschehen, wie wir es beschrieben haben, unter der Herrschaft unseres Herrn Jesu Christi, dem Ehre und Ruhm sei in alle Ewigkeit. Amen.

Märtyrerakten
Die Akten des Hl. Pionius und seiner Genossen
Quellenangabe:
Frühchristliche Apologeten Band II. Aus dem Griechischen übersetzt von J.Leitl (Autolycus). Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Alfons Müller – Kaplan in Stuttgart (Octavius). Aus dem Griechischen oder Lateinischen übersetzt von Gerhard Rauschen (Märtyrerakten) (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 14) München 1913.
Für die BKV im Internet bearbeitet von:
Ursula Schultheiß
Vorlage
Als Scans verfügbar.
Externe Informationen (ohne Gewähr)
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
http://www.newadvent.org/cathen/12105a.htm :
Martyred at Smyrna, 12 March, 250. Pionius, with Sabina and Asclepiades, was arrested on 23 February, the anniversary of St. Polycarp’s martyrdom. They had passed the previous night in prayer and fasting. Knowing of his impending arrest, Pionius had fastened fetters round the necks of himself and his companions to signify that they were already condemned. People seeing them led off unbound might suppose that they were prepared, like so many other Christians in Smyrna, the bishop included, to sacrifice. Early in the morning, after they had partaken of the Holy Bread and of water, they were conducted to the forum. The place was thronged with Greeks and Jews, for it was a great Sabbath and therefore a general holiday in the city — an indication of the importance of the Jews in Smyrna. Pionius harangued the multitude. He begged the Greeks to remember what Homer had said about not mocking the corpse of an enemy. Let them refrain therefore from mocking those Christians who had apostatized. He then turned to the Jews and quoted Moses and Solomon to the same effect. He ended with a vehement refusal to offer sacrifice. Then followed the usual interrogatories and threats, after which Pionius and his companions were relegated to prison, to await the arrival of the proconsul. Here they found other confessors, among them a Montanist. Many pagans visited them, and Christians who had sacrificed, lamenting their fall. The latter Pionius exhorted to repentance. A further attempt before the arrival of the proconsul was made to force Pionius and his companions into an act of apostasy. They were carried off to a temple where every effort was made to compel them to participate in a sacrifice. On 12 March, Pionius was brought before the proconsul who first tried persuasion and then torture. Both having failed, Pionius was condemned to be burnt alive. He suffered in company with Metrodorus, a Marcionite priest. His feast is kept by the Latins on 1 Feb.; by the Greeks on 11 March. The true day of his martyrdom, according to the Acts, was 12 March. Eusebius (Church History; „Chron.“, p. 17, ed. Schoene) places the martyrdom in the reign of Antoninus. His mistake was probably due to the fact that he found the martyrdom of Pionius in a volume containing the Acts of Martyrs of an earlier date. Possibly his manuscript lacked the chronological note in our present ones. For the life of Polycarp by Pionius, see SAINT POLYCARP. Did Pionius before his martyrdom celebrate with bread and water? We know from St. Cyprian (Ep. 63) that this abuse existed in his time. But note (1) the bread is spoken of as Holy, but not the water; (2) it is unlikely that Pionius would celebrate with only two persons present. It is more likely therefore that we have an account, not of a celebration, but of a private Communion (see Funk, „Abhandlungen“, I, 287).
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 19.12.2015
Quellen:
http://www.newadvent.org/cathen/12105a.htm
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Pionius von Smyrna, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Pionius.htm, abgerufen am 11. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Vierzig Märtyrer von Sebaste

Vierzig Märtyrer von Sebaste

Gedenktag katholisch: 9. März
gebotener Gedenktag im mozarabischen Ritus: 9. Januar
Gedenktag III. Klasse: 10. März, Todestag: 9. März
in Gnesen: 11. März

Gedenktag evangelisch: 10. März: Vierzig Ritter von Sebaste

Gedenktag orthodox: 9. März
Wiederherstellung der Kirche der Vierzig Märtyrer: 9. August

Gedenktag armenisch: 9. März
liturgische Feier am 4. Samstag der Fastenzeit

Gedenktag koptisch: 9. März, 19. November
Weihe ihrer Kirche: 9. Februar
Weihe der Kapelle in der Erlöserkirche in Alexandria: 5. Juni

Gedenktag syrisch-orthodox: 9. März (Gedenken)
Fest an dem Sonntag, der dem 9. März oder dem 14. März am nächsten liegt

Märtyrer
† nach 321 in Sebaste, heute Sivas in der Türkei
Vierzig christliche Soldaten der Legio fulminata, der Legion Donner, die in Melitene – dem heutigen Battalgazi nahe Malatya – stationiert war, wurden unter Kaiser Licinius zum Tod durch Erfrieren verurteilt: sie mussten sich in einer eisigen Winternacht nackt auf einen zugefrorenen Teich stellen. Nur einer fiel von seinem Glauben ab und entkam, die Leichen der anderen wurden verbrannt.

Die große Zahl und der grausame Tod brachten einen breiten Kranz von Legenden hervor, dazu auch die vom Offizier Kandidus. Historisch ist wohl jedenfalls der Name des Sklaven Eunoikos; die Namenslisten lassen insgesamt auf eine frühe Christianisierung der Einheimischen schließen, die wohl von den Soldaten ausging.

Ihre Namen werden in den Acta Sanctorum der Bollandisten genannt als Cyrion (Quirion), Candidus, Domnus, Meliton, Domitianus, Eunoicus, Sisinius, Heraclius, Alexander, Johannes, Claudius, Athanasius, Valens, Helianus, Ecditius, Acacius, Vibianus, Helias, Theodulus, Cyrillus, Flavius, Severianus, Valerius, Chudion, Sacerdon, Priscus, Eutychius, Eutyches, Smaragdus, Philoctimon, Aëtius, Nicolaus (Micallius), Lysimachus, Theophilus, Xantheas, Angias, Leontius, Hesychius, Caius und Gorgonius.

In teilweise anderer Schreibweise und in anderer Reihenfolge werden diese Namen in der Orthodoxen Kirche überliefert mit Kyrion, Candidus, Domnus, Hesykhios, Heraklios, Smaragdes, Eunoikos, Valentus, Bibianus, Claudius, Priscus, Theodoulos, Eutychios, Johannes, Xanthios, Ilianus, Sisinios, Angus, Flavian, Aetius, Akakios, Ekdikios (Hecditus), Lysimachos, Alexander, Ilias, Gorgonios, Theophilos, Dometian, Caius, Leontius, Athanasias, Cyrill, Sacerdonus, Nikolaus, Valerius, Philoktimos, Severian, Khudion, Meliton und Aglaios.

Die armenische Kirche nennt die Namen Domitian, Cyrill, Valens, Eutychius, Hesychius, Eunoichus, Elianos, Flavius, Smaragdus, Xanthos, Sisinnius, Leontius, Meliton, Severian, Philoctemon, Aggäus (Ankeas), Heraklenios (Iraklos), Ekdichius, Cyrion, Aetius, Alexander, Achatius, Valerian, Nikolaus, Claudius, Johannes, Bibianus, Khoudion, Lysimachos, Gaius, Aglius, Iliodes, Domnes, Athanasius, Priscus, Candidus, Sacerdon, Gorgonius, Theodulos und Theophilos (die unterschiedlichen sind fett, die übereinstimmenden kursiv gedruckt).

Angebliche Reliquien der vierzig Märtyrer sind weit verbreitet.

Bauernregeln: Wie die vierzig Märtyrer das Wetter gestalten, / so wird es noch vierzig Tage halten.
Friert’s am Märtyrertag recht, / so friert’s noch vierzig Nächt‘.
Friert`s am 40-Ritter-Tag, / so kommen noch 40 Fröste nach.
An Vierzigritter kalter Wind, / noch 40 Tage windig sind.
Regen, den die 40 Märtyrer senden, / wird erst nach 40 Tagen enden.

Zwei Predigten und einen Brief von Gregor von Nyssa über die 40 Märtyrer gibt es auf englisch von der University of Connecticut.

Governor Agricola of Armenia was confronted with „mutiny.“ Forty soldiers refused to offer the sacrifice ordered by emperor Licinius. The forty who stood before him that wintry fourth-century day in Sevaste were fine specimens of manhood who radiated an aura of courage. He was determined to make them see reason.
But the soldiers were adamant. They refused to sacrifice. To do so was to betray their faith in Christ. „But what about your comrades?“ asked Agricola. „Consider–you alone of all Caesar’s thousands of troops defy him! Think of the disgrace you bring upon your legion!“
„To disgrace the name of our Lord Jesus Christ is more terrible still,“ replied the men. Exasperated, the governor threatened to flog and torture them. The soldiers stood firm, although they knew he would carry out his threat. In the fourth century, there were few civil rights. Boldly the men answered, „Nothing you can offer us would replace what we would lose in the next world. As for your threats– we despise our bodies when the welfare of our souls is at stake.“
Pairs of guards seized each man and dragged them out into the cold where they were stripped and tied to posts. Whips laid open their backs and iron hooks tore their sides. Still the forty refused to surrender. Agricola chained them in his dungeons. Finally, he commanded that they be stripped naked and driven onto the ice of a pond below Sevaste.
The „rebels“ did not wait for the sentence to be imposed, but tearing off their own clothes, ran to the pond in the raw March air. „We are soldiers of the Lord and fear no hardship,“ they said. „What is death for us but an entrance into eternal life?“ On this day, March 9, 320, singing hymns, they stood shivering on the pond as the sun sank.
Baffled, Agricola ordered hot baths placed around the pond. Surely the warm water would lure the men off the ice! But the crisp night air carried a prayer to all ears: „Lord, there are forty of us engaged in this battle; grant that forty may be crowned and not one be wanting from this sacred number.“
One of the men did lose his nerve, however, and crawled off the ice to a bath. He died the instant he touched the hot water. This was too much for one of the guards. He shucked off his clothes, marched onto the ice and took the place of the man who had failed.
Bibliography:
Basil, St. „Homily on the Forty Martyrs.“
„Bravest Soldiers in the Army: The Forty Martyrs of Sevaste.“ Glimpses #146. Worcester, Pennsylvania: Christian History Institute.
Gregory of Nyssa. „First and Second Homilies Concerning the Forty Martyrs.“ http://www.sp.uconn.edu/~salomon/nyssa/martyrs.htm
Kirsch, J. P. „Forty Martyrs.“ The Catholic Encyclopedia. New York: Robert Appleton, 1914.
Various encyclopedia and internet articles.
Last updated May, 2007.
It was one of the strangest episodes in all of military and Christian history–an army killing its own best soldiers. The time: A.D. 320. The place: Sevaste, in present-day Turkey. The issue: Would Christian soldiers obey and bow to pagan gods?
Governor Agricola spoke mildly but firmly. He had good and strong warriors before him. He needed them. They must be brought into line. „I am told you refuse to offer the sacrifice ordered by Emperor Licinius.“
glimpsesorder back issues of this story
One of the soldiers answered on behalf of the rest. „We will not sacrifice. To do so is to betray our holy faith.“
„But what about your comrades? Consider–you alone of Caesar’s troops defy him! Think of the disgrace you bring upon your legion. How can you do it?“
„To disgrace the name of our Lord Jesus Christ is more terrible still.“
A note of exasperation crept into the governor’s voice. „Give up this stubborn folly. You have no lord but Caesar! In his name, I promise promotion to the first of you who steps forward and does his duty.“ He paused a moment, expecting his lure would break their ranks. None of them moved. He switched tactics. „You persist in your rebellion? Then prepare for torture, prison, death! This is your last chance. Will you obey your emperor?“
The soldiers stood firm, although they well knew the governor would carry out his threat. They spoke: „Nothing you can offer us would replace what we would lose in the next world. As for your threats–we’ve learned to deny our bodies where the welfare of our souls is at stake.“
Agricola ordered, „Flog them.“ Pairs of guards seized each man and dragged them out into the cold where they were stripped and tied to posts. Soon the swish of whips and the thud of blows filled the air with groans. Hooks of iron tore the men’s sides. Unbelievably, although their flesh was bruised, their skins were tattered and their blood flowed, not one of the forty surrendered.
„Chain them in my dungeons!“ roared Agricola. „We’ll see what Lysias has to say about this.“
Lysias, commander of the 12th Legion, was in no gentle mood when the forty Christian soldiers were hauled before him a few days later. His ride from Antioch to Sevaste had been tedious and cold. „You will obey me,“ he said sternly, „or pay a sharp penalty.“
The men answered him with respectful defiance, just as they had Agricola. Lysias had not become a commander by coddling traitors, and he did not intend to begin now. He motioned to Agricola.
Agricola came beside Lysias. As judge, he must make these unbending men conform. But how? Just then, a frigid gale blew across the frozen pond below and stabbed into his cheeks. It gave him an idea. „Take them down to the pond,“ he ordered. Turning to the soldiers he added, „You will stand naked on the ice until you agree to sacrifice to the gods.“
Agricola could hardly believe what his eyes saw next. The rebels began stripping off their own clothes and running toward the pond in the freezing March air. „We are soldiers of the Lord and fear no hardship,“ shouted one. „What is our death but entrance into eternal life?“
Sing It, Brothers!
Striking up a song, the men marched onto the frozen pond. Baffled, Agricola posted guards around them. He squinted into the falling sun. Surely the bitter cold of evening would change their minds….
Wait! There was something else he could do. „Heat baths of warm water,“ he ordered the guards. „Place them around the pond. That ought to lure them out pretty quickly,“ he smirked.
The sun sank behind the hills. Then upon the night air could be heard a prayer: „Lord, there are forty of us engaged in this battle; grant that forty may be crowned and not one be missing from this sacred number.“
Standing on the shore, the shivering guards shouted into the night. „Don’t be idiots. What’s the point? Come on out. Warm yourselves!“
„Look,“ one of the guards suddenly exclaimed, pointing toward the sky.
„What?“ said his fellow guard, eyes probing the darkness. „Its too dark to see anything. By Jove, I wish this was over. I’m freezing out here.“
„Don’t you see them? Spirits…hovering with golden crowns over those fellows heads, holding out rich robes for them!“
„Are you out of your mind? It’s pitch black. Hey! There’s someone coming! It’s one of them.“
Babbling, one of the forty crawled toward them from the ice. The two ran forward, grasped his shuddering arms and helped him into a bath. But the heat was too much of a shock to his frozen system. He went into convulsions and died.
The guard who had seen the vision of crowns, without delay, shucked off his clothes and ran onto the ice. The martyrs would be forty again!
When the sun rose, Agricola was told that the forty were dead. „Well, get the bodies off the ice,“ he commanded. „Burn them. And dump the ashes in the river.“
The Youngest Was Still Alive
The guards backed a wagon as near the pond as they could and began stacking the stiff corpses onto it. Then a bizarre twist occurred.
„Hey, we’ve got a live one here,“ a guard shouted. „It’s Melito. Poor fellow. He’s just a kid.“
„A local boy, too. That’s his mom up there.“ The soldier beckoned to the woman and she came near. „Listen, Mother, take your boy home, save his life if you can. We’ll look the other way.“
„What kind of talk is that?“ scolded the woman. She seemed genuinely upset! The guards looked at each other in astonishment. „Would you cheat him of his crown? I’ll never let that happen!“ As the wagon began to roll away, she lifted her son with her peasant’s strength, hoisting him in with the others.
„Go, Son,“ she cried. „Go to the end of this happy journey with your comrades so that you won’t be the last to present yourself before God.“
One of the guards tapped the side of his head and rolled his eyes upward. „Christians!“ he muttered. „I just don’t understand them.“
Fascinating Facts Behind the Forty Martyrs of Sevaste
How many agreed to sacrifice? A legion consisted of from 3,000 to 6,000 infantry plus cavalry. Apparently at least 2,960 men from the Sevaste legion sacrificed at Licinius’s order. Barely 1% bucked his demand!
The famous Thundering Legion. The legion stationed at Sevaste may have been the famed Thundering Legion. Dating back to Caesar Augustus, it took its name from a lightening emblem on its shields. The Thundering Legion is connected with another unusual historical event. During the reign of Marcus Aurelius, it was trapped in a dry valley and only saved from dying of thirst by a furious thunderstorm which provided drinking water and threw enemy soldiers into panic. Christian writers spoke of the thunderstorm as a miracle in answer to the petitions of a group of praying Christian soldiers. Pagan authors attributed it to sorcery or to the prayers of Marcus Aurelius.
Why a legion of troops in Sevaste? Licinius had to defend against Barbarians and Persians. Sevaste (now Sivas, Turkey) was a logical place to station a sizable force to meet challenges from North and East.
Save the remains. The bodies of the Forty were burned and their ashes cast into a river. The current deposited fragments of bone at a bend in the stream. Christians collected and preserved them as honored remains to be kept among local churches.
Sevaste (now Sivas, Turkey) was in Armenia. It was a strategic location to station troops to meet threats from North and East.
ephrem Ephrem the Syrian, one credible witness to the story
Too Incredible to Be True?
Are we really supposed to believe that forty men in the prime of life voluntarily undressed to die by freezing? Is this just a legend?
Actually, the story is as solid as ancient history gets. There are at least three sources for it. The men were martyred in 320. Gregory of Nyssa (c.335-396) tells that he was still a boy when a feast was established in their memory and churches dedicated to them. He wrote two sermons on them and declared his intention to bury his parents beside the remains of some of the brave soldiers.
When Gregory’s brother, Basil the Great, Bishop of Caesarea (c.330-379), preached a sermon on the feast day of the Forty Martyrs, there were still men and women alive who remembered the brave fellows. Basil’s sermon, by the way, is the oldest written record we have of their icy death, and was preached in a church named for the Forty Martyrs.
Another person who later wrote about the martyrs was actually alive as a fourteen year old boy when they spent their night on the ice. Ephrem the Syrian (c.306-373) became a leading Christian scholar and hymn writer. He spent much of his life in Edessa, about two hundred miles south of Sevaste. Among his many poems was a eulogy on The Forty.
That Day the North Wind Did Blow
The day was very cold. Surely I do not have to inform you about the cold since today’s weather gives you a clear idea about it. The chill even penetrates the walls….such was the season of the contest and the time of their miracles when the north wind blew so vehemently.–Gregory of Nyssa’s 1st Sermon on the Forty Martyrs
Did Licinius Kill for Spite?
It is commonly and inaccurately stated that Constantine made Christianity the official religion of the Roman Empire when he became emperor. Not so. It was Theodosios I over a half-century later with his edict of 380. Constantine actually came to power with a co-emperor Licinius.
In 313, Licinius needed Constantine’s help and struck a deal with him. To seal the bargain, Constantine married his sister to Licinius. The two generals issued the edict of Milan, granting religious toleration to the empire. Licinius even fought under a Christian banner.
So what changed? Why did Licinius turn on the Christians in 320? Both wanted the same thing –single control over the empire. Persecuting Christians was one way for Licinius to show how much he hated Constantine, whose favor for the Christian faith was well known.
Out of Place Christians?
What were Christians doing in the army? Early Christian writers tell us that Christians believed it was wrong to fight and kill. Could it be that The Forty were draftees? Or had Christians decided it was okay to fight as long as they did so under a Christian banner? Perhaps the men converted to Christ after enrolling in the armed forces.

http://www.christianity.com/church/church-history/timeline/301-600/40-men-died-on-ice-for-christ-11629647.html

http://www.christianity.com/church/church-history/timeline/301-600/40-martyrs-of-sevaste-11629648.html?utm_source=nextArticleBox&utm_medium=link&utm_campaign=next-article-box

http://www.johnsanidopoulos.com/2016/01/st-gregory-of-nyssas-vision-of-holy.html

Bild: März, 10. – Vierzig Märtyrer von Sebaste
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 13.09.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
http://www.bauernregeln.net/maerz.html
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Vierzig Märtyrer von Sebaste, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienV/Vierzig_Maertyrer_von_Sebaste.htm, abgerufen am 10. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Bruno von Querfurt

Bruno von Querfurt
auch: Brun
Ordensnamen: Bonifatius

Gedenktag katholisch: 9. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Paderborn
gebotener Gedenktag in Polen: 12. Juli
Hochfest im Bistum Łomża
Diözesankalender von Warmia/Ermland und Ełk/Lyck
19. Juni, 15. Oktober

Gedenktag evangelisch: 9. März

Gedenktag orthodox: 14. Februar, 19. Juni, 15. Oktober

Name bedeutet: der Braune, der Bär (althochdt.)

Glaubensbote in Polen und Preußen, Erzbischof von Magdeburg, Märtyrer
* 974 (?) auf der Burg in Querfurt bei Halle in Sachsen-Anhalt
† 9. März (oder 14. Februar) 1009 bei Lötzen, heute Giżycko (?) in Polen

Bruno, Sohn des sächsischen Edlen Brun und der Ida, war vermutlich mit dem deutschen Kaiserhaus der Ottonen verwandt. Er wurde in der Domschule in Magdeburg ausgebildet und dann dort Domherr an St. Moritz. Die 981 erfolgte Aufhebung seines Heimatbistums Merseburg durch König Otto II. rügte er scharf und sah darin – wie in den anderen Katastrophen seiner Zeit – die Strafe Gottes. Wohl im Sommer 996 wurde er Hofkapellan bei Kaiser Otto III.

Durch den Märtyrertod von Adalbert von Prag im April 997 erschüttert, wollte Bruno in dessen Fußstapfen treten, reiste in Begleitung Kaiser Otto III. nach Rom und trat dort 998 in das Benediktinerkloster SS. Bonifacio e Alessio auf dem Aventin ein, in dem auch Adalbert Mönch geworden war. 999 legte Bruno die Mönchsgelübde ab und nahm den Namen Bonifatius an. Mit Abt Romuald gründete er 1001 eine Einsiedelei auf der Insel Pereum in den Sümpfen des Valle di Comacchio nördlich von Ravenna. Auf Wunsch von Otto III. sollte er die von Polenherzog Boleslaw I. Chrobry erbetene Mission in Polen übernehmen; 1002 wurde er von Papst Sylvester II. mit der Mission im Osten besauftragt, zum Erzbischof der Stämme ernannt und bekam das Pallium überreicht.

Einige Brüder, darunter Benedikt und Johannes, waren zur Gründung einer Einsiedelei bereits nach Polen vorausgegangen. Ottos Nachfolger Heinrich II. führte gegen Polen gerade Krieg, den Bruno scharf kritisierte, weil er dadurch seine Mission gefährdet sah. Bruno wich zu den Széklern im Gebiet des späteren Siebenbürgen aus, begegnete auch deren Herrscher, König Stephan von Ungarn, die Missionsarbeit zeitigte aber kaum Erfolge. 1004 besuchte er den Hof von König Heinrich II., wurde von Tagino von Magdeburg zum Erzbischof für die Heiden geweiht und stiftete in seiner Heimatstadt Querfurt die Burgkirche. Nachdem Ungarn an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen Polen eintrat, sah Bruno eine Chance, seinen ursprünglichen Auftrag zu erfüllen und begab sich zu den Ungarn.

Als er Ende 1007 vom Osten her endlich nach Polen reisen wollte, lernte Bruno den Großfürsten von Kiew, Wladimir I. Swjatoslawitsch, kennen und missionierte zunächst unter dem Nomadenvolk der Petschenegen im Gebiet des heutigen Westrussland und der heutigen Ukraine am unteren Dnjepr. Im Sommer 1008 vermittelte er einen Frieden zwischen Wladimir und den Petschenegen, setzte einen seiner Begleiter zum Bischof ein und reiste dann nach Polen. Dort schrieb er die Geschichte über seine Gefährten Benedikt, Johannes und die anderen, den fünf Märtyrern der Mission in Polen. Von hier aus sandte er auch nach Schweden einen Bischof. Anfang 1009 wandte sich dann – wieder erfolglos – der Mission unter den Pruzzen im südlichen Baltikum zu. Auf dem Weg zurück nach Russland wurde er zusammen mit 18 Gefährten von Heiden überfallen und enthauptet.

Neben Thietmar von Merseburg gilt Bruno als der bedeutendste Chronist seiner Zeit. Er verfasste eine Lebensgeschichte über Adalbert von Prag, eine wichtige Geschichtsquelle ist sein Briefwechsel mit Kaiser Heinrich II. Bruno war ein Vertreter der Mission, die die Menschen überzeugen wollte, im Unterschied zu den Missionskriegen seiner Zeit. Er wird als Apostel der Preußen verehrt.

Fürst Boleslav kaufte die Leichname von Bruno und seinen Gefährten und ließ sie nach Polen bringen. Auf dem Tafelberg am Löwentinsee bei Lötzen – dem heutigen Giżycko – erinnert ein großes eisernes Kreuz an ihren Tod. Braunsberg – das heutige Braniewo – im Ermland ist angeblich nach Brun benannt.

Attribute: auf Esel reitend, mit abgeschlagener Hand
Patron von Preußen

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Bonifatius (Brun, Bruno) von Querfurt
S. Bonifacius (Bruno), Aëp. et Apostolus Russorum, M. (19. Juni, al. 14. Febr. 20. Juni, 15. Oct.) Dieser hl. Bonifacius, Erzbischof, Apostel Rußlands und Erzmartyrer des Ordens von Camaldoli, auch Brun, Bruno genannt, stammte aus sächsischem Adelsgeschlechte, und wurde, in den geistlichen Stand getreten, vom Kaiser Otto III. als Hofcaplan berufen. Eines Tages in eine Kirche des hl. Bonifacius getreten, rief er in heil. Entzückung aus: »Heiße ich nicht auch Bonifacius? Warum sollte ich nicht auch Martyrer werden wie jener, dessen Fürbitte hier angerufen wird?« Als der hl. Romuald im Jahre 998 an den Hof des Kaisers kam, ward Bonifacius durch dessen Wandel innigst erbaut und begehrte von ihm in den Orden aufgenommen zu werden, was alle Welt in Erstaunen setzte. Durch zehn Jahre wohlgeübt in heil. Lebensweise, erbat er sich die Erlaubniß, in Rußland das Evangelium zu predigen, zu welchem Behufe er vom Papst Johann XVIII. ein eigenes Breve erhielt. Barfuß mitten im strengsten Winter durchreiste er Deutschland, besuchte Kaiser Heinrich II. in Merseburg und ließ sich vom BischofTagino zu Magdeburg zum Bischof weihen. Vor Allem widmete er sich der Bekehrung der Preußen, doch ohne allen Erfolg, und ging dann zu den Russen, deren Fürst sich unterrichten und taufen ließ, worüber die Barbaren in Wuth geriethen. Sie drohten ihm mit dem grausamsten Tode, wenn er das Land nicht verlasse; allein er wich nicht und ward daher mit achtzehn andern Christen am 19. Juni 1008 enthauptet. Sein Name steht im allgem. Mart. Rom. am 19. Juni und am 15. Oct. (an letzterer Stelle unter dem Namen Bruno), so wie am 20. Juni in dem für die Camaldulenser. Einige Schriftsteller (worunter auch Baronius, der Reformator des römischen Martyrologiums, zu gehören scheint), und auch die Bollandisten halten den hl. Bruno für eine vom hl. Bonifacius verschiedene Person; allein im Vergleich der Lebensbeschreibungen läßt sich eher vermuthen, daß Beide identisch seyen. Noch sei bemerkt, daß die Bollandisten dafür halten, unser Heiliger habe auch den Liefländern und Samojeden das Evangelium gepredigt.
Catholic Encyclopedia
St. Bruno of Querfurt
(Also called BRUN and BONIFACE).

Second Apostle of the Prussians and martyr, born about 970; died 14 February, 1009. He is generally represented with a hand cut off, and is commemorated on 15 October. Bruno was a member of the noble family of Querfurt and is commonly said to have been a relative of the Emperor Otto III, although Hefele (in Kirchenlex., II, s.v. Bruno) emphatically denies this. When hardly six years old he was sent to Archbishop Adalbert of Magdeburg to be educated and had the learned Geddo as his teacher in the cathedral school. He was a well-behaved, industrious scholar, while still a lad he was made a canon of the cathedral. The fifteen year-old Otto III became attached to Bruno, made him one of his court, and took him to Rome when the young emperor went there in 996 to be crowned. At Rome Bruno became acquainted with St. Adalbert Archbishop of Prague, who was murdered a year later by the pagan Prussians to whom he had gone as a missionary. After Adalbert’s death Bruno was tied with an intense desire for martyrdom. He spent much of has time in the monastery on the Aventine where Adalbert had become a monk, and where Abbot Johannes Canaparius wrote a life of Adalbert. Bruno, however, did not enter the monastic life here, but in the monastery of Pereum, an island in the swamps near Ravenna.

Pereum was under the rule of the founder of the Camaldoli reform, St. Romuald, a saint who had great influence over the Emperor Otto III. Under the guidance of St. Romuald Bruno underwent a severe ascetic training; it included manual work, fasting all week except Sunday and Thursday, night vigils, and scourging on the bare back; in addition Bruno suffered greatly from fever. He found much pleasure in the friendship of a brother of the same age as himself, Benedict of Benevento, who shared his cell and who was one with him in mind and spirit. The Emperor Otto III desired to convert the lands; between the EIbe and the Oder, which were occupied by Slavs, to Christianity, and to plant colonies there. He hoped to attain these ends through the aid of a monastery to be founded in this region by some of the most zealous of Romuald’s pupils. In 1001, therefore, Benedict another brother of the same monastery, Joannes, went, laden with gifts from the emperor, to Poland, where they were well received by the Christian Duke Boleslas, who taught them the language of the people. During this time Bruno studied the language of Italy, where he remained with Otto and awaited the Apostolic appointment by the pope. Sylvester II made him archbishop over the heathen and gave him the pallium, but left the consecration to the Archbishop of Magdeburg, who had the supervision of the mission to the Slavs. Quiting Rome in 1003, Bruno was consecrated in February, 1004, by Archbishop Tagino of Magdeburg and gave his property for the founding of a monastery. As war has broken out between Emperor Henry II and the Polish Duke, Bruno was not able to go at once to Poland; so, starting from Ratisbon on the Danube, he went into Hungary, where St. Adalbert had also laboured. Here he finished his life of St. Adalbert, a literary memorial of much worth.

Bruno sought to convert the Hungarian ruler Achtum and his principality of Black-Hungary, but he met with so much opposition, including that of the Greek monks, that success was impossible. In December, 1007, he went to Russia. Here the Grand duke Vladimir entertained him for a month and then gave him a territory extending to the possessions of the Petschenegen, who lived on the Black Sea between the Danube and the Don. This was considered the fiercest and most cruel of the heathen tribes. Bruno spent five months among them, baptized some thirty adults, aided in bringing about a treaty of peace with Russia, and left in that country one of his companions whom he had consecrated bishop. About the middle of the year 1008 he returned to Poland and there consecrated a bishop for Sweden. While in Poland he heard that his friend Benedict and four companions had been killed by robbers on 11 May, 1003. Making use of the accounts of eyewitnesses, he wrote the touching history of the lives and death of the so-called Polish brothers. Towards the end of 1008 he wrote a memorable, but ineffectual, letter to the Emperor Henry II, exhorting him to show clemency and to conclude a peace with Boleslas of Poland. Near the close of this same year, accompanied by eighteen companions, he went to found a mission among the Prussians, but the soil was not fruitful, and Bruno and his companions travelled towards the borders of Russia, preaching courageously as they went. On the borders of Russia they were attacked by the heathen, the whole company were murdered, Bruno with great composure meeting death by decapitation. Duke Boleslas bought the bodies of the slain and had them brought to Poland. It is said that the city of Braunsberg is named after St. Bruno.

Soon after the time of their death St. Bruno and his companions were reverenced as martyrs. Little value is to be attached to a legendary account of the martyrdom by a certain Wipert. Bruno’s fellow-pupil, Dithmar, or Thietmar, Bishop of Merseburg, gives a brief account of him in his Chronicle. VI, 58.
St. Bruno of Querfurt
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(Also called BRUN and BONIFACE).

Second Apostle of the Prussians and martyr, born about 970; died 14 February, 1009. He is generally represented with a hand cut off, and is commemorated on 15 October. Bruno was a member of the noble family of Querfurt and is commonly said to have been a relative of the Emperor Otto III, although Hefele (in Kirchenlex., II, s.v. Bruno) emphatically denies this. When hardly six years old he was sent to Archbishop Adalbert of Magdeburg to be educated and had the learned Geddo as his teacher in the cathedral school. He was a well-behaved, industrious scholar, while still a lad he was made a canon of the cathedral. The fifteen year-old Otto III became attached to Bruno, made him one of his court, and took him to Rome when the young emperor went there in 996 to be crowned. At Rome Bruno became acquainted with St. Adalbert Archbishop of Prague, who was murdered a year later by the pagan Prussians to whom he had gone as a missionary. After Adalbert’s death Bruno was tied with an intense desire for martyrdom. He spent much of has time in the monastery on the Aventine where Adalbert had become a monk, and where Abbot Johannes Canaparius wrote a life of Adalbert. Bruno, however, did not enter the monastic life here, but in the monastery of Pereum, an island in the swamps near Ravenna.
Pereum was under the rule of the founder of the Camaldoli reform, St. Romuald, a saint who had great influence over the Emperor Otto III. Under the guidance of St. Romuald Bruno underwent a severe ascetic training; it included manual work, fasting all week except Sunday and Thursday, night vigils, and scourging on the bare back; in addition Bruno suffered greatly from fever. He found much pleasure in the friendship of a brother of the same age as himself, Benedict of Benevento, who shared his cell and who was one with him in mind and spirit. The Emperor Otto III desired to convert the lands; between the Elbe and the Oder, which were occupied by Slavs, to Christianity, and to plant colonies there. He hoped to attain these ends through the aid of a monastery to be founded in this region by some of the most zealous of Romuald’s pupils. In 1001, therefore, Benedict another brother of the same monastery, Joannes, went, laden with gifts from the emperor, to Poland, where they were well received by the Christian Duke Boleslas, who taught them the language of the people. During this time Bruno studied the language of Italy, where he remained with Otto and awaited the Apostolic appointment by the pope. Sylvester II made him archbishop over the heathen and gave him the pallium, but left the consecration to the Archbishop of Magdeburg, who had the supervision of the mission to the Slavs. Quitting Rome in 1003, Bruno was consecrated in February, 1004, by Archbishop Tagino of Magdeburg and gave his property for the founding of a monastery. As war has broken out between Emperor Henry II and the Polish Duke, Bruno was not able to go at once to Poland; so, starting from Ratisbon on the Danube, he went into Hungary, where St. Alalbert had also laboured. Here he finished his life of St. Adalbert, a literary memorial of much worth.
Bruno sought to convert the Hungarian ruler Achtum and his principality of „Black-Hungary“, but he met with so much opposition, including that of the Greek monks, that success was impossible. In December, 1007, he went to Russia. Here the Grand duke Vladimir entertained him for a month and then gave him a territory extending to the possessions of the Petschenegen, who lived on the Black Sea between the Danube and the Don. This was considered the fiercest and most cruel of the heathen tribes. Bruno spent five months among them, baptized some thirty adults, aided in bringing about a treaty of peace with Russia, and left in that country one of his companions whom he had consecrated bishop. About the middle of the year 1008 he returned to Poland and there consecrated a bishop for Sweden. While in Poland he heard that his friend Benedict and four companions had been killed by robbers on 11 May, 1003. Making use of the accounts of eyewitnesses, he wrote the touching history of the lives and death of the so-called Polish brothers. Towards the end of 1008 he wrote a memorable, but ineffectual, letter to the Emperor Henry II, exhorting him to show clemency and to conclude a peace with Boleslas of Poland. Near the close of this same year, accompanied by eighteen companions, he went to found a mission among the Prussians, but the soil was not fruitful, and Bruno and his companions travelled towards the borders of Russia, preaching courageously as they went. On the borders of Russia they were attacked by the heathen, the whole company were murdered, Bruno with great composure meeting death by decapitation. Duke Boleslas bought the bodies of the slain and had them brought to Poland. It is said that the city of Braunsberg is named after St. Bruno.

Soon after the time of their death St. Bruno and his companions were reverenced as martyrs. Little value is to be attached to a legendary account of the martyrdom by a certain Wipert. Bruno’s fellow-pupil, Dithmar, or Thietmar, Bishop of Merseburg, gives a brief account of him in his Chronicle. VI, 58.

Pierre Köckert,
2010, Romuald von Ravenna und seine Eremiten im Spiegel der Ostmissionierung, München, GRIN Verlag, http://www.grin.com/de/e-book/154164/romuald-von-ravenna-und-seine-eremiten-im-spiegel-der-ostmissionierung
Gliederung
1. Einleitung
2. Quellenkapitel
2.1. Hagiographische Quellen
2.2. Die ,,Vita beati Romualdi“
2.3. Die ,,Vita quinque fratrum“
2.4. Die Briefe des Petrus DamianiNr. 18 u. 50
2.5. Die ,Annales Camaldulenses Ordinis SanctiBenedikti“

3. Haupteil
3.1. Das Leben des Romuald und die Entstehung dessen Reformgedanken
3.2. Organisation und Lebensweise der Eremiten
3.3. Die Eremiten in Verbindung des Missionsgedanken unter Einfluss Ottos III.
3.4. Werkzeug der Christianisierung oder selbst gewahlte Burde?

4. Schluss
4.1. Zusammenfassung und Fazit

5. Anhang
5.1. Quellenverzeichnis
5.2. Literaturverzeichnis
5.3. Abbilder und Bildnachweis

1. Einleitung
Der christliche Glaube war das pragende und uber allem stehende Denken des Mittelalters, welches samtliche Schichten von Arm bis Reich durchdrang.[1] Somit ist das Christentum fur das Verstandnis dieser Zeit und daraus bedingt auch fur das Verstandnis unserer eigenen Kultur unabdingbar. Einher mit dieser Thematik geht die Christianisierung der europaischen Welt, die es daher verdient, naher betrachtet zu werden. Ich werde mich in dieser Arbeit nur mit einer kleinen Episode der lateinisch- romischen Christianisierung beschaftigen, welche sich kurz nach der Jahrtausendwende ereignete. Im Zentrum meiner Betrachtung steht der Missionsversuch der Eremiten um Romuald von Ravenna. Ich gehe davon aus, dassjedem Leser dieser Arbeit die hohe Bedeutung des Christentums fur das gesamte Mittelalter, bewusst ist. Dies gilt es immer im Gedachtnis zu behalten, denn nur dadurch sind die meisten Handlungen der historischen Personlichkeiten zu verstehen. Zu Beginn werde ich mich im Quellenkapitel mit den wichtigsten Quellen befassen, da diese die Grundlage einerjeden wissenschaftlichen Arbeit sein sollten. Jedoch ist es zuvor unabdingbar, sich kurz mit dem Begriff der Hagiographie auseinander zu setzen. Darauf folgt eine Betrachtung des Lebens von Romuald, denn dies ist meines Erachtens wichtig, um danach die Organisation und Lebensweise der Romualdiner skizzieren zu konnen und zu verstehen. Dem schliefit sich eine Darlegung der Slawenmission durch Brun-Bonefatius von Querfurt, Benedikt von Benvent und Johannes an. Naturlich werde ich unter diesem Aspekt das Einwirken von Otto III. (imp. 996-1002) und Boleslaw Chrobry (992-1025) berucksichtigen. Im letzten Teil dieser Hausarbeit werde ich versuchen, die Romualdiner von der Slawenmission zu trennen, um die These einer camaldulensischen Mission von Jurgen Sydow zu widerlegen.[2]

Diese Arbeit soll als eine Art Gegendarstellung zu Sydows These verstanden werden, da seit 1973 keine entsprechenden Antworten in der deutschen Forschung zu finden sind.[3] Als Grundlage dieser Arbeit diente mir unter anderen auch Walter Franke, jedoch stammte sein Werk[4] aus dem Jahr 1913 und wurde von mir entsprechend kritisch betrachtet, um die Aktualitat zum heutigen Forschungsstand zu gewahrleisten. Leider muss ich an dieser Stelle von einer Darlegung des aktuellsten internationalen Forschungsstandes absehen, da ich die notwendigen Sprachkompetenzen in Franzosisch, Polnisch und Italienisch noch nicht ausreichend besitze und der grofite Anteil der Fachliteratur in Italienisch verfasst wurde. Daher sei mir hier gestattet, auf die wichtigste Literatur im Anhang zu verweisen.

2. Quellenkapitel
2.1. Hagiographische Quellen

Ausgehend vom Wort, welches sich in griechisch ,,hagios“ (heilig) und „graphein“ (schreiben) unterteilt, wird die Hauptaufgabe dieser Gattung schon ersichtlich. Es handelt sich hierbei um eine Beschreibung vom Leben und Wirken heilig gesprochener Personen. Die Hagiographie ist eine typisch christliche Quellengattung mit dem Ursprung in christlicher Heiligen- und Reliquienverehrung. Diese Quellengattung erzielte die weiteste Verbreitung unter den erzahlenden Quellen des Mittelalters und lasst sich wiederum in 3 Typen unterteilen: Vita, Miracula und Translationsbericht. Im Kontext dieser Arbeit interessieren uns besonders die Viten, die das Leben (Herkunft, Geburt, Kindheit, Ausbildung, Tugenden, Frommigkeit, Wirken, Tod und Wunder) von Heiligen beschreiben. Viten sind als Sonderformen der mittelalterlichen Historiographie zu verstehen, da ihre historischen Beschreibungen ungenau und teils gar zweifelhaft sind, aber von dem Menschen des Mittelalters als wahr empfunden worden und somit an die beschriebenen Wunder geglaubt wurde. Weiterhin verfolgen sie meist gewisse ethisch-moralische Zwecke, die der Autor in ihnen darlegte und mussen daher als Gebrauchsschriften verstanden werden. Sie dienten der Erbauung und Belehrung von Monchen und Klerikern, aus diesem Grunde wurden sie als ,,Legenda“ in Messen und bei den gemeinsamen Mahlzeiten vorgelesen. Ebenfalls wichtig ist, dass die Vita dem Kult des Heiligen der eigenen Kloster und Kirchen von Nutzen war. Aus diesem Grunde sollte man keine Kritik an den Heiligen oder an ihrem Handeln in einer Hagiographie erwarten.[5]

Es kam wahrscheinlich eher dazu, dass man unangebrachtes Handeln verschwieg und ihnen Handlungen zusprach, welche nicht der Realitat entsprachen, aber die sie als heilig-christliche Personlichkeit aufwerteten.

Zusammenfassend lasst sich sagen, dass in einer Heiligenvite das Leben und Wirken der zu beschreibenden Personen aufierst positiv und teilweise verzerrt dargestellt wurde. Ebenfalls waren sie abhangig von den politischen Intentionen des Autors. Somit muss jede Hagiographie aufierst kritisch betrachtet werden, um historisch relevante Nachrichten heraus filtern zu konnen. Dies geht freilich am besten durch eine Gegenuberstellung von mehreren Quellen zum selben Thema.

2.2. Die „Vita beati Romualdi“

Diese Vita verfasste Petrus Damiani, welcher Ende 1006 Anfang 1007 in Ravenna geboren wurde (| 1072).[6] Nach dem fruhen Tod seiner Eltern wurde er vermutlich von einem alteren Bruder (Mainfred), der bereits Priester war, erzogen. Damianis Ausbildung erfolgte in den ,,artes liberales“ und den Rechtswissenschaften in Ravenna, Faenza und Parma. Danach berief man ihn zum Lehrer der Rhetorik, wahrscheinlich in Ravenna.[7] Nach einer Begegnung mit zwei Eremiten aus Fonte Avellana, trat er 1036 injene Einsiedelei ein[8] und wurde bereits 1040/41 mit der Reformierung des Klosters San Maria di Pomposa und 1041/42 des Klosters San Vincenzo di Petra Pertusa beauftragt. In diesen Zeitraum, also 1041/42, fallt die Ausfertigung der ,,Vita beati Romualdi“. Nach Damianis eigenen Aussage entstand die Vita, als Auftragswerk zur Erbauung der Monche des S. Vincenzo Klosters.[9] Anschliefiend wurde Damiani 1043 zum Prior von Fonte Avellana gewahlt. Unter seiner Fuhrung erlebte Avellana eine Blute, denn es wurden eine Bibliothek, eine Kirche und mehrere Steingebaude errichtet und Laienbruder eingefuhrt. Damiani grundete mehrere Kloster und Einsiedeleien und gab ihnen Leitlinien fur ein geordnetes eremitisches Leben.[10] Weiterhin stand Damiani in Kontakt zu den Reformkreisen um Heinrich III. (imp.1046-1056) und um die romische Kurie.[11] Von Stephan X. (1057-1058) wurde er vermutlich 1057 gegen seinen Willen zum Kardinalbischof von Ostia ernannt und in den direkten Dienst der romischen Kurie gestellt.[12] Weitere Ausfuhrungen zu Damianis Biographie wurden den Rahmen dieser Arbeit sprengen und zu weit vom eigentlichen Thema wegfuhren.[13]

Wie schon erwahnt, wurde die ,,Vita beati Romualdi“ 1041/42 in S. Vincenzo verfasst. Dadurch kommt es zu einem relativen Zeitabstand von uber 40 Jahren. So konnte sich Damiani nicht auf eigene Erinnerungen besinnen, zumal er Romuald nie personlich kennen lernte. Aus diesem Grunde musste er sich auf mundliche Uberlieferungen beziehen, die er wahrscheinlich durch Monche und Eremiten erhielt, welche in Verbindung mit Romuald oder dessen Wirkungsstatten standen.[14] Aus der Vita wird ersichtlich, dass Damiani ein grofier Bewunderer des heiligen Romuald war, ebenfalls dafur spricht der Eintritt in die Eremitenkongregation von Fonte Avellana. Er setzte sogar in gewisser Weise die Reformgedanken des Romuald fort, indem er die Vita zur Erbauung der Monche von Vincenzo schrieb. Genau dies wird zum Problem, vorwiegend sind Wundergeschichten enthalten (ca. die Halfte der Vita), im Sinne der Verherrlichung des Heiligen kommt es zum Verzicht auf Vollstandigkeit[15] und es fehlt eine klare Chronologie[16]. So muss man das Alter des Heiligen auf 120 Jahre festsetzen, was jedoch hochst unwahrscheinlich ist.[17] Fassen wir kurz zusammen, um uns ein Urteil bilden zu konnen. Die Biographie wurde mit zeitlichen Abstand verfasst, basiert auf mundlichen Uberlieferungen, weifit chronologische Ungereimtheiten auf, diente zur Erbauung der Monche, somit diente sie auch der Verherrlichung des Heiligen und die Vita wurde von einem Eremiten und Bewunderer, des schon zuvor heilig gesprochenen Romuald (1032), verfasst. Ebenfalls sollte man Einbindungen eigener Gedanken und Uberzeugungen von Damiani nicht unterschatzen. Diese Vita kann man klar zu der Gattung der Hagiograhie zahlen, da sie samtliche typische Eigenschaften jener Gattung enthalt. Daher ist eine aufierst kritische Quellenarbeit angebracht.[18]

2.3. Die „Vita quinque fratrum“

Diese Vita wurde ca. 1008 durch Brun von Querfurt verfasst. Brun entstammte dem Hause von Querfurt im Hassegau, einer Adelsfamilie, die im weiteren Sinne in Verwandtschaft mit dem ottonischen Kaiserhaus stand. Brun wurde um 974 in der Burg Querfurt geboren und erhielt seine Ausbildung von 985-995 in der Magdeburger Domschule. Nach Abschluss des Studiums war er fur kurze Zeit Domherr von St. Moritz in Magdeburg. 997 nahm ihn Kaiser Otto III. in seinem zweiten Italienzug als Hofkaplan mit sich. Im selben Jahr erlitt Adalbert von Prag das Martyrium bei den heidnischen Pruzzen[19] und dieses Ereignis war wahrscheinlichjenes, welches Brun 998 veranlasste, in das Benediktinerkloster S. Bonifazio et Alessio einzutreten, da Adalbert selbst in diesem Kloster 5 Jahre Monch war. Im Jahre 1001 begab sich Brun mit Benedikt und Johannes aus Montecassino nach Pereum[20] zu dem beruhmten Anachoreten Romuald von Ravenna. Benedikt und Johannes kamen dem Wunsch von Otto III. und Boleslaw Chorby nach und begaben sich zur Missionierung in das nordliche Slawenland. Dort erlitten sie mit drei weiteren Begleitern 1003 den Martyrertod.

Brun wollte zuvor die Erlaubnis bei Papst Silvester II. (999-1003) erlangen und dann folgen.[21] Jedoch durch den Tod Ottos III. und dem darauf folgenden kriegerischen Konflikt zwischen Konig Heinrich II. (1002- imp. ab 1014-1024) und Boleslaw Chorby war ihm dies nicht moglich. Erst 1004 wurde Brun mit Erlaubnis von Heinrich II. durch den Erzbischof von Magdeburg, Tangino (1004-1012), zum Erzbischof der Heiden geweiht. Nach langeren Umwegen fuhrte Bruns Weg schliefilich 1008 nach Polen und spater in das Gebiet Pruzzen, wo er ebenfalls das Martyrium erlitt.[22] Diese kurze Lebensbeschreibung Bruns zeigt schon, dass er ein grofier Verfechter des Missionsgedanken war, was sich naturlich in seiner Vita widerspiegelt.

Die ,,Vita quinque fratrum“ ist eines der letzten uberlieferten Werke, die Brun 1008 kurz vor seinem Martyrium bei den Pruzzen (1009) verfasste. Damit war er ein direkter Zeitgenosse von Romuald. Er konnte durch personlichen Kontakt zu ihm und zur Eremitenkongregation von Pereum ein relativ gutes und glaubwurdiges Bild liefern. Was der Historizitat des Romualdbildes in der Vita weiterhin zugute kommt, ist, dass Brun, im Gegensatz zu Damiani, nicht die Absicht hatte, von Romuald ein idealtypisches Bild eines Heiligen zu skizzieren, teilweise ist sogar unterschwellige Kritik zu verspuren.[23] Dies ist bedingt durch den Schwerpunkt der Vita, denn dieser ist hauptsachlich auf zwei Missionseremiten (Benedikt und Johannes), zwei Novizen (Matthaus und Isaak) und einem Laienbruder (Christinus) und ihre Missionsarbeit im Slavenland ausgerichtet. Brun beschrieb ihr Handeln in einem begeisternden und schwarmerischen Tonfall. Es fallt auf, dass er durch eine predigthafte Art und Weise die fundamentale Bedeutung der Mission in den Mittelpunkt stellt. Weiterhin ist eindeutig eine Verherrlichung des Martyrium zu verspuren und Brun lasst stark eigene politische Gedanken einfliefien, z.B. verurteilte er die Renovatio Politik Ottos III. scharf.[24] Meiner Ansicht nach sollte eine Vorbildwirkung, Belehrung und Ansporn Anderer zur Mission erzielt werden. Das Werk ist durch eine grofie Anzahl von Wundern gepragt, die besonders am Schluss die Vita regelrecht aufzufullen scheinen.[25] Dies fuhrt uns wiederum direkt auf den Pfad der Hagiographie, denn auch dieses Werk muss in dieses Genre eingeordnet werden. Zusammenfassend komme ich zu dem Schluss, dass diese Hagiographie Informationen aus erster Hand enthalt, diese jedoch stark durch christlich-politische Intentionen des Autors gepragt wurden. Man sollte aus diesem Grunde keine Kritik am Missionsgedanken erwarten, sondern vielmehr Kritik an jenen, die Brun im Wege standen. Daher ist wiederum eine intensive Quellenkritik angebracht und nur im Vergleich konnen Ruckschlusse gezogen werden.[26] Im Vergleich mit der ,,Vita beati Romualdi“ ist eine relative Deckungsgleichheit festzustellen, aus diesem Grund bleibt uns die Moglichkeit, diese beiden Hagiographien kritisch zu benutzen.

2.4. Die Briefe des Petrus Damiani Nr. 18 u. 50

Diese beiden Briefe sind von enormer Wichtigkeit, wenn man etwas uber die Verhaltensregeln und die Lebensweise der Eremiten von Fonte Avellana erfahren mochte. Der Brief Nr. 18 ging direkt an die Eremitenkongregation von Fonte Avellana und in ihm legt Damiani den Eremiten die Regeln nahe, nach denen sie Leben sollten. In der Datierung ist sich die Forschung unsicher, der Brief wird auf den Zeitraum von 1045-1050 eingegrenzt.[27]

Der Brief Nr. 50 hat einen ganz ahnlichen Inhalt wie Nr. 18, denn in ihm wurden die Vorzuge des Eremitenlebens thematisiert. Nr. 50 ging an den ehemaligen Monch undjetzigen Eremiten Stephan im Jahre 1057.[28] In diesen beiden Briefen lasst sich lediglich eine Leitlinie fur das eremitische Leben feststellen und keine straffen und klar ausformulierten Regeln.[29]

2.5. Die „Annales Camaldulenses Ordinis Sancti Benedikti“

Wie der Name es impliziert, handelt es sich hierbei um die Annalen des Klosters und Einsiedelei von Camaldoli. Ich wurde diese Annalen typologisch dem Genre der Klosterchroniken zuordnen, da eine deutliche Propagierung Camaldolis zu verspuren ist.[30] Auf den ersten Blick erscheint es daher als nicht sinnvoll, diese in meine Arbeit einfliefien zu lassen, da sie die selben markanten Fehler pragen wie die ,,Vita beati Romualdi“, z.B. das Alter Romualds betragt auch hier 120 Jahre. Aus diesem Grunde werde ich die Annalen weniger fur Romualds Leben und Wirken heranziehen, sondern mehr fur die Verhaltensregeln der Eremiten von Camaldoli. Die Historizitat dieser Regeln, welche unter dem 4. Prior Rodulf (1074-1087) verfasst wurden[31], ist unbezweifelbar und waren fur die Eremiten geltend. In einem Abschnitt der Annalen wird ausdrucklich darauf hingewiesen, dass es sich um romualdinische Regeln handelt.[32]

Meiner Vermutung nach sind die Regeln des Prior Rodulf und die Briefe Nr. 18 und 50 von Damiani auf eine Constitutio des Romuald zuruckzufuhren, die uns jedoch leider nicht erhalten ist bzw. diese mundlich in denjeweiligen Eremitenkolonien uberliefert wurde.[33] Die Untersuchung von Stephan Freund kommt zu dem Schluss, dass starke Ahnlichkeiten zwischen den Briefen Nr. 18/50 von Damiani und den Regeln des Rodulf zwar bestehen, diese aber vermutlich nicht von einer Verarbeitung der Briefe in den Annalen herruhren und somit im Vergleich ein gesichertes Bild von der Lebensweise und den Regeln der Romualdiner wiedergeben konnen.[34] Die von mir benutzte Editionsreihe der Annalen war bereits in den Jahren 1755-1773 entstanden, dennoch scheint mir diese die einzig brauchbare zu sein. Jedoch sind die Marginalien von Mittarelli mit entsprechender Vorsicht zu geniefien.

Die Analyse der dokumentarischen Quellen soll hier vernachlassigt werden, da diese bereits einer uber 100-jahrigen Forschungsarbeit unterliegen und somit als gesichert gelten konnen.

3. Hauptteil
3.1. Das Leben des Romuald und die Entstehung dessen Reformgedanken

Romuald von Ravenna wurde 951/952 als Sohn des Herzogs Sergius in Ravenna geboren (f 1027).[35] In seinen ersten Lebensjahren genoss er vermutlich das typische Luxusleben eines jungen Adligen (Jagd, Waffenubungen usw.). Jedoch um 971 kam es zu einem einschneidenden Ereignis im Leben des 20-jahrigen Romuald. Sein Vater Sergius, anscheinend eine aufierst raue Personlichkeit, totete nach einem Streit, womoglich um ein Grundstuck, einen Verwandten der Familie. Dies veranlasste Romuald in das Kloster S. Apollinare, zur Suhne der Mordtat des Vaters (sog. Poenitenz = 40-tagige Bufie), einzutreten.[36]

[…]

[1] Zur Thematik des Christentums: Bredero, Adriaan. Christenheit und Christentum im Mittelalter: Uber das Verhaltnis von Religion, Kirche und Gesellschaft. Stuttgart 1998.

[2] Sydow, Jurgen. Probleme der Camaldulensischen Ostmission. In: Heidenmission und Kreuzugsgedanke in der deutschenOstpolitikim Mittelalter. Hrsg.: Baumann. Darmstadt 1973. S 146-155.

[3] Zumindest nach eingehender Recherche der deutschen Publikationen meinerseits.

[4] Franke, Walter. Romuald von Camaldoli und seine Reformtatigkeit zur Zeit Ottos III. Berlin 1913.

[5] Vgl.: Goetz, Hans-Werner. Proseminar Geschichte: Mittelalter. Stuttgart3 2006. S. 128-131. dazu auch vgl.: Boshof Egon. Mittelalterliche Geschichte. In: Grundlagen des Studiums der Geschichte: Eine Einfuhrung. Hrsg.: Boshof, Duwell, Kloft. (5. Aufl.) Koln, Weimar, Wien 1997. S.122-125.

[6] Johannes von Lodi. Vita Petri Damiani. In: Freund, Stephan. Studien zur Wirkungsgeschichte des Petrus Damiani. (MGH: Studien und Texte Bd. 13.) Hannover 1995. S. 203-265. c. 6 S. 224 u. c. 21. Infolge nur noch: VD. c. 6 u. 21.
[7] VD. c.2.
[8] VD. c.4.
[9] Damiani, Petrus. Vita beati Romualdi. Hrsg. Giovanni Tabacco (Fonti per la storia d’Italia /94). Rom 1957. c. 57 S. 98. Infolge nur noch: VR. c. 57. vgl. dazu Franke. 1913.S.5.;in Vincenzo: VD. c. 6.
[10] s. Kapitel 2.4. S. 6 in Bezug auf Brief 18. u. 50.
[11] Vgl. Brief 4, 11 u. 20.

[12] Vgl: Reindel, Kurt. Petrus Damiani-Leben und Werk. In: Die Briefe des Petrus Damiani: Teil 1 Nr. 1-40. Hrsg. Reindel. Munchen 1983. S. 1-13.; Goez, Werner. Kirchenreform und Investiturstreit: 910 – 1122. Bearb. Goez, Elke. Stuttgart2 2008. S. 51-52. u. Freund, Stephan. Petrus Damiani. In: BBKL, Bd. VII. Herzberg 1994. Sp. 346-358.

[13] Weiterfuhren: Dressler, Friedolin. Petrus Damiani. Leben und Werk. (Studia Anselmania Bd. 34). Rom 1954. u. a. Freund, Stephan. Studien zur literarischen Wirksamkeit des Petrus Damiani. (MGH: Studien und Texte Bd. 13.) Hannover 1995.
[14] Vgl. Franke. 1913. S. 4-5.
[15] VR. c. 27,65,68 u. 69.
[16] VR. praef.: …non historiam tenens, sed quoddam breve. Zur Chronologie s. Abb. 1. Kap. 5.3. S. 24

[17] EinschatzungderVR.: Dressler. 1954. S. 21-27.; Kurze. 1964. S. 399.; zupositivistisch: Franke. 1913. S. 6-8. (missachtet Hagiographie)

[18] Fuhrend aufdem Gebiet der ,,Vita beati Romualdi“ scheint mir D’Acunto (Werke s. Lit. S. 21).

[19] Uber Adalbert: Waldstein, Angelus; Machilek, Franz. Adalbert (956-997) In: Die Landespatrone der bohmischen Lander. Geschichte – Verehrung – Gegenwart. Hrsg.: Samerski. Paderbornu.a. 2009. S. 45-66.

[20] Pereum lag in den Valli di Comacchio sudlich der Pomundung.

[21] Fried, Johannes. Otto III. und Boleslaw Chrobry: Das Widmungsbild des Aachener Evangeliars, der „Akt von Gnesen“ und das fruhe polnische und ungarische Konigtum. Stuttgart2 2001. S. 101.

[22] Vgl.: Manitius, Max. Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters: Zweiter Band: Von der Mitte des 10. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat. Munchen 1923. S. 231-232.; Wood, Ian. The missionary life: saints and the evangelisation ofEurope, 400-1050. Harlow u.a. 2001. S. 231-240. (beide auch zur Wertung der ,,Vita quinque fratrum“) u. Wenskus, Reinhard. Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt Bruns von Querfurt. (Mitteldeutsche Forschung Bd. 5.) Munster/Koln 1956. S. 2-3.

[23] Brun aufiert Kritik an der Lebensweise der Eremiten in Pereum: VF. c. 2-3.
[24] Zur politischenIntensionenBruns: Wenskus.1956.bes. S. 198-201.
[25] Vgl.: Manitius. 1923. S. 235. wiederzupositiv: Franke. 1913. S. 15-17.
[26] Wood wies zuletzt eindrucksvoll daraufhin, dass Hagiographien mit Missionbezug nur mit Vorsicht zu verwenden sind. Zu Brun von Querfurt: Wood. 2001. S. 226 ff.
[27] Die Briefe des Petrus Damiani: Teil 1 Nr. 1-40. In: MGH Epist. 2, 4,1. Hrsg.: Reindel. Munchen 1983. S. 168-179. Infolgenurnoch: D. 18/1. S. 168-179.
[28] Die Briefe des Petrus Damiani: Teil 2 40-90. In: MGH Epist. 2, 4,2. Hrsg.: Reindel. Munchen 1988. S. 77-131. Infolge nur noch: D. 50/2. S. 77-131. Zur Datierung Ann. Cam. 2. S. 170.
[29] Freund, Stephan. Studienzurliterarischen WirksamkeitdesPetrusDamiani. (MGH: Studien und TexteBd. 13) Hannover 1995. S. 148.
[30] Zu Annalen undChroniken vgl.: Goetz. 2006. S. 108-118. u. auchBoshof. 1997. S. 116-121.
[31] Annales Camaldulenses Ordinis Sancti Benedicti: Quibus plura interseruntur tum ceteras Italico-monasticas res, tum historiam Ecclesiasticam remque Diplomaticam illustrantia. D. Johanne-Benedicto Mittarelli & D. Anselmo Costadoni Presbyteris & monachis e Congregatione Camuldulensi Auctoribus. Tomus Tertuis Complectens res gestas ab anno Christi M. LXXX. ad annum M. C. LX. Venedig 1758. Sp. 542-551. Infolge nur noch: Ann. Cam. III. Sp. 512-551.
[32] Ann. Cam. III. Sp. 542.
[33] Roggi, Clemente. Vita e costumanze dei Romualdini del Pereo, di Fonte Avellana e di Camaldoli. In: Benedictina Bd. 4. 1950. S. 69-86. uber den gemeinsamen Ursprung in einer Constitutio des Romuald: S. 86. dagegen Lucchesi, Giovanni. Clavis s. Petri Damiani. In: Studi su S. Pier Damiano. 1961. S. 164.

[34] Vgl.: Freund. 1995. S. 126-128. Er rechnet dabei die ,,Liber eremitice regula“ nichts zu Rodulfs Regeln sondern datiert sie ins Spatmittelalter, da diese viel strukturierter, genauer und komplexer sind, als die ,,Rodulphi Constitutionis“. S. 135 ff.

[35] Brun von Querfurt. Vita quinque fratrum. ed. J. Karwasinska. In: MPH NS 4.3. Warschau 1973. c. 3 S. 38. Infolge nur nur noch: VF. c. 3.; VR. c. 1.
[36] VR. c. 1.
Web 3.0 – Leserkommentare:
Ich bin durch Zufall auf Ihre sehr nette website gekommen.
Braunsberg liegt an der Ostsee im Ermland. Braunsberg wurde im Ermland, lateinisch Warmia, gebaut. Ermland war eine der vier zusammengefassten Preußischen Landteile, in die sie der Legat des Papstes Wihelm von Modena 1243 eingeteilt hatte, die anderen drei waren Pomesanien, Kulmerland, Samland. Dies Grenzen blieben bestehen bis ins 20. Jh. Die Bezeichnung Masuren für eine Ostpreussische Landschaft kam erst etwa im 18. Jh. auf, da etliche evangelische Masowier dort Zuflucht gesucht hatten. Das südlich von (Ost)Preußen gelegene Masowien wurde davor auch öfter als Masuren beschrieben.
Ich gehe so viel wie möglich die Elbinger Minderheit besuchen, da mein Mann aus Elbing war. Ich fahre da hin mit dem Zug von Berlin bis Stettin und umsteigen. Die Landschaft und Städte, besonders Danzig, sind wunderschön. Die Elbinger Minderheit vermieten Zimmer und man kann per Zug oder Bus in die umliegenden Ortschaften fahren, wenn man nicht mit Auto oder Reisegesellschaft da ist. In Elbing z. B. bin ich mitgegangen zum Gottesdienst der kleinen Evangelischen Gemeinde. Der junge Pfarrer, der auch Militärpfarrer ist, predigt in polnisch, aber anschließend zum Kaffee übt er sich im Deutsch-Lernen von der Gemeinde. Es wäre schön, wenn Sie Leute finden würden, die evtl. Kontakt mit den Menschen in den Orten, die im Heiligenlexikon beschrieben sind, aufnehmen könnten.
http://www.elbing.org/dfkelbing/dfkelbing2.html (ich besuche immer Hilda Sucharski). Die Deutsche Minderheit in Ermland-Masuren spricht meist ostpreußischen Dialekt, aber es sind auch Leute aus anderen Gegenden, wie die jetzige Vorsitzende Rosemarie aus Schlesien, die dort hinverpflanzt wurden.
Helga Hecht über E-Mail, 19. August 2009
Bild: März, 9. – Bruno von Querfurt
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 03.09.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
http://www.newadvent.org/cathen/03018a.htm
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
http://www.grin.com/e-book/154164/romuald-von-ravenna-und-seine-eremiten-im-spiegel-der-ostmissionierung
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Bruno von Querfurt, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Brun_Bruno_von_Querfurt.htm, abgerufen am 8. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Fridolin von Säckingen

Fridolin von Säckingen
Gedenktag katholisch: 6. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Chur
in Straßburg : 7. März
in der Schweiz: Übertragung der Gebeine: 25. Juni

Gedenktag orthodox: 6. März

Name bedeutet: der Friedensreiche (althochdt.)

Glaubensbote am Oberrhein, Abt in Säckingen
* in Irland (?)
† 6. März 538 (?) in Säckingen heute Bad Säckingen in Baden-Württemberg

Die Legende erzählt, dass Fridolin, der Sohn vornehmer reicher Eltern, der Welt entsagte, seinen Besitz verschenkte und sich zu geistlichem Leben entschied. Nachdem er in Irland an vielen Orten missioniert hatte, begab er sich aufs Festland, zog predigend durch Frankreich und kam schließlich nach Poitiers ans Grab des von ihm verehrten Hilarius. Er fand das Grab und die Kirche durch die Völkerwanderung zerstört vor; bewegt durch eine Vision, in der ihm Hilarius erschienen war, bestattete er die im Schutt gefundenen Gebeine von Hilarius und erbaute eine neue Hilarius-Kirche, wofür ihn der Bischof von Poitiers zum Abt des zur Kirche gehörenden Klosters erhob. Zusammen mit dem Bischof reiste Fridolin dann zu Merowingerkönig Chlodwig I., um diesen um Bestätigung zu bitten; während des Empfangs beim König vollbrachte Fridolin das erste Wunder, als er einen durch Unachtsankeit des Königs zebrochenes Trinkgefäß wieder schadlos zusammenfügte; viele noch nicht Bekehrte aus dem Hofstaat ließen sich daraufhin taufen; der König versprach ihm Unterstützung für seine weiteren missionarschen Vorhaben.

Nachdem Fridolin wundersamer Weise den Bischof von Poitiers von einer Lähmung geheilt hatte und nach einer zweiten Vision, in der Hilarius ihn zur missionierenden Weiterreise aufforderte, zog Fridolin weiter, gründete 509 Kirche und Kloster in Eleriacum – dem heutigen St-Avold oder in Eller an der Mosel – heute Teil von Ediger-Eller – und weihte sie Hilarius, dann ein weiteres Kloster in den Vogesen, möglicherweise im heutigen Wasselnheim / Wasselone oder in Dillersmünster – dem heutigen Reinhardsmunster – – bei Saverne, und eine Hilarius geweihte Kirche in Straßburg.
Über Konstanz zog er dann durch Alemannien nach Chur und gründete auch dort eine Hilarius geweihte Kirche, aus der später ein Kloster wurde. Dann begab er sich auf die unbewohnte damalige Rheininsel Säckingen östlich von Basel – der nördliche Rheinarm wurde erst viel später trocken gelegt -, um sich dort niederzulassen; der Widerstand der Bevölkerung war aber groß, deshalb ließ sich Fridolin diesen Besitz nochmals vom König bestätigen. Als er müde dort ankam, legte er sich zum Schlafen unter einen Baum und hängte den Beutel, der die immer mitgeführte Hilarius-Reliquie enthielt, an einen Baum, der sich daraufhin ehrfurchtsvoll neigte und so bestätigte, dass Fridolin an diesem Ort verweilen solle.

Nachdem inzwischen König Chlodwig gestorben war, wollten die Einheimischen Fridolin wieder seinen Besitz entreißen. Mit Gebet umd Gottvertrauen gelang ihm wundersamer Weise, den nördlichen Rheinarm, der oft trocken lag, durch Umleitung des Flusses so mit Wasser zu füllen, dass die Leute diese Barriere nicht mehr überwinden konnten. Nun konnte Fridolin in Ruhe ein Doppelkloster gründen – das älteste Kloster Süddeutschlands. Als Abt des Männerklosters missionierte er das Gebiet am Oberrhein und wirkte viele weitere Wunder, so die mehrfache Heilung eines Mannes oder das Löschen einer Feuersbrunst.

In einem Anhang zur Legenda aurea ist das seit um 1290 erzählte Urso-Wunder überliefert: Urso, der Fridolin ein großes Stück Land – den heutigen Kanton Glarus in der Schweiz – geschenkt habe, soll er wieder zum Leben erweckt haben, damit er diese Schenkung gegenüber Ursos Bruder Landolf bezeuge, der Fridolin das Land wieder abnehmen wollte. In der Basilika in Rankweil in Vorarlberg ist der Fridolins-Stein, auf dem er um Hilfe in dieser Angelegenheit gebetet habe; der Stein soll weich geworden und Fridolin mit Armen und Knien eingesunken sein; dann habe er eine Stimme gehört, er solle zum Grabe des Urso gehen und ihn vor das Gericht in Rankweil holen, damit er die Schenkung bezeuge. Landolf sei, als er den bereits in Verwesung übergegangenen Bruder vor Gericht erscheinen sah, so erschrocken und beschämt gewesen, dass er Fridolin auch seinen Teil des Landes schenkte. Nun baute Fridolin auch in dieser Gegend Hilarius-Kirchen, daher der Name des heutigen Schweizer Kantons, Glarus.

Über Fridolin berichtete die in großem zeitlichem Abstand um 970 auf der Grundlage einer verlorenen Handschrift aus dem Jahr 926 durch Balther von Säckingen verfasste Lebensgeschichte; ihn setzt die Forschung mit dem 986 gestorbenen Bischof Balderich von Speyer gleich. Tatsächlich stammte Fridolin – der einen germanischen Namen trägt – wohl nicht aus Irland sondern eher aus der Gegend um Poitiers. Nach dem Sieg Chlodwigs über die Westgoten im Jahr 507 ist tatsächlich die Wiederherstellung der Hilariuskirche in Poitiers wahrscheinlich, zumal Chlodwig nach dem Zeugnis bei Gregor von Tours und Venantius Fortunatus am Vorabend eine Vision des Hilarius hatte; schon 497/498 hatte Chlodwig auch die Alemannen unterorfen, 506 einen Aufstand niedergeschlagen, so dass eine Missionierung ihres Gebietes nach dieser Zeit wahrscheinlich ist.

Noch zu Fridolins Lebzeiten oder wohl eher im 7. Jahrhundert unter König Chlodwig II. an seinem Grab bildete sich tatsächlich eine religiöse Gemeinschaft, die im 9. Jahrhundert als Kanonissenstift Säckingen bezeugt ist; damals stand es in großer Nähe zum Kaiserhaus der Karolinger: Bertha, eine Tochter von Ludwig dem Deutschen und später Richardis, die vormalige Ehefrau von Karl III. waren Äbtissinnen des Klosters Säckingen, im 10. Jahrhundert auch Reglind, die Großmutter von Kaisergattin Adelheid. Aus dem Jahr 825 stammt das älteste Zeugnis einer Verehrung von Fridolin, die sich über das Elsass, Südbaden und die Nordschweiz erstreckte. Der Sieg der Schweizer Eidgenossen über die Habsburger bei Näfels im Kanton Glarus 1388 wird dem Beistand Fridolins zugeschrieben, deshalb wird er dort besonders verehrt; auf dem Schlachtfeld wurde damals sogleich eine Kapelle erbaut und um 1525 durch die Hilariuskirche ersetzt; bis heute ist der erste Donnerstag im April ein Feiertag im Kanton Glarus und es findet die Näfelser Fahrt statt, bei der zahlreiche Menschen nach Näfels ziehen und dort der Schlacht gedenken.

Fridolin wurde in einem wiederverwendeten römischen Sarkophag bestattet, der heute in der Krypta des Münsters in Säckingen steht. Bis 1661 waren die Gebeine in einen persisch-sassanisischen Seidenstoff gewickelt. Seine Reliquien ruhen heute in Wien im Stephansdom. Zahlreiche Bilder stellen ihn – obwohl er kein Mönch war – im Benediktinerhabit mit Abtsstab und deem Skelett von Urso an seiner Seite dar; das Kantonswappen von Glarus zeigt Fridolin als Pilger. Am Sonntag nach dem Fridolinstag finden in Säckingen bis heute eine große Prozession und ein Volksfest statt. Der Stein in der kleinen Fridolinskapelle unter der Sakristei der Basilika in Rankweil wird bei Knieleiden aufgesucht.

Bauernregeln:
Mit ihren Herden wieder hin, / ziehen die Schäfer an Fridolin.
Um den Tag des Fridolin, / da zieht der letzte Winter hin.
Nach dem Tag des Fridolein, / da muss der Pflug im Felde sein.

Stadlers Heiligenlexikon
Fridolin von Säckingen
S. Fridolinus, Abb. (6. März). Vom Altd. = Friedensschwert, schützendes Schwert etc. – Dieser Heilige stammte aus einem berühmten adeligen Geschlechte Irlands oder Südschottlands, erhielt früh in den Wissenschaften gründlichen Unterricht, verließ, vom Geiste Gottes angeweht, allen irdischen Reichthum, wurde Priester und zog als Prediger in den Städten seiner Heimat umher. Sein Bemühen war mit Segen gekrönt, und er erntete Bewunderung und Verehrung. Da gewahrte Fridolin in sich selbst einen gefährlichen Feind seines Seelenheils, nämlich den Ehrgeiz, und er beschloß deßhalb, die Stätte seines Ruhmes zu verlassen und in einem fremden Lande, Gallien, als Prediger aufzutreten. Nach längerer Wanderung nahm er sofort (um das J. 507, aber nicht wohl früher) seinen bleibenden Aufenthalt zu Poitiers (Pictavium), wo einst der große Kirchenvater Hilarius, dieser Athanasius des Abendlandes, gelebt und gewirkt hatte. Aber das Kloster desselben lag jetzt seit der Völkerwanderung (409) in Trümmern, und selbst die Reliquien des hl. Hilarius waren unter den Ruinen begraben. Fridolin wünschte nichts eifriger als die Wiederauffindung der Reliquien und die Wiederherstellung der Kirche des hl. Hilarius. Nachdem er lange darum gebetet, soll ihm in einer nächtlichen Vision der hl. Hilarius selbst die baldige Erfüllung seines Wunsches angekündigt haben. Er ging jetzt zum Bischofe von Poitiers, der ihn äußerst freundlich aufnahm und mit den Einwohnern der Stadt von nun an unablässig den hl. Hilarius verehrte. Fridolin wurde jetzt vom Bischofe zum Abte des verfallenen Klosters ernannt, und beide gingen zu König Chlodwig I., um seine Unterstützung zum Wiederaufbau des Klosters zu erflehen. Der König gewährte ihre Bitte und beschenkte sie reichlich; Fridolin aber benützte seinen Aufenthalt am Hoflager zur Bekehrung vieler Heiden, die sich noch in der Umgebung des Königs befanden. Die Reliquien wurden nun aus dem Schutte gehoben, ehrerbietig verwahrt, und der Bau der neuen Kirche mit Eifer betrieben. Nach einiger Zeit erschien unserm frommen Abte St. Hilarius zum zweitenmal und gab ihm die Weisung, das in Poitiers begonnene Werk seinen zwei Neffen zur Vollendung zu überlassen, selber aber mit einem Theile der gefundenen Reliquien nach Alemanien zu wandern; denn dort sei eine vom Rhein umflossene Insel das von Gott verordnete Ziel seiner apostolischen Reisen. Unter lautem Wehklagen der Bewohner von Poitiers verließ Fridolin die Stadt und erhielt zugleich vom Könige volle Gewalt, nach Gutdünken in der fraglichen noch unbekannten Insel zu schalten. Der Heilige kam sofort zuerst an die Mosel und erbaute hier am Ufer des Flusses zwischen Coblenz und Trier ein Hilariuskloster 1, dem er auch einige der mitgebrachten Reliquien des Heiligen überließ. Von da zog Fridolin weiter in die Thäler der Vogesen, errichtete auch hier dem hl. Hilarius zu Ehren eine Kirche, und eine weitere in Straßburg. 2 Von dieser Stadt richtete er weiter seinen Weg durch Burgund nach Rhätien, um den Bischof von Chur zu besuchen. Auch hier blieb er so lange, bis er eine Hilariuskirche errichtet hatte, und fragte mitunter die Bewohner, ob ihnen keine vom Rheine völlig umflossene, bisher unbewohnte Insel bekannt sei. Da er keine sichere Antwort erhielt, irrte er lange unter Mühen und Beschwerden umher, bis er endlich an der Stelle der heutigen badischen Stadt Seckingen (zwischen Zurzach und Basel) fand, was er suchte. Die Bewohner der dortigen Rheinufer benützten die Insel als Weideplatz für ihr Vieh. Als sie nun den fremden Mann suchend auf der Insel umhergehen sahen (er forschte nämlich nach einem zum Kirchbaue tauglichen Platze), so hielten sie ihn für einen Dieb, der ihren Heerden nachstelle, und jagten ihn unter Schlägen davon. Fridolin sah sich genöthigt, wieder zum fränkischen Könige zu gehen und ihn um Unterstützung zu bitten. Der König schenkte ihm nun die Insel durch eine Urkunde, die jeden, der dem Missionär feindlich in den Weg trete, mit Todesstrafe bedrohte. Fridolin setzte sich hierauf in ruhigen Besitz der Insel, machte sie urbar, baute darauf eine Kirche zu Ehren des hl. Hilarius sammt einem Frauenkloster, führte da sein heiliges Leben fort und wirkte viele Wunder. Namentlich wies er dem Rheine durch sein Gebet ein anderes Bett an. Ob schon von ihm selbst oder erst von einem seiner Nachfolger auch ein Mannskloster zu Seckingen gestiftet worden sei, ist zweifelhaft. Der Biograph des Heiligen schweigt darüber und berichtet statt dessen verschiedene Wunder, namentlich daß Fridolin in Glarus einen Todten erweckt habe. Dieser älteste Missionär Alemaniens starb zu Seckingen am 6. März. Das Jahr seines Todes ist nicht angegeben (vgl. Kirchenlexikon von Wetzer und Welte). Die Bollandisten nehmen beiläufig das J. 540 an, Butler 538. Gott wirkte durch die Fürbitte des Heiligen viele Wunder, sowohl vor als nach seinem Tode. Dadurch ward sein Name berühmt in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, in den Niederlanden, in England, Schottland und Irland. Die Martyrologien verzeichnen seinen Namen am 6. März. Seine Reliquien wurden lange unversehrt erhalten; die letzte Eröffnung seines Sarges geschah im Jahr 1637, wo man seine Gebeine in reichen Stoff eingehüllt fand. Fridolin ist der Titularpatron des Kantons Glarus, der als Wappen das Bild des Heiligen hat. Man stellt ihn als Benedictiner, dem Volke predigend, dar, obgleich er niemals diesem Orden angehörte, schon darum nicht, weil der hl. Benedict um diese Zeit diesseits der Alpen noch nicht bekannt war. Oft sieht man Fridolin auf Bildern, wie er einen Todten erweckt. Zwei Brüder, Ursus und Landulph, hatten nämlich bei Seckingen bedeutende Güter. Ersterer vermachte einen Theil derselbea dem Heiligen und starb. Nach seinem Tode ward dem hl. Fridolin der rechtmäßige Besitz derselben streitig gemacht. Da erweckt der Heilige den Ursus wieder zum Leben und bringt ihn vor den Richter, wo er den wahren Sachverhalt bekennt. Diese Begebenheit ist in der Basilika des hl. Bonifacius in München so abgebildet: Fridolin, als Mönch, in der Linken einen Brief (Schenkungsurkunde) haltend, führt den aus dem Grabe Erstandenen vor den Richter. Jener hebt drei Finger der rechten Hand zum Schwure empor. Rechts von demselben kniet Landulph, die Rechte erhoben, die Linke am Griff des Schwertes. 3 (I. 430. But. III. 400.)

1 Dieses Kloster, sagt das Kirchenlexikon von Wetzer und Welte IV. 220, woraus der alte Biograph Fridolin’s einen Codex benützte, nennt derselbe Helera, juxta Musellae cujusdam fluvii litus situm. Schon Bruschius und die Bollandisten, und neuerdings Mone und Rettberg, glaubten dieß Helera in dem jetzigen St. Arold im französischen Departement Mosel (zwischen Metz und Saargemünd), das früher Hilariacum hieß, wieder erkennen zu dürfen, und stießen sich nicht daran, daß St. Arold nicht an der Mosel, sondern an dem kleinen Flüßchen Roselle liegt. Mone stellt dabei die Hypothese auf, es sei nur durch den Fehler eines Copisten, »Mosella« aus »Rosella« geworden. Auf das Richtige hat aber im J. 1845 Herr Regierungsrath Holzer in Coblenz (dann Dompropst in Trier) in seinem Schriftchen de Proepiscopis Trevirensibus etc. p. 38 aufmerksam gemacht. Einer der Trierer Weihbischöfe, nämlich Nikolaus von Arle, weihte im J. 1346 in der Kirche zu Elre drei neue Altäre, darunter den Hauptaltar zu Ehren des hl. Hilarius. Dieses Elre nun, jetzt Eller, liegt wirklich an der Mosel zwischen Coblenz und Trier (näher zwischen Cochem und Zell), und die dortige Kirche (das Kloster existirt nicht mehr) hat noch jetzt den Namen und Reliquien von St. Hilarius. Es ist darum wohl auch kein Zweifel, daß dieses Eller (Ellera) das Helera des Biographen Fridolin’s sei und seinen Namen von Hilarius habe.

2 Vielleicht bezeichnet St. Arold die Stelle, wo Fridolin die Hilariuskirche in den Vogesen gründete.

3 Alle Nachrichten über Fridolin beruhen auf einer alten Biographie desselben, abgedruckt bei den Bollandisten (Mart. I. 433), welche Baltherus oder Walter, Mönch in dem von Fridolin gestifteten Kloster Seckingen, im 10. Jahrhundert gefertigt und seinem Lehrer Notker von St. Gallen gewidmet hat. Seiner Angabe zufolge legte er dabei einen beträchtlich älteren Aufsatz zu Grunde, den er in einem andern gleichfalls von Fridolin gestifteten Kloster (Helera an der Mosel) fand, und aus Mangel an Pergament und Tinte nicht abschreiben konnte, wohl aber nahezu auswendig lernte. Nach Dr. Rettberg’s Ansicht, die er in seiner »Kirchengeschichte Deutschlands« (Bd. II. 30 ff.) ausspricht, wäre jedoch diese Angabe durchaus unglaubwürdig, leere Fiction eines gewöhnlichen Legendenschreibers, und Balthers Arbeit selbst nicht mehr als eine der vielen gewöhnlichen Legenden des 10. Jahrhunderts, woraus sich unmöglich ein festes, geschichtliches Resultat entnehmen lasse, zumal da darin allerlei Unwahrscheinliches über weitschweifige Reisen Fridolins erzählt werden, Fridolins Name selbst aber weder bei Gregor von Tours, noch in den Martyrologien Rhabanus und St. Notker vorkomme. Geben wir auch zu (sagt darauf Professor Dr. Hefele im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte), daß diese kritischen Bedenken Rettbergs nicht ganz ohne Grund seien, so darf doch über Balthers Nachrichten der Stab noch lange nicht so zuversichtlich gebrochen und ihnen keineswegs alle historische Glaubwürdigkeit abgesprochen werden. – Die Angabe eines kirchlichen Schriftstellers, Fridolin habe im J. 490 in Augsburg das Evangelium gepredigt, ist ein offenbarer Irrthum. – Wenn Bucelin als Vater des Heiligen den König Coranus von Schottland nennt, so halten die Bollandisten auch dieses für ganz und gar unerwiesen. In Bucelin’s Supplementen werden acht Klöster aufgezählt, die Fridolin gegründet, und wird dann beigefügt, des Heiligen Leben habe sich bis zum J. 543 ausgedehnt.

https://www.heiligenlexikon.de//CatholicEncyclopedia/Catholic_Encyclopedia.html
St. Fridolin
Missionary, founder of the Monastery of Säckingen, Baden (sixth century). In accordance with a later tradition, St. Fridolin is venerated as the first Irish missionary who laboured among the Alamanni on the Upper Rhine, in the time of the Merovingians. The earliest documentary information we possess concerning him is the biography written by Balther, a Säckingen monk, at the beginning of the eleventh century (Mon. Germ. Hist.: Script. rer. Merov., III, 350-69). According to this life, Fridolin (or Fridold) belonged to a noble family in Ireland (Scottia inferior), and at first laboured as a missionary in his native land. Afterwards crossing to France, he came to Poitiers, where in answer to a vision, he sought out the relics of St. Hilarius, and built a church for their reception. St. Hilarius subsequently appeared to him in a dream, and commanded him to proceed to an island in the Rhine, in the territories of the Alamanni. In obedience to this summons, Fridolin repaired to the Emperor Clovis, who granted him possession of the still unknown island, and thence proceeded through Helion, Strasburg, and Coire, founding churches in every district in honour of St. Hilarius. Reaching at last the island of Säckingen in the Rhine, he recognized in it the island indicated in the dream, and prepared to build a church there. The inhabitants of the banks of the Rhine, however, who used the island as a pasturage for their cattle, mistook Fridolin for a cattle-robber and expelled him. On his production of Clovis’s deed of gift, he was allowed to return, and to found a church and monastery on the island. He then resumed his missionary labours, founded the Scottish monastery in Constance, and extended his mission to Augsburg. He died on 6 March, and was buried at Säckingen. The writer of this legend professes to have derived his information from a biography, which he discovered in the cloister of Helera on the Moselle, also founded by Fridolin, and which, being unable to copy from want of parchment and ink, he had learned by heart.

This statement sounds very suspicious, and makes one conclude that Balther was compelled to rely on verbal tradition for the information recorded in his work. Not a single ancient author mentions Fridolin, the life has no proper historical chronological arrangement, and the enumeration of so many wonders and visions awakens distrust. Consequently, most modern historians justly reject the life as unauthentic, and as having no historical foundation for the facts recorded, while the older historians believed that it contained a germ of truth. In the early Middle Ages, there was certainly some connection between Säckingen and Poitiers, from which the former monastery received its relics, and this fact may have made the author connect Fridolin with the veneration of St. Hilarius of Poitiers, and the churches erected in his honour. The only portion of the life that can be regarded as historically tenable, is that Fridolin was an Irish missionary, who preached the Christian religion in Gaul, and founded a monastery on the island of Säckingen in the Rhine. Concerning the date of these occurrences, we have no exact information. The monastery, however, was of great importance in the ninth century, since the earliest extant document concerning it states that on 10 February, 878, Charles the Fat presented to his wife Richardis the Monasteries of Säckingen, of St. Felix and of Regula in Zurich.

Vita Fridolini, auctore Balthero monacho, in the following works: COLGAN, Acta Sanct. Hiberniæ (Louvain, 1645), I, 481 sq.; MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte (Karlsruhe, 1845), I; ed. KRUSCH in Mon. Hist., Script. Rer. Merowing., III, 351-69; Acta SS., March, I, 433-441.
POTTHAST, Bibliotheca historica medii ævi (Berlin, 1896), II, 1322-23; Bibliotheca hagiographica latina, ed. BOLLANDISTS, I, 478; WATTENBACH, Deutschlands Geschichtsquellen, I (7th ed., Berlin, 1904) 155; HEFELE, Geschichte der Einführung des Christenthums im südwestl. Deutschland (Tübingen, 1837); LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz vor St. Gallus (Lucerne, 1871), 267 sqq.; LEO, Der hl. Fridolin (Freiburg im Br., 1886); HEER, St. Fridolin, der Apostel Alemanniens (Zürich, 1889); VON KNONAU, Nochmals die Frage St. Fridolin in Anzeiger für Schweizergesch. (1889), 377-81; SCHULTE, Beiträge zur Kritik der Vita Fridolini, Jahrbuch für Schweizergesch., XVIII (1893), 134-152.

Bild: Heilige_Fridolin von Säckingen
https://www.heiligenlexikon.de//Stadler/Fridolin_von_Saeckingen.html
Autor: Joachim Schäfer – zuletzt aktualisiert am 10.12.2016

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Schwester Dominika Duelli aus A – 6212 Maurach, E-Mail vom 6. März 2005
http://www.gl.ch/xml_1/internet/de/application/d408/f417.cfm
http://www.bauernregeln.net/maerz.html
• Werner Pohl, E-Mail vom 6. März 2006
http://www.operone.de/komponist/kreutzer.html#gang
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/ungewoehnliche-urauffuehrung–25112582.html
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
http://als.wikipedia.org/wiki/Reinhardsm%C3%BCnster
• Mechthild Pörnbacher: St. Fridolin von Säckingen. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2001
• Jürgen Kaiser: St. Fridolinsmünster Bad Säckingen, 7. Aufl., Schnell & Steiner Regensburg 2008
• Jürg Davatz: Pfarrkirche St. hilarius und Kapuzinerkloster in Näfels. Hg. von der Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte, 2. Aufl., Bern 2003

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Fridolin von Säckingen, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon – https://www.heiligenlexikon.de//BiographienF/Fridolin_von_Saeckingen.htm, abgerufen am 6. 3. 2017
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar.